Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Balbus, T., Tribunus plebis 63 v. Chr.
Band I,2 (1894) S. 1978 (IA)–1979 (IA)
GND: 102379203
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Ampius. 1) T. Ampius Balbus (die vollständigste Namensangabe T. Ampius T. f. Horatia Balbus steht bei Joseph. Ant. XIV 229. 238, wo die Verbesserung Borghesis Ἄμπιος für das von allen Hss. überlieferte Ἄππιος allgemein anerkannt ist; T. Ampius T. f. heisst er auf den Münzen; T. Ampius Balbus Cic. ad fam. XIII 70, sonst gewöhnlich T. Ampius). Tribunus plebis im J. 691 = 63, dem Consulatsjahr Ciceros (vgl. Cic. ad fam. VI 12, 4); er beantragte mit seinem Collegen T. Labienus für den noch in Asien weilenden Pompeius ut is ludis circensibus corona aurea et omni cultu triumphantium uteretur, scaenicis autem praetexta coronaque aurea (Vell. II 40, 4). Die Praetur scheint er im J. 696 = 58 bekleidet zu haben. Denn im folgenden Jahr war er Proconsul; aus seinem Proconsulat sind Cistophoren von Ephesus, Laodicea, Tralles erhalten (beschrieben bei Pinder Cistophoren S. 568 nr. 177–182; vgl. CIL I p. 143 nr. 521), mit der Aufschrift T. Ampi T. f. pro cos., auf denen von Ephesus mit OZ = dem J. 77 der Provinzialaera von Asia = Herbst 697/698 = 57/56. Aus den Cistophoren von Ephesus bewies Borghesi Oeuvr. I 271ff., dass A. proconsul Asiae gewesen ist, nicht, wie man früher (vereinzelt noch jetzt, z. B. Hofmann zu Cic. ad fam. II 16, 2) annahm, proconsul Ciliciae. Auf das letztere schien zu führen Cic. ad fam. I 3, wo Cicero dem Lentulus Spinther procos. Ciliciae 698–701 = 56–53 den Trebonius empfiehlt und jenen bittet ut quae T. Ampius de eius re decrevit ea comprobes; noch auffälliger ist die bisher ganz unbeachtet gebliebene Stelle ad fam. III 7, 5, wo Cicero an seinen Vorgänger Ap. Claudius Pulcher procos. Ciliciae 701–703 = 53–51 schreibt: quid? Appius Lentulo, Lentulus Ampio processit obviam, Cicero Appio noluit. Denn ausser A. sind alle hier genannten Personen Proconsuln von Cilicien. Trotzdem wird man bei der Ansicht Borghesis (vgl. Marquardt St.-Verw. I 335) bleiben müssen, dass vorübergehend in den J. 56–53 die drei phrygischen Diöcesen Asiens Cibyra, [1979] Apamea und Synnada zu Cilicien gehörten, so dass Lentulus und die folgenden in einem Teil ihrer Provinz Nachfolger des A. waren. Denn die Annahme, unter A. seien vorübergehend Asia und Cilicia combiniert gewesen (wie unter Lucullus), erscheint nicht statthaft.

A. bewarb sich nach der Rückkehr ums Consulat, erhielt es aber trotz Pompeius Fürsprache nicht (Schol. Bob. p. Planc. p. 257). Jedenfalls vor dem Bürgerkriege war er in einen Process verwickelt, in welchem Cicero und Pompeius für ihn sprachen (Cic. de leg. II 6); näheres über Zeit und Anlass ist nicht bekannt, eine Rede, welche Cicero für A. schrieb, erwähnt Quintilian inst. III 8, 50. Im Bürgerkriege bewies sich A. als eifriger Pompeianer, er hielt zu Anfang 705 = 49 Aushebungen für Pompeius in Capua (Cic. ad Att. VIII 11B, 2; vgl. ad fam. II 16, 2). Er begleitete als legatus pro praetore den Consul L. Lentulus nach Asien und wird in zwei Decreten dieses, datiert aus Ephesus vom Juli und 20. September 705 = 49, genannt (Joseph. Ant. XIV 229. 230. 238). Er versuchte nach der Schlacht bei Pharsalus die Schätze des ephesischen Tempels der Artemis für die Pompeianer in Beschlag zu nehmen, wurde aber durch Caesars Ankunft vertrieben (Caes. b. c. III 105). Nach Caesars Siege wurde er verbannt, doch erwirkte ihm Cicero, mit dem er eng befreundet war (ad fam. XIII 70), die Erlaubnis Caesars zur Rückkehr 707/708 = 47/46 (ad fam. VI 12). Vermählt war er mit Eppuleia, welche mit ihm im Exil war (Cic. ad fam. VI 12, 3); die eben dort genannte Ampia ist wahrscheinlich beider Tochter. Dass A. sich mit Geschichtschreibung beschäftigte, beweisen Ciceros Worte a. a. O. cum studium tuum consumes in virorum fortium factis memoriae prodendis; er ist darum der T. Ampius, aus dem Sueton Caes. 77 Äusserungen über Caesars impotentia und arrogantia anführt, die erst nach Caesars Tode geschrieben sein können. Die Ansicht, er sei wegen seiner schriftstellerischen Thätigkeit von den Caesarianern tuba belli civilis genannt (Cic. ad. fam. VI 12, 3), ist unbegründet.