RE:Ἀπήνη
Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft | |||
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Vierrädriger Wagen | |||
Band I,2 (1894) S. 2695 (IA)–2696 (IA) | |||
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Ἀπήνη,[WS 1] der Wagen, insbesondere der vierrädrige (Il. XXIV 324), mit Sitzen versehene, rückwärts abgeschlossene Reise- und Transportwagen (ὄχος), im Gegensatz zu dem zweirädrigen Kriegswagen (ἅρμα), vgl. z. B. die Vasenbilder Mon. d. Inst. X 48 h. Gerhard Auserles. Vasenb. III 217. Panofka Bilder ant. Lebens 17, 1. 2 u. ö. (Räder von ἀ.: Olympia IV Taf. XXIV 510, S. 69 Furtwängler). Die ἀ. ist vorzugsweise mit Maultieren bespannt worden. In der agonistischen Terminologie wird ἀ. geradezu für ‚Maultiergespann‘ gesetzt (Paus. V 9, 2, vgl. Schol. Pind. Ol. V 6 p. 119 B.), während die Gestalt der Wagen wohl dem agonistischen Zweck angepasst gewesen sein mag; doch ist, nach dem Ausweis der Münzen von Rhegion (Head HN 93) und der älteren von Messana (Head HN 134, vgl. Numism. chronicle XII 1891, 367), die Grundform des Reisewagens soweit beibehalten worden, dass der Lenker sass (nicht stand, wie beim Kriegswagen). Wenn auf Münzen von Messana (vgl. die Tetradrachmen des jüngeren Kimon, Catal. of coins in the Brit. Mus. Sicily p. 105 nr. 56. Numism. chronicle XI 1890, 298f. T. XVIII 8 a) die Göttin Messana auf der ἀ. stehend dargestellt ist, so soll hiemit wohl nicht der Wettkampf selbst, sondern ein triumphalischer Umzug des Siegers vor Augen gestellt werden.
Der Agon ἀ. ist auf griechischem Boden nur für Olympia bezeugt. Die Combination Boeckhs (Explic. Pind. 597), wonach Pindars Hyporchem frg. 105. 106 (Bgk.) sich auf einen pythischen Maultiersieg des Hieron beziehen soll, ist durchaus unsicher. Auch in Olympia war der Agon nur von kurzer Dauer. Nach Polemon frg. 23 (FHG III 122, Schol. Pind. Ol. V argum. p. 129 B.) ist der Agon Ol. 84 wieder abgeschafft worden, nachdem 13 Siege in dieser Kampfart errungen worden waren; nach Pausanias V 9, 1 ist der Agon Ol. 70 beschlossen worden, Ol. 84 die Botschaft ergangen, dass er in Zukunft nicht mehr stattfinden solle; andere Nachrichten setzen die Auflösung des Agons Ol. 85 (Schol. Pind. Ol. V 6 p. 119 B.) oder gar Ol. 86 (Schol. Pind. Ol. VII argum. p. 129 B.). Wahrscheinlich fand der erste Agon Ol. 71, der letzte Ol. 83 statt; Ol. 84 wird es an Bewerbern gefehlt haben, so dass man die Abschaffung des Agons beschloss, vgl. Bentley Dissert. upon Phalaris 127 (199 Wag.). Boeckh Explic. Pind. 151. Krause Gymnastik und Agonistik I 569. Kalkmann Pausanias 81. Nach Pausanias war der Thessaler Thersias der erste Sieger im Agon ἀπήνης zu Olympia; wenn Schol. Pind. Ol. V 6 p. 119 B. einen Mann namens Ἀσάνδραστος als denjenigen nennt, der zuerst ein Maultiergespann auf die Rennbahn gebracht habe, so [2696] liegt hier vielleicht eine Verderbnis aus dem Namen Θέρσανδρος vor, vgl. Bentley a. a. O. Zwischen Ol. 72 und 76, 1 (476) fällt der von Simonides (frg. 7, PLG III⁴ 390 Bgk.) gefeierte Sieg des Messeniers Anaxilas, des Tyrannen von Rhegion, der das Maultiergespann als Emblem auf die Münzen dieser Stadt setzte, Aristot. frg. 228 a (Poll. V 75). Head HN 93. Ol. 77 oder wahrscheinlicher Ol. 78 siegte Agasias von Syrakus, den Pindar im VI. olympischen Lied besungen hat (Boeckh Explic. Pind. 151). In Ol. 82 (452 v. Chr.) fällt der Sieg des Psaumis von Kamarina, auf den sich Pindars IV. und V. olympisches Lied beziehen, Schol. Ol. V argum. p. 183 Abel. Boeckh Explic. Pind. 141 (anders Förster Sieger in den olymp. Spielen 17). Da die Eleier selbst, wie es scheint, im Maultieragon keinerlei Erfolge zu verzeichnen hatten, so ist es begreiflich, dass sie gerne eine Gelegenheit benützten, diesen Wettkampf abzuschaffen; neben den glänzenden Pferderennen mochte er ohnehin ziemlich reizlos erschienen sein. Dass in Elis die Maultierzucht völlig darniederlag, beweist die Erzählung von dem Fluche, der auf ihr lasten sollte, Herod. IV 30. Paus. V 5, 2. 9, 1.
Der grosse Ruhm, den die sicilischen Maultiergespanne im Altertum genossen (Σικελίας δ`ὄχημα δαιδάλεον Pindar frg. Hyporch. 3; ὄχος Σικελός, κάλλει δαπάνη τε κράτιστος Kritias frg. 1; vgl. Hesych. ὄχος Ἀκεσταῖος), erlaubt auch ohne ausdrückliches Zeugnis die Annahme, dass der Agon ἀπήνῃ in Sicilien und dem angrenzenden Grossgriechenland nicht unbekannt war. Wie auf den Münzen von Rhegion findet sich die ἀ. auch auf denen von Messene in der Zeit zwischen 480 und 420 (s. o.). Vielleicht ist das Spiel von Sicilien aus zu den Römern übergegangen, die selber aber es für alteinheimisch ansahen, vgl. Fest. ep. p. 148: mulis celebrantur ludi in Circo maximo Consualibus, quia id genus quadrupedum primum putatur coeptum currui vehiculoque adiungi. Vgl. Wissowa bei Roscher Lex. d. Mythol. I 925.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ transkribiert: Apene.