Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Baumart
Band III,1 (1897) S. 491 (IA)
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Birke, betula alba L., unsere gemeine B., ist in Griechenland zu keiner Zeit wild gefunden worden, vgl. Lenz Bot. d. a. Gr. u. R. 392. Selbst wenn man sie dort pflanzt, gedeiht sie nicht, sondern geht nach kurzer Zeit ein, vgl. Fraas Synops. pl. fl. cl. 255. So erklärt es sich, dass unsere B. von keinem griechischen Schriftsteller erwähnt wird. Lange Zeit glaubte man (so noch Billerbeck Flora class. 228), das Wort σημύδα bei Theophrast (h. pl. III 14, 4. V 7, 7) auf die B. beziehen zu sollen, doch wandte sich hiergegen mit Recht schon Fraas a. O. 65. 255. Aber bereits in Norditalien wächst die B. auf der Nordseite hoher Berge wild (italienisch betulla, auch bettula oder betula, oder bedello). Die einzigen Textstellen, die wirklich auf unsere B. gehen, finden sich bei Plinius; Hauptstelle n. h. XVI 75: ‚Die B. liebt einen kühleren Standort. Sie ist eigentlich ein gallischer Baum von auffallend weisser Farbe und grosser Zartheit (gemeint ist die weisse Farbe der dünnen Rinde). Die Obrigkeiten bedienen sich der Birkenruten zum Strafen. Auch zu Reifen und Korbrippen finden die Ruten Verwendung. In Gallien kocht man aus Birkenrinde Teer (bitumen).‘ Die B. war somit ein von vielen gefürchteter Baum, der Scheu einflösste, weil die Zuchtruten der fasces aus Birken- (oder Ulmen-) zweigen (virgae) bestanden, vgl. Bötticher Baumkultus 305. Dass man auch Fesseln (vincula) aus Birkenruten flocht, sowie Schilde (scuta) daraus herstellte oder doch mit Flechtwerk aus Birkenreisern überzog, auch ganze Körbe aus letzteren anfertigte, erwähnt Plinius mehr beiläufig, vgl. n. h. XVI 176. 209.

[Wagler. ]