Noch einmal die Raubthiere des Schlachtfeldes

Textdaten
<<< >>>
Autor: unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Noch einmal die Raubthiere des Schlachtfeldes
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 43, S. 680
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Abdruck aus der Wiener „Presse“
Blätter und Blüthen
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[680] Noch einmal die Raubthiere des Schlachtfeldes. Oesterreichische Blätter sowohl als Briefe aus dem Kaiserstaat haben die Gartenlaube wegen des in ihrer Nr. 39 enthaltenen Artikels „Die Raubthiere des Schlachtfeldes“ vielfach angefeindet und das darin Erzählte als gehässige Erfindung erklärt. Zu unserer Rechtfertigung lassen wir einfach den nachstehenden Abdruck aus der Wiener „Presse“ folgen: „Ein Brief aus Böhmen schildert in düsteren Farben die folgenden entsetzlichen Scenen nach den blutigen Kämpfen der letzten Tage. Es heißt darin unter Anderm: ‚Weit her, auch aus fremden Ländern, strömten die menschlichen Hyänen auf die Schlachtfelder, die sie raubend und plündernd durchzogen. Im Schutze der Nacht strichen sie durch die blutgedüngten Felder, und wo in den Wäldern ein Wimmern auf die Spur von Verwundeten lenkte, da schlichen sie hin. Die todten Körper wurden nackt entkleidet und liegen gelassen, die Tornister entleert. So zogen ganze Banden in gemeinsamem Wirken über die blutige Wahlstätte. Besonders waren es Officiere, die das Augenmerk dieser Hyänen auf sich zogen. Verwundete, die sich nicht wehren konnten, wurden beim Ausziehen der noch brauchbaren Uniformstücke auf das Unbarmherzigste herumgezerrt und liegen gelassen, nachdem die Armen geglaubt, daß sie sich um den Preis alles Werthvollen, das sie diesem Raubgesindel hingaben, wenigstens einen Trunk Wasser erkauft. In einem Getreidefelde vor Gitschin fand man am Tage nach der Schlacht einen todten kaiserlichen Officier und neben ihm, mit einem Säbelhieb auf die Schläfe hingestreckt, ein Weib aus einem benachbarten Orte. An einem ihrer Finger hing umwickelt ein Stück der goldenen Uhrkette dieses Officiers, während dessen linke Hand die Uhr krampfhaft umschlossen hielt. Wahrscheinlich wollte dieses Scheusal den noch Lebenden berauben, der noch so viel Kraft besaß, die Hyäne mit einem Hiebe niederzustrecken. In der Tasche ihrer Schürze fanden sich noch mehrere Uhren, Ketten und verschiedene Ringe. Das ist einer jener wenigen Fälle, in denen die Vergeltung dem Frevel auf dem Fuße folgte. Die krampfhaft geschlossenen Finger wurden mit Gewalt aufgerissen und die letzten Andenken an Weib und geliebte Wesen geraubt, fromme Andenken und Medaillons, deren Portraits man barmherzig genug den Sterbenden noch in den Händen ließ, waren vom Halse abgerissen. Viele gaben bereitwilligst ihr Alles her gegen das Versprechen, ihnen einen Trunk Wasser bringen zu wollen. Man umklammerte die Kniee dieser Scheusale in Menschengestalt und beschwor sie bei Allem, was dem Menschen heilig ist, ihrer nicht vergessen zu wollen. Viele hörten nicht eher zu flehen auf, bis ihnen dieses Gesindel einen Schwur geleistet, sie von dem Schlachtfelde auf den Verbandplatz tragen zu wollen, wenn sie mit ihrem Rauben und Plündern zu Ende gekommen. Sie schwuren, aber sie kamen nicht wieder. Verwundete in den Spitälern, die oft erst nach Tagen halbtodt von den Schlachtfeldern ohne jede Bekleidung aufgelesen wurden, erzählten mir von Gräueln, die niederzuschreiben die Feder zu schwach ist.‘“