Noch einmal der Schulrath auf Reisen

Textdaten
<<< >>>
Autor: K.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Noch einmal der Schulrath auf Reisen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 848
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1877
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[848] Noch einmal der Schulrath auf Reisen. Als Gegenstück zu dem Artikel „Aus dem Lehrerleben“ in unserer Nr. 46 geht uns Folgendes zu:

Hier ein scherzhafter Nachtrag zu dem ergötzlichen „Falschen Schulrath“, den Sie kürzlich Ihren Lesern vorführten. Der Schulrath X. unternimmt eine Revisionsreise, um die Schulen seines Bezirks – es war der von Erfurt – und ihre Lehrer kennen zu lernen. Sein Besuch gilt unter Anderm einem Dorfe an der Grenze des seinem Scepter unterstellten Gebietes. Sein Weg geht sofort nach der Schule. Hier findet er, daß die Frau des Lehrers Wäsche in der Schulstube aufgehängt hat. Darüber in hohem Grade entrüstet, haucht er die arme Frau nicht eben sanft an, und diese muß sofort ihre Wäsche aus der Schulstube entfernen.

„Wo ist Ihr Mann?“ fragt er.

Die Frau entgegnet, er sei im Dorfe, wo er verschiedene Geschäfte zu verrichten habe.

„Sofort lassen Sie ihn holen! Ich bin der Schulrath X. und gekommen, seine Schule zu revidiren.“

Die Frau schickt sogleich nach ihrem Manne, und dieser erscheint.

„Warum ist keine Schule?“

„Ich habe Ferien,“ antwortet der Lehrer.

„Lassen Sie ohne Weiteres die Kinder zusammenrufen!“

Es erscheint auch wirklich eine kleine Zahl von Kindern, und der Lehrer muß nach Gesang und Gebet den Unterricht beginnen. Nachdem der Herr Schulrath den Lectionsplan durchgesehen, fordert er den Lehrer auf, in der vaterländischen Geographie und Geschichte zu examiniren. Der Lehrer hebt mit der Frage an:

„Welches ist die Hauptstadt in unserem Fürstenthume?“

Ein Knabe antwortet ganz richtig: „Sondershausen.“

„Wie – was?“ fährt der Schulrath auf – „Sondershausen – –? Fürstenthum – –“

„Zu Befehl, Herr Rath – Sonder – –“

„Aber um Gotteswillen – wie heißt denn das Dorf?“

Der Lehrer nennt es. Dem Schulrath fällt es wie Schuppen von den Augen. Der preußische Regierungsbezirk Erfurt grenzt bekanntermaßen auch an das Schwarzburgische, und an der Grenze liegen zwei Dörfer, von denen das eine preußisch, das andere schwarzburgisch ist; beide tragen ähnliche Namen. Der Schulrath war in das schwarzburgische Dorf gerathen. Still nimmt er seinen Hut und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit zur Schulstube hinaus, die seltsam mit seiner Körperfülle contrastirt. Der Schwarzburger Lehrer aber, der nun wohl merkt, daß der Herr Rath in einem fremden Reiche revidirt hat, erlaubt sich ihm einige Artigkeiten nachzurufen, die nicht ganz angenehm an das Ohr des Davoneilenden tönen.
K.