Pariser Mittheilungen
[288] Pariser Mittheilungen. Man schreibt uns aus Paris: „Die Unverschämtheit, mit der hier viele Franzosen von den natürlichen Grenzen sprechen, ist wahrhaft empörend für ein deutsches Ohr. Oesterreich werde zerfallen, Preußen dessen deutsche Provinzen sich nehmen (sic!), dafür jedoch den Rhein an Frankreich abtreten müssen, Landau in der Pfalz, das langjährige Eigenthum Frankreichs, an das Kaiserthum zurückgegeben werden. Preußen ist am bittersten gehaßt, weil man ihm allein die letzten Niederlagen Frankreichs zuschreibt. Mag es übrigens in Frankreich sein, wie es will, Deutschland kann trotzalledem noch viel von ihm lernen. Jeder Franzose, ohne Ansehen der Geburt, kann sich hier, sei es in der Armee, sei es in der politischen Carrière, eine hervorragende Stellung erwerben. Zählen Sie die bürgerlichen Marschälle Frankreichs gegen die Generale Deutschlands. Es ist ganz natürlich, daß ein solches Verhältniß den Muth der Soldaten stärkt. In Deutschland schlägt sich der Soldat für den Herrn von Gottes Gnaden und für die hohe Aristokratie. Daß ein Bürgerlicher zu höheren militairischen Würden gelangt, ist eine Seltenheit, in vielen Staaten eine Unmöglichkeit. Hat in Deutschland ein armer Teufel sich für sein Vaterland zum Krüppel schießen lassen, so hat er als Belohnung seine Entlassung und, wenn’s hoch kommt, die Erlaubniß zu erwarten, sein Brod – zu erbetteln. Frankreich und auch die Schweiz sorgen ganz anders für ihre Soldaten, die im Dienste des Vaterlandes ihre Gesundheit und Glieder verloren haben. Wie achtet man hier in Paris die Invaliden, wie werden sie gehätschelt von allen Seiten! Ich habe gesehen, daß Officiere der kaiserlichen Garde einem alten Invaliden, der an ihnen vorüberging, zuerst die militairischen Ehren erwiesen und, als der Invalide beim Gruße seinen Stock verlor, rasch hinzusprangen, den Stock aufhoben und mit einigen freundlichen Worten dem Krüppel überreichten. Wie würde in solchem Falle ein – Lieutenantchen gehandelt haben ?“