Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Stadt in Mysien Spaltenangaben: (Plan 1749-1750)
Band II,2 (1896) S. 17481749 (IA)
Assos in der Wikipedia
GND: 4003268-1
Assos in Wikidata
Assos bei Pleiades
Bildergalerie im Original
Register II,2 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|II,2|1748|1749|Assos 1|[[REAutor]]|RE:Assos 1}}        

Assos. 1) Ἡ Ἄσσος (nach Arcad. p. 76, 12, vgl. Meineke zu Steph. Byz., richtiger Ἀσσός). Stadt in Mysien (nach Ptol. V 2, 4 [Ἆσσον] und Paus. V 4, 9 in der Troas; Hermolaos’, bezw. Steph. Byz. Artikel ist in heillose Verwirrung geraten), 1 km. vom Gestade des adramyttenischen Meerbusens auf einem steinigen (ὀξύς), schwerzugänglichen (δυσάνοδος) und (bis 234 m.) hohen Trachytkegel in Terrassen erbaut. Der Satnioeis (jetzt Tusla-tschaí) fliesst ca. 1 km. nördlich von den Stadtmauern. Keine griechische Stadt in Europa oder Asien hatte eine herrlichere und imposantere Lage. Die Befestigungen von A. (jetzt nimmt Behram-Kalessi einen Teil des alten Stadtgebietes ein) sind ohne Zweifel die schönsten bekannten Beispiele von griechischem Festungsbau. Die Mauern (die äusseren Umfassungsmauern von 3 km. Ausdehnung) stellen die Arbeit von 12 Jahrhunderten dar. Ihr grösster Teil stammt aus dem 4. Jhdt. v. Chr. (ursprünglich gegen 19 m. hoch). Die Fläche von A. beträgt ca. 2/5□ km. Jos. Thacher Clarke (Pap. Arch. Inst. Americ. Class. Ser. I 1882, 58f.) macht es wahrscheinlich, dass Phoiniker und Karer hier Stationen hatten; er hält es für möglich, dass unter dem in der Ilias öfters erwähnten Πήδασος das spätere A. zu verstehen sei (s. d.). Schliemann glaubte an der Stelle von A. das homerische Chryse suchen zu müssen. Geschichte von A.: Vor 1000 war A. Hauptstadt der Leleger, nach diesem Datum aiolische Colonie von Methymna aus, 560–549 Lydien, 549–479 Persien unterworfen, von da bis 405 unter Athens Einfluss, 405 Oligarchie. 366/5 wird der Satrap Ariobarzanes von Autophradates und Maussollos belagert (Ps.-Xen. Ages. 2, 26), 360 unter Eubulos’ Herrschaft. Um 350 Verwaltung des Hermeias, Boeckh Kl. Schr. VI 202ff. 348–345 Aristoteles’ Aufenthalt, 345–334 wiederum persisch. 334–241 unter Alexandros d. Gr. und seinen Nachfolgern, 241–133 Teil des pergamenischen Reiches, 133–330 n. Chr. römisch, 264 und 269 Goten. Gehörte später zum θέμα καλ. Αἰγαῖον πέλαγος. Bischofssitz, Schlumberger Sigillographie 200. Der Name Apollonia, welchen sie nach Plinius n. h. V 123 auch führte, ist ihr wahrscheinlich erst in der Zeit des Attalos, nach dessen Mutter Apollonia auch ein attischer Demos dieses Namens benannt wurde, beigelegt worden. Aus A. stammte der Stoiker Kleanthes. Berühmt war der Weizen von A. (Strab. XV 735) und eine Steinart Ἄσσιος λίθος Diosc. V 141. Timon bei Diog. Laert. VII 170 (Anth. Pal. XI 296). Luc. tragod. 162, lapis Assius Plin. n. h. II 210. XXXVI 131ff. (Edelstein Sarder XXXVII 105), σαρκοφάγος genannt; vgl. hiezu Virchow S.-Ber. Akad. Berl. 1884, 541ff. Inschriften: CIG II 3569–73. Pap. of the Amer. Sch. of Class. Stud. Ath. I, Bost. 1885, 1–87. Pap. Arch. Inst. Americ. Class. Ser. I (1882) 133ff. Münzen: Head HN 448. Imhoof-Blumer Griech. Münzen 1890, 87. Neuere Litteratur bei Clarke Prelim. Report of the Invest. at Assos (Pap. Arch. Inst. Americ. Class. Ser. I 5ff.). Dazu: Virchow a. a. O.; Pall Mall Gaz. 1884 Aug. 28 = Corr.-Bl. Anthr. Ethn. Urg. 1885, 1ff. Tomaschek S.-Ber. Akad. Wien CXXIV (1891) VIII 23. Allen Am. Journ. Philol. III nr. 12 (Plan. s. nebenstehend).

Karte

[1749–1750]