Ὑπηρέτης hat in den Papyri und Inschriften Ägyptens neben der Bedeutung eines Dieners die eines Hilfsbeamten. Als solcher findet sich der ὑ. schon in der Ptolemäerzeit bei verschiedenen Behörden. Ich erwähne die folgenden: als Gehilfe des σιτολόγος (P. Lille l3; 244/3 v. Chr., P. Tebt. I 186; 105 v. Chr.), des πράκτωρ (P. Hal. I 47. P. Hib. 92, 31. 3. Jhdt. v. Chr.), als ἴδιοι ὑ. des γραμματεύς (d. h. Zahlmeister) in den von Wilcken edierten Thebanischen Bankakten (vgl. S. 52) [2. Jhdt. v. Chr.], als ταγματικοὶ ὑ.) (ebd. S. 57) oder 15. ὑ. τάγμα[τος τῶν φερομένων ἐν] Κλ[εοπά]τρ[αι κληρού]χων bzw. προστάγματος in P. Rein. 22 II 30 bzw. l5, 30 (2. Jhdt. v. Chr.)‚ ebenfalls Zahlmeister (vgl. P. Lille 4, 3. Jhdt.)‚ als ὑ. der Hipparchien (P. Petrie III 112 c. I 25 und 34) in demselben Sinn; die letzteren sind Intendanturbeamte (vgl. P. M. Meyer Heerwesen 74f., der auch einige literarische Belege bietet), und auch unter ihnen gab es Abstufungen, wie der ἀρχυπηρέτης der σημεία des Dexilaos beweist (Meyer 75). Auch der τελώνης bedient sich solcher Hilfskräfte (P. Hib. 29, 21; 265 v. Chr.) Endlich gibt es auch ὑ. γεωργῶν eines Dorfes (P. Tebt. I 45; 113 v. Chr.), die πρὸς τῆι πρακτ[ορείαι] τῶν ἐνοφειλομένω[ν] πρὸς τὴν μίσθωσιν eines Jahres beschäftigt waren (vgl. auch Wilcken Ostr. I 557. Oertel Liturgie 36), ὑ. der λογευταί (P. Rev. l2, l2; vgl. 8, 4) und der Chrematisten (Dittenberger Or. Gr. inscr. sel. I 106, l5). Ebenso häufig ist die Verwendung im römischen Ägypten (vgl. Oertel 412). Besonders zahlreich sind die Erwähnungen des στρατηγικὸς ὑ., also der Unterbeamten des Gauvorstandes. Im Fayûm hat offenbar jeder Bezirk mehrere, wie BGU II 832, 31; 1038, 7 beweisen. [Für einen τοπικός ὑ., vgl. Mitteis Chrest. 88 c. IV 3. Dazu Archiv f. Pap. III 101, 1]. Auch ὑ. στρατηγίας (P. Soc. It. V 456, 5; 3. Jhdt. n. Chr.) oder ὑ. στρατηγοῦ (P. Oxyrh. VII 1057, 4.Jhdt. n. Chr.) kommt als ihr Titel vor. Häufig sind sie als Amtspersonen bei der Ausfertigung von Urkunden zugegen (BGU II 647. III 891 c. II l9), z. B. wenn eine (zu Unrecht bestehende) Hypothek gelöscht wird (SB 5676), bei der Ausstellung einer Eidbeurkundung durch den Gauschreiber (P. Fay. 24). bei der Inspizierung eines Erhängten durch den δημόσιος ἰατρός (P. Oxyrh. I 51. III 475). In diesen Fällen bürgten sie also durch ihre Anwesenheit für einen ordnungsmäßigen Verlauf des betreffenden Vorgangs (vgl. P. Hamb. 4, 16. Oxyrh. II 260). Der ὑ. vermittelt ferner die Überbringung von Urkunden und Aktenstücken an Behörden wie Private (CPR I 20 c. I 5. SB 4416. P. Oxyrh. I 106. BGU I 226 u. a.); er verwahrt Akten des Strategen, vgl. z. B. Wilcken Chrest. 41 c. I 18. wo er das Amtstagebuch desselben nicht allein öffentlich ausstellt (wie es von allen Behörden verlangt wurde), sondern nachher auch in die Akten einregistriert (vgl. BGU I l8. 31). Ja auch polizeiliche Funktionen lagen ihm gelegentlich ob (BGU II 467), und Mitteis Chrest. 88 c. V 29 wird er für die λογοθεσία vom Strategen delegiert. Für ihre Auslosung s. Meyer Griech. Texte a. Aeg. 3, 20. Aber auch andere Behörden halten
[772] solche Hilfskräfte, so die Damm- und Kanalinspektoren (BGU I l2, 33); ein διοικητικὸς ὑ. ist P. Oxyrh II 259, 14 (vgl. P. Flor. III 312, 7) erhalten. Im Bankdienst ist er tätig, wo er sogar eine Einnahmebescheinigung unterschreibt (P. Oxyrh. VI 916), ferner bei der Landprüfung (P. Soc. It. V 448, δημόσιος ὑ.), als Sekretär des Epistrategen, der gegenzeichnet (P. Straßb. I 41. 45), ebenso als ἡγεμονικὸς ὑ. beim Hegemon (CPR I 18, 35. P. Oxyrh. VIII 1102 u. a.), er tritt in Gerichtsverhandlungen auf z. B. BGU II 592 c. II 10; ohne den Zusatz ἡγεμονικὸς BGU II 388 c. III l0. 613, 36 und 42; er ist offenbar (im 4. Jhdt.) auch beim praepositus pagi (Wilcken Chrest. 42), beim Nomarchen (SB 5280) tätig. Weiter gibt es einen des ἔνδικος (Preisigke P. Cairo 7, 6), der ἡγεμονικὸς des Ἑρμοπολίτης (P. Ryl. II 153, 52), aber auch bei städtischen Behörden (P. Soc. It. VI 689, 38; 5. Jhdt.) [vgl. auch den ὑ. τοῦ Ἀπαντητηρίου von Oxyrhynchos P. Soc. It. III 175], einen ὑ. πρυτανικ[ος καὶ ἐξηγητικός (P. Tebt. II 397, 28), von Heiligtümern (ὑ. Θεσμοφορίου, SB 5220).
Archiv f. Pap. IV 63f. Mitteis Grundzüge 30f.