Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Annia Lucilla, Tochter des Kaisers Marcus Aurelius
Band I,2 (1894) S. 2315 (IA)
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123) Annia Lucilla, Tochter des Kaisers Marcus Aurelius (Annia Lucilla auf einer Münze von Byzanz, Mionnet I 379, 107; sonst meist Lucilla Augusta, Eckhel VII 98–102. Cohen III² 214–225; alexandr. Münzen Mionnet VI 333 nr. 2310–2316, vgl. v. Sallet Daten der alexandr. Kaisermünzen 40f.), geboren um 148; denn im J. 147 wurde Marcus ein Sohn geboren (CIG II 3176) und im J. 164 wurde sie vermählt. Nach der Thronbesteigung des Marcus und Verus am 7. März 161 wurde sie mit L. Verus verlobt (Hist. Aug. Marc. 7, 7) und im J. 164 von Marcus, der sie selbst bis Brundisium begleitete, in Begleitung der Schwester des Verus (Fabia, vgl. Verus 10, 3) zur Vermählung nach Asien gesandt (Marc. 9, 4). Verus kam ihr bis Ephesus entgegen (Verus 7, 7). Angeblich war sie auf ihre Schwägerin Fabia eifersüchtig (Verus 10, 3). Sie hatte aus der Ehe mit Verus (Verus 2, 4. Dio LXX 2, 2. LXXI 1, 3. Herodian. I 8, 3. Münzen) eine Tochter (Dio LXXII 4, 4. Marc. 20, 7. Fronto p. 132 Naber), die im J. 166 geboren wurde (CIL VI 360 = Dessau 366. Eckhel VII 99). Nachdem ihr Gemahl im Januar 169 gestorben war, wurde sie noch in demselben Jahr, non decurso luctus tempore, mit dem grandaevus Ti. Claudius Pompeianus vermählt, und zwar gegen ihren eigenen und ihrer Mutter Willen (Marc. 20, 6–7; Carac. 3, 8). Sie hasste ihren zweiten Gemahl, und die Ehe war eine unglückliche (Dio LXXII 4, 4–5. Herodian. I 8, 3–4), obwohl ihr ein Sohn, Pompeianus, entspross (Carac. 3, 8). Nach dem Tode des Vaters M. Aurelius bewies ihr Commodus die grösste Hochachtung, aber schon die Zurücksetzung hinter die Gemahlin des Commodus erbitterte die leidenschaftliche Lucilla derartig, dass sie ihren Buhlen Claudius Pompeianus Quintianus (wohl ihren eigenen Stiefsohn aus der ersten Ehe ihres Gemahls mit einer Quintia), der mit ihrer eigenen Tochter aus ihrer ersten Ehe verlobt war, zu einem Mordanschlage auf den Kaiser Commodus bestimmte (Dio LXXII 4, 4–5. Herodian. I 8, 3–8. Commod. 4, 1. 8, 3). Als dieser misslungen, wurde Lucilla zuerst nach Capri verbannt (Dio LXXII 4, 6. Commod. 4, 4. 5, 7) und dann getötet, um 182 n. Chr. (Dio LXXII 4, 5. Herodian. I 8, 8. Commod. 5, 7).