Ostindianische Kriegsdienste/12. Kapitel
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IM Monat Februarii sind zwey Schiff mit Volck von Batavia an Punte de Galle angeloffen / die die Zeitung brachten / Hofnung frisches Volcks / Columbo anzugreiffen. daß in zwey Monat gewiß eine grosse Flotte mit Volck / von sechzehen Schiffen stark / kommen würde / samt einem neuen General aus Holland / mit Namen Gerhard Hülfft / von Amsterdam bürtig / woselbst Er Stadt-Secretarius gewesen / und gieng die Rede / daß die Flotte für Goa gehen solte / und auf der Portugäsen Flotte passen. Aber es war auf Columbo angesehen / und jenes mit Fleiß ausgesprengt / daß die Portugäsen nicht erführen / daß eine Flotte kommen wäre / und in Columbo sicher würden / weil Sie wusten / daß in drey / oder vier / Jahren kein Volk von Batavia hergebracht worden wäre / und nicht anderst meinten: Engelland / und Holland / wären noch in öffentlichen Fehden; wie Sie denn gewaltig Rodomontades und Aufzug machten / und das Forteresse Negumbo bloquiren wolten / denen Wir aber bald fürkommen / und sechzig Mann zu Verstärkung der Besatzung schickten.
Neue Flotte kommt auf Negumbo. Den 9. April ist auf Negumbo die Flotte gesehen worden; man wuste aber nicht gewiß: obs Unser / oder obs Feinds-Volk wäre / weil Sie keine Fähnlein wehen liessen / und Sich tieff in der See hielten. Es vermeinte aber Unser General, weil Columbo nur fünf Meil von Negumbo lag / Er wolte in der Nacht / und in der Stille / landen / und den Portugäsen / die Negumbo zu Land bloquirten / geschwind den Paß abschneiden / daß Sie nimmer auf Columbo kommen könnten. Denn aber solte der König von Candi auf der andern Seiten kommen / damit Sie Ihre Feind in die Mitte bekämen / und der Stadt Columbo desto leichter Meister werden mögten.
Will denen in Columbo den Paß abschneiden! aber vergeblich. Aber der Anschlag wurde zu Wasser. Denn wie Wir im marchiren waren / fieng es gewaltig an zu regnen / und hielt zwey gantzer Tag an / und Unser Proviant, und Munition, wurde alles naß / und das neu ankommende Volk / welches zwey Monat unter Wegs gewesen / und auf den Schiffen gantz steiff worden / weil Sie / Menge des Volks / und vieler Artillerie wegen / Sich kaum darauf regen kunnten / kunnte auch nicht fort / und muste unter Wegs ligen bleiben; Wir aber musten alle wieder zuruck nacher Negumbo, und die Portugäsen / ohne einigen Mannes Verlust / mit guter Maniere nach Columbo lassen. Sie haben es aber gleichwohl nicht vermeint / daß Wir ein Aug auf die Stadt hätten / sondern geurteihlt / Wir suchten allein die Oberhand im Feld zu behalten.
[123] Die Flotte setzet sich 7. Meil von Columbo. Den 1. Junii folgend wurd Kriegs-Raht gehalten / und beschlossen / daß Unser General mit der Flotte weggehen / und unter Columbo, an eine Vestung dazu gehörig / und sieben Meil davon gelegen / Sich setzen solte / von welcher Vestung / etliche wenig Meil / ein bequemes Ort zu landen ist / Berberi genannt / welche Vestung die Portugäsen auch in Händen hatten / und von der ein freyer Paß auf Columbo gehet. Ich bin es Selbst dreymahl zu Fuß gegangen / und wann hoch Berberi. Wasser ist / so ist es schlim zu gehen / weil man nicht anderst: als am Meer marchiren kann / und mit blossen Füssen; Denn bald hat man Sand / bald Wasser / bald Stein / und sind die Schuhe da in India gar teuhr / weil ein Paar für zwey Reichsthaler bezahlt werden müssen / und wären doch keine acht Tag.
Dem Autor gehets hart. Weil sich nun Unser Sold an Strümf / und Schuhe / allein nicht wolte wenden lassen / hat Mich die Noht wohl gelehret einen Baarfüsser zu geben / und gedachte: Ländlich / sittlich / und wo man untern Wölfen ist / muß man mit heulen; wiewohl es vielen meinen Camerades, von guten vermöglichen Eltern gebohren / also schmertzlich gefallen ist / daß Sie Sich eine Kranckheit an Hals gekümmert / oder wohl für Traurigkeit gar gestorben sind. Allein es hiese bey mir / Patience par force;[WS 1] Und das hab Ich noch ehe dulden können / als das Wasser trinken / und solches nicht allezeit genug; manchen gantzen so brenn-heissen Tag / wie es in India sind / wohl nicht mehr als ein halb Maß / darinnen dannoch auf ein hundert Würmer sind / die einer mit einem Tuch vor dem Mund abseyhen muß / will Er das Wasser geniessen welches vorher schon ein dreymahl auf dem Schiff verstinken muß / ehe es zum Trinken dauchet. Ich gedachte manchmahl an meines Übel trincken auf den Schiffen. Vateers Keller / und wolte gern Wein haben Wein lassen seyn / so Ich nur eines Truncks Haus-Biers hätte können habhaft werden / und aus unserer Kuchen ein Stück guten Rind-Fleisches / da Ich so hundertmahl Mich mit einem kleinen Stücklein gesaltzenen Fleisches behelfen müssen / in der Wochen nur dreymahl noch dazu / und so gesaltzen / daß wohl fünf / oder sechs / Jahr schon im Saltz gelegen ist / und nicht viel Fleisch auf den Leib legen lässet; doch weil Ich sahe / daß anderst nicht seyn kunnte / lernete Ichs endlich leicht tragen / und da von Anfang die Holländer Mir den Namen gaben / Jung-verdorben / weil Ich so jung in Krieg kam / hiesen Sie Mich / da Ich ein Jahr im Land war / und in all Mein Glück / und Unglück / Mich zu schicken wuste / Leichthertz; welches dann bey dem gemeinen Volck / und Soldaten / in India / die Manier ist / daß Sie selten einen Der Autor verträgt Sein Creutz mit Gedult. bey Seinem rechten Namen ruffen / und so eines nach Hans Jacob Saar gefragt hätte / wurde Er Mich schwehrlicher erforschen haben können / als wann Er nach Hans Jacob Leichthertz gefragt hätte. Ich Selbst bin Jahr / und Tag / in einer Vestung gelegen / und hab nicht wissen können / wie ein jeder mit Seinem rechten Zunamen heise.
Unterdessen hab Ich etliche Brief nach Haus geschrieben / Anno 1647. 49. 52. 53. unter denen keiner / als nur der letzte / zurecht kommen / den Ich einem Frantzosen mitgegeben / Namens Carol Rubert von Roschelle / welcher gleichwohl meinem lieben Vatter Anno 1655. über Augspurg erst zukommen ist / und weil Ich gar keine Nachricht haben kunnte / ließ Ich alles Schreiben unterwegs / biß Ich Anno 1656. durch einen Landsmann / Herrn Martin Sothauer / Seiner Kunst einen Apothecker / und allhie gewesenen [124] Spital-Meisters Sohn / die erste Nachricht empfieng / daß Mein Vatter noch im Leben wäre / als mit dem Er Selbst zu Würtzburg mündlich geredet / und Ich aus allen Umständen colligiren muste / daß dem also wäre / welches im folgenden 1657. Jahr / da Ich auf der Insul Ceilon war / Meines lieben Vatters gewesener Jung / Michael Bräutigam / von Sula in Thüringen bürtig / schriftlich confirmirte / und dabey meldete / daß mein Bruder / ungemeldet welcher / Tods verblichen; Meine Stief-Schwester aber verheyrahtet wäre; wolte auch zusehen / daß / wann Volk von Batavia nacher Ceilon müste / Er könnte mit commandiret werden / und mündlich mit Mir sprechen; Er wurde aber nacher Amboina beordert / woselbst Er auch Anno 1658. verschieden ist.
Portugäsen wehren den Paß nicht auf Berberi. Den dritten Julii bemeldten 1655. Jahrs / giengen Wir alle bey der Nacht gar still auf die Schiff / und den folgenden Tag darauf unter Segel auf Berberi, wurden auch so bald ans Land gesetzt / weil die Portugäsen den Paß nicht verwahrten / sungen und rieffen: GOtt mit Uns! GOtt mit Uns!
Berberi von den Holländern einbekommen. Den zehenden Dito marchirten Wir in guter Ordnung auf das Forteresse zu / hatten zwey Feuer-Mörßner / und neun Stück Geschütz / darunter etliche Eiserne 18. Pfund schossen / pflantzten auch selbigen auf einen hohen Berg / nahe dabey / und schossen lustig hinein / wiewohl ohne sonderbahre Frucht; Hätten auch wohl gar dafür abziehen müssen / wann es proviantiret gewesen wäre. Folgenden Monats Augusti aber gieng es per Accord über / und Wir fanden viel Pulver / und Kugel; bekamen auch dreyhundert und funfzig Mann / aus erlesen Volk / die auf Unser sechzehen Schiffe / als Gefangene / vertheilt wurden.
Bandre wollen die Portugäsen verwahren: aber zu spat. Den siebenzehenden Septembris gieng es gar auf Columbo zu / wovon vier Meilwegs eine Revier ist / da man landen muß / Bandre genannt / allda es würde saur worden seyn / wann Wir nur ein paar Stund später kommen wären. Denn die Portugäsen viel Strohe-Säck gemacht hatten / auch viel Faginnen,[WS 2] eines Manns hoch / und Willens waren / daselbst eine Baterie zu machen / und Uns das Aussetzen verbieten. Denn wenn Sie die Säck mit Sand gefüllet hätten / und eine kleine Brust-Wehr dabey aufgeworfen / würde es hart gehalten haben / biß wir es emportirt hätten. Denn die Revier ist so breit / daß man mit einer gemeinen Mußqueten nit hinüber reichen kann; Der Strom gehet so stark / daß man hoch oben ansetzen muß / sonst treibt er einen zum Loch hinaus / in das offenbahre Meer / daß man nimmer daselbst anländen kann / und mit dem besten Wind an das nechste Ort lauffen / und / weil man auf den kleinen Schiffen nicht viel mit haben kann / wohl drey / oder vier / Tag lang Hunger / und Durst /leiden muß / massen es Mir Selbst einsmahls begegnet / da Unser sechs und dreissig Mann citò auf einer Galior, von einem Ort Madre commandiret worden Des Autors Gefahr in grossem Sturm Hunger und Durst. sind / nacher Punte de Galle, nur zehen Meil davon gelegen / und Wir früh Morgens unter Segel giengen / und ein vier Stund stattlich Wind hatten / und de Galle schon sehen kunnten / und nicht sonderlich weit vom Land waren / kam ein grosser Sturm aus der See / darüber Wir sehr erschracken / und wünschten / daß Wir ein fünf / oder sechs / Meil tieffer in der See wären. Allein / weil wünschen vergeblich war / liessen Wir im Namen GOttes Unsern Anker werfen / und thäten Unsere Segel in Band; [125] musten aber gantzer sechs Tag lang ligen / und bekamen des See-Wassers so viel in Unser Schiff / daß allezeit Unserer zwölf mit ledern Aeymern selbes ausschöpfen musten / und unser Reis gantz naß wurde / daß Wir ihn zum Kochen nicht brauchen kunnten! Hatten / zu allen Unsern Elend / frisch Wasser nicht über drey Tag mitgenommen. Weiln denn die Wellen immerfort so sehr hoch giengen / kunnten Wir anderst nicht / als Unsers Lebens Uns verzeihen / setzten Uns zusamm / und baten den lieben GOtt um ein seeliges End; Denn Wir immer mit halben Leib im Wasser sitzen musten / und augenblicklich des Todes gewärtig seyn. Da Wir nun drey Tag lang den Des Autors Erledigung aus dem Sturm.Sturm ausgestanden / und kein frisch Wasser mehr hatten / schryen Wir um ein gnädigen Regen; musten aber noch zwey Tag Durst leiden / und verlohr sich der Hunger von sich selbst. Da berahtschlagten Wir Uns / was zu thun wäre / und weil der Wind etwas abgenommen / resolvirte Sich ein Jeder / Sein bestes zu thun / und unsere Ruder anzulegen / zu versuchen / ob Wir in den Hafen vor Galle kommen mögten. Es gab auch der barmhertzige Gott Gnad / daß / nachdem Wir sechs Tag in Sturm waren / und wenig geschlaffen / auch drey Tag kein frisch Wasser hatten / den siebenden Tag noch allesamt das Land wieder erlanget haben / und wie die Hirschen nach frischen Wasser zugeloffen sind / und einen frölichen Trunck / mit grosser Dancksagung gegen GOtt / gethan / darauf Uns ein wenig schlaffen gelegt / und nach unserer kleinen Ruhe bey den Bürgern eine Recreation mit Essen geschaffet. Weiln aber etliche unter Uns so hastig darein fielen / wurde Sie bald darauf kranck. Ich aber/ und andere mit Mir / nahmen erstlich ein wenig Löffel Kost / und Suppen / daß unsere Gedärme sich allmählig wieder ausdähnten / die in denen fünf / sechs / Tagen / darinnen Wir gar wenig gegessen / und zu essen hatten / wie gantz zusamm geschnurret waren.
Die in Columbo fallen starck aus.Als Wir nun den neunten Septembris ober die Revier gekommen / gieng der March rectà auf Columbo zu. Da Wir aber bey einer halben Stund zugebracht / und in grosser Disordre, als sicher / unsern Weg nahmen / traff Unser Vortroupp / auf die hundert und funfzig Mann starck / zweyhundert MannIhre Vortrouppen werden von den Holländern repoussirt. vom Feind an / und scharmüzirte dapfer mit Ihnen / daß Sie / mit Hinterlassung siebenzehen Toden / und vieler Gequetschten / Sich auf Columbo retiriren musten.
Die gantze Macht der Portugäsen gehet auf die Holländer.Ein Portugäß aber davon / der Sich in Wald salviret / und von Uns gefangen war / referirte / daß / eine Stund von dar / der Feind mit sieben hundert Mann stünde / und daß des Volcks wäre / welches allezeit wider den König von Candi zu Feld gelegen / und Ordre gehabt habe / Uns den Paß an der Revier zu disputiren. Worauf Unser General alsobald unter alle Officiers Befehl gegeben / daß Sie in aller Still den Völkern sagen solten / Sich mit Kraut / und Loht / dapfer zu versehen / und in fünf Trouppen / jede sechs Compagnia starck / nacheinander zu stellen / und unsere zwey Feldstücklein wohl in acht zu nehmen: nach diesen alsobalden das Gebet zu thun / und im Namen Gottes des Feinds zu erwarten. Nach Vollendung Treffen auf einander.dieses / wurden dreyssig Mann commandirt auf eine halbe Meil zu recognosciren, und / so Sie den Feind anträffen / alsobalden Advise davon zu geben. Es wärete keine Viertel Stund / kam Post / daß Er schon avancirte. Da / dachten Wir / wirds einen Lust abgeben / die Wir auf die drey tausend [126] Portugäsen werden geschlagen.Mann starck waren / da der Feind nur sieben hundert war / und nicht wuste / daß eine Flotte von Batavia kommen wäre / sechszehen Schiff starck / und auf die drey und zwantzig hundert Mann mitgebracht hätte. Wir umrungen Sie aber gar in einer Kürtze / und machten ein fünfhundert nieder / daß über zwey hundert nimmer auf Columbo kommen / derer doch der halhe Theil auch gestorben / weil Sie meinst alle blessirt waren; giengen darauf fort stracks nach Columbo.
Beschreibung der Stadt Columbo.Es ligt aber die Stadt schön eben / und ist auf der See-Seiten gantz offen. Grosse Schiffe können in den Hafen nicht lauffen / und müssen eine halbe Stund davon ligend bleiben. Auf seiner rechten Seiten ist er mit einem grossen Wasserpaß versehen / S. Croix genennet / worauf / wie Wir davor kamen / sechszehen Metalline Stuck waren / die in die See / und in den Hafen / streichen kunnten. Am Strand / auf der rechten Hand / ehe man in die Stadt kömmt / war die Port Elephant genennet / gegen welche über des Vice Roy[WS 3] Wohnung stunde. Langst den Strand allda / war es mit einer kleinen Mauren umfangen / woselbst auch eine kleine Punte war / S. Vincenz Namens / wo nicht weit davon auch ein Wasser-Pörtlein war / und dabey die Punt Allegresse. Noch weiter am Strand stunde die Pünt S. Joan, hoch mit Steinen aufgeführet / und die letzte Pünt an dem Hafen / in den es auch halb / und dabey halb ins Lannd / flanquirn kunnte / wobey auch ein grosses Thor in die Stadt gienge. Auf der Land-Seiten war wieder eine grosse Pünte aufgeführet / S. Stephan getituliret / worauf gleicherweise sechszehen metalline Stuck stunden. Nach dieser eine kleine Pünte, S. Sebastian genennet / wobey wieder eine grosse Port / die Königsport / in die Stadt führte / und nicht weit davon noch eine Pünte hatte / Madre Des, oder die Mutter Gottes / benamset / auf welchen allen Pünten,um und um die Stadt / Glocken waren / damit / wann was fürgieng / geschwind in allen Orten ruchbahr wurde. Von der Punte Madre Des war ein grosser Bach bey dem Haus Hieronymus, woselbst eine Baterie aufgeworfen war / und zwey Stuck aufhatte / mit Schrot geladen / benebenst einer kleinen Pünte, von dem dabey ligenden Capucciner-Closter / Capottin genennet. Von dar stund das Pulver-Haus / und bey dem / die grosse Pünte Hieronymus, und wieder ein grosses Thor / Mapan Namens / oben gewölbt / worauf es auch seine Stuck hatte; endlich die Punt S. Augustin, nach den benachbaurten Augustiner Closter auch so geheisen. Wo der Graben ein End hatte / war eine steinerne Brust-Wehr / S. Jago Namens / auf ein achtzig Schuh lang / biß auf eine Klippen gezogen / auf welcher / wie auf Pünte de Galle, man eine Flagge wehen lassen kann. Ausser der Stadt waren die Clöster / erstlich Acqua die Lupo genennet. Zum andern das Closter S. Sebastian, dabey eine kleine Capell. Zum dritten / ein Meilwegs davon das Closter Misericordia. Nahe bey dem Closter Acqua di Lupo stunde ein schön Herrn-Haus / worinnen unser General Sein Quartir nahm. Wir andere logirten Uns ein Theil in das erstbenannte Acqua di Lupo: Ein Theil in das Closter S. Sebastian und beyligende Logiments, welches alles nur einen halben Canon-Schuß von der Stadt war; versahen Uns von fornen / von der Stadt her / in einer Nacht / mit einer gutem Brust-Wehr / daß Wir vor Ihren Stücken sicherer wären / und bekam jeder Arbeiter Seinen Reichsthaler. Dem zwantzigsten Sept. fielen Sie starck [127] Portugäsen fallen zum andern mal aus / und werden geschlagen.aus mit etlich tausend Mann; musten aber mit Verlust auf die fünfhundert zurück gehen / davon Wir viel Gefangene bekamen / und drey / oder vier / Tag Quartir geben / darnach in die Büsche führen / und niderbüchsen musten / in Betrachtung Wir vorhin bey die vierhundert auf unsern Schiffen hatten / die in dem obgedachten Forteresse Quartir empfangen hatten / und / weil unsere Schiff-Gesellen alle Tag ans Land musten / Pulver / Kugel / Victuaille, und dergleichen zuzutragen / Wir Ihnen nicht trauen durften.
Baterien werden für Columbo aufgeworfen.Den andern Octob. fiengen Wir an in der Nacht Baterien zu machen / verfertigten auch derer vier / in deren zwo Wir zwey / biß drey / Stück bringen kunnten; in die andere / drey / biß vier / Stuck / die in achtzehen / biß vier und zwantzig / Pfund Eisen schossen. Der Käiser von Ceilon schickte Uns zwey tausend Mann von Seinem Volck / um zu arbeiten helfen / davon in mancher Käiser von Ceilon schicket Succurs. Nacht zwantzig / dreyssig / tod geschossen wurden; versprach aber doch noch mehr; Wir solten nur keinen Fleiß spahren / daß Wir Columbo erhalten mögten. Unser Connestable aber gieng zu unvorsichtig. Denn es wurde befohlen / allezeit bey der Nacht die Stück mit Schrot zu laden / im Fall der Feind ausfallen würde / Ihm einen guten Abend damit zu geben: bey Tag aber solte man allezeit das Schrot wieder abnehmen / und mit einer Kugel laden / auf des Feinds Wälle / so Er Uns mit Stucken grüssen wolte / Ein Holländischer Connestable hat Unglück.geschwind wieder Feuer zu geben: Gemeldter aber unser Connestable vergaß den Schrot abzunehmen / und da Er auf den Feind lösen wolte / unser Volck aber zwischen der Stadt / und unser Baterie arbeitete / gab sich der Schrot voneinander / und nahm von unsern Succurs dreyzehen Mann weg / worauf Er alsobald in Arrest genommen worden / und der König von Candi durch Schreiben berichtet / was unser Connestable für Unglück gehabt / und was Er wolte / daß Er verdienet haben solle. Er ließ aber dagegen wissen / weil Es geschehen / solte man Ihm die Kugel über den Kopf brennen / wo Er weiter pecciren solte / gar durch den Kopf jagen. Den siebenzehenden Octob. fiengen Wir an von unsern Baterien Lauf-Gräben zu machen / und wurde concludiret, einen General-Sturm auf die Stadt zu thun.
Generalsturm auf Columbo gethan.Den 2. Novemb. bey hellem Tag / um Glock acht Vormittag / gieng der General-Sturm an / und unsere sechzehen Schiffe / die vor dem Hafen lagen / leichterten ihre Ancker / und segelten vor die Stadt / so genau / als sie immer kunnten; zwey aber davon wurden beordert / gantz in den Hafen zu lauffen / und den Wasser-Paß mit Macht zu beschiessen. Er war aber starck / und hatte zwölf Metalline Stuck auf / davon alsobald das eine Schiff in Grund geschossen wurde: das andere aber / mit grosser Noth aus dem Hafen sich wieder ziehen kunnte. Da inzwischen die andere Schiffe / an der Meer-Cante / dapfer in die Stadt flanquirten, solten die aus Uns zwo commandirte Compagnien, des Capitaine Hartenbergers / und Roggenkam / darunter Ich war / jede fünf und sibenzig Mann starck / meinst Rohr und Schnaphanen / mit Ihrem Officier, und Trummelschläger / und bey jedweden fünf und zwantzig Schiffsgesellen / derer jeder fünf Hand-Granaten hatte / Ihr Heil auch versuchen. Weil Wir aber über ein groß Wasser musten / und auf neun kleinen Fahrzeugen unser Volck / und Sturm-Leitern / überbringen / legten Wir die Schiff von fornen mit Blancken oder [128] Balcken drey Finger dick / desto sicherer vor dem Feind zu seyn; Kamen auch alle wohl an einem Ort / da Wir gantz in die Stadt sehen kunnten / und meinten anderst nicht / es wäre da / von der Stadt Commendanten übersehen worden. Als Wir aber gar an das Land springen wolten / fanden Wir / daß der Feind in die Häuser Sich gelegt / und dapfer rauchen liesse / auch meinen Camerade, Georg Caspar Kindsvatter / einen Nürnberger / der noch Freund allhie zu Wöhrd im Mondschein hat / alsbald tod schoß / welcher folgend von Uns noch begraben worden ist.
Der Autor wird doppelt verwundet.Ich nun / da Ich nach solte / bekam von einer Galerie auch geschwind zwey Schuß / einen in rechten Arm / den andern auf die lincke Seiten / zwischen das Schulderblat / daß Ich hintersich nider in das Schiff fiel. Heis giengs daher; sintemahl von Uns nur sechs Mann wieder heim kommen / und doch auch alle verwundet / undGeneral-sturm wird abgeschlagen. in solidum auf die acht hundert Mann selbigen Tags gar müsseten / auf die fünf hundert Beschädigte hatten / unter denen unser General Selbst war / und da Er in Sein Logimant gebracht wurde / schry Er die gantze Zeit: Ach mein schönes Volck! Ach mein schön Volck! Hätte Ich Mein Volck wieder! Aber es war gethan!
Belagerte wollen einen Ausfall thun / der / so es geschehen wohl gelungen wäre.Wann der Feind Sein Dessein fortgesetzt hätte / wäre es bey Uns alles verlohren gangen. Denn nach abgeschlagenen Sturm wolten Sie noch ausfallen mit dreyzehen hundert Mann. GOtt aber verblendete den Gouverneur darinnen / daß Ers nicht zulassen wolte/ mit Vorwandt: Es wäre nur ein lediger Sturm gewesen; Unsere meinste Force aber lege noch in den Laufgräben / und auf den Baterien; wann Sie nun hinaus giengen / wurden Wir in den Gräben Ihnen den Paß abschneiden / und gegen unsere Stücke jagen / daß gar zu grosser Schad seyn würde. Der Schad aber wäre gantz unser gewesen / die Wir in allen zuvor auf die drey tausend Mann starck waren / und bereit / wie gemeldet / achthundert Tode / fünfhundert Gequetschte / hatten.
Wir liessen aber doch die Stadt nicht. Denn diß der Holländer Gewonheit / wann Sie einmahl Stück vor einen Platz gepflantzt haben / so kommen Sie nicht weg / man schlags denn weg. Unsere Beschädigte wurden ein halbe Meil davon gebracht / nacher Mattawal, und von den Schiffen Beschädigte werden verpfleget.zwölf Barbierer alsbalden commandiret, nach den Schäden zu sehen; bekamen auch alle Tag frisch Fleisch / und dreymahl Wein. Ein Schiff muste gleich darauf fort nacher Batavia die Post bringen / und um sechshundert Mann frisch Volck anhalten / mit welchen unser General, Seinen Schreiben nach / Columbo erobern wolte.
Käiser von Ceilon ist sehr unwillig auf die Holländer.Da solch unsern grossen Verlust der König von Candi erfahren / deme es unser General nicht vorher zu wissen gemacht / daß Er stürmen wolte / ist Er mächtig entrüstet worden / und Ihm zugeschrieben: Vermög der ehedessen geschlossenen Tractaten / wäre Columbo / so es gewonnen wurde / halb Sein! Hätte demnach Sein Volck auch mit sollen anlauffen lassen und mit Ihm deßwegen conferiren; also mit gesamter Hand / und nicht eignes Sinnes / eines solchen schwehren Wercks Sich unternehmen.
Zu Ihm wird ein Ambassadeur gesandt.Da unser General den Unwillen merckte / und den Fleck dißmahls neben das Loch gesetzt hatte / resolvirte Er Sich / alsobalden einen Ambassadeur nach den König zu senden / mit grossen Verehrungen / und gewaltigen [129] Excusen; auch mit gewisser Vertröstung / den Ort dannoch zu emportirn, nur daß Er eine kleine Gedult haben solte.