Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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von Artemita, graeco-parthischer Autor über das Partherreich
Band I,2 (1894) S. 2853 (IA)–2854 (IA)
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58) Apollodoros von Artemita (FHG IV 308. 309. Susemihl Alex. Litt.-Gesch. II 385. A. Behr De A. A. reliquiis atque aetate, Diss. Strassb. 1888) oder besser Artamita (Steph. Byz. s. Ἀρτέμιτα aus Herodian oder Oros) in Sittakene (Strab. XVI 744), einer der Seleukidenstädte, die im Partherreich die griechische Kultur aufrecht erhielten, verfasste Παρθικά, deren viertes Buch Athenaios XV 682 c citiert. Strabon, der in seinem historischen Werk ausführlich von den Parthern handelte (XI 515), hat ihn jedenfalls selbst gelesen, und da er selbst bezeugt, dass er über Hyrkanien, Baktrien und die asiatischen Skythen aus Autopsie das meiste und sicherste wisse (II 118 ἀπήγγελται δὲ ἡμῖν καὶ ὑπὸ τῶν τὰ Παρθικὰ συγγραψάντων τῶν περὶ Ἀπολλόδωρον τὸν Ἀρτεμιτηνόν, ἃ ⟨τῶν⟩ παλαιῶν [πολλῶν codd.] ἐκεῖνοι μᾶλλον ἀφώρισαν τὰ περὶ τὴν Ὑρκανίαν καὶ τὴν Βακτριανήν und I 14 οἱ δὲ Παρθυαῖοι τὰ περὶ τὴν Ὑρκανίαν καὶ τὴν Βακτριανὴν καὶ τοὺς ὑπὲρ τούτων Σκύθας γνωριμωτέρους ἡμῖν ἐποίησαν ἧττον γνωριζομένους ὑπὸ τῶν πρότερον), darf, ja muss angenommen werden, dass die eigentliche Periegese dieser Länder, aber auch nur dieser, aus A. genommen ist, während er seine [2854] Topographie Armeniens I 61 verwirft. So sind ihm zuzuweisen XI 7, 1 (mit Ausnahme der aus Eratosthenes direct genommenen Distanzangabe) und 2 Anf. 8, 1. 2, aus deren Vergleichung mit dem Fragment des Eratosthenes 8, 8. 9 erhellt, dass er diesen, wie alle späteren Geographen, benutzte und erweiterte; ebenso gehören ihm 9, 1 bis zum Citat des Poseidonios über Parthien, 11, 1. 2 über Baktrien. Aus dem Anfangssatz der historischen Partie, wo er citiert wird, lässt sich schliessen, dass auch 9, 2 (vgl. τὴν Βακτριανὴν ἀπέστησαν) und 3 mit Ausnahme der Bemerkung über die Römer und des Schlusses von οἱ δὲ Βακτριανὸν an dem A. zu geben sind, wozu gut passt, dass die wunderliche und unhistorische Ableitung der Daer von den südrussischen Skythen ihr Gegenstück in den Parrhasiern und Aenianen am kaspischen Meer findet (7, 1). Er vertrat also die Tradition, die Arsakes zum Skythen machte; die andere, nach der er ein Baktrer war, wird die des Poseidonios sein. Da A. viel von dem Fluss Ochos sprach (Strab. XI 509), den die älteren Alexanderhistoriker, wie Arrians Schweigen beweist, nicht kannten, muss eine der beiden Ansichten, die Strabon a. a. O. und p. 518 über ihn mitteilt, auf ihn zurückgeführt werden. Nun kann er nicht gemeint haben, dass der Ochos durch Baktrien floss, da er ihn in die nächste Nähe von Parthien setzt, und ist daher derjenige, der ihn zum Grenzfluss von Baktrien machte. Ferner können die am Ochos wohnenden Parner (9, 2) nicht am kaspischen Meer wohnen (7, 1. 8, 2), wenn nicht der Ochos in das Meer mündet; es gehört ihm demnach der Anfang von 7, 3. Bei ihm ist also der Ochos gleich dem Murgh-ab (Μάργος Strab. XI 10, 1; also ist die Beschreibung von Aria und Margiana nicht aus A.); dass er den Lauf des Steppenflusses durch die ganz unbekannte Wüste von Charasm bis zum kaspischen Meer verlängerte, ist kein schlimmerer Irrtum als der seit Patrokles ganz allgemeine über die Mündungen des Amu- und Syr-Darja. Nach der anderen Meinung, wohl der des Poseidonios, war der Ochos ein Nebenfluss des Amu-Darja und floss durch Baktrien; das ist sicherlich der heutige Balch-ab, dessen Quellgebiet ganz dicht an das des Murgh-ab stösst; A. nannte ihn Zariaspes (11, 2). Was Strabon von den Sitten der dortigen Völker erzählt, ist wohl meistens aus Poseidonios, dem er in solchen Dingen zu folgen pflegt. Da A. den Einbruch der Skythen in das indo-baktrische Reich schon, Antonius Partherfeldzüge noch nicht kennt, ist er in die sullanische, wenn nicht caesarische Zeit zu setzen, eine Epoche, in der die Kultur des westlichen Partherreichs verhältnismässig hoch stand; Poseidonios hat ihn schwerlich benützen können.