27) Der Geograph aus Ephesos. S. Ukert Gеоgr. der Gr. u. Röm. I 1, 156. Forbiger Handb. der alten Geogr. I 246. Vivien de St. Martin Hist. de la géogr. 150. Stiehle Philologus XI 195f. Susemihl Litt.–Gesch. I 693f. Berger Gesch. der wiss. Erdk. der Gr. IV 38f. Die Blütezeit A.s setzt Marcian. epit. peripl. Menipp. 3 (Geogr. Gr. min. ed. C. Mueller I 566, 31) in die 169. Olympiade (104–100 v. Chr.). Dass er in seiner Vaterstadt in hoher Achtung stand, beweist die Gesandtschaft nach Rom, die ihm zur Reclamation gewisser von den römischen Staatspächtern in Beschlag genommener Tempeleinkünfte übertragen ward, und die er mit solchem Erfolg zu Ende führte, dass seine Mitbürger ihm ein goldenes Standbild errichteten (Strab. XIV 642). Der Aufenthalt in Rom und das Vorbild des Polybios scheint Eindruck auf [1330] ihn gemacht zu haben. Ausser Italien bereiste er auch Spanien (Strab. III 137f.), Ägypten und die angrenzenden Länder (Strab. XVI 744f. XVII 803), einige Teile der Küsten des atlantischen Meeres (Marcian. a. a. O.) und besonders das Mittelmeer (vgl. Vivien de St. Martin Hist. de la géogr. 150). Die Frucht seiner eigenen Untersuchungen und seines Studiums der geographischen Schriftsteller, des Timosthenes, Eratosthenes, Polybios und vieler anderer, die er teils corrigierte, teils benutzte und ausschrieb, wie besonders den Agatharchides (Susemihl a. a. O. 695, 303. 304. Berger 39), war ein Periplus des inneren Meeres, erweitert zu einem wahrscheinlich γεωγραφούμενα genannten Werke über die ganze Oekumene in elf Büchern (Marcian. peripl. mar. ext. I 1; epit. peripl. Menipp. 3), von welchem nach Stiehle (vgl. Susemihl 694, 302) Buch 1–6 Europa, Buch 7 Libyen, Buch 8–11 Asien, Ägypten wie gewöhnlich eingeschlossen, behandelte. Ein Excerptor der nachchristlichen Zeit, Marcian von Herakleia, machte aus diesem Werke einen Auszug in einem Buche, der die einzelnen Bücher der Vorlage angab (Marcian. epit. peripl. Menipp. 4. Steph. Byz. s. Μαλάκη. Susemihl 696, 310. 312). Nach den zahlreichen Fragmenten der viel und lange Zeit benutzten Arbeit zu schliessen, berücksichtigte A. in seiner Darstellung alles, was zur physikalischen und historisch-politischen Länderkunde gehörte; die grösste Aufmerksamkeit aber richtete er auf die Stadienvermessung der Küsten, der Überfahrten, der Strassen und die Zusammenstellung der Maasse der Länder der ganzen Oekumene (vgl. A. Häbler Die Nord- und Westküste Hispaniens 12f.), denn er gehörte der mit Polybios beginnenden Richtung der Geographie an, welche die seit Dikaiarch gepflegten, immer höher steigenden Aufgaben der astronomisch-mathematischen Kartographie und Geographie als unerfüllbar verliess und dafür auf die Nutzbarkeit des Stadiasmus und der Länderkunde für den Staat und das Publicum hinwies. Scharfe Angriffe gegen Eratosthenes, die sich auf A. zurückführen lassen (Marcian. epit. Menipp. 2. 3. Berger 40), stehen mit dieser Richtung im Zusammenhange und mögen ihm selbst wieder den Tadel Strabons (III 172. XV 719, vgl. I 13) und vielleicht noch anderer, der sich bei seinem Epitomator selbst (Marcian. epit. Menipp. 3 p. 566, 30f.) erhalten hat in den Worten, A. sei der beste Periplusschreiber, stehe aber in der Geographie zurück, zugezogen haben. Nach Athen. III 111 d war noch eine zweite Schrift, Ἰωνικὰ ὑπομνήματα von ihm vorhanden.