Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Aus Alexandria Neuplatoniker
Band II,2 (1896) S. 16411642
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11) Aus Alexandreia, Neuplatoniker des 5. Jhdts., galt seinen Zeitgenossen als ein äusserst begabter, bedeutender Denker (Damask. v. Isid. 126. Suid.); ,der Grosse‘ ward er, wie freilich auch viele andere Neuplatoniker, genannt (Damask. ebd. 160. Olymp. in Meteor. II 222 Idel.). Simplikios hielt ihn für den tüchtigsten Schüler des Proklos (in Phys. 795, 20 Diels); dieser selbst widmete ihm seine Erklärung des Parmenides. Damaskios rühmt seinen Scharfsinn und seine Frömmigkeit (Suid. s. Ἀσκληπιόδοτος. δεισιδαιμονία), erklärt, dass er in Naturkunde und Mathematik vor Allen sich ausgezeichnet [1642] und in der Heilkunde seinen Lehrer Iakobos überflügelt habe (v. Isid. 126–128. Suid. s. Ἀσκληπιόδοτος. Σωρανός). Auch von Wunderthaten, die er verrichtet haben soll, weiss Damaskios manches zu erzählen (ebd. 116. 139f. Suid. ebd.). Zu tadeln aber findet er an A., dass er für die dunklen Lehren des Neuplatonismus, für die ,höhere orphische, ägyptische und chaldaeische Weisheit‘ unempfänglich gewesen sei, dass er vom Opferwesen nichts habe wissen wollen und magischer Künste sich enthalten habe; dass er ein Neuerer gewesen sei und auch in der Ethik nicht mit den älteren Platonikern überirdische Principien menschlichen Thuns angenommen, sondern den Blick lediglich auf Irdisches und Weltliches gelenkt habe (v. Isid. 126. Suid. s. ἀδαήμονες. δεισιδαιμονία; vgl. Simpl. a. a. O.). In allen diesen Äusserungen finden wir lediglich Beweise für die rühmenswerte Unbefangenheit, Klarheit und Besonnenheit, die A. der unklaren Metaphysik, der wirren Mystik, dem unsinnigen Aberglauben und der weltflüchtigen Ethik des späteren Neuplatonismus entgegenstellte, und für die Selbständigkeit des Denkers, die den Spätlingen als tadelnswerte Neuerungssucht erschien. Von seiner schriftstellerischen Thätigkeit wissen wir nur, dass er einen Commentar zu Platons Timaios verfasst hat (Olymp. in Aristot. meteor. II 222 Idel.); von seinen philosophischen Lehren ist nichts, von seinen naturwissenschaftlichen Ansichten nur Unbedeutendes überliefert (bei Olymp. a. a. O. und einem Unbekannten in den Aristot. Scholien 508 a 39 Brand.). Vgl Zeller Ph. d. Gr. III 2³, 832.