Aiora (Αἰώρα oder Αἰῶραι), dionysisches Fest zu Athen, bei dessen Feier Puppen geschaukelt und ein Lied, das ἀλῆτις hiess, gesungen wurde. Die Kultlegende führt Fest und Lied auf Erigone, die Tochter des Ikaros, zurück: als ihr Vater von den Athenern ermordet war, irrte sie umher, um ihn zu suchen, und nachdem sie seine Leiche gefunden, erhenkte sie sich. Dafür wurden die Athener gestraft, indem viele Athenerinnen den gleichen Tod suchten. Das änderte sich erst, als sie auf Geheiss des Orakels das Fest stifteten, bei dem zur Erinnerung an den Tod der Erigone zuerst Jungfrauen, dann an ihrer Stelle Puppen geschaukelt (αἰωρεῖσθαι) und Erigone in einem Liede als ἀλῆτις (d. i. Umherirrende) besungen wurde. Eine andere aitiologische Legende bezieht Kultbrauch und Lied auf Erigone, die Tochter des Aigisthos und der Klytaimnestra,
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die sich nach der Freisprechung des Orestes in Athen erhenkt haben soll, eine dritte auf Medeia, eine vierte auf die Tochter des Tyrrheners Maleos, der (Strab. V 225) nach Athen gekommen sein soll. Et. M. 42, 3 s. αἰώρα. 62, 4 s. ἀλῆτις. Hesych. s. αἰώρα, ἀλῆτις. Athen. XIV 618 e. Poll. IV 55. Hyg. astr. II 4. Schol. in Germ. p. 389, 9 Eyssenhardt. Serv. Georg. II 389. Paus. attic. frg. 23 Schw. (die Angabe des Eustath., 389, 44, bei Pausanias habe gestanden ὅτι κύριόν ἐστιν ὄνομα γυναικὸς ἀπαγξαμένης καὶ διὰ τί ἀπαγξαμένης, beruht auf ungenauer Wiedergabe der Glosse des Pausanias. Schwabe z. St.). E. Maass Anal. Eratosth. (Berlin 1883) 76ff. 121. O. Crusius Philologus XLVIII 206f.