Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Beiname des Dionysos zu Aroe in Achaia
Band I,1 (1893) S. 1091 (IA)–1092 (IA)
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2) Beiname des Dionysos, unter dem er besonders zu Aroe in Achaia verehrt wurde. Hier wurde nämlich seit alter Zeit der Artemis Triklaria alljährlich der schönste Knabe und das schönste Mädchen geopfert. Das Orakel hatte verkündigt, dass dieses Opfer aufhören sollte, wenn ein fremder König einen fremden Gott herbeibringen würde. Nun fiel bei der Teilung der troischen Beute dem thessalischen Helden Eurypylos, dem Sohn des Euaimon, eine Kiste zu, in welcher ein Bild des Dionysos Aisymnetes, das Hephaistos verfertigt und dem Dardanos geschenkt hatte, verschlossen war. Diese Kiste soll nach Einigen Aeneas, nach Anderen Kassandra absichtlich, weil sie wussten, dass das Bild dem Besitzer Unglück bringen werde, zurückgelassen haben. Nach Anderen hatte Eurypylos, des Dexamenos Sohn aus Olenos, die Kiste von Herakles erhalten, als er mit ihm nach Troia zog. Sobald Eurypylos das Bild erblickte, wurde er wahnsinnig; zu Delphi, wohin er sich mit der Bitte um einen Orakelspruch wegen der Heilung seines Wahnsinns wandte, wurde ihm die Antwort: wo er Menschen ein fremdartiges Opfer bringen sehen würde, da solle er die Kiste weihen und sich selbst niederlassen. Er kam nun nach Aroe gerade zu der Zeit, wo der Artemis das Menschenopfer gebracht werden sollte, und erkannte bald am Aufhören seines Wahnsinns, dass auf diesen Ort der Orakelspruch ziele. Auch die Einwohner gedachten der alten Weissagung, als sie den fremden König und das fremde Götterbild sahen und stifteten nun, von den Menschenopfern befreit, ein Fest dem Dionysos Aisymnetes. Der Fluss am Tempel der Artemis, welcher bisher Ἀμείλιχος (der Unversöhnliche) hiess, wurde nun in Μείλιχος (der Versöhnliche) umgewandelt, Paus. VII 19, 2. 3. Der Kult des Gottes wurde einem Collegium von neun Männern und ebensovielen Frauen übertragen, die das Volk aus seiner Gesamtheit wählte (Paus. VII 20, 1). Im allgemeinen übertrug man auf den neuen Gott die alten Ehren, die man ehedem der Artemis, seiner Vorgängerin, gezollt hatte. An die Stelle der Menschenblut [1092] heischenden, unversöhnlichen Göttin trat ein neuer Gott, ein Gott der Versöhnlichkeit. Der Fluss, der im Kult des Gottes, wie wohl ehedem in dem der Göttin, eine Rolle spielte, soll dem Wandel des Kultes entsprechend seinen Namen gewandelt haben. Die Jugend des Ortes zieht des Nachts hinaus, umkränzt mit Ähren, und badet sich im Flusse, worauf sie Epheukränze anlegt und sich zum Heiligtum des A. begiebt (Paus. VII 22, 2. Kalkmann Pausanias 133). Der nach Pausanias am Flusse haftende Name Μείλιχος, sowie der Charakter des Kultes weisen darauf hin, dass Dionysos Αἰσυμνήτης sich in seinem Wesen mit dem Μειλίχιος berührt, einem Gotte, der sich nicht nur in der Gestalt des Zeus, sondern auch in der des Dionysos verkörperte (Andriskos und Aglaosthenes bei Athen. III 78 C bezeugen diesen Beinamen des Dionysos auf Naxos). Auch in Patrai hatte Dionysos unter dem Namen Αἰσυμνήτης ein Heiligtum. Paus. VII 21, 2.