Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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skythisches Volk
Band I,2 (1894) S. 1712 (IA)–1713 (IA)
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Amadokoi (Ἀμάδοκοι), nach Hellanikos bei Steph. Byz. ein skythisches Volk, dessen Gebiet Ἀμαδόκιον hiess. Marinos bei Ptolem. III 5, 10 hat dieses Volk in seine, mitunter mit ganz verschollenen Namen bedachte Sarmatia aufgenommen, obwohl im 1. Jhdt. n. Chr. von Amadoken kaum mehr die Rede sein konnte. Der Name gehört der skythischen Sprache an und bedeutet ‚Rohfleischesser‘, ved. āmâd als Gegensatz von yavâd ‚Kornesser‘; mit āmâdaka (oder āmâçana) bezeichneten die Arier in Dekhan mehrere rohe Aboriginerstämme. Die ackerbauenden Skoloten nannten so die Androphagoi d. h. die nördlich von den Stromschnellen des Borysthenes tief ins Inland verbreiteten finnischen Nomaden- und Jägerstämme, die Vorväter der Mordwa und Mêrja, die nachmals nach Osten [1713] und Norden verschlagen wurden. Auf Hellanikos oder einen anderen älteren Autor müssen noch folgende topische Bezeichnungen bei Ptolemaeus III 5 zurückgehen: Ἀμάδοκα ὄρη (§ 5) d. i. die Bodenschwelle zwischen dem Dnêper und Donéc; ἡ Ἀμάδοκα λίμνη (§ 6), woher ein westlicher Zufluss des Borysthenes kommen soll, anscheinend der Hypanis (Bug), vgl. den See μήτηρ Ὑπάνιος bei Herod. IV 52 – eher liegt jedoch eine dunkle und falsch verstandene Kunde von den Rokytnosümpfen des Pripjat zu Grunde; endlich die Ortschaft Ἀμάδοκα (§ 14), an der Beuge des Borysthenes zwischen Saron und Azagarion angesetzt, etwa in der Lage von Jakaterinoslaw, vielleicht ein griechisches Emporium, von wo die Händler in das amadokische Gebiet auszuziehen pflegten. Müllenhoff D.A. III 31 vermutet in A. den einheimischen Namen der Androphagoi, hält jedoch S. 17f. diese letzteren für ein slawisches Volk, was nicht angeht, da die Ursitze der Slawen in der älteren Zeit nur das Stromgebiet der Weichsel umfassten; dass jedoch die finnischen Mordwa einst hart an der Südseite der Litauer sassen, hat in jüngster Zeit Thomson aus sprachlichen Thatsachen wahrscheinlich gemacht; vgl. Sitzungsber. d. Wiener Akad. CXVII (1888) 7ff.