Textdaten
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Autor: St.
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Titel: Noch eine Bitte!
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aus: Die Gartenlaube, Heft 6, S. 88
Herausgeber: Ferdinand Stolle
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[88] Noch eine Bitte! Von der Feder eines der achtbarsten Forscher und tüchtigsten Ornithologen war jüngst ein „Schutz den Vögeln“ durch unsre Blätter geboten worden. Es ist kaum glaublich, wie selten noch manche der allernützlichsten und angenehmsten Insectenfresser gefunden werden.

In der Gewißheit, daß manches erwägende Elternpaar, mancher wackere Lehrer diese Zeilen liest, schreiben auch wir noch einmal, um dringlich, so lange es noch Zeit und die Brütezeit noch nicht begonnen hat, auf dies Uebel hinzuweisen und eine andere Quelle der Verminderung nützlicher und belebender Thiere zu beleuchten. Wir meinen den falschen Sammlergeist unserer Jugend.

Es ist richtig, die Sorge und geistige Ausbildung muß uns auch erlauben dürfen, Sammlungen von Naturalien anzulegen. Viel sehen, oft sehen, lange sehen schärft die Beobachtung, und so lange nicht wichtigere Seiten des Menschen darunter leiden, immerhin so sammelt. Turnt Euch wacker an Körper und Geist mit Botanisirtrommel und Fangnetz im Freien aus, ihr Knaben; sammelt Pflanzen, Mineralien, wohl auch Conchylien, und nach Plan und Maß wohl auch Kerfen, um Himmelswillen unterlaßt aber die Eiersammlungen! Hier hört nämlich jeder Nutzen auf. Es gibt in der gesammten Thierkunde kein schwierigeres Capitel äußerer Erscheinungen, als gerade die Bestimmung und Conservirung der Vogeleier selbst für den Specialforscher bietet. Die Bewandertsten der Ornithologen arbeiten noch gar sehr an diesem Capitel – und unsre freilich oft nur renommirenden Jungen von Real- und Bürgerschulen wollten mit Nutzen derartige Sammlungen, die außerdem am zeitraubensten, gefährlichsten und theuersten sind, anlegen? Ein solches Studium fordert ganz andere und zwar die tüchtigsten Grundlagen, Kenntniß des Vogellebens, Vogelbaues, kurz der gesammten Phisiologie, und erfordert darum einen ganzen Mann. Unsere Knaben, denen solcher Blick fehlt, würde es einseitig machen und nur mehr und mehr verwildern lassen. Wirke vielmehr ein Jeder in diesem Sinne mit uns und wecke den Sinn für allseitigen, sinnigen Naturgenuß, die unbefangene Lust am Schauen in unserer Jugend, auf daß das süße Lied der Nachtigallen noch nicht so bald in’s Reich der Sage gehöre.

St.