Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
die heutige Somâliküste, seit dem ägypt. Handel mit Indien 1. Jh. n. Chr.
Band II,2 (1896) S. 2855 (IA)–2856 (IA)
Bildergalerie im Original
Register II,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|II,2|2855|2856|Barbaria 1|[[REAutor]]|RE:Barbaria 1}}        

Barbaria. 1) Barbaria hiess seit dem Aufschwung des ägyptischen Handels nach Indien im 1. Jhdt. n. Chr. die heutige Somâliküste. Artemidoros in seiner Beschreibung des Gewürzlandes bei Strab. XVI 775f. wendet diesen Ausdruck noch nicht an, wohl aber der Verfasser des Peripl. mar. Erythr. 75 n. Chr., er spricht § 5 von B., § 7 von [2856] den ἐμπόρια Βαρβαρικὰ τὰ πέραν (τῆς Ἀραβίας) λεγόμενα, welche zwar hafenlos wären, aber geeignete Anker- und Landungsplätze hätten wie Aualites, Malao, Mundu, Mosylon und Aromata, das letzte Emporion τῆς Βαρβαρικῆς ἠπείρου; hinter Opone beginnt sodann der mit Rhapta endigende Küstenstrich Azania; er zählt ferner die Naturproducte und Waren auf, welche aus diesen Plätzen bezogen wurden oder aus Ägypten und Indien dahin gelangten. Die Laudesbewohner Βάρβαροι schildert er § 7 als ziemlich rohe Naturkinder; es sind die Barbara (pl. Barâbra) der arabischen Geographen, ,ein Mischvolk von Zenğ-Negern und Ḥabâši'; der Name haftet noch jetzt an dem Küstenort Barbara oder Berbora, dem alten Emporion Malao; Ludolf vergleicht das Tigréwort barbar ‚Räuber, Hirt‘, von barbara ‚rauben‘, doch kann auch griechisch βάρβαρος zu Grunde liegen, vgl. im Peripl. § 2 Βαρβαρικὴ χώρα für den nubischen Küstenstrich südlich von Berenike. Bei Ptol. I 17, 5. IV 7, 4. 11. 14. 28 umfasst die B. nicht blos die Aromataküste, sondern auch ganz Azania bis zum Vorgebirge Rhapta, und er unterscheidet sogar § 28 zwischen der Βαρβαρία ἡ παράλιος und dem Pestland Azania; die Stadt Rhapta erscheint demnach als μητρόπολις τῆς Βαρβαρίας und das Meer vom Osthorn Africas bis zum Vorgebirge Rhapta als Βαρβαρικὸν πέλαγος, Βαρβαρικὸς κόλπος oder (Steph. Byz. s. Ἀπόκοπα) μυχός, während Plinius von einem Azanium mare spricht und die arabischen Geographen z. Β. Mas῾ûdî I 231 die Ausdrücke baḥr-Barbarà, al-chalìğ al-Barbarâ auf den Golf von ῾Adan einschränken. Richtig gebraucht Kosmas B. als Synonym für die λιβανωτοφόρος γῆ oder die nördliche Somâlîküste, welche nur zwei Tagfahrten gegenüber der Himyârküste liege; als Endpunkt der B. gelte bei den nach Indien segelnden Kauffahrern das Vorgebirge Zingion (s. d.); neben den Barbaroi d. i. den Somâli sollen tiefer im Inlande, nahe dem Goldbezirke von Habeš, die Rausoi wohnen – das sind offenbar die Arúsi, ein Hauptstamm der Galla an den beiden Oberläufen, welche den Namen Wêbi tragen.