Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Abt in Malmesbury seit 675 n. Chr., 100 Rätsel in lateinischen Hexametern
Band I,1 (1893) S. 1356 (IA)–1357 (IA)
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Aldhelmus, Abt zu Malmesbury seit 675, gestorben als Bischof zu Sherburn (Salisbury) im J. 709, gehört zu den letzten lateinischen Schriftstellern über Metrik, welche die Tradition der schulmässigen Lehre in wenig selbständigem Anschluss an die früheren Grammatiker fortpflanzten. Die Mitteilung seiner für die Geschichte der angelsächsischen Litteratur wichtigen 100 Rätsel in lateinischen Hexametern giebt ihm den Anlass, die Regeln dieses Versmasses in dialogischer Form vorauszuschicken (zum Teil in wörtlicher Übereinstimmung mit Audax s. Manitius Wiener Sitz. Ber. CXII 57f.) und eine Übersicht der sämtlichen metrischen Füsse mit Beispielen aus den verschiedenen Wortklassen ihnen folgen zu lassen. In der Behandlung des heroischen Versmasses kehrt zum Teil wörtlich die Darstellung des sogenannten Maximus Victorinus [1357] de hex. GL VI 208f. wieder (p. 233f. Giles); das Verdienst der Zusammenstellung reichlicher Beispiele für die 28 Füsse (besonders aus christlichen Dichtern eigener Lectüre) nimmt A. ausdrücklich für sich selbst in Anspruch.

Während die Rätsel schon früher herausgegeben waren, ist das Übrige zuerst ediert von Ang. Mai in Class. auct. e Vatic. codd. edit. tom. V (1833) p. 501–99 unter dem Titel S. Aldhelmi de septenario (d. i. Siebenzahl) et de re grammatica ac metrica ad Acircium regem, und (mit den Rätseln) verbessert nach einem cod. Paris. in Aldhelmi opera ed. J. A. Giles, Oxon. 1844 p. 216–329 unter dem Titel: epistola ad Acircium sive liber de septenario et de metris, aenigmatibus ac pedum regulis, p. 248–73 die Rätsel. Daraus bei Migne LXXXIX 161. A. schrieb ferner de laudibus virginitatis in Prosa und in Hexametern, Giles 1f. 135f., Migne 103f., charakterisiert bei Ebert L. d. M. A. I² 624f. Die Hexameter de octo principalibus vitiis p. 203 Giles sind von dem Gedicht de laud. virg. nicht zu trennen, Ebert 627. Ein rythmisches Gedicht in Achtsilbern mit Reim und Alliteration (p. 106 Giles, Jaffé bibl. rer. germ. III 38f.) enthält eine humoristische Schilderung einer Heimfahrt. Über sonstige Gedichte und Briefe des A. vgl. Ebert 633. Sechs Bücher de nomine schrieb ihm Manitius a. a. O. 35 zu auf Grund des Citates p. 279 Giles, nach Ebert 624 Anm. bezieht sich das Citat vielmehr auf das 6. Buch des Priscian.

[Graf.]