Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Römische Tribus
Band I,2 (1894) S. 2208 (IA)–2209 (IA)
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Aniensis, römische Bürgertribus. Livius X 9, 14 berichtet zum J. 455 = 299 lustrum eo anno conditum a. P. Sempronio Sopho et P. Sulpicio Saverrione censoribus tribusque additae duae, Aniensis ac Teretina. Wahrscheinlich (s. Kubitschek De tribuum Rom. origine, Wien 1882, 22; Imp. Rom. trib. discr., Leipzig 1889, 22) ist sie aus dem nördlichen Teile des Hernikerlandes (am Oberlaufe des Anio) gebildet worden. Die durch den Bundesgenossenkrieg erzwungene lex Iulia schlug zur A. das unmittelbar benachbarte Gebiet der bis dahin latinischen Colonie Carsioli und die latinischen Colonien Ariminum [2209] und Cremona. Durch die lex Iulia des Dictators Caesar, welche auch die Transpadaner in das römische Bürgerrecht aufnahm, trat überdies Vercellae in die A. Ferner wurden die Colonen des caesarischen Forum Iuli (in der Narbonensis) und die der augusteischen Städte Caesaraugusta (in der Tarraconensis; gebildet aus Veteranen der IV. VI. und X. Legion) und Alexandria Troas (in Asia) Tribulen der A. Von anderen Appertinenzen der A. wissen wir nichts. Wie der Name der Tribus Arnensis wird Aniensis, im Gegensatze zu den übrigen Tribusnamen auf -a, welche die Bedeutung von Substantiven gewinnen, adjectivisch verwendet; hiezu scheint die äusserliche Ähnlichkeit mit den von den Tribusnamen nach der A-Declination abgeleiteten Adjectivformen wie Pupiniensis, Scaptiensis, Voltiniensis geführt zu haben. Daher decliniert Aniensis (desgleichen Arnensis) bei der Vollbezeichnung des römischen Bürgers gemeinschaftlich mit den tria nomina; z. B. im Nominativ CIRh 1159 M. Iulius Marci f. Aniensis Foro Iuli Macrinus, im Dativ CIL VI 2702 C. Cattio C. f. Aniensi Luciliano Vercellas, ja sogar im Dativus Pluralis bei einer Mehrzahl von Männern und Frauen CIL XII 291 Aniensibus. Vgl. Kubitschek Arch.-epigr. Mitt. XIV 1891, 136ff. und die seither bekannt gewordenen Bestätigungen dieser Beobachtung CIL II Suppl. 6096. III Suppl. 10877. Athenaeum 1892 II (nr. 3376) S. 71 nr. 14. Neben der gewöhnlichen Form Aniensis (griechisch Ἀνιήνσης Eph. ep. IV p. 220, Ἀνιῆνσις Journ. hell. stud. I 140 nr. 4) findet sich auch Annie(n)sis z. B. CIL V 4478. VI 2918. 3897. Athenaeum a. a. O. Das übliche Compendium in inschriftlichen Texten ist ANI. Vgl. Kubitschek De tribuum Rom. origine ac propagatione 37.