Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Sohn von Athenion Nr. 2
Band II,2 (1896) S. 20382039
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3) Sohn des Vorigen und einer ägyptischen Sclavin. Nachdem er den Vater beerbt hatte, gelang es ihm, sich in die athenische Bürgerliste einzuschleichen. In peripatetischer Lehre erzogen, begab er sich mit seiner jungen Frau auf Reisen und verdiente durch sophistische Vorlesungen in Messene und Larissa in Thessalien so viel Geld, dass er als reicher Mann in seine Vaterstadt zurückkehrte. Als nach den grossen Erfolgen des Mithridates VI. in Asien die athenischen Demokraten sich dem pontischen Könige zuneigten, wurde A., der wohl durch seine Reichtümer wie durch seine Redefertigkeit Einfluss gewonnen hatte, als Gesandter an den König geschickt. Von diesem auf das ehrendste empfangen, sogar unter die φίλοι des Königs aufgenommen, bearbeitete er in seinen Briefen die Athener, um sie dem König zuzuführen. Am Anfang des J. 88 v. Chr. kehrte er zurück nach Athen, wo er vom Volk mit ganz unsinnigen Ehren empfangen wurde. Nachdem [2039] er am folgenden Tage die Athener durch seine Schilderung von der Macht des Königs begeistert und sie zum Anschluss an den König aufgefordert hatte, wurde er sofort zum στρατηγὸς ἐπὶ τῶν ὅπλων erwählt. Aber schon nach wenigen Tagen warf er sich zum Tyrannen auf und begann eine blutige Hetzjagd gegen die anständigen Elemente der Bevölkerung, die es vorziehen wollten, die Stadt zu verlassen. Dass er nur gegen die römisch Gesinnten vorgegangen sei, wird nicht überliefert. Natürlich waren sie unter den Verfolgten. Er scheint seine Tyrannis weniger zu politischen, als zu egoistischen Zwecken ausgenutzt zu haben. In den öffentlichen Versammlungen heuchelte er sogar Sympathien für die Römer. Durch die Razzia in Stadt und Land nicht befriedigt, streckte er seine Hände nach dem Tempelschatz auf Delos aus. Er entsendete dorthin ein Heer unter Führung des völlig unfähigen Apellikon, der bald darauf von dem römischen Feldherrn Orbius überrumpelt und geschlagen wurde. Hier bricht Poseidonios (FHG III 266ff.; vgl. Athen. V 211 d ff.), der einzige, der über A. berichtet hat, ab. Da bald darauf ein anderer Tyrann, Aristion, in Athen herrscht, wird anzunehmen sein, dass eben durch diesen Misserfolg auf Delos (600 Athener tot, 400 gefangen) der Zusammenbruch von A.s Herrlichkeit erfolgte. Der ephemere Charakter dieser Tyrannis (sie braucht nur wenige Wochen gewährt zu haben) erklärt es, dass nur der Zeitgenosse Poseidonios einen ausführlichen Bericht hinterlassen hat, dass dagegen mehrere, wie Appian (vgl. Mithr. 28, 15ff.) und Plutarch (vgl. Sull. 13 καὶ τῇ πόλει – ἐπιτιθέμενος) ihn offenbar überhaupt nicht gekannt haben. Dagegen kennt ihn der aus Poseidonios viel schöpfende Strabon, wenn er IX 398 sagt: ἐπιπεσὼν δ’ ὁ Μιθριδατικὸς πόλεμος τυράννους αὐτοῖς κατέστησεν, οὓς ὁ βασιλεὺς ἐβούλετο· τὸν δ’ ἰσχύσαντα μάλιστα τὸν Ἀριστίωνα κτλ. Er kennt also ausser Aristion, dem letzten Tyrannen (s. d. Nr. 15), mindestens noch einen. Vgl. übrigens Plut. Sull. 11, wo von Mithridates gesagt wird: ἐν Περγάμῳ καθῆστο πλούτους καὶ δυναστείας καὶ τυραννίδας διανέμων τοῖς φίλοις. Bisher ist allgemein A. mit diesem Aristion zusammengeworfen worden. So Hertzberg Gesch. Griechenl. unter d. Herrschaft d. Röm. I 348ff. Mommsen R. G. II⁶ 286ff. R. Weil Athen. Mitt. VI 315ff. Erst Niese Rh. Mus. XLII 547ff. hat die Verschiedenheit der beiden Persönlichkeiten erwiesen. Trotzdem hält Th. Reinach (Mithridate Eupator 139, 1) an der Identität fest. Ihm folgt Holm Griech. Gesch. IV 695ff.