Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Beamter zur Vertretung der Interessen des Fiscus
Band I,1 (1893) S. 438 (IA)–439 (IA)
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Advocatus fisci. Über seine Einsetzung berichtet die Hist. Aug. Hadr. 20, 6 kurz: (Hadrianus) fisci advocatum primus instituit. Zweck derselben war, die bis dahin den Verwaltungsbeamten zukommende Vertretung der Interessen des Fiscus in Streitigkeiten mit den Unterthanen vom eigentlichen Verwaltungswesen zu trennen [439] und hiedurch der Überbürdung der Beamten und der dadurch bedingten mangelhaften Erledigung ihrer Pflichten abzuhelfen. Es scheint ursprünglich, wenn der oben angeführten Angabe hierin unbedingt zu glauben ist, ein einziger Beamter dieser Art eingesetzt worden zu sein; bald muss aber eine grössere Zahl nötig geworden sein, da noch vor 161 ein advocatus fisci Romae CIL VIII 1174 genannt erscheint und bald hierauf verschiedene Advocati fisci uns begegnen. Wie die Titel derselben zeigen, waren ihre Competenzen geographisch oder nach Gebührenkategorien abgegrenzt, daher ferner noch die Titel: a. f. per Italiam VI 1704 (Zeit Constantins d. Gr.), ad causas fiscales tuendas in provinciam Ba[et]icam … electo VIII 9249, ad[v]ocatus fisci provincia(rum) XI VIII 822, f. a. codicillaris stationis hereditatium et cohaerentium VIII 1439 = XIV 154, a. f. stat(ionis) hereditat(um) IX 2565, ad fisci advocationes ter numero promotus Thevestinam Hadrumetinam. Thamu[g(adensem)] VIII 2757, fisc(i) adv(ocatus) XL (= quadragesimae) Galliaru[m] Eph. ep. V 1203; endlich auch a. f. summae rei IX 1682 und fisci patronus rationum summarum X 1125; über den späteren Titel patronus fisci und die griechische Bezeichnung συνήγορος τοῦ ἱερωτάτου ταμείου Le Bas III 651, φισκοσυνήγορος Hesych. vgl. Herrlich de aerario et fisco 27f. Hirschfeld Untersuchungen I 51, 2. Dass die advocatio fisci auch in einzelnen Fällen ad tempus, sei es mit sei es ohne Bezahlung, wahrscheinlich von den Procuratoren übertragen werden konnte, wird ausdrücklich bezeugt (de iure fisci 17, anderes bei Hirschfeld I 50, 4) und wäre auch aus dem Zusatze codicillaris, d. h. mittelst Decrets angestellt, CIL VIII 1439 = XIV 154 bei den dauernd angestellten Advocati fisci der grösseren Stationen zu schliessen (Hirschfeld I 50, 3).

Die advocatio fisci ordnete sich als Amt in die ritterliche Carrière ein und zwar als erste Staffel; vgl. CIL III 6075. VI 1704 (dort noch hinzugefügt: beneficio studiorum prima aetate iuventutis electo). VIII 822. 1174. 1439 = XIV 154. Hist. Aug. Carac. 8; Get. 2; Macr. 4. Eutrop. VIII 18. Victor Caes. 20, 30. Dass der Ritterrang zur Bekleidung erforderlich war, wird auch durch Philostratus vit. soph. II 32 und Hist. Aug. Macr. 4 sehr wahrscheinlich; desgleichen aus Hist. Aug. Carac. 8; Get. 2, sowie wohl auch aus CIL VI 1704, dass Juristen, insbesondere Advocaten hiebei bevorzugt wurden (das Detail bei Ruggiero Diz. epigr. I 130f. und Hirschfeld Untersuchungen I 51). Im 4. Jhdt. nimmt unter ihnen der Leiter der Centralstation in Rom, der advocatus fisci summae rei (CIL IX 1682. X 1126. Eumen. paneg. Const. 23) eine hohe Stelle ein; ihm kam der Perfectissimat zu (CIL IX 1682).

Litteratur: Herrlich de aerario et fisco Rom. quaestiones, Berlin 1872, 25ff. Hirschfeld Untersuchungen auf dem Gebiete der röm. Verwaltungsgeschichte I 49ff. Ruggiero Diz. epigr. I 125ff. Schurz de mutationibus in imperio Romano ord. ab imp. Hadriano factis, Bonn 1884, 25ff. Humbert bei Daremberg et Saglio I 82f.