Oesterreichischer Touristenclub

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Titel: Oesterreichischer Touristenclub
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aus: Die Gartenlaube, Heft 32, S. 528
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1880
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[528] Oesterreichischer Touristenclub. Wenn wir vor einiger Zeit (in „Blätter und Blüthen“ von Nr. 43, Jahrg. 1879 an dieser Stelle das Wirken der alpinen Vereine besprachen, und hierbei namentlich den deutschen und österreichischen Alpenverein als den größten und bedeutsamsten besonders hervorhoben, so möchten wir heute noch eines Vereines gedenken, welcher sich sowohl vermöge der Zahl seiner Mitglieder (über 250), wie wegen seines thatkräftigen Wirkens vollen Anspruch auf Beachtung und Gleichberechtigung mit allen anderen großen Alpenvereinen erworben hat. Es ist dies der im Jahre 1869 gegründete, unter dem Protectorate des Erzherzogs Karl Ludwig stehende „Oesterreichische Touristenclub“ in Wien.

Daß auch er seine Aufgabe nicht blos in sportmäßig betriebener Berggymnastik, sondern in der touristischen und wissenschaftlichen Erschließung und Durchforschung der Alpen, in der Hebung und Förderung des Fremdenverkehrs sucht, daß somit seine Ziele in letzter Reibe volkswirthschaftliche und culturelle sind, dürfte nachfolgende Uebersicht seiner Thätigkeit und seiner Leistungen erweisen.

Seinem Namen entsprechend, hat er sich, unterstützt von vorläufig acht Sectionen vorzugsweise das Gebiet der österreichischen Alpen zu seinem Operationsfelde auserkoren und hierin nach jeder Richtung bereits höchst Bedeutendes geleistet. Den Schwerpunkt seines Wirkens verlegt auch er namentlich auf die Bauthätigkeit: den Bau von Schutz- und Unterkunftshäusern, Anlegung, Verbesserung und Markirung von Gebirgssteigen, die Errichtung von Wegweiserzeichen und Aussichtswarten etc. So hat er bereits zehn Schutzhäuser, darunter zwei vollkommen eingerichtete, mustergültige Alpenhospize (auf dem Schneeberge und der Raxalpe) erbaut, zwei meteorologische Beobachtungsstationen (auf dem Schneeberge in Niederösterreich und dem Hochobir in Kärnthen) errichtet, zahlreiche Wege, Wegmarkirungen etc. durchgeführt und hierfür im Ganzen den sehr ansehnlichen Betrag von 46,000 Gulden verausgabt.

Aber neben dieser praktischen Thätigkeit werden auch die theoretischen Aufgaben nicht vernachlässigt. Zeugniß hierfür legt das seit zehn Jahren erscheinende, an Gediegenheit der Aufsätze und Reichhaltigkeit der Beilagen sich alljährlich vervollkommnende „Jahrbuch des Oesterreichischen Touristenclub“ ab, außerdem verschiedene andere Publicationen, Monographien von Gebirgsgruppen, Reiseführer etc.

Eine besondere Specialität dieses Clubs bildet die Anfertigung und Herausgabe von Panoramen der vorzüglichsten Aussichtspunkte Nieder-Oesterreichs und anderer Hochgipfel der Ostalpen. Solcher Panoramen sind bereits vierzehn in zum Theil musterhafter Ausführung publicirt worden, und alljährlich vermehrt sich die Zahl derselben.

Nicht minder eifrig wird das gesellige Element im Club, durch Veranstaltung von Wanderversammlungen, Clubpartieen, Festen und Vergnügungsabenden, Wochenversammlungen mit Vorträgen und Ausstellung von Panoramen und Landschaftsbildern gepflegt und dadurch das Interesse und treue Zusammenhalten der Clubmitglieder beständig rege erhalten. Der österreichische Touristenclub darf sich das Verdienst zuschreiben, durch seine rastlose Thätigkeit im Baufache, seine Bemühungen für Regelung des Führerwesens, durch die Pflege einer rührigen Propaganda für den Alpencultus, durch interessante Schilderungen von Bergtouren mittelst Schrift und Wort, durch Ausstellungen, Versammlungen, Partieen, durch Anlegung einer reichhaltigen Bibliothek alpiner Werke und Karten etc. wesentlich zur Weckung und Belebung des Interesses für die Alpinistik unter den Residenzbewohnern beigetragen und das Touristenwesen in Wien geradezu popularisirt zu haben.

Zu erwähnen wäre noch, daß sich der österreichische Touristenclub an den zwei internationalen Ausstellungen in Paris betheiligte und daß er hierfür einmal durch Zuerkennung eines Ehrendiploms, das andere Mal durch Prämiirung mit der silbernen Medaille erster Classe ausgezeichnet wurde. Als Präsident des Clubs fungirt nunmehr durch länger als zehn Jahre der Hof- und Gerichtsadvocat Dr. Leopold Schiestl, dem der Schriftführer Ernst Wolfrum thätig zur Seite steht. Als Redacteur des „Jahrbuches“ sowie der „Alpinen Chronik“ macht sich der Vicepräsident Edmund Graf verdient, während für das gesellige Element der Dr. med. Emerich Klotzberg als Oberarrangeur trefflich sorgt.

So hat sich der österreichische Touristenclub durch richtiges Erfassen seiner Aufgaben und durch unablässige gemeinnützige Thätigkeit neben allen anderen großen Alpenvereinen, mit denen er auch im besten Einvernehmen und Schriftenaustausch steht, eine allseitig geachtete Stellung errungen und verdiente es daher wohl, daß wir hier ein kurzes Bild seiner Thätigkeit entrollten.