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Titel: Parfümierte Früchte
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aus: Die Gartenlaube, Heft 33, S. 563
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[563] Parfümierte Früchte. Die Farbenpracht der Blumen ist unerschöpflich, und doch ist der Mensch vor kurzem auf den Gedanken gekommen, Blumen zu färben, indem er die abgeschnittenen Stengel in Lösungen von Anilinfarben stellte! Die Pariser Blumenmädchen, die zum ersten Male „grüne Nelken“ auf den Markt brachten, sollen kein schlechtes Geschäft gemacht haben. In ähnlicher Weise vergreifen sich die Menschen auch an Früchten, die sie zwar nicht färben, dafür aber um so fleißiger parfümieren. Wenn die Früchte den müden und durstigen Wanderer so köstlich erfrischen, so ist dies zum großen Teil dem Aroma zuzuschreiben, das sich bei vollendeter Reife in ihnen entwickelt. Der Züchter ist darum bestrebt, nicht nur süße, saftige und große, sondern auch duftende Früchte zu erzeugen. Es gelingt ihm indessen nicht immer, bei einer Frucht alle diese Eigenschaften zu erzielen. Eine aromalose Frucht wird aber von dem Kenner als schal zurückgewiesen.

Bei der großen Masse der civilisierten Menschheit ist allerdings der Geruch zu einem abgestumpften Sinne geworden, nur eine „auserwählte“ Schar von Obstliebhabern schwärmt auch für das Aroma, und aus Rücksicht auf diese sind verschiedene Wege zum Parfümieren der Früchte erdacht worden. Die von altersher bekannten sind sehr einfach. Hat man frische Hollunderblüten rasch getrocknet und in luftdicht verschlossenen Büchsen aufbewahrt, so kann man frühe Aepfel damit parfümieren, indem man sie für einige Tage mit den Hollunderblüten in einem gut verschlossenen Gefäße einsperrt. In England ist dieses Parfüm sehr beliebt. Auf diese Weise lassen sich verschiedene Düfte den Früchten beibringen. Obstkenner sollen jedoch diese Schliche nicht unschwer zu entdecken vermögen; ihr Gaumen und ihre Nase sind sehr gewiegte Chemiker.

Eine Frucht, die zu großem Verdruß der Gärtner in der Entwicklung des Duftes sich äußerst unzuverlässig erweist, ist die Melone. Man hat darum besondere Mittel ersonnen, um sie zur Aromaentfaltung zu zwingen. Die einen steckten die reifen Melonen in warme Oefen, die anderen brachten sie in kalte Räume und die Extreme der Temperatur sollen in der That die Melone bei der Nachreife zur Aromaentwicklung gebracht haben. In Amerika ist man dagegen auf einen anderen Einfall gekommen. Dort parfümiert man Melonen in ähnlicher Weise, wie man in Frankreich Blumen mit Anilinfarben geschminkt hat. Die reife Melone wird mit einem guten Stück der Ranke abgeschnitten und das Ende der Ranke in ein Trinkglas hineingesteckt, welches zum Teil mit Portwein oder Sherry gefüllt ist. In drei Tagen saugt die Frucht den Wein auf und besitzt alsdann ein deutliches Portwein- oder Sherrybukett.

Nach Proben, die wir selbst angestellt haben, ist das Verfahren durchaus nicht so einfach, d. h., es gelingt nicht immer. Am meisten eignen sich dazu noch Früchte, die einer Nachreife bedürfen. Jedenfalls dürften für Obstliebhaber weitere Versuche dieser Art nicht uninteressant sein. Die Wohlgerüche sind ja heute nicht teuer, die Düfte der Vanille, des Waldmeisters und des Heliotrop, ja selbst die Quintessenz des Fliederduftes werden in der Retorte des Chemikers künstlich hergestellt; das neue Citral ersetzt den Duft des Citronenöls, auch die Fruchtäther macht man nach. Da ließe sich schon den aromalosen Früchten aufhelfen. Jedenfalls kann man durch ein geschicktes Parfümieren des Obstes diesen oder jenen Freund vorübergehend in Staunen über die „neue“ Obstvarietät versetzen. *