Nachtrag zu Moltke’s Liebes- und Eheleben

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Nachtrag zu Moltke’s Liebes- und Eheleben
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 208
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[208] Nachtrag zu Moltke’s Liebes- und Eheleben. Als der berühmte General in Constantinopel verweilte, um dem türkischen Cabinet die Vorzüge der preußischen Militärinstitute darlegen zu helfen, war er noch Hauptmann im Generalstabe, dieser „Geniefabrik“, wie eine geistreiche Dame in Berlin es nennt. Moltke schrieb dort sehr interessante Reisenotizen, die er in Briefform in die Heimath schickte, namentlich an seine Schwester, welche mit einem reichen Engländer, Sir John Burt, verheirathet war und in Holstein lebte. Sie war die zweite Frau ihres Gemahls und fand schon drei Kinder erster Ehe bei ihm vor, wovon eine Tochter an Herrn Baron v. Brockdorff in Holstein verheirathet ist, ein Sohn hat als Dichter sich einen Namen erworben, starb aber früh, und endlich eine Tochter Mary wurde die Gattin des berühmten Moltke. Die Briefe, welche er aus Constantinopel schrieb, las das fünfzehnjährige Mädchen mit Begeisterung und schöpfte daraus ein lebhaftes Interesse für den fernen Bruder ihrer Stiefmutter. Als er dann später persönlich erschien, steigerte sich dasselbe zu einer warmen Herzensneigung, die den ernsten ältlichen Mann tief rührte und zu Gegenliebe entflammte. Es ward ein sehr glückliches Ehepaar aus Stiefnichte und Stiefonkel; die Hochzeitsreise wurde nach Italien gemacht, Herr v. Moltke versah nämlich einige Zeit den Dienst als Adjutant des preußischen Prinzen Heinrich in Rom, die junge Frau erlangte einen ungewöhnlichen Bildungsgrad durch diesen römischen Aufenthalt und hätte wohl in jeder Hinsicht in den Berliner Gesellschaften glänzen können, aber sie verschmähte es und namentlich verachtete sie auch alle Toilettenkünste. Die unscheinbarste Dame in nächster Nähe der Kaiserin-Königin und ganz besonders von ihr ausgezeichnet war die Gattin Moltke’s; ihr kühnes Reiten paßte eigentlich nicht zu ihrer durchaus sanften weiblichen Art und Weise. In der Weihnachtszeit von 1868 erlag ihre blühende Gesundheit ganz plötzlich einem Erkältungfieber.