Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Stadt in Indien
Band VII A,2 (1943–1948) S. 17911793
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2) Stadt in Indien in der Landschaft Limyrike bei Ptolem. VII 1, 8, ebenso im Peripl. m. E. 53; im Peripl. 54 wird T. als ein am Meere gelegener bedeutsamer Ort (κώμη παραθαλάσσιος ἔνσημος), zur Königsherrschaft des Keprobotras gehörend, bezeichnet, der von Muziris auf dem Fluß- und Seewege 500 Stadien entfernt liegt. Benfey (Art. Indien, Ersch-Grubers Enzyklopädie 92) sah in T. Tuṇḍikera; wie sich aus T. Nr. 1 ergibt, kommt dieser Volksnamen und die damit zusammengestellte Stadt für die Stadt T. nicht in Frage. Lassen (Ind. Alt. II² 545. III 189) hat T. mit dem modernen Barkaru (jetzt Bārkūr, 74° 48’ ö. L., 13° 29’ n. Br.) identifiziert, wie vor ihm Vincent‚ der nur die Form Barcelore schrieb. Burnell (Elements of South Indian Palaeography² 51, 1) sah im heutigen Kaḍalundi, 3½ Meilen südlich von Beypore (75° 49’ ö. L., 11° 11’ n. Br.) das antike T.; kaḍal und tundi ergeben im Tamil Kadalundi, d, i. ‚der durch die See emporgetragene Boden‘. Yule (s. Indian Antiqu. IV 282. Mc Crindle Ancient India as described by Ptolemy 50. Sewell Lists of Antiqu. Remains Presid. Madras I 251) gelangt, ausgehend von der Identifikation von Muziris mit Kranganur, nach der angeblichen Entfernung zwischen diesem Ort und T. zur Ansetzung des letzteren bei Tanūr (Tāvanūr, 13 Meilen nördlich vom [1792] Ponnāni), doch zieht er Kadalundi vor, das nur wenige Meilen nördlich von Tanūr liegt. Schoff (The Periplus 204f.) kommt bei der gleichen Berechnung auf Ponnāni (75° 56' ö. L., 10° 48’ n. Br.), das, wie Kadalundi am gleichnamigen Flusse, an der Mündung des Ponnāni liegt, der die Anaimallai Hills entwässert und im Unterschied zu fast allen übrigen Flüssen an diesem Teil der Westküste schiffbar ist. Da Berthelot (L’Asie ancienne d’après Ptolémée 326) an der Ansetzung des antiken Muziris beim heutigen Mangalore festhält, nimmt er für T., das bei einer Entfernung von 500 Stadien nach dem Periplus 90 km, nach Ptolemaios’ Lagebestimmung 109 km nördlich von Mangalore gelegen haben müßte, den modernen Hafen von Kandapuri (offiziell Kundapuri und Coondapoor, 74° 42’ ö. L., 13° 38’ n.Br.) für T. in Anspruch, das auf dem Seewege von Mangalore 86,7 km entfernt ist; den Flußweg ignoriert Berthelot, weil es keine Verbindung dieser Art gebe, er glaubt vielmehr an eine Interpolation im Periplus und läßt nur die Möglichkeit einer Interpretation zu, daß der Verfasser an einen Weg teils auf dem Flusse, teils zur See gedacht haben kann; das ist jedoch wegen der parallel gemachten Angabe bezüglich Muziris und Nelkynda und des hinzugefügten ὁμοίως ausgeschlossen. Endlich ist die von S. Krishnaswami Aiyangar (Ancient India 60. 67) und K. N. Sivaraja Pillai (The Chronology of the Early Tamils, Madras 1932, 137) vorgeschlagene, schon bei Caldwell (Comparative Grammar of the Dravidian Languages³ 94) zu findende Gleichsetzung von T. mit Tondi (Tundi) zu erwähnen, das die Hauptstadt des Cerakönigs Kaṇaikkāl-Iromporai (etwa 175-200, s. Pillai 156f. 166) war. Ob hier mehr als ein lautlicher Anklang vorliegt, ist bei dem nur aus Tamilquellen bekannten und heute nicht mehr vorhandenen Tondi nicht zu entscheiden. Toṇḍi entspricht angeblich dem heutigen Quilāndi (75° 42’ ö. L., 8° 53’ n. Br.) und lag am Agalappulai, etwa 5 Meilen nördlich dieser Stadt. Von diesem Toṇḍi zu unterscheiden ist das auf älteren Karten Indiens bei ungefähr 78° 55’ ö. L., 9° 45’ n. Br. als Tondy eingezeichnete, das als Toṇḍi in einer Inschrift aus der Zeit des Coḷaherrschers Parakesarivarman Rājādhirāja (1167/68) vorkommt (Rangacharya Topographical List I 353 nr. 248. K. A. Nilakanta Sastri The Pāṇḍyan Kingdom, London 1929, 13l. Sewell-Aiyangar Historical Inscriptions of Southern India, Madras 1932, 116). Dieses Toṇḍi war der Hafen und Sitz einer Statthalterschaft des Keralareiches, der Vorort des Toṇḍaimaṇḍala, über welches verschiedene Dynastien herrschten und das sich vom südlichen bis zum nördlichen Penner oder sogar bis zur Kistna erstreckte (vgl. Dey Geographical Dictionary² 205, der Kāncīpura, das heutige Conjeeveram, als Hauptstadt angibt). Es ist klar, daß mit diesem an der Koromandel-Küste gelegenen Toṇḍi jenes, welches dem antiken T. entsprechen soll‚ nichts als den gleichen Namen gemein hat, da es an der Malabarküste zu suchen ist. Bei den Veränderungen der Küste im Laufe der Jahrhunderte ist es unschwer einzusehen, daß die Angabe des Periplus über die Entfernung auf dem Fluß- und Seewege nicht beiseite geschoben werden darf; die angeführten Identifikationen [1793] haben also nur einen Wahrscheinlichkeitswert. Über Ke(p)robotras vgl. Art. Caelobothras o. Bd. III S. 1275f. und PIR. II² 150 nr. 676 Art. Cerobotras.