Textdaten
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Autor: Wilhelm Hauff
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Titel: Novellen
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aus: W. Hauffs Werke, Bd. III: Novellen, S. 257–549
Herausgeber: Max Mendheim
Auflage:
Entstehungsdatum: 1827
Erscheinungsdatum: 1891–1909
Verlag: Bibliographisches Institut
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Erscheinungsort: Leipzig und Wien
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
siehe auch die Anmerkungen des Herausgebers aus diesem Band
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Novellen.


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Einleitung des Herausgebers.

Im Laufe des Jahres 1828 erschienen Hauffs „Novellen“ in drei Bänden bei Gebrüder Franckh in Stuttgart. An der Spitze des ersten Bandes steht als Einleitung und Einführung das „Vertrauliche Schreiben an Herrn W. A. Spöttlich“. Über dieses Schreiben erhalten wir durch einen Brief Hauffs vom 10. November 1827 nähere Auskunft. Derselbe ist an Wilibald Alexis gerichtet und lautet[1]: „Verehrter Freund! Wenn Sie nicht eingefroren sind im Norden, müssen Sie nun wohl zurück sein. Ich schreibe Ihnen leider aus dem Bette, denn ich bin an einem Brustkrampf bedeutend darniedergelegen, doch bin ich auf dem Wege der Besserung. Aus dem Bette schreibt man nur das Nötigste. Also: unser Almanach[2] ist fertig. … Wenn Sie meine Novelle lesen, so bitte ich, sehen Sie die Meinungen, die ausgesprochen werden, nicht als die meinigen, sondern als Farben der Personen an; und danach, wenn Sie rezensieren wollten, rezensieren Sie. … Sie werden die Phantasien und gesammelten Novellen erhalten. Die Vorrede in den Novellen ist an Sie. Nun leben Sie wohl! Lassen Sie Ihren treuen Freund bald von sich hören, empfehlen Sie mich der Mittwochgesellschaft und tragen Sie treue Gesinnungen gegen Ihren Sie etc.

W. Hauff.     

Die „Novellen“ selbst, zu verschiedenen Zeiten geschrieben, waren sämtlich schon vor dieser Gesamtausgabe in Zeitschriften oder Taschenbüchern erschienen, und zwar: „Othello“ in den Nummern 66–76 der „Abendzeitung“ von 1826, die „Bettlerin vom Pont des Arts“ 1826 im „Morgenblatt“ in Nr. 276–305, „Die Sängerin“ im „Frauentaschenbuch für 1827“, „Jud Süß“ im „Morgenblatt“ von 1827 in Nr. 157–182, „Die letzten Ritter von Marienburg“ im „Frauentaschenbuch [260] für 1828“ und „Das Bild des Kaisers“ im „Taschenbuch für Damen“ 1828. Hiervon bringen wir die „Bettlerin vom Pont des Arts“, „Jud Süß“ und „Das Bild des Kaisers“ als die besten und eigentümlichsten dieser Novellen hier zum Abdruck.

Die Novelle „Die Bettlerin vom Pont des Arts“ werden wir als eine Frucht der Pariser Reiseeindrücke ansehen können. Die zeitgenössische Kritik hat sich wenig damit beschäftigt, wir haben nur eine Besprechung derselben in einer Rezension der ganzen Sammlung gefunden, die wir weiter unten wiedergeben.

„Jud Süß“, diese hervorragende Gestalt der jüngeren württembergischen Geschichte, mag Hauff schon während seiner Jugendjahre beschäftigt haben. Besondere Anregung für die Bearbeitung dieses Gegenstandes hat ihm wohl auch der Umstand gegeben, daß sein Großvater, der Landschaftskonsulent Johann Wolfgang Hauff (1721–1801), einst das der Landschaft gehörige Gebäude in der Kanzleistraße bewohnte, dessen Garten an denjenigen grenzte, der seiner Zeit dem Minister Süß gehört hatte. Infolgedessen werden auch die Erinnerungen und Erzählungen in der Familie selbst viel von diesem Manne und seiner Zeit überliefert haben. Zu den rein geschichtlichen Daten hat ihm wohl K. Pfaffs[WS 1] Geschichte Württembergs das hauptsächlichste Material geboten. Auch von dieser Novelle haben wir nur die eine Kritik in jener erwähnten Gesamtbesprechung.

Im „Bild des Kaisers“, seiner letzten und besten Novelle, hat Hauff dem General und Kriegsratspräsidenten von Hügel[WS 2], einem ehemaligen Adjutanten Napoleons, in der Person des Generals Willi ein schönes Denkmal gesetzt. Über diese Novelle finden sich mehrere Kritiken, von denen wir einige hier wiedergeben.

Im „Litteraturblatt“ Nr. 100, der Beilage des „Morgenblattes“ vom 14. Dezember 1827, heißt es gelegentlich einer Besprechung des „Taschenbuches für Damen“ für 1828: „Und um von Hauff sogleich das Beste anzusehen, er beschenkt auch dies Taschenbuch selbst mit einer Novelle, ‚Das Bild des Kaisers‘ überschrieben, die wir unbedenklich zu dem Geistreichsten und Gelungensten zählen. … Es ist besonders die geistreiche Abwägung des Für und Wider in den hier so anmutig eingewebten Konversationen, das leichte Spiel der Rede und Gegenrede, die tiefen Blicke ins Menschenherz und in die Weltverhältnisse, die sich hier kundgeben, das ist es, was uns das Urteil erlaubt, daß in dieser Novelle die ganze Kraft seiner Eigentümlichkeit hervortritt.“

Der etwas allzu preußisch gesinnte Rezensent der „Blätter für litterarische Unterhaltung“ sagt am 16. Mai 1828 in Nr. 114:

[261] „‚Das Bild des Kaisers‘ ist ein wahrer Juwel unter den Novellen dieses Kalenderjahres. … Nur die Einleitung kann Ihnen für etwas zu breit gelten; alles Nachherige steht in vollkommenem Ebenmaß der Teile, ist fesselnd und belehrend im ausgezeichneten Maß, geistreich gedacht, gut vorgetragen und höchst versöhnlich und befriedigend in seinem Schluß. Daß gerade das Bild des kleinen Kapitäns von St. Bernhard, das Bild des Helden von St. Helena, die Versöhnung aller Teile miteinander stiften muß, ist fein und schön ersonnen, obgleich Ihnen, als einer echten Preußin, das ‚vive l’empereur!‘ aus dem Munde der schönen Anna zum Schluß doch etwas zu stark dünken wird, so gut wie mir …“

Mit offener Liebe rezensiert Th. Hell im „Wegweiser“ Nr. 4 der „Abendzeitung“ vom 12. Januar 1828 diese Novelle: „Stoff wie Charakterzeichnung, Lokalität wie Ausschmückung, Einzelheiten wie das Ganze tragen ein solches Gepräge der Zweckmäßigkeit und Trefflichkeit, bewähren so sehr den Dichter als einen tieffühlenden wie helldenkenden Liebling der Musen, daß uns diese Arbeit in jeder Beziehung zu den ausgezeichnetsten zu gehören scheint, welche die deutsche Litteratur aufzustellen hat, aber leider auch den Schmerz, diesen mit reißenden Fortschritten zum Ziele strebenden Geist in so jugendlicher Frische schon uns entrissen zu sehen, um so herber schärfen muß.“

Endlich seien nun noch die Hauptsätze aus jener oben erwähnten Rezension der Gesamtausgabe der „Novellen“ angeführt, die in Nr. 240 der „Blätter für litterarische Unterhaltung“ vom 17. Oktober 1828 aufgenommen ist:

„Im Vorworte zum ersten Bande seiner gesammelten Novellen, dessen Erscheinen der verstorbene Verfasser selbst noch besorgt hatte, sucht er den Leser auf den richtigen Standpunkt der Beurteilungen seiner Dichtungen zu leiten. … Man muß den liebenswürdigen Humor dieser brieflichen Vorrede lesen und sich dadurch von der Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit des jungen Dichters überzeugen, um seine an sich schon wertvollen und gefälligen Dichtungen noch anziehender zu finden. Wenn Hauff sein Talent bloß auf Beobachtung und Wiedererzählung des Gesehenen und Gehörten beschränkt, so thut er sich selbst Unrecht. Nicht nur die vier Novellen, welche in den zwei vorliegenden Bänden enthalten sind, zeugen von eigentümlicher produktiver Kraft seiner Phantasie, wobei wir namentlich an die Anlegung des ganzen Planes der ‚Bettlerin‘ und an das Geheimnisvolle, Tragische im ‚Othello‘ erinnern, sondern vorzüglich seine ‚Phantasien im Bremer Ratskeller‘ sind es, welche seine Gabe beurkunden, freie Gebilde und Szenen hervorzuzaubern und mit allen Farben und Tönen origineller Dichtung [262] auszustatten. Allerdings aber hat er sich selbst wohl verstanden und richtig beurteilt, wenn er sich vorzugsweise einen Beobachter und Bildner des vorhandenen und erfahrenen Lebens nennt. Und darin liegt auch wirklich sein Hauptverdienst, die Verwicklungen und Ereignisse des gewöhnlichen Lebens, die Verbindungen und Reibungen wirklich lebender Charaktere zu schildern und durch heitere, oft witzige Aufstellung eines solchen harmonischen Ganzen unterhaltend und belehrend das Gemüt des Lesers anzuregen.

‚Die Bettlerin‘ war 1826 im ‚Morgenblatt‘ erschienen … Die Heldin ist durchgehends bis zur letzten glücklichen Katastrophe als eine leidende, gekränkte, gedrückte Unschuld dargestellt. Freilich sind manche unwahrscheinliche Züge in ihrem Charakter, in ihrer Aufführung und in die Begebenheiten ihres Lebens verwoben, und leicht möchte man das ganze Bild dieses Weibes oder doch ihr Verhältnis zu dem früheren Geliebten, die Szenen einer allzugroßen Anhänglichkeit und Zutraulichkeit während ihrer Verbindung mit einem andern, wenn auch kalten, rohen, mürrischen und grausamen Gatten gefährlich nennen. Die eingeflochtene Geschichte des Portugiesen ist eine schöne Zugabe; sie ist ganz national behandelt …

‚Jud Süß‘ ist ein historischer Stoff … Das geheimnisvolle Dunkel, welches auf mehreren Vorfällen, die mit jener Geschichte verflochten sind, trotz der kurzen Entfernung der Zeit von unsern Tagen liegt, unterstützte die Phantasie des Dichters, und der Patriotismus verlieh seinem Gemälde noch einen höhern Reiz. Den Juden selbst führt er nur einige Male und meist nur in wenigen Augenblicken der Handlung oder Rede auf, aber mit kräftigen Zügen, in klaren Umrissen. Schade, daß ihm der Held des Romans, namentlich in seinem Verhältnis zu der liebenswürdigen Schwester des Juden, weniger gelungen ist. Er besitzt im Gegensatz gegen Süß nicht die gehörige Besonnenheit und moralische Kraft; seine Neigung zu Lea sollte mehr von religiösen und kirchlichen Rücksichten seiner Zeit bekämpft, sie sollte durch sittliche Beweggründe mehr angegriffen werden … Der Schluß ist sehr schön und zieht auf eine magische Weise den Schauplatz des Erzählten durch eine seiner Figuren in die Tage des jetzt lebenden Geschlechts herüber.

… In den ‚Rittern von Marienburg‘ und im ‚Bilde des Kaisers‘ hat er noch Trefflicheres geleistet.“


  1. Gedruckt im „Berliner Konversationsblatt“, Nr. 241, vom 6. Dez. 1827.
  2. Gemeint ist jedenfalls das „Taschenbuch für Damen für das Jahr 1828“; hierfür hatte Hauff außer seiner Novelle: „Das Bild des Kaisers“ noch die Erklärung der Kupfer und das Gedicht „Der Schwester Traum“ geliefert.

Anmerkungen (Wikisource)

Inhaltsübersicht

Band III Novellen aus Band IV

Editionsrichtlinien

Die für dieses Werk maßgeblichen Richtlinien befinden sich auf der Seite W. Hauffs Werke.