Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Mutter von Tities und Kyllenos
Band I,2 (1894) S. 2104 (IA)
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3) Ἀγχιάλη, bei Apoll. Rhod. I 1127–1131 (übers. von Varro in den Versen bei Serv. Ecl. I 66) Mutter der kretischen Δάκτυλοι Ἰδαῖοι, des Tities und Kyllenos, der einzigen Schicksalslenker (μοιραγέται) ihrer Städte und Beisitzer der idaeischen Mutter; A. gebiert die Söhne ‚die oiaxische Erde mit beiden Händen greifend‘, nach dem Schol. v. 1131 in den Schmerzen der Wehen, nach Schol. 1126 fälschlich vielmehr ὅτι διὰ τῶν χειρῶν διερρύησαν, δακτύλους κληθῆναι mit Berufung auf Stesimbrotos, der aber (π. τελετῶν frg. 1 aus Et. M. p. 465, 30, FHG II 57) vielmehr die Ammen des Zeus auf dessen Befehl Staub greifen und hinter sich werfen lässt, woraus dann οἱ Ἰδαῖοι Δάκτυλοι (ohne Namen!) als Söhne des Zeus von der Nymphe Ida entstehen. Die Erdgeburt derselben unter dem Druck von Rheas Hand hat Nonnos XIV 25 und Schol. Hephaist. p. 158. Eine Combination beider Mythen beim Grammatiker Diomedes I 478 K., wo Ops auf der Flucht infantem ipsum (Zeus) gebiert, den kretischen Berg Ida in den Wehen mit der Hand greifend, während unter dem Drucke der Hand aus dem Boden die idaeischen Daktylen entstehen. Mit der oiaxischen Erde meint Apollonios Oaxos auf Kreta, während die von Tities (Titias) und Kyllenos umschirmten Städte das mariandynische Tition (Schol. Apoll. Rhod. II 780; vgl. I 1126 Titios als Theophanes von den Mariandynern göttlich verehrt) und Miletos sind, wo dem Rheaopfer das Opfer an Tities und Kyllenos vorauszugehen pflegte (Schol. Apoll. Rhod. I 1126). Philistides frg. 1 aus Serv. a. O., FHG 476 (Hs. Philisthenes) bietet statt A. in den Hss. die Verschreibungen Anthilena und Antantile und die Angabe, dass A. Geliebte des Apollon und von diesem Mutter des Oaxes, des Gründers der gleichnamigen kretischen Stadt war; da daselbst Apollonios und Varro citiert sind, ist unbedenklich Anchiale zu bessern. Nach J. Lydus de mens. IV 46 eine Nymphe, Gattin des Zeus, Mutter des Herakles (nr. 3 unter 7 Herakleis). Auf milesische Vermittlung bei der Übertragung der A. nach den Pontosgegenden weist vielleicht der Name der von Apollonia aus gegründeten thrakisch-pontischen Stadt gleichen Namens hin (Strab. VII 319); denn Apollonia ist milesische Kolonie. Vgl. im allgemeinen Lobeck Agl. II 1157–1160.