Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Tubero, L., Freund Ciceros, Statthalter von Africa, von Caesar begnadigt
Band I,1 (1893) S. 534 (IA)–535 (IA)
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150) L. Aelius Tubero, homo cum ingenio tum etiam doctrina excellens (Cic. Lig. 10), stand mit Cicero in naher persönlicher Verbindung: domi una eruditi, militiae contubernales (im Bundesgenossenkriege) post adfines, in omni denique vita familiares (Lig. 21; über die Verschwägerung wissen wir Näheres nicht; falsch Schol. Gronov. p. 415. 417 sororem Ciceronis habuit; denn bei dem Fehlen jeder anderen Erwähnung muss die Existenz einer Schwester Ciceros geleugnet werden). Im J. 693–696 = 61–58 war er Legat des Q. Cicero, Proconsul Asiae (Cic. ad Q. fr. I 1, 10; p. Planc. 100); heimgekehrt warnte er Cicero vor den Anschlägen der verbannten Catilinarier (Planc. a. O.). Beim Ausbruch des Bürgerkrieges schloss er sich den Pompeianern an; der Senat bestimmte ihn zum Statthalter von Africa (p. Lig. 23ff. Caes. b. c. I 30, 2; der Sohn stellte dies in seiner Anklagerede so dar: illum a senatu missum non ad bellum, sed ad frumentum coemendum, Quint. XI 1, 80). Tubero ging mit seinem Sohn Quintus nach Africa, fand aber den Posten schon besetzt. Q. Ligarius, der frühere Legat des Propraetors C. Considius Longus, war von diesem bei seinem Abgang 704/705 = 50/49 als zeitweiliger Nachfolger zurückgelassen; 705 = 49 war P. Attius Varus, aus Italien flüchtend, nach Africa gekommen und hatte den ihm angebotenen Oberbefehl übernommen. Beide hinderten die Tuberones an der Landung (Cic. Lig. 21ff.) und gestatteten nicht einmal die Einnahme von Wasser und Ausschiffung des kranken Sohnes (Caes. b. c. I 31. Pompon. Dig. I 2, 2, 46). Die Tuberones begaben sich darauf zu Pompeius nach Makedonien, und vom Sohn bezeugt Cicero Lig. 9 ausdrücklich die Teilnahme an der Schlacht bei Pharsalus. Sie wurden von Caesar begnadigt, lebten in Rom, und der Sohn klagte dort Ende 708 = 46 den Ligarius vor Caesar an; vgl. Nr. 156. Unsicher ist, ob sich Ciceros Bemerkung (ad Att. XIII 20, 1f. vom J. 709 = 45) ad Ligarianam de uxore Tuberonis et privigna neque possum iam addere, est enim pervolgata, neque Tuberonem volo offendere, mirifice est enim φιλαίτιος, die auf häuslichen Skandal deutet, auf den Sohn oder (wahrscheinlicher) auf den Vater bezieht. Von L. Tubero sagt Cic. Lig. 21 magnum etiam vinculum quod isdem studiis semper usi sumus; der Skeptiker Ainesidemos widmet ihm (τῶν ἐξ Ἀϰαδημίας συναιρεσιώτῃ) seine [535] Πυρρώνειοι λόγοι Phot. bibl. 212; er schloss sich also wie Cicero der neueren Akademie an. Aus Cic. ad Q. fr. I 1, 10 (Tubero quem ego arbitror, praesertim cum scribat historiam, multos ex suis annalibus posse deligere quos velit et possit imitari) erhellt, dass Tubero sich mit geschichtlichen Arbeiten beschäftigte. Doch ist nicht bekannt, dass er solche veröffentlicht hat.

[Klebs. ]