Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Reiterabteilungen in verschiedenen griechischen Heeren
Band IX,1 (1914) S. 997
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2) Reiterabteilungen (Schwadronen) in den Heeren der Boioter, der Makedonen, der Diadochen, der Achäer und einiger anderen Staaten. Die Zahl und die Kopfstärke der Ilen war sehr verschieden. Der Anführer einer Ile hieß Ἰλάρχης (s. d.).

1. Im Heere Alexanders d. Gr. zählt Arrian (anab. I 2, 5. 12, 7. II 9, 3) sechs makedonische auf: ἡ ἐκ τῆς ἄνωθεν Μακεδονίας, ἡ ἐκ Βοττιαίας, ἡ ἐξ Ἀμφιπόλεως, ἡ Ἀνθεμουσία, ἡ Λευγαία καλουμένη. Aus der Art der Bezeichnung geht hervor, daß eine jede aus der Mannschaft eines bestimmten Bezirkes bestand. Neben den landschaftlichen Ilen gab es noch eine Gardeschwadron, βασιλικὴ ἴλη] oder ἄγημα genannt (Arrian. anab. IV 24, 1), die wahrscheinlich auserlesene Mannschaften aus allen Bezirken enthielt. Sie bestand noch in den Heeren des Ptolemaios, des Antigonos und Philipps III. (Polyb. V 84, 1. 7. X 42, 6. XXXI 3, 8). Auch die thrakischen und päonischen leichten Reiter Alexanders waren in Ilen formiert (Arrian. anab. I 12, 7. 14, 6). Die Kopfstärke der makedonischen Ile betrug mindestens 150 Mann (Arrian. anab. II 9, 3f). Als Unterabteilungen derselben nennt Arrian (anab. III 16, 11) zwei Lochen, später (anab. VI 27, 6) (zwei?) ἑκατοστύες, Hundertschaften.

2. Ilen der Boioter werden erwähnt bei Collitz Gr. Dial.-Inschr. 414. 420. 424 (Lebadeia), 716 (Theben), 470 (Orchomenos).

3. Auch die Reiterei des Achäischen Bundes war in Ilen eingeteilt. Deren Unterabteilungen hießen οὐλαμοί (Züge) (Polyb. X 23 [21], 4. 8) wie auch bei den Ätolern (Polyb. XVIII 19 [2], 9. 21 [4], 1). Die Taktiker Aelian und Arrian (Tact. 19, 10) berichten, daß Polybios (in seiner Reitertaktik) die Ile zu 64 Mann angenommen habe. Bauer (Griech. Kriegsaltert. 450) zieht die Glaubwürdigkeit der Genannten in Zweifel. Aber Polybios selber übersetzt sogar die römische turma, die nur 33 Mann zählte, mit ἴλη (VI 25, 1). Zu seiner Zeit muß man also tatsächlich so kleine Abteilungen Ilen genannt, d. h. zwischen ἴ. und οὐλαμοί hin- und hergeschwankt haben.

4. Κατ’ ἴλας, ilenweise, heißt in der Taktik die Aufstellung, in der die einzelnen I. durch Zwischenräume und Abstände voneinander getrennt standen (Gegensatz: ἐπὶ φάλαγγος, in geschlossener Linie).