Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Idumaeer von großem Einfluß 1. Jh. v. Chr., Sohn von Nr. 16, Vater Herodes' des Großen
Band I,2 (1894) S. 2509 (IA)–2511 (IA)
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17) Ein Idumaeer, Sohn des A. Nr. 16, Vater Herodes des Grossen. Zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen Vater wurde er, so lange dieser lebte, mit der Diminutivform Antipas genannt (so fasse ich Jos. ant. XIV 10). A. tritt zuerst auf im Beginn der Regierung des Aristobulos II. (69–63), als ein Mann von grossem Reichtum (ant. XIV 8) und wertvollen Beziehungen, die er zum Teil von seinem Vater übernommen (so die zu den Nabataeern). Er war verheiratet mit einer vornehmen Araberin mit Namen Kypros, die ihm vier Söhne, Phasaelos, Herodes (den Grossen), Iosephos und Pheroras, dazu die Salome gebar (Ant. XIV 121–122; bell. I 8, 9). Eine amtliche Stellung scheint er damals nicht eingenommen zu haben (Mommsen R. G. V 500, 1 macht ihn irrtümlich zum Strategen von Idumaia; vgl. [2510] Nr. 16; Schürers Vermutung I 234, dass er seinem Vater in dieser Stellung gefolgt sei, findet in der Tradition keine Stütze), vielmehr führt ihn Josephos ant. XIV 8 lediglich als φίλος des von Aristobul damals verdrängten Hyrkanos II. ein. Er war ein schlau berechnender Charakter, der jedem treu diente, von dem er Förderung seiner Hauspolitik erhoffen konnte. Dieser Gesichtspunkt führte ihn im Bruderzwist auf die Seite des schwächlichen Hyrkanos, der sich vollständig von ihm beherrschen liess. Während dieser sich mit dem Genuss seiner Güter gewiss zufrieden gegeben hätte, reizte A. ihn zum Kampf gegen Aristobul. Er entführte ihn zu seinem Freunde Aretas, dem Nabataeerkönig, und schloss mit einem arabischen und jüdischen Heere den Aristobulos in Jerusalem ein. Erst durch die Intervention des von Pompeius im J. 65 geschickten Scaurus wurde Aristobulos aus dieser Situation befreit und brachte nun den abziehenden Feinden eine Niederlage bei, bei der Phallion, der Bruder des A., fiel (ant. XIV 8–33; bell. I 6, 2–3). Als im J. 63 Hyrkanos dem Pompeius die Thore Jerusalems öffnete, wird der schlaue Idumaeer sein Ratgeber gewesen sein. Nach der Ernennung des Hyrkanos zum Hohenpriester und Ethnarchen (63) wuchs die Macht des A.; er war seine rechte Hand, wiewohl er keine officielle Stellung gehabt zu haben scheint. Als darauf der Statthalter Scaurus gegen die Nabataeer zu Felde zog, unterstützte ihn A. auf Hyrkanos Wunsch mit Getreide, vermittelte dann aber als Gesandter des Scaurus zwischen diesem und seinen alten Freunden einen Frieden zu beiderseitiger Befriedigung. Von seinem Ansehen zeugt, dass A. hier als ‚Bürge‘ für den römischen Statthalter auftrat (ant. XIV 80–81; bell. I 8, 1). Im J. 57 stiess A. mit einer Abteilung schwerer Reiter zu Gabinius zum Kampf gegen den aufständischen Alexandros (ant. XIV 84 ἑταιρικόν, bell. I 8, 3 οἱ περὶ Ἀ. ἐπίλεκτοι). Ebenso unterstützte er den Gabinius auf seinem Zuge nach Ägypten mit Geld, Getreide und Hülfstruppen (ant. XIV 99; bell. I 8, 7). Beim Ausbruch des erneuten Aufstandes des Alexandros (55) schickte Gabinius den A. voraus, der durch seinen Einfluss einen grossen Teil des Volkes beschwichtigte. Wenn Gabinius damals die Angelegenheiten in Jerusalem ‚nach dem Wunsch des A.‘ ordnete (ant. XIV 103; bell. I 8, 7), so mag er ihn damals vielleicht zum ἐπιμελητὴς τῶν Ἰουδαίων respective τῆς Ἰουδαίας gemacht haben, als welcher er unter dem J. 48/7 genannt wird. Doch ist der Zeitpunkt der Ernennung nicht bekannt (ant. XIV 127. 139; so Schürer I 278, 13). Der Inhalt dieses Amtes ist schwer zu bestimmen. Da Hyrkanos seit 57 lediglich Hohepriester war, die Verwaltung aber auf die fünf neu begründeten Synhedrien übergegangen war, so scheint A. als Epimelet neben diesen einzelnen Synhedrien die Verbindung in der Verwaltung der fünf Landesbezirke dargestellt zu haben (τῆς Ἰουδαίας). Dass er die Steuerverwaltung unter sich hatte (Schürer a. O.), ist wahrscheinlich. Jedenfalls hatte er aber auch den Befehl über die Truppen. Als im J. 53 Cassius nach Syrien kam, wusste A. auch bei diesem sich schnell Einfluss zu verschaffen. Auf seinen Rat tötete Cassius den Peitholaos, den Parteigänger [2511] des Aristobulos (ant. XIV 120–121; bell. I 8, 9). Während des Bürgerkrieges zwischen Caesar und Pompeius hielt sich A. wie der gesamte Osten, zu letzterem, ging aber nach der Niederlage desselben unverzüglich zum siegreichen Caesar über (bell. I 9, 3. 10, 1). Er unterstützte daher, als Caesar in Alexandrien in der Falle sass, den Pergamener Mithridates, der 47 zum Entsatz jenes heranzog, mit 3000 Juden und seinen arabischen Bundesgenossen, brachte auch die anderen syrischen Dynasten, sowie die ägyptische Judenschaft auf Caesars Seite, legte Proben persönlicher Tapferkeit beim Sturm auf Pelusion ab und entschied die Schlacht im Delta als Führer des linken Flügels (ant. XIV 127–136; bell. I 9, 3–5). Caesar verlieh ihm dafür, als er im J. 47 nach Syrien kam, das römische Bürgerrecht und die personale Immunität und ernannte ihn zum ἐπίτροπος (ant. XIV 137. 143; bell. I 10, 3). Darunter ist, wie Mommsen R. G. V 500, 1 bemerkt, nicht der römische Procurator im Sinne der Kaiserzeit zu verstehen (Marquardt St. V. I 408). Er ist, wie ich meine, nicht ἐπίτροπος Caesars, sondern des gleichzeitig unter Wegfall der fünf Synhedrien zum Ethnarchen erhobenen Hyrkanos (vgl. ant. XIV 166, wo die dem A. feindlichen Juden ihn beim Hyrkanos verklagen: οὐ γὰρ ἐπίτροπός σοι τῶν πραγμάτων Ἀ. καὶ οἱ παῖδες αὐτοῦ νῦν εἰσιν κτλ., scil. wie sie’s eigentlich sein sollten, ‚sondern δεσπόται sind sie‘). Nur wegen der Schwächlichkeit des Hyrkanos erschien dieser Vice-Ethnarch als der eigentliche Leiter des Staates und genoss schliesslich fast königliche Ehren (ant. XIV 162; bell. I 10, 5). Nachdem A. den Caesar aus Syrien hinausgeleitet hatte, begann er mit dem Aufbau der von Pompeius zerstörten Mauern und stellte die Ruhe im Lande wieder her. Nun hielt er die Zeit für gekommen, auch seinen Söhnen den Weg zur Macht zu bahnen. Den ältesten, Phasaelos, machte er zum Strategen von Jerusalem, dem Herodes übergab er Galilaia (ant. XIV 156–158; bell. I 10, 4). Noch einmal trat A. für Caesar ein, als sich in Syrien ein Kampf zwischen den Caesarianern und Caecilius Bassus entspann (im J. 46/5, ant. XIV 269; bell. I 10, 10). Als aber der Caesarmörder Cassius erschien, beeilte sich A., die auferlegte Contribution schleunigst einzutreiben (ant. XIV 273–276; bell. I 11, 2). Er erlebte es noch, dass seinem Sohne Herodes von den Römern das Königtum in Judaea in Aussicht gestellt wurde. Da starb er (im J. 43), von seinem Feinde Malichos vergiftet (ant. XIV 280–283; bell. I 10, 4). Vgl. Mommsen R. G. V 500ff. Schürer Gesch. d. jüd. Volk. I 233ff.