Ἀμφιθαλεῖς παῖδες, eigentlich auf beiden Seiten blühend, hiessen Kinder, denen noch beide Eltern lebten. Poll III 25: ὅτῳ δ᾿ ἂν γονεῖς ἅμα δ᾿ ἀμφότεροι ὦσιν, ἀμφιθαλὴς ὀνομάζεται. Ebenso Zosimos II 5 bei Diels Sibyll. Blätter 133 und im Saecularorakel ebd. 135 v. 22. Platon (leg. XI 927 D) stellt die Ἀ. den Waisen gegenüber, wie sich ja das Wort in derselben Bedeutung bereits bei Homer (Il. XXII 496) findet. Es sind also die pueri patrimi matrimi der Römer (L. Mercklin Ztschr. f. d. Alt. Wiss. 1854 nr. 13–16 u. nr. 71 S. 566ff.; mehr bei Hermann Gottesd. Alt.² § 36, 2, vgl. Dion. Hal. II 22. Dio Cass. LIX 7). Dass beide Eltern noch am Leben waren, schien eine besondere Gnade der Gottheit. So ist es natürlich, dass die von den Göttern sichtlich gesegneten Kinder zu gottesdienstlichen Functionen zugezogen wurden: Ἀ. ὕμνους ᾄδουσι τῇ τε Ἑλλήνων καὶ Ῥωμαίων φωνῇ καὶ παιᾶνας (Zosim. II 5 bei Diels 133). Das von Horaz gedichtete carmen singen bei der Saecularfeier des Augustus 27 Knaben und 27 Mädchen patrimi matrimi (Th. Mommsen Mon. ant. pubbl. d. Lincei I 1891, 647f.). In Athen trägt am Pyanopsienfeste ein παῖς ἀμφιθαλής die Eiresione und legt sie an der Thür des Apollontempels nieder (Plut. Thes. 22. Eustath. ad Il. XXII 495 p. 1283), und eine ähnliche [1959] Aufgabe (ἀρχει τῆς δαφνηφορίας) hatte ein παῖς ἀμφιθαλής bei einem Apollonfest in Theben (Prokl. in Phot. bibl. 239 p. 321; vgl. auch A. Mommsen Heortol. 273 über die Oschophorien und Dion. Hal. II 22). In Olympia schnitt ein παῖς ἀμφιθαλής
den Ölzweig ab, der zum Kranz für den Sieger gebogen wurde (Schol. Pind. Ol. III 66; hypoth. Pyth. p. 298. Krause Olympia 161), und auch bei der Feier von Hochzeiten finden wir sie in Attika bei der Ausführung der Festgebräuche beteiligt (Paroemiogr. gr. I 82).