2) Als Philipp II. von Makedonien bald nach dem philokratisohen Frieden (346) einen Zug nach Thessalien unternahm und Pherai besetzte, richtete er, um der Unzufriedenen Herr zu werden, Dekadarchien ein. Aus der Stelle Dem. VI 22 konnte man ebensowohl schliessen, dass eine einzige Dekadarchie für ganz Thessalien eingesetzt wurde, wie dass jede thessalische Stadt eine besondere Dekadarchie erhielt. Aber nicht nur die Analogie mit der Einrichtung des Lysandros (s. Nr. 1), sondern auch die verschiedenen Nachrichten über makedonische Besatzungen und Beseitigung der heimischen Verfassungen (wie Dem. XIX 260. XVIII 65. VIII 59. IX 12. VII 32), vor allem aber eine gleich zu erwähnende Stelle über eine weitere Verfassungsänderung sprechen dafür, dass in jeder thessalischen Stadt Dekadarchien eingesetzt wurden. Wenige Jahre später nämlich. 343/2 nach seinem epirotischen Zuge, erschien Philipp neuerdings in Thessalien und setzte an die Spitze jeder der vier von alters bestehenden Landschaften Thessaliotis, Pelasgiotis, Hestiaiotis und Phthiotis einen Tetrarchen. Demosth. IX 26. Glaubte man ursprünglich, dass diese Stelle mit der oben erwähnten Nachricht von der Einsetzung der Dekadarchien im Widerspruch stehe, wie schon Harpokration meinte (s. δεκαδαρχία· Φίλιππος μέντοι παρὰ Θεσσαλοῖς δεκαδαρχίαν οὐ κατέστησε, ὡς γέγραπται ἐν τῷ ἕκτοῳ Φιλιππικῷ Δημοσθένους, ἀλλὰ τετραρχίαν), so ergab eine weitere Erwägung, dass
[2413] neben den Dekadarchien auch Tetrachien bestanden haben konnten. Weiter aber gewinnt die Stelle erst ihre Bedeutung, wenn man Dekadarchien für jede thessalische Stadt seit 346, und Tetrarchen für jede Landschaft seit 342 annimmt, weil dann der Gegensatz τετραρχίας κατέστησεν ἵνα μὴ μόνον κατὰ πόλεις ἀλλὰ καὶ κατ’ ἔθνη δουλεύμωσιν Bedeutung gewinnt. Vgl. A. Schäfer Demosthenes und seine Zeit II² 346. 430.