Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Harma, Ortschaft in Boiotien
Band VII,2 (1912) S. 23662368
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2) Ortschaft in Boiotien. Der Name wird in Zusammenhang gebracht teils mit dem Untergang des Amphiaraos, Paus. I 34, 2. IX 19, 4; Apollodoros (Schwartz o. Bd. I S. 2867, 47) bei Strab. IX 404; weitere Stellen bei Unger Thebana Paradoxa 164ff.; o. Bd. I S. 1888, 4ff.; teils mit der Errettung des Adrastos, Apollod. s. o. nach Philochoros [2367] FHG I 392. Eustath. 266, 35 = Schol. B Il. II 499, vgl. Knauss De Steph. Byz. Ethn. exemplo Eust., Diss. Bonn 1910, 43. Bethe Theb. Heldenl. 66. H. lag nach Paus. IX 19, 4 an der Straße von Theben nach Chalkis zwischen Teumessos (heute Messowuni) und Mykalessos, vgl. Paus. I 34, 2 und Strabon s. o. Danach hat Ulrichs Reisen und Forschungen II 29 die kleine Ruinenstätte von Kastri mit H. identifiziert. Sie ist auf der Carte de la Grèce eingetragen und liegt auf Kauperts Karte von Attika 1:100 000 nordwestlich von dem verlassenen Dorfe Kapandriti auf dem Ausläufer des Lyko Vuni, um dessen Fuß die moderne Straße von Theben nach Chalkis nordwestlich von Punkt 156 herumbiegt. Vgl. Bursian Geogr. I 217. Hitzig-Blümner Paus. III 1, 442. Eine genaue Beschreibung der Ruinen gibt Lolling Urbaedeker 19 (s. darüber Bulle Orchomenos I 116, 2): ,Die Befestigung nimmt nur den dem Wege nach Chalkis am nächsten gelegenen Teil der oberen Fläche ein. Trotz der geringen Ausdehnung der Ruinen (kaum 100 Schritt lang und breit) kann man doch innerhalb der größeren Umfassungsmauer noch eine kleinere, den Westteil der Befestigung einnehmende 35' breite Abteilung erkennen. Im Inneren des größeren östlichen Raumes bemerkt man Reste alter Bauten. Türme sind nicht vorhanden, dagegen springt von der Ostmauer ein besonderer Torbau hervor, der zur Hälfte zerstört ist. Die Mauer ist 5' breit und aus kleinen und nicht immer sorgfältig behauenen und geglätteten Polygonen aufgebaut‘. Nach Ulrichs sind die Nordmauer und die Quermauer aus großen behauenen Steinen erbaut. Leake N. G. II 247 passierte die Stelle von H., ohne es zu merken, und setzt infolgedessen H. und die anderen Ortschaften 250ff. zu weit nach Osten. Roß (Wanderungen I 109) hält Dritsa für H.; dorther stammen also auch die Steine IG VII 629 und 634. Frazer, der die Gegend nur aus der Ferne gesehen hat (Paus. V 66), verlegt H. in den Paß von Rhitsona (62). H. wird im Schiffskatalog erwähnt (Il. II 499). Später hat es vermutlich erst zu Mykalessos gehört, dann zu Theben (Meyer Theopomps Hellenika 97), endlich in hellenistischer Zeit zu Tanagra (Strab. s. o. und 405 = Apollodor nach Schwartz o. Bd. I S. 2867, 54). Nach Philochoros (s. o.) genossen die Einwohner Isopolitie in Argos. Strabon nennt H. eine κώμη ἔρημος (IX 404), und Paus. IX 19, 4 sah nur noch ἐρείπια.

[Bölte. ]