Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Kollegium zur Abnahme der Rechenschaftsberichte der Bundesbeamten des boiotischen Bundes
Band XI,1 (1921) S. 2627
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Κατόπται.[WS 1] Daß in Athen die Gesetze nach den Kompetenzkreisen der Behörden eingeteilt waren, hat R. Schöll in seiner grundlegenden Untersuchung über das attische Nomothesieverfahren, S.-Ber. Akad. München 1886, 83ff. nachgewiesen. Dasselbe läßt sich auch für andere Staaten nachweisen, so für Lebadeia durch den κατοπτικὸς νόμος IG VII 3073, 88f. (= Dittenberger Syll.² 540 = Michel Rec. 589), wo auch der ναοποϊκὸς νόμος diese Einteilung bezeugt: τὰ δὲ ἄλλα ὅσα μὴ ἐν τῆι συγγραφῆι γέγραπται, κατὰ τὸν κατοπτικὸν νόμον καὶ ναοποϊκὸν ἔστω. Mehr bei Hermann-Swoboda Gr. Staatsalt. I 3, 124, 5. Hiedurch ist bezeugt, daß wenigstens in gewissen Fällen der boiotische Bund als solcher Gesetze erließ; denn es handelt sich im vorliegenden Falle (Zeustempel von Lebadeia) um eine Bundesangelegenheit. Das Nähere bei Hermann-Swoboda 274, 9. Wie die Verwaltung des Bundestempels durch ναοποιοί (s. d.) besorgt wurde, so war zur Abnahme der Rechenschaft der Bundesbeamten ein Kollegium von κ. bestellt, die also den attischen εὔθυνοι entsprachen. Während Hesychios einfach erklärt κατόπταν· κατάσκοπον, sind uns κ. als Rechenschaftsbehörde für mehrere boiotische Einzelgemeinden inschriftlich bezeugt und zwar meistens im Anschluß an die Vergebung einer Stele durch die Polemarchen, so für Akraiphia IG VII 4131, 36: καὶ ἀπολογίσασθαι τὸ ἄλωμα πρὸς τοὺς κατόπτας, danach ergänzt 4130, 61, für Orchomenos IG VII 3171 A 1 ff. (= Collitz GDI 489 = CIG 1569 a); χρέος ἀπέδωκα ἀπὸ τᾶς σουγγράφω πεδὰ τῶν πολεμάρχων κὴ τῶν κατοπτάων, ebenso B 24; 3172 (Nikareta-Urkunde) 140, bei der Vergebung der Stele durch die Polemarchen κὴ τὼς πολεμάρχως … τὸ ἄλωμα ἀπολογίτταστη ποτὶ κατόπτας; 3173 (= Collitz 482) [ἠ δέ κα] μεὶ διαγράψει [παρόντων] κα[τ]ο[π]τ[ά]ων, ἀπο[τισάτω] κτλ. In Orchomenos erscheinen die κ. auch einmal in den Präskripten einer Freilassungsurkunde in der Zweizahl VII 3202 (= Latischew Bull. hell. VIII 1884 p. 71 nr. 4): Χαρει[σι]άδου ἄρχοντος, ἱερητεύοντος Φιλοξένου Εὐνόμου, κατοπτεύοντος Εὐπνύτου [27] Ἀντιγενίδου, Πυθίλλους Ζωπύρου, ἀνατιθέασιν κτλ. Nach der Nikareta-Urkunde von Orchomenos IG VII 3172, 140 hat Th. Reinach Rev. d. ét. gr. XII (1899) 88 in der großen Urkunde aus Tanagra Z. 24 überzeugend ergänzt: κὴ ἀπολογίττασθη τὸ λᾶμμα κὴ τὸ ἅλωμα πὸτ τὼς [κατόπτας]. Für Oropos vgl. IG VII 303 (= CIG 1570) 17ff. παραδότωσαν δὲ πάντα ταῦτα σταθμῶι μετὰ πολεμάρχων καὶ κατοπτῶν, καὶ ἀπολογισάσθωσαν τᾶ παραδοθέντα πρὸς κατόπτας; vgl. auch Z. 33f.

Die κ. sind also den attischen Euthynen entsprechende spezifisch boiotische Rechenschaftsbeamte, sei es einer einzelnen Gemeinde oder des boiotischen Bundes; s. E. Fabricius De architectura Graeca commentationes epigraphicae (Berolini 1881) 45.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. transkribiert: Katoptai.