Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Rhyndakos, Grenzfluß zw. Asia u. Bithynien
Band I A,1 (1914) S. 12861287
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1) Ein wichtiger Grenzfluß (je nach der jeweiligen Einteilung und Benennung) zwischen Asia (dem römischen Kleinasien) und Bithynien (Plin. n. h. V 142; s. dazu Ramsay Hist. Geogr. of As. Min. 196* und 314. Ptolem. V 1, 3 Müll.), zwischen Phrygien und Hellespontos (Steph. Byz. s. Ῥύνδακος). Sehr oft wird er, trotzdem er mehrere Landschaften Kleinasiens durchfließt, als Fluß Mysiens bezeichnet, s. die vielen Stellen, an denen er bei Hermolaos-Steph. Byz. genannt wird ed. Mein. 803. Nach Plin. n. h. a. a. O. hieß er früher Lykos, jetzt nach dem alten Adrianoi Adirnas tschai, irrtümlich Assardschik tschai. Buresch Aus Lydien 148; er hat seine Quellen am Fuß des mysischen Olympos (Mela I 19, 3), in Wirklichkeit aber in der Abbaïtis (Mysorum), sehr nahe den Quellen des Hermos (H. Kiepert FOA IX), in Phrygia Epiktetos bei der Stadt Azanoi oder Aizanoi (Strab. XII 576). Mela I 19, 3 gibt fälschlich als Ursprungsort den mysischen Olympos an. Nachricht von den riesigen Schlangen vgl. dazu Plin. n. h. VIII 36. Aelian. hist. an. II 21. Plin. n. h. a. a. O. gibt irrigerweise an, er entspringe aus dem See Artynia bei Miletúpolis, in Wirklichkeit durchfließt er nur den westlichen Seeuferteil. Sein Lauf ist westlich, dann nordwestlich gerichtet und bildet die Grenze zwischen Mysien und Bithynien (jetzt Adirnás tschai).

Über die Nebenflüsse aus der mysischen Abrettene (Strab. XII 576) s. Buresch Aus Lydien 146 und A. und im Journ. hell. Stud. 1887, 516. Er fließt durch den See Apolloniatis oder Artynia (jetzt See von Abullónia), an Apollonia am Ῥ. vorbei, nimmt nördlich von Miletupolis (jetzt Muhalitsch [?]) seinen linken Nebenfluß Makestos [1287] oder Megistos (s. d.) Strab. jetzt Susurlú tschai, dann sehr kurz hernach den Tarsios (jetzt Kará deré- oder Maniás-tschai) auf. Nach Schol. Apoll. Rhod. I 1165 (geht auf die Verwechslung des Ῥ. mit dem Makestos [Megistos], Polyb. V 77, 9 zurück) soll der Ῥ. später selbst Megistos geheißen haben, wogegen Eustath. Il. XIII 771 spricht, der sagt, daß der Ῥ. zu seiner Zeit noch denselben Namen geführt hat. Nach Strab. 551 den Odrysses. In seinem äußersten Unterlauf wird er jetzt nach einer im Mittelalter sehr oft genannten Stadt Ulupadion oder Lopadion auch Lupád, von seiner Vereinigung mit Makestos–Susurlý auch Mohalitsch tschai genannt. Er mündet der Insel Besbikos (jetzt griech. Kalólimno, türk. Imralí adá) gegenüber (vergleiche den Mythos vom Versuch der Giganten, den Ῥ. abzudämmen, und deren Vernichtung durch Persephone, Steph. Byz. s. Βέσβικος) in die Propontis (Plin. V. 142). Nach Val. Flacc. III 35 fließt sein von den mitgeführten Erdteilchen gelbliches Wasser ein ziemliches Stück in die Propontis, ehe es sich mit dem Seewasser vermischt. An seinem Ufer besiegte Lucullus 73 v. Chr. das Heer des Mithradates (Plut. Luc. 11). An seinem langen Lauf, Iul. Honor. cosmog. 44: Ryndacus … currit millia CCCC (oder [richtiger] CXXX, in Wahrheit CXXXVII) fließt er an Aizanoi, Adrianoi (Daguta), Ilion (mys.), Plakia, Ἀρταίων τεῖχος, Germe, Rhyndakos, Kremaste vorbei. Bei Lopadion (jetzt Ulupad, s. o.) war nach 258 n. Chr. eine Brücke geschlagen. Nach der Plünderung von Nikomedeia, Nikaia, Kios, Apameia und Prusa konnten die Skythen den von Regenwasser angeschwollenen Fluß nicht durchqueren, Zosim. I 35, 2 p. 34. Vgl. Ramsay Hist. Geogr. of As. Min. 160. Ramsay irrt aber wohl, wenn er a. a. O. 162 meint, der Μεγάλος Ποταμός Theophan. II 7, 19, 26 sei der Ῥ. Es ist wohl der Makestos–Megistos (s. o.). Über die Meinung des Scholiasten Apollon. Rhod. I 1165 s. o. Vgl. noch Hamilton Researches in As. Min. I 83ff. 93. Viele Karten.