Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Epiklesis des Apollon
Band I,2 (1894) S. 1997 (IA)–1999 (IA)
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Amyklaios. 1) Epiklesis des Apollon. Er wurde unter diesem Beinamen verehrt a) in dem weitberühmten Heiligtum von Amyklai, dem Amyklaion (Thuk. V 18, 10. 23, 5. Strab. VI 278. VIII 363), dessen Ausstattung Pausanias III 18, 7–19, 6 (vgl. IV 14, 2), dessen Lage Polybios V 19, 3 schildert; vgl. Bursian Geogr. v. Griech. II 130. Philios Ἐφ. ἀρχ. 1890, 103. Tzuntas Ἐφ. ἀρχ. 1892, 1ff. Nach Thuk. V 23, 5 und den neuerdings gefundenen Ziegelstempeln (Ἐφ. ἀρχ. a. a. O.) scheint die officielle Bezeichnung Ἀπόλλων ἐν Ἀμυκλαίῳ gewesen zu sein; Ἀμυκλαῖος heisst der Gott bei Pausanias und Philostrat. vit. Apoll. Tyan. III 14 p. 48. Das altertümliche, an 30 Ellen hohe Kultbild (Paus. III 19, 2) zeigte den Gott als Krieger, auf dem [1998] Kopfe einen Helm, in den Händen Lanze und Bogen, den Körper pfeilerartig gebildet; das Gesicht sollte einst mit lydischem Golde überzogen sein (Theopomp. frg. 219 bei Athen. VI 231f. Paus. III 10, 8; doch vgl. Herod. I 69); Spartanerinnen weihten alljährlich ein neues Gewand (Paus. III 16, 2). Aufgestellt war die Statue über dem Grab des Hyakinthos (Paus. III 19, 3; vgl. III 1, 3) auf einer Basis, deren figurenreicher Schmuck die Rückführung des Hyakinthos und seiner Schwester Polyboia aus dem Hades in den olympischen Götterkreis, die Einführung des Herakles in den Olymp, sowie die Töchter des Thestios neben Musen und Horen darstellte; an der Basis befand sich zur linken eine Thür, durch welche an den Hyakinthien, dem Hauptfest von Amyklai, dem Hyakinthos Grabesspenden dargebracht wurden; das Ganze umgab der bekannte Thron des Bathykles (s. u. Bathykles). Der Ruhm des Apollon A. reichte weit über Amyklai hinaus; vgl. Aristoph. Lysistr. 1299. Epilyk. bei Athen. IV 140a. Stat. Theb. IV 223. 259 u. ö. Von dem Kultbild scheint eine Darstellung auf Münzen erhalten zu sein, Leake Numism. Hell. Europ. p. 55f. Head Num. Chronicle 1873, 112 pl. V 3; HN 364; Journ. of hell. stud. 1886, 63 pl. LXV 16. 17. Brit. Mus. Catal. Pelop. pl. XXIV 1. XXVI 1. Overbeck Kunstmyth. III 6, Münztaf. I 13–16. Percy Gardner Types 80 pl. XV 28; freilich halten Visconti Icon. gr. II 95 und Furtwängler in Roschers mythol. Lex. I 408. 449 die Gestalt für weiblich. Über den Schmuck der Basis und die Reconstruction des ganzen Kultbildes vgl. Heyne Antiqu. Aufs. I 62ff. Quatremère de Quincy Iup. Olymp. 210. Welcker Zeitschr. d. alt. K. I 281ff. Brunn Rh. Mus. V 332. Watkiss Lloyd Museum of class. ant. II 142. Pyl Arch. Ztg. X 465; Ztschr. f. d. Alterthumsw. XI 14. Ruhl Arch. Ztg. XII 257; Ztschr. f. d. Alterthumsw. XII 305. Trendelenburg Bull. d. Inst. 1871, 124. Overbeck Gr. Plast. I 74. Klein Arch.-epigr. Mitt. IX 161ff.

b) In Idalion auf Kypros, wo Apollon Ἀμυκλαῖος (Ceccaldi Rev. arch. XXVII 90) oder Ἄμυκλος (Corp. inscr. Sem. I 89) mit dem phönikischen Rešef-Mikal identificiert wurde, vgl. Lang Transactions of the R. Soc. of Literat. sec. ser. XI 33. Mordtmann ZDMG XXXII 556. Clermont-Ganneau Recueil d’archéol. orientale 176. Baethgen Beiträge z. semit. Religionsgesch. 51. Foucart Bull. hell. VII 513 hält die Epiklesis dieser Inschriften für eine freie Gräcisierung von Mikal, der keine Kultbeziehungen zu Amyklai zu Grunde lägen; vgl. Ohnefalsch-Richter Kypros 171, 4. 233. 341. Schwerlich mit Recht glaubt Enmann (Proceedings of the Soc. of bibl. archaeol. V 115; Deutsche Litteraturztg. 1886, 410; Mémoires de l’Acad. de St. Pétersb. XXXIV 37) Darstellungen dieses Apollon A. nachweisen zu können, s. Perrot-Chipiez Hist. de l’art III 578. Tubbs Journal of hell. stud. XI 87. 94.

c) In Gortyn auf Kreta; die grosse Inschrift erwähnt das Kultbild eines Apollon A. oder ein Amyklaion, Fabricius Athen. Mitt. IX 376, Col. III 8; vgl. Bücheler Rh. Mus. XL Ergänzungsheft 21.

d) Auch wohl in der Stadt Amyklaion auf [1999] Kreta, Steph. Byz. s. Ἀμύκλαι. Halbherr Mus. ital. III 717. Vgl. Preller Gr. Myth.⁴ I 250, 1.