Apostolios, Michael, ein byzantinischer Gelehrter, geboren etwa 1420, 1453 von den Türken gefangen, später in Italien, wo er Bessarion kennen lernte, schliesslich Schulmeister und Handschriftencopist in Kreta. Vgl. das grundlegende Werk von E. Legrand Bibliographie Hellénique I 58ff. 165ff., II 233 und neuerdings die Lettres inédites, ed. Hipp. Noiret (Bibl. des écoles franç. LIV), Paris 1889. Zusammenfassend K. Krumbacher Gesch. d. byz. Litt. 290f. Hierher gehört er besonders als Begründer einer immer noch viel citierten συναγωγὴ παροιμιῶν. A. sandte diese Sammlung an zwei Adressen, an Gaspar von Osmus (Osimo) und Laurus Quirinus; das Autographon der letztern Redaction ist erhalten im Paris. gr. 3059; weiteres bei E. v. Leutsch Paroemiogr. Gr. II p. X ff. v. Leutsch hat das Autographon des Parisinus zu Grunde gelegt. Über den Bestand der andern Redaction bietet er keine volle Auskunft (praef. p. XIII) und hat seine Nachweise obendrein teils im Apparat, teils in einer ‚Mantissa‘ untergebracht. Am Fusse giebt er recht willkürlich ausgewählte Excerpte aus dem von Arsenios (Aristobulos), dem Sohne des A., herausgegebenen Sammelwerke Ιωνιά (s. v. Leutsch Comment. de Arsen. viol. archet. Gott. 1856ff.), nach seiner Meinung p. XV proverbia. Thatsächlich sind in die bei Leutsch aufgehäuften Massen neben die wirklichen παροιμίαι Notizen der allerverschiedensten Art geworfen; was nicht in andern klassischen oder byzantinischen Quellen als Sprichwort nachzuweisen ist, muss als verdächtig bezeichnet werden; auch durch die spruchartige Form von Stichworten, wie Λεωκόριον οἰκεῖς, Κενταύρων u. s. w. darf man sich nicht blenden lassen, da diese lediglich auf Rechnung des A. bestenfalls eines früheren byzantinischen Gelehrten, zu setzen ist. Es mag das hier um so nachdrücklicher hervorgehoben werden, als auch Gelehrte wie E. Curtius, W. H. Roscher, C. Wachsmuth u. a. solche Machwerke als alt und volkstümlich verwerten zu dürfen glaubten; vgl. Crusius Rhein. Mus. XLII 386; Philol. L. (N.F. IV) 30. Die antiken [183] Quellen des A. sind uns ausnahmslos erhalten; unzulänglich v. Leutsch Paroemiogr. II p. XIX und im Index. Die wichtigsten von A. benutzten Schriftsteller sind Aelian, Aristides mit den Scholien (s. p. 271. 637 u. ö.), Aristophanes, Euripides, Eusebios (daraus nach Diels die Excerpte aus den Placita, vgl. Doxogr. Gr. p. 32, 1), Herodot, Hesiod, Homer, Clemens von Alexandrien, Lucian, die Historien des Nonnos, Palaiphatos, Pindar, Platon, Plutarch, Sophokles, Theokrit, Theognis (Gellius? s. II 64a p. 280. XIII 39). Den Stamm lieferte eine Sprichwörtersammlung aus der Klasse des falschen Diogenian (Brachmann Quaest. Ps.-Diogen. 360ff. O. Crusius und L. Cohn z. Überl. d. Paroemiogr. 225f.), daneben die Lexika des Harpokration (dessen cod. Laur. gr. 58, 4 von ihm geschrieben ist, s. Harpocr. ed. Bekker p. IV) und Suidas-Photios (s.
E. Hiller Philol. XXXIV 233ff.), letztere vielleicht nur in Excerpten, wie sie auch in dem Escurialensis (Crusius Anal. ad paroem. 31) erhalten sind. Sehr zahlreiche Citate stammen aus dem ausgiebig benutzten Florilegium des Stobaeus, s. Diels Doxogr. p. 32, 1. Hense Rhein. Mus. XLI 30. Neu schien bis vor kurzem manches Gnomologische, wie die Sprüche des Moschion; jetzt besitzen wir auch diese in urkundlicher Bearbeitung von A. Elter Gnomica II Epicteti et Moschionis quae feruntur sententiae, Lips. 1892. Ebenso ist eine von A. benutzte wenig bekannte Strategemen-Sammlung (s. Mant. II 82 = Leon. strat. 2,1) neuerdings hinter dem Polyaen von Wölfflin-Melber veröffentlicht. Wirklich wertvoll sind nur die zahlreichen und echten mittelgriechischen Sprichwörter und Spruchverse, deren Vorlage noch nicht nachgewiesen ist, s. Crusius Rhein. Mus. XLII 398. K. Krumbacher Mittelgriechische Sprichwörter, München 1893, 260ff. — Über die von A. geschriebenen Codices vgl. Reiff praef. Artemid. I p. XVIIff., der Nachweise aus Bibliotheken giebt, ferner Le Grand und Noiret a. O. und Omont in den neueren französischen Katalogen.