Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
fertig  
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Altepisches Beiwort d. Hermes
Band II,1 (1895) S. 703
Bildergalerie im Original
Register II,1 Alle Register
Linkvorlage für WP   
* {{RE|II,1|703||Argeiphontes 1|[[REAutor]]|RE:Argeiphontes 1}}        

Argeiphontes (Ἀργειφόντης). 1) Altepisches Beiwort des Hermes, bei Homer und den übrigen Dichtern meistens mit einem Adjectivum (διάκτορος, ἐύσκοπος, κλυτός, κρατύς, κύδιμος, Κυλλήνιος, χρυσόρραπις) verbunden; Belegstellen aus der Dichtung bei Bruchmann Epitheta deorum 105. Nach der gewöhnlichen Erklärung bezeichnet A. den ,Argostöter‘, d. h. den Erleger des Io--Wächters Argos (Hesiod. Aigim. frg. 5–6 Rzach. Apollod. II 1, 3, 4). Aristarch und andere verwarfen jedoch diese Erklärung aus sprachlichen Gründen oder weil sie den Mythus von der Tötung des Argos für nachhomerisch hielten (Schol. Hom. Il. II 103. XXIV 24). Statt dessen wurde A. auf die verschiedenste Weise erklärt als der ,Schlangentöter‘ (ἀργής = ὄφις), der ,in Argos Erschienene‘, der ,Hellglänzende‘, ferner als ἀργὸς φόνου, καταργῶν τοὺς φόνους oder als ὁ ἀργῶς πάντα φαἰνων καὶ σαφηνίζων, wobei die einen ἀργός = ταχύς verstanden und teils an den ‚schnellen Boten‘, teils an den ,schnellen und gewandten Redner‘ dachten, während die anderen ἀργός = λευκός verstanden und ihrerseits entweder die ,Klarheit der Rede‘ oder die ,Sendung klarer Traumbilder‘ zur Deutung heranzogen: ὁ ἐναργεῖς τὰς φαντασίας ποιῶν (Aristarch, Alexion, Archias, vgl. Sengebusch Aristonicea 26), ὁ μεγάλως φανταζόμενος διὰ τοὺς ὀνείρους (Didymos, Tryphon, welche an ἀρι-φόντης = ἀριστο-φάνης dachten und daher Ἀργιφόντης schrieben, vgl. Nauck Aristoph. Byzant. fragm. S. 230); die verschiedenen Erklärungen bei Cornut. nat. deor. 16. Schol. Hom. Il. II 103. XXIV 24. Eustath. 182, 22ff. 1249, 1. 1522, 52. Apoll. Soph. lex. 42, 10. Schol. Hesiod. Op. 84. Hesych. Et. M. 136, 47. Etym. Gud. 71, 41. 72, 52. 73, 26. Etym. Sorbon. bei Gaisford zu Schol. Hesiod. Op. 84. Cramer Anecd. Oxon. I 84; Anecd. Paris. IV 60. 61. Unter den neueren Gelehrten halten Nitzsch Erklär. Anmerk. zu Odyss. I 38 und Preller Griech. Mythol. I 394 an der Deutung als ,Argostöter‘ fest, andere erklären A. gleichfalls mit Rücksicht auf den Argosmythus als den ,durch Glanz Tötenden‘, z. B. Welcker Griech. Götterl. I 336f. Pott Etym. Forsch.² III 587 (vgl. Jahrb. f. Philol. Suppl. III 316f.). Lauer System der griech. Mythol. 228. Clemm in Curtius Studien VII 33f. An den ,Hellglänzenden‘ denken Schwenck Etym.-mythol. Andeutungen 125f. Mehlis Grundidee des Hermes I 31ff. Maass Ind. Schol. Gryphiswald. 1891/92 p. XVIII; Ameis zu Hom. Od. I 84 und Goebel Lexilog. zu Hom. I 220. II 155 bleiben bei der Erklärung als ,Eilbote‘. Roscher Hermes der Windgott 92ff.; Mythol. Lexik. I 2384 deutet A. als den ,Aufheller des Wetters‘ wie Argestes.

[Jessen. ]