RE:Amphitryon
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Sohn von Alkaios und Astydameia, Enkel des Perseus, Gatte der Alkmene | |||
Band I,2 (1894) S. 1967 (IA)–1969 (IA) | |||
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Amphitryon (Ἀμφιτϱύων, Amphitruo, Amphitryo).
Etymologie: Nach Fick Wörterb. d. idg. Grundspr. I³ 595 ist der Name von ἀμφι-τρύω abzuleiten, und bedeutet ,der Vielgeplagte‘; vgl. Preller Gr. Myth. II² 177. Vielleicht ist aber das Wort mit τύρ-αννος zusammenzustellen und heisst ,der weithin Herrschende‘.
Genealogie: A. ist der Sohn des Alkaios, des Königs von Tiryns, und der Enkel des Perseus (Eur. Herc. 2f. Schol. Eur. Hec. 886. Steph. Byz. s. Θάσος und Τίρυνς. Hdt. II 43). Seine Mutter ist Hipponome, des Menoikeus Tochter (Apd. II 4, 5), oder Lysidike, des Pelops Tochter, oder Laonome aus Pheneos (Paus. VIII 14, 2. Apd. a. O. Schol. Plat. Alcib. I 120 E) oder Astydameia (Paus. a. O. Schol. Il. XIX 116. Apd. a. O.). Als Schwester wird genannt Anaxo (Apd. a. O.), als Tochter Laonome (Schol. Ap. Rh. I 1241); als Söhne Herakles und Iphikles. Seine Gattin ist Alkmene, des Elektryon Tochter. Hes. scut. 1f.
Herakles. Als A. vom Taphierzuge heimkehren sollte, nahte sich Zeus in seiner Gestalt der Alkmene; in der folgenden oder noch in derselben Nacht kommt A. selbst nach Hause und wohnt seiner Gattin bei (Od. XI 266f. u. Schol. Schol. Il. XIV 323. Hes. scut. 35f. Pind. Nem. X 13f. u. Schol. Eur. Herc. 798f. Mythogr. gr. 370 Westerm. Isocr. X 59. Nonn. Dionys. XXXI 159f.). Nach Hyg. fab. 28 und Serv. Aen. VIII 103 kommt A. von der Eroberung von Oichalia zurück. A. wird von seiner Gattin nicht so freudig empfangen, wie er es nach langer Abwesenheit erwartet; nachdem Alkmene das Vorgefallene erzählt hat, erkennt A. das Eingreifen eines Gottes (Apd. II 4, 8. Hyg. a. O. Plaut. Amph.). Euripides liess in seiner Alkmene den A. seine Gattin wegen vermeintlicher Untreue bis auf den Scheiterhaufen bringen. v. Wilamowitz Eur. Herakles I 297. Alkmene bringt Zwillinge zur Welt, Herakles ist des Zeus, Iphikles des A. Sohn. Nach Diod. IV 10, 2 sind Herakles und Iphikles noch in Tiryns geboren; nach Plaut. Amph. 102f. ist Iphikles vor, Herakles nach dem Kriege gezeugt. Pherekydes (Apd. II 4, 8) erzählte, dass A. selbst die Schlangen, die nach der gewöhnlichen Version von Hera gesandt waren, [1968] aufs Lager der Kinder geworfen habe, um zu erkennen, welches sein Sohn sei. A. unterrichtete den Herakles in der Kunst des Wagenlenkens. Apd. II 4, 9. Theocr. XXIV 117f.
Der Taphierzug. Die Söhne des Pterelaos hatten auf einem Zuge, durch den sie Ansprüche ihres Grossvaters, des Taphierkönigs Mestor, bei Elektryon geltend zu machen suchten, des letzteren Rinder geraubt. In dem Kampfe, der darüber entstand, fielen sowohl die acht Söhne des Elektryon wie die des Pterelaos; die übrig bleibenden Taphier (= Teleboer) brachten den Raub zum König Polyxenos von Elis. Von diesem löste A. die Rinder aus und brachte sie nach Mykenai zurück. Elektryon wollte den Tod seiner Söhne rächen, und übergab A. die Herrschaft und seine Tochter Alkmene, indem er ihn eidlich verpflichtete, sie vor seiner Rückkehr nicht zu berühren. Bei der Übergabe der Herden aber tötet A. den Elektryon unabsichtlich (oder im Streit um die Rinder, Hes. scut. llf. Schol. Il. XIV 323); von Sthenelos vertrieben, flieht er nach Theben, wo ihn Kreon vom Morde reinigt. Alkmene verspricht dem Rächer ihrer Brüder die Ehe. A. sammelt ein grosses Heer, Kephalos aus Thorikos, Panopeus aus Phokis, Heleios aus Argos, Kreon aus Theben. Die Inseln der Taphier werden verwüstet, Taphos selbst aber wird erst eingenommen, nachdem Komaitho, aus Liebe zu A., das goldene Haar aus ihres Vaters Pterelaos Haupt gezogen, und Pterelaos so den Tod gefunden hat. A. tötet Komaitho und giebt die erbeuteten Inseln dem Heleios und Kephalos. Hes. scut. 15f. Pind. Nem. X 14f. Schol. Il. XIV 323. Schol. Od. III 267. XI 266. Apd. II 4, 6-7. Schol. Lycophr. 934. Strab. X 456. In der von Euripides vorausgesetzten Sage fiel Pterelaos, wahrscheinlich durch die Hand des A., in einem Zweikampf nach dem Sturme. Eur. Herc. 60. 1080 und v. Wilamowitz z. d. St. Plaut. Amph. 252. Von der Beute erhält A. einen goldenen Becher aus des Pterelaos Besitz; Zeus schenkt einen solchen Becher der Alkmene. Plaut. Amph. 260. Ath. XI 498 C. 781 C. 474 F. 475 B. C. Den erbeuteten Schild des Pterelaos erwähnt Theokrit XXIV 4. Im Heiligtum des ismenischen Apollon weihte A. zum Andenken an den Sieg einen Dreifuss, Hdt. V 59 - einen anderen nach der Daphnephorie des Herakles, Paus. IX 10, 4. Jahn-Michaelis Griech. Bilderchron. 82 J. Nach Hes. scut. hyp. Δ Göttl. unternimmt A. mit den Taphiern einen Zug gegen seinen Bruder Elektryon, der samt seinen Söhnen den Tod findet.
Die Thebaner hatten ihre Heerfolge davon abhängig gemacht, dass A. zuvor den teumessischen Fuchs erlege, dem jeden dreissigsten Tag ein Kind ausgesetzt werden musste. Um den Preis der Beute, die ihm im Taphierzuge zufallen würde, gewinnt A. den Kephalos aus Thorikos dessen wunderbarer Hund das Untier verfolgt, bis Zeus beide zu Stein macht (Apd. II 4. 7. Ant. Lib. 41. Suid. s. Τευμησσία vgl. Mannhardt Ant. Wald- u. Feldkulte 57f.). An den Zug gegen Euboia, wo A. den Chalkodon erschlug, erinnerten in Theben zwei alte Steinbilder der Athena Zosteria. Paus. IX 17, 3. 19, 3. VIII 15, 6. Plut. narr. am. 3.
Den Tod fand A. tapfer kämpfend in der Schlacht gegen die Minyer, Apd. II 4, 11; nach [1969] anderer Version ist er auch nach jener Schlacht noch am Leben. Er wird von dem rasenden Herakles bedroht, von Athene aber gerettet. Eur. Herc. 1001f., vgl. 50. Paus. IX 11, 2. In Theben zeigte man das Grab des A. (Pind. Pyth. IX 81 u. Schol.; Nem. IV 20 u. Schol. Paus. I 41, 1) und die Trümmer seines Hauses (Paus. IX 11, 1). A. ist ein altthebanischer Held, der mit Herakles und dessen Sagenkreis nicht ursprünglich verbunden ist. v. Wilamowitz Eur. Herakles I 297.
Die bildende Kunst hat A. nicht häufig dargestellt. Eine Statue des A. als Sieger über die Taphier, Christodoros Anth. Pal. II 367f. A. am Scheiterhaufen der Alkmene, Vasenbild, Mon. d. Inst. IV 41. Engelmann Roschers Lex. d. Myth. I 2755. A. als Zuschauer, wie der kleine Herakles die Schlangen würgt (Pind. Nem. I 52f.): Gemälde des Zeuxis Plin. n. h. XXXV 63. Rf. Vase, Gaz. arch. I 63. Etrusk. Urne, Robert Bild u. Lied 5. Helbig Kamp. Wdgm. 1123 und p. 458. A. beim Wagen des Herakles, Brit. Mus., Cat. of vases 600. Ob man die auf Darstellungen der Heraklesthaten mehrfach erscheinenden und als Krieger oder König charakterisierten männlichen Figuren auf A. deuten darf, ist durchaus unsicher; vgl. z. B. Brit. Mus. a. O. 822.
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- S. 1967, 25 zum Art. Amphitryon:
Die Etymologie bereits Etym. M. 94, 42 (πολὺ τρύος ἤλασεν ἔξω), vgl. Dilthey Callim. Cyd. 38.
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Band R (1980) S. 25 | |||
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Amphitryon
Sohn des Alkaios (I 1498 Nr. 1) und der Astydameia (II 1868 Nr. 4). (L) S I.