Nachrichten und Notizen (DZfG Bd. 7)

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Autor: Ludwig Quidde u. a.
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Titel: Nachrichten und Notizen
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aus: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Bd. 7 (1892), S. 154–188; 376–416.
Herausgeber: Ludwig Quidde
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Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Akademische Verlagsbuchhandlung J.C.B. Mohr
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Erscheinungsort: Freiburg i. Br
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Nachrichten und Notizen.

Monumenta Germaniae historica. Der Reichstag genehmigte eine im Etat des Reichsamts des Innern für das Etatsjahr 1892/93 beantragte Erhöhung der für die Monumenta bestimmten Summe von 49,500 M. auf 60,000 M. Anlass zu dieser Vorlage bot der Reichsregierung ein von dem Vorsitzenden der Centraldirection Geh. Rath Prof. Dr. E. Dümmler im Juni 1891 erstatteter Bericht über den Stand der Arbeiten. Derselbe gibt zunächst einen Ueberblick über die Leistungen der Ges. für ältere Dt. G.-kunde – die wir bei unseren Lesern als bekannt voraussetzen dürfen.

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Dann heisst es weiter: Erwägt man, dass unter der früheren Leitung; von Pertz durchschnittlich nur alle 2 Jahre 1 Folioband erschienen ist, seit 1875 dagegen jährlich mindestens 2 Quartbände, dass ferner nunmehr alle fünf von Hause aus geplanten Abtheilungen in Betrieb gesetzt worden sind, so wird man eine den gesteigerten Mitteln entsprechende Steigerung der Arbeiten anerkennen müssen. Daneben mag noch bemerkt werden, dass durch den Fortschritt der Wissenschaft stetig auch die Ansprüche an die Güte derselben, an die streng philologische Methode sich erhöhen.

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Es darf hier noch daran erinnert werden, dass der Ges. von anderen Seiten einige Unterstützung und Erleichterung in ihren Bestrebungen zu Theil geworden ist. Die von der histor. Commission in München vortrefflich herausgegebenen Dt. Reichstagsacten seit König Wenzel, die Urkk. der Hansatage und die Dt. Städtechroniken haben sie in dankenswerthester Weise für das spätere MA. entlastet. Die von der Preuss. A.-verwaltung veröff. Kaiserurkk. in Abbildungen gestatten, in den Diplomata der Monumenta Germaniae von allen bildl. Darstellungen der Urkk. abzusehen und in den Einleitungen vieles kürzer zu fassen. Endlich sind von den vielen landschaftl. Quellensammlungen, die dem Vorbilde der Mon. nachgefolgt sind, manche, wie z. B. die Scriptores rer. Prussicarum oder Silesiacarum so gediegen in ihrer Ausführung, dass man für die beiden letzten Jhh. des MA., in denen das Reich so ganz zurücktritt, ihnen vielleicht manches wird überlassen können.

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Wenn ich hiemit kurz angedeutet habe, was bisher geschaffen worden ist, so erscheint die Summe davon, so stattlich sie auch an sich sein mag, doch als unzulänglich gegenüber dem Vielen, was noch weiter geschehen muss, um den Arbeitsplan in allen seinen Theilen zu verwirklichen. Hievon habe ich durch die Beilage a (s. unten Nr. 10–16) ein übersichtliches [155] Bild zu geben versucht. Zur Erläuterung der ungemeinen Fülle welche die Quellen unseres MA. aufzuweisen haben, möge darauf hingewiesen werden, dass das Dt. Königthum in seiner höchsten Machtentfaltung sich über Burgund und Italien erstreckte und vorübergehend auch Polen und Ungarn in Abhängigkeit hielt. Von einer nationalen Abschliessung im Gebiete der Quellen, wie etwa in England oder Spanien, kann daher bei uns nicht die Rede sein und die Weltstellung des Röm. Reichs muss sich nothwendig auch in den Mon. Germ. wiederspiegeln, anderen Völkern zu Nutze, unserer Vergangenheit zur Ehre.

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Wenn das Deutsche Reich es als seine Aufgabe und Ehrenpflicht anerkannt hat, die grossartige Schöpfung des Frh. vom Stein, welche lange Jahre gleichsam um ihren Bestand zu kämpfen hatte, endlich auf eine feste und gesicherte Grundlage zu stellen und sie zugleich mit ihrer Verlegung in die Reichshauptstadt reichlicher auszustatten, so hat der Erfolg, der vornehmlich der einsichtsvollen Leitung von G. Waitz verdankt wird, diese Massregel vollauf gerechtfertigt und die vorher aufgeführten Ziffern zeigen deutlich, welchen Aufschwung das Unternehmen seit 1875 genommen hat.

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Indessen so überaus dankenswerth die Fürsorge der Hohen Reichsregierung erscheint, zumal auch in dem Sinne, dass die Bewilligung unserer Mittel nicht an eine bestimmte Zeitdauer gebunden ist, sondern der gewaltigen Arbeit für lange Jahre freien Spielraum lässt, so müssen wir dennoch eine Erhöhung unserer Geldmittel für nothwendig erklären. Es sei die allgemeine Bemerkung gestattet, dass bei dem Sinken des Geldwertes die scheinbar gleiche Summe nach einer Reihe von Jahren nicht mehr die gleiche ist, dass die Besoldungen der Mitarbeiter, zumal der älteren, sich beständig etwas steigern, dass der Aufenthalt in manchen Städten, deren Hss., weil sie nie versandt werden, nur durch Reisende zu benutzen sind, wie London und Rom, sich gleichfalls vertheuert hat. Hatte schon der letzte Voranschlag ergeben, dass das Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben nur durch Aufschub von zwei früher oder später unentbehrlichen Reisen und durch Verkürzung der Forderungen für die Auctores antiquissimi erreicht werden konnte, die auf die nächsten Jahre gewälzt werden mussten, so zeigt der Bericht über das letzte Jahr die unvermeidliche Gefahr eines Fehlbetrages für das laufende, die wir durch Entlassung von Mitarbeitern und Hemmung begonnener Arbeiten verringern mussten. Die nämlichen Gründe aber, die unsre jetzige Verlegenheit hervorgerufen haben, nämlich dass einerseits die Ueberschüsse der ersten Jahre vollständig verbraucht sind, andererseits von den früher in Auftrag gegebenen Arbeiten mehrere gleichzeitig fertig geworden sind, wirken auch für die nächsten Jahre noch fort und drohen unsre Bedrängniss zu steigern, ohne dass dies in Verwunderung setzen könnte.

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Dennoch drängt gerade der jetzige Zeitpunkt dazu, lange Versäumtes nachzuholen. In der Abtheilung Diplomata sind die Urkk. des Karoling. Hauses vorläufig übergangen worden, zum Theil wegen der dafür erforderlichen sehr kostspieligen Reisen in das Ausland, und bilden somit fortdauernd eine der empfindlichsten Lücken, da auf ihnen das Urk.-wesen [156] der Deutschen Könige ganz und gar beruht. Dazu kommt, dass für diese Aufgabe eben jetzt ein vorzüglicher Bearbeiter in Wien zu gewinnen wäre. Es wäre ewig zu beklagen, wenn wir uns die dort zur Verfügung stehende Kraft entgehen liessen, zumal da das von Sickel begründete Institut für Oesterr. G.-forschung in Wien der Ausgangspunkt und Sitz aller neueren Epoche machenden Forschungen auf diesem diplomat. Gebiete ist, in welchem Deutschland unbestritten den ersten Rang einnimmt. Mit einer jährlichen Erhöhung unsrer Mittel um 5–6000 M. könnten wir einen derartigen Auftrag ertheilen, ohne diese nicht.

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Eine zweite Forderung aber tritt ausserdem noch gebieterisch an uns heran, nämlich die Erneuerung der älteren vergriffenen Bände der Monumenta Germaniae. Ebenso wie es bereits mit einigen Bänden der Leges geschehen ist, bedürfen auch die älteren Bände der Scriptores eines verbessernden Neudruckes, der, je weiter sie der Zeit nach zurückliegen, desto gründlicher umgestalten muss, theils weil nicht wenige wichtige Hss. erst in den letzten Jahrzehnten entdeckt worden sind, theils und vor allem, weil durch zahlreiche Untersuchungen die Forschung auf diesem Gebiete weit über jene ersten Ausgaben hinausgeschritten ist, die ihr den Antrieb gaben. Hier liegt also ein grosses, schwer zu übersehendes Arbeitsfeld vor uns, das, wenn es gleichzeitig mit den Karolinger-Urkunden bebaut werden sollte, eine Verdoppelung der vorerwähnten Zulage von 6 auf 12–15,000 M. erheischen würde.

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Indem wir hiemit den obwaltenden Schwierigkeiten gegenüber unsre Wünsche auf das bescheidenste Mass herabgestimmt, unsere Bedürfnisse so niedrig wie möglich veranschlagt zu haben glauben, hoffe ich um so mehr, dass man die sachliche Nothwendigkeit dieser Anträge anerkennen werde. In einem Augenblicke, in welchem von allerhöchster Stelle herab die Pflicht betont wird, mehr als je die Dt. Geschichte in das Fleisch und Blut der Jugend übergehen zu lassen, dürfte es nicht unpassend sein, für die Quellen derselben und ihre von allen Nationen bewunderte Ausgabe eine etwas reichere Bewilligung zu erbitten. Wollte man die Leistungen und Erfolge der Ges. für ältere Dt. G.-kunde nur nach den stattlichen Bänden abschätzen, welche sie in langer Reihe unter ihrem Namen hat drucken lassen, so würde man sie weit unterschätzen, denn mit diesen Bänden hängt alles zusammen, was die neuere Forschung im Dt. MA. Staunenswerthes erarbeitet hat. Sind sie doch die granitenen Grundlagen, auf welchen alle Bauwerke neuerer Darstellung beruhen und sich bisweilen zu vielbewunderter Höhe erheben.

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An den Bericht schliesst sich in der Beilage zum Etat noch die folgende Uebersicht über die weiteren noch ausstehenden Aufgaben:

I. Auctores antiquissimi in 4°. Uebergang aus der Römischen in die Germanische Zeit, noch 3 ½ Bände, nämlich Claudiani opera ed. Birt (fast vollendet), Cassiodori Variae ed. Mommsen (schon weit fortgeschritten), Chronica minora, älteste Chroniken von Prosper an ed. Mommsen noch 1 ½ Bände (im Druck).

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II. Scriptores. a) Scriptores rer. Merow. ed. Krusch, noch 2 Bände mit Merow. Heiligenleben in Vorbereitung; b) Gesta Pontif. Rom. [157] nebst den übrigen Quellen zur G. der Päpste bis 1300, ungefähr 4 Bände, vorläufig zurückgestellt; c) Libelli de lite imperatorum et pontificum, Schrr. üb. d. Investiturstreit, noch ein 2., abschliessender Band unter der Presse; d) Scriptores rer. Sicularum, G.-schreiber des Normannenreichs in Sicilien, 1 Band; e) G.-schreiber der Stauf. Zeit, namentlich Italienische Qn. und kleinere Dt. Denkmäler bis 1300, zur Vollendung der Folioausgabe, 5–6 Bände zum Theil im Druck oder in Vorbereitung durch Prof. Holder-Egger; f) Dt. Chroniken des späteren MA., davon jetzt 3 Bände von Germanisten bearb. im Druck, wozu noch 8–10 kommen könnten; g) Geschichtschreiber der beiden letzten Jhh. d. MA., sind mit Ausnahme weniger Fortsetzungen [älterer Werke] noch unberührt geblieben. Wenn auch die zahlreichen und oft geringwerthigen Chroniken dieser Zeit nur in engerer Auswahl aufzunehmen wären, würden sich 20–30 Bände leicht mit ihnen füllen lassen, ohne den Stoff zu erschöpfen.

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III. Leges. a) Die Volksrechte, d. h. die Gesetzgebung der German. Reiche der Völkerwanderung bis auf Karl d. Gr. herab, erfordern noch 4 ½ Bände, von denen einer (Leges Burgundionum) sich im Druck, einer sich in Vorbereitung befindet; b) Die Gesetzgebung der Fränk. Könige (Capitularien) unter Anschluss der Synoden und mit Einschluss der Fälschungen des sogen. Benedictus Levita, erfordert noch 3 ½ Bände, von denen 2, von Dr. Bretholz u. Krause bearbeitet, im Druck sind; c) Die Gesetzgebung des Dt. Reichs bis auf die Gold. Bulle Karls IV., 3 Bände in Bearbeitung durch Prof. Weiland; d) Placita, d. h. Gerichtsverhandlungen von der Merowingischen Zeit an, 1–2 Bände durch Dr. Hübner vorbereitet; e) Die Dt. Stadtrechte bis 1300, von Prof. Frensdorff vorbereitet, der Umfang schwer zu bestimmen, doch wird man mindestens 5–6 Bände rechnen dürfen.

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IV. Diplomata (d. h. Kaiser- und Königsurkk. mit Ausschluss aller anderen): a) Die Zeit der Karolinger (751–911), auf 3 Bände zu veranschlagen, vorläufig übergangen und ganz besonders dringend; b) Für das von Prof. v. Sickel bearbeitete 10. Jahrhundert (bis 1002) fehlt noch 1 Halbband, bis 1892 zu erwarten; c) Der Zeitraum von Heinrich II. bis Heinrich VI., d. h. bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts, von Prof. Bresslau übernommen, dürfte etwa 8 Bände füllen; d) Das 13. Jahrhundert wird allein fast denselben Umfang beanspruchen, wie das 11. u. 12. zusammen.

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V. Epistolae. a) Das Registrum Gregorii, d. h. die Briefe und Erlasse des P. Gregor I. (590–604), durch den Tod des Dr. Ewald, der nur einen Halbband vollendet hatte, unterbrochen, von Dr. Hartmann in Wien fortgesetzt und wieder im Druck, erfordert noch 1 ½ Bände; b) Die Zeit der Merowinger, 1 Band, zum grossen Theil von Dr. Gundlach bearbeitet, wird noch 1891 erscheinen; c) Die Zeit der Karolinger, in Vorbereitung, erfordert mindestens 3 Bände; d) Von 911–1100 werden etwa 2 Bände gebraucht; e) Regesta pontif. Romanorum des 13. Jh., aus besonderen Gründen vorweg genommen und von Dr. Rodenberg herausgegeben, gelangen mit dem 3. Bande bis 1892 zum Ende; f) Seit dem 13. Jahrhundert ist die Zahl der Briefsammlungen und Briefsteller [158] eine so erdrückend grosse, dass selbst bei strenger Auswahl eine Reihe von Bänden zu erheblichem Nutzen für die Wissenschaft damit zu füllen wäre.

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VI. Antiquitates. a) Poetae latini aevi Carolini erfordern zunächst noch einen starken Halbband, durch Dr. Harster und Traube bearbeitet, der im Druck befindlich ist; sehr wünschenswerth wären dann noch 2 weitere Bände, um mindestens bis 1100 zu gelangen; b) Necrologia Germaniae, Todtenbücher mit Einschluss der Verbrüderungsbücher, die zweite Hälfte des 2. Bandes durch Dr. Herzberg-Fränkel in Wien im Druck; mit etwa 5 Bänden liesse sich diese besds. für die Germanisten wichtige Sammlung zum Abschluss führen; c) Kataloge der Bibll. und Schatzverzeichnisse des MA., ein Band wäre sehr willkommen, nicht minder eine Sammlung der Inschriften, geographischen Aufzeichnungen u. s. w.

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VII. Handausgaben (Scriptores rerum Germanicarum) einzelner besds. wichtiger und gangbarer Quellen, sowie das Neue Archiv als Organ der Ges. werden ihren ungestörten Fortgang haben müssen.

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Im Etat selbst sind diese Erwägungen folgendermassen zusammengefasst und durch Angaben über die jetzige Verwendung der Mittel ergänzt: Von der bisherigen Gesammtdotation des Unternehmens im Betrage von 49,500 Mark entfallen auf: Gehalt und Wohnungsgeldzuschuss des Vorsitzenden der Centr.-dir. (9900 + 1200 M.) 11,100 M., desgl. des etatsmässigen Mitgliedes der Centr.-dir. (4500 + 900 M.) 5400 M., allgem. Verwaltungskosten (Localmiethe u. s. w.) 3000 M., Summe = 19,500 M., so dass für die den einzelnen Abthh. zugewiesenen sachlichen Aufgaben, soweit dieselben nicht (wie dies insbesondere in der Hauptabth., den Scriptores, der Fall) von dem Vorsitzenden und dem genannten Mitgliede erfüllt werden, ein Betrag von 30,000 M. übrig bleibt. Dieser Betrag (zuzüglich eines aus dem Vorjahre verbliebenen Cassenrestes von 600 M.) ist in dem Special-Etat des Unternehmens für das Jahr 1891/92 in der Weise vertheilt, dass für die einzelnen Abthh. folgende Beträge ausgesetzt sind: 1. Auctores antiquissimi 5000 M., 2. Scriptores (ausschliesslich der oben erwähnten Gehälter) 5900 M., 3. Leges 7900 M., 4. Diplomata 5500 M., 5. Epistolae 3000 M., 6. Antiquitates 2000 M., 7. Neues Archiv 1300 M., Summe = 30,600 M. Schon jetzt sind die Abthh. Auctores antiq., Scriptores und Epistolae darauf angewiesen, die Deckung bereits erwachsener Forderungen (an Honoraren u. s. w.) auf den nächsten Etat zu verschieben oder nothwendige Ausgaben (für Reisen etc.) wegen mangelnder Deckung zu unterlassen. Ferner lässt sich eine Erweiterung der Arbeiten der Abtheilung Diplomata durch Inangriffnahme der Bearbeitung der Karolinger-Urkk., für welche eine hervorragende Kraft zur Verfügung steht, nicht länger von der Hand weisen. Hienach erscheint – auch wenn die in der anliegenden Denkschrift ferner erwähnte Neubearbeitung der älteren Bände der Scriptores vorerst zurückgestellt wird – eine Erhöhung des für die Arbeiten der Abthh. bestimmten Betrages von 30,000 M. auf 40,000 M. erforderlich, woraus sich eine Erhöhung der Gesammtdotation auf den Betrag von rund 60,000 M. ergibt. [Auf das Dt. Reich entfallen [159] von diesem Betrag nur 54,000 M., da der Rest von 6000 M. durch den J.-beitr. der k. u. k. Oesterr.-Ung. Regierung gedeckt wird.]

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Limes-Commission. Den Vorschlägen der Heidelberger Conferenz (s. ’91, Nr. 20–24) hat die Reichsregierung Folge gegeben, indem sie in den Entwurf des Reichshaushalts die Summe von 40,000 M. als erste Rate eines Betrages von 200,000 M. zur Erforschung des Limes einsetzte. Die Forderung wurde von einer Denkschrift begleitet, deren Inhalt sich im wesentlichen mit den früher mitgetheilten Heidelberger Beschlüssen deckt. In der Budgetcommission wurde allerdings die Forderung abgelehnt, da derartige wissenschaftliche Aufgaben Sache der Einzelstaaten seien, im Plenum aber ist die Bewilligung erfolgt. Am 7. Apr. werden im Dienstgebäude des Reichsamts des Innern zu Berlin die Vertreter der betheiligten Staaten zusammenkommen, nämlich Geh. Oberreg.-Rath Althoff, Prof. Mommsen (Berl. Akad.), Major v. Leszcynski (Grosser Gen.-stab), Oberst v. Cohausen (Wiesbaden), Landesdir. Klein (Düsseldorf), Geh. Reg.-Rath Nissen, (Bonn), Geh. Rath v. Brunn (Münch. Akad.), Gen.-Major Popp (München), Prof. von Herzog (Tübingen), Finanzrath Paulus (Stuttgart), Geh. Hofrath Wagner (Karlsruhe), Hofrath Zangemeister (Heidelberg), Kreisrichter Conrady (Miltenberg), Oberschulrath Soldan (Darmstadt) u. Fr. Kofler (Darmstadt). Sie werden die Arbeitspläne vereinbaren und die Personalfragen hinsichtlich der 2 Directoren der Limescommission erledigen. Die Arbeiten auf dem Terrain werden dann voraussichtlich bald beginnen können. – Eine wenig erfreuliche Episode in den Verhandlungen bildeten die Angriffe eines Abgeordneten auf Mommsen, wegen seines Verhaltens zu den Arbeiten v. Cohausen’s und Miller’s. Mommsen antwortete darauf mit begreiflicher Schärfe in der Nation Bd. 9 pag. 271 f. Vgl. dazu auch Mommsen’s Brief in AZtg Nr. 88.

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Die Comenius-Gesellschaft, über deren Begründung wir ’91, Nr. 200 zum erstenmale berichteten, hat am 9. u. 10. Oct. 1891 in Berlin eine vorbereitende Versammlung abgehalten, die von mehr als 60 Personen besucht war. Die Leitung der Geschäfte wurde einstweilen einem aus 27 Mitgliedern und ebensovielen Stellvertretern bestehenden Gesammtvorstand übertragen. Dieser setzte einen Vollziehungs- und einen Redactions-Ausschuss nieder. Im Herbst soll die eigentliche constituirende Versammlung abgehalten werden. Den dort zu beschliessenden Statuten sind die „Vereinbarungen“ zu Grunde zu legen, deren Inhalt ein dem Bericht beigegebener Vortrag A.-Rath Keller’s erläutert.

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Die historisch-wissenschaftlichen Publicationen, die diesem Zwecke dienen sollen, erwähnten wir schon in der früheren Notiz. Es wurde nun auf der Vorversammlung beschlossen, mit der Ges. f. Dt. Schul-G. in Fühlung zu bleiben; dagegen erschien eine Verschmelzung der „Monatshefte“ mit den „Mittheilungen“ dieser Gesellschaft nicht angezeigt. Das 1. Heft der Monatshefte wurde Ende März an die Mitglieder versandt. – Auch eine Comenius-Ausstellung in Berlin ist für den Herbst 1892 geplant, deren Vorbereitung einem besonderen [160] Fach-Ausschuss übertragen wurde. – Endlich wählte der Vorstand einen Festausschuss, der die Feier des Comenius-Jubiläums in verschiedenen Städten anregen soll. – In Böhmen bat man von Czechischer Seite die Feier zu einem nationalen Feste zu gestalten gesucht, wogegen dann die Regierung mehrfach eingeschritten ist, während in Preussen die Schulen angewiesen wurden, auf die Bedeutung des Tages aufmerksam zu machen.

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Im Anschluss daran sei noch kurz auf ein von der Comenius-Ges. unabhängiges kleineres Unternehmen, die Comenius-Studien, hingewiesen (Znaim, Fournier u. Haberler), dessen 1. Heft einen Vortrag von A. Castens, „Was muss uns veranlassen, das Jahr 1892 und das Andenken von A. Comenius festlich zu begehen?“, dessen 2. Heft eine Biographie des Comenius von A. Vrbka enthält. Im übrigen s. künftig in Bibliographie, Gruppe III, 3.

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Deutsche Provinzialvereine. Ueber die Thätigkeit des Vereins für die Geschichte Berlins (s. ’90, 24 u. ’91, 113) wurde in der Hauptversammlung am 23. Jan. 1892 Bericht erstattet. Der V. gab im letzten J. heraus: 1. Protokolle der Gen.-vers. des Ges-V. der Dt. G.- u. Alth.-Vereine zu Schwerin; u. 2. E. Friedel, Zur G. der Nicolai’schen Buchhandlung u. des Hauses Brüderstr. 13 in Berlin. Der Bibliothek ist ein neuer Raum zugewiesen worden, der vorzugsweise zur Aufbewahrung der Karten- und Bildersammlung dient. Hauptsächlich durch ein grosses Vermächtniss der ehedem sehr berühmten Bühnenkünstlerin Charlotte Hagn verm. Baronin v. Oven ist das Vermögen der Louis-Schneider-Stiftung sehr bedeutend gestiegen, nämlich von c. 19,000 auf fast 49,000 M. Gelegentlich der Vorstandswahl am 14. Nov. 1891 traten Meinungsverschiedenheiten innerhalb des Vorstandes zu Tage, die zum Austritte einiger Mitglieder, darunter des 1. Vorsitzenden Stadtrath E. Friedel führten. Der Streit erregte ziemliches Aufsehen in der Tagespresse und veranlasste einige Erklärungen. Nach den Ersatzwahlen vom 23. Jan. sind nun erster Vorsitzender Geh. A.-Rath Reuter, zweiter Amtsrichter Dr. Béringuier (gegen den sich die Opposition eines Theiles der Mitglieder gerichtet hatte), dritter Architekt Wallé, Schriftführer Prof. Muret, Hauptschriftwart Dr. Brendicke. Letzterer übernahm auch die zuletzt von Béringuier geführte Redaction der MVGBerlins. – Trotz dieser Vorkommnisse ist übrigens die Mitgliederzahl (c. 600) bereits wieder im Steigen begriffen.

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Mit dem Austritt einiger eifriger Mitglieder des VG Berlins scheint eine Neugründung zusammenzuhängen, von der neuerdings gemeldet wird. Am 7. Febr. fand nämlich unter dem Vorsitz von Stadtrath E. Friedel im Berliner Rathhause eine Versammlung statt zur Gründung einer Gesellschaft für Heimathkunde der Provinz Brandenburg. Es wurde ein Ausschuss niedergesetzt, der einen Statutenentwurf ausarbeitete.

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Die Alterthumsgesellschaft zu Insterburg, welche seit ihrer Gründung (1880) auf c. 160 Mitglieder angewachsen ist, besitzt eine Sammlung von Funden aus der Preuss. Heidenzeit, eine Bibl. u. e. Münzsammlung. [161] Eine Zeitschrift, von der 2 Hefte erschienen, musste wegen Mangels an Mitteln vorläufig wieder eingehen, doch ist jetzt Aussicht auf baldige Fortsetzung vorhanden. Gegenwärtig wird die ganze Kraft der Ges. durch die beabsichtigte Herausgabe eines Urkk.-buchs des ehem. Hauptamts Insterburg in Anspruch genommen. Hievon sind jetzt 2 starke Bände von Abschrr. aus dem Königsberger A. fertig.

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Die 1833 gestiftete Gesellschaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Geschichte zählt etwa 200 Mitglieder. Sie publicirt jedes Jahr einen Band ihrer Z. (Bd. 21, red. von A. Wetzel s. Bibliogr. ’91, 3648); zu den ersten 20 Bänden derselben lässt sie durch Dr. K. Friese ein Register anfertigen. Mit finanz. Unterstützung von Seiten des Prov.-Landtags und der Direction der Fonds der adeligen Stifter u. Klöster gibt die Ges. die Schlesw.-Holst.-Lauenb. Regesten u. Urkk. heraus (s. Bibliogr. ’91, 3651); bis einschliessl. Bd. III, Lfg. 7 bearbeitete sie Prof. P. Hasse; nach dessen Ernennung zum Lübecker Senatssecretär übernahm Prof. W. Schum die Redaction dieses Unternehmens. Die im Besitz der Ges. befindliche Urkk.-sammlg. umfasst 335 Nrr.; die im Schriftenaustausch (mit 136 Corporationen) eingehenden Druckschriften giebt sie theils an die Univ.-Bibl., theils an die provincialständ. Bibl. in Kiel ab. Präsident ist z. Z. Landesdir. v. Ahlefeld, Vicepräs. Prof. Dr. K. Jansen, Kassier Buchhändler H. Eckardt, Secretär Bibliothekar Dr. A. Wetzel.

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Der Hist. Verein für den Niederrhein hat seit unserem letzten Bericht (’90, 29) Heft 49–53 der AnnHVNiederrh. herausgegeben und Hauptversammlungen in Xanten, Brühl, Siegburg, Köln, Bonn und Düren abgehalten. Die Redaction der Annalen, die bis zum 50. Bande in den Händen Stadtarchivars R. Pick lag, ist auf Hrn. L. Korth übergegangen. Das V.-Vermögen hat sich neuerdings vermehrt; zum Vorstande gehören z. Zeit ausser den von uns schon genannten Herren noch Cardauns (Köln), Schrörs und Loersch (Bonn).

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In der ersten der genannten Versammlungen wurde durch Dr. Liesegang die Herausgabe eines ma. Urkk.-buches für den Niederrhein angeregt, in denen zu Siegburg u. Bonn durch Hrn. Korth, den Geh.-R. Hüffer lebhaft unterstützte, die Inventarisirung der kleineren Archive innerhalb des V.-Gebietes. Dieser Gedanke wurde dann auf der letzten Versammlung in Düren (Oct. ’91) durch Dr. Hansen wieder aufgenommen und soll weiter verfolgt werden. Der Verein unterstützt schon die von Hrn. Korth ausgeführte Ordnung und Veröffentlichung der überaus werthvollen Archivalien des Grafen von Mirbach-Harff.

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In Bonn sprach ferner Geh.-R. Schaaffhausen über den Schutz d. geschtl. Denkmäler und empfahl gesetzl. Bestimmungen folgenden Inhalts: 1. Die Ausfuhr von Alth.-funden in’s Ausland muss verboten werden; 2. Gräber dürfen nur im Interesse der Wissenschaft geöffnet werden; 3. Wichtige Denkmale müssen, um ihre Erhaltung zu sichern, als Nationaleigenthum bezeichnet werden.

[28

Der Histor. Verein für das Grosshzgth. Hessen in Darmstadt besteht s. Zeit aus c. 420 Mitgliedern; Vorsitzender ist A.-Director [162] Frh. Schenk zu Schweinsberg, Secretär Gymn.-lehrer Dr. Anthes. In den beiden letzten Jahren erschienen auf Kosten des V.: Quartalblätter für d. Grosshzgth. Hessen (1890: 4 Hefte, 1891: N. F. 1–4), Crecelius Oberhess. Wörterbuch, Lief. 1, hrsg. v. M. Rieger, Adamy, Die Fränk. Thorhalle zu Lorsch. Von dem A. f. Hess. G. soll eine neue Folge beginnen. Redacteur der Quartalblätter ist Hofbibliothekar Dr. G. Nick.

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Am 21. Dec. 1891 hielt der Histor. Verein in Dillingen seine Gen.-versammlung. Dem Vorstandsbericht ist zu entnehmen, dass die Ausgrabungen in Schretzheim, Gundelfingen, Wittislingen, und im Ried mit Erfolg fortgesetzt, in Faimingen neue Anhaltspunkte für die ehemals über die Donau führende Römerbrücke gewonnen und das Gräberfeld in Wittislingen durch Seminarlehrer Emerich in Lauingen topographisch aufgenommen wurde. Der V. zählte 238 Mitglieder u. ernannte Director Lindenschmitt in Mainz u. Gen.-major Popp in München wegen ihrer Verdienste um die prähist. Forschung zu Ehrenmitgliedern. Die Münzsammlung wurde im abgelaufenen Jahre um 144 Stück, die Bibliothek um 157 Bände bereichert.

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Carnuntum-Verein. Die Keltische und später Römische Niederlassung Carnuntum bei Petronell u Dt.-Altenburg zwischen Wien und Pressburg hat erst in den beiden letzten Jahrzehnten die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, welche diese reiche Fundstätte verdient. Im J. 1885 kam in Wien ein V. zu Stande, dessen Aufgabe sein sollte, Carnuntum systematisch aufzudecken. (Jährl. Beitrag 5 fl. Präsident: A. v. Arneth, Stellvertr.: N. Dumba, Wissenschaftl. Secretär: E. Bormann, Administr. Secretär: E. Schmiedel, Cassier: A. Ehrenfeld.) Der Staat u. das Land Niederösterreich steuern nicht unbedeutende Summen bei.

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Von dem ganzen Complex ist kaum der 150. Theil ausgegraben. Eine Uebersicht über die erfreulichen Resultate der bisherigen Arbeiten findet sich in dem von Prof. J. W. Kubitschek und Dr. S. Frankfurter bearbeiteten „Führer durch Carnuntum“ (mit Karte u. 47 Illustr. Wien, Lechner. 1891. 86 p.). Das zweite Quinquennium seines Bestehens hat der V. dann mit Grabungen am Heidenthor und im Dolichenium verheissungsvoll inaugurirt. Ein ausführlicher Bericht über diese Grabungen sowie über die sehr interessanten Entdeckungen, die Landgerichtsrath Schmiedel am „Quadenthor“ (östl. v. Dt.-Altenburg) gemacht hat, wird in den Archl.-epigr. M. a. Oesterreich-Ungarn erfolgen.     [K.]

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Die in Nr. 18 von uns erwähnte Petition des Nordböhm. Excursionsclubs, der Prager Landtag möge gewisse histor. Zwecke auf Landeskosten fördern, blieb erfolglos. Dagegen scheint sich die Gesellschaft zur Förderung Dt. Wissenschaft, Kunst u. Literatur in Böhmen, deren Gründung wir zugleich mittheilten, kräftig entwickeln zu wollen. Die Ges. soll ein Gegengewicht gegen die Czech. Ak. d. Wiss. sein. Sie beruht ganz auf privater Unterstützung, u. zerfällt, ihrem Namen entsprechend, in 3 Abtheilungen, jede mit correspondirenden Mitgliedern. Stellvertretender Vorsitzender ist der Historiker Dr. L. Schlesinger. Im Laufe des Jahres 1891 vereinnahmte [163] die Ges., wie der JB besagt, reichlich 25,000 Gulden, von denen gegen 6000 zu Preisen für wissenschaftl. Leistungen verwandt wurden. Seitdem fiel der Ges. Anfang Januar ein Legat von 100,000 fl. zu. Ausserdem hat sie sich soeben an den Böhmischen Landtag mit der Bitte gewandt, ihr (wie schon der Czech. Akademie) eine Subvention von jährlich 20,000 fl. zu gewähren. Voraussichtlich wird daraufhin eine Bewilligung von 4000 fl. stattfinden. – In dem Verein f. G. d. Deutschen in Böhmen hat der anderweitig stark in Anspruch genommene Dr. Schlesinger die Redaction der Mittheilungen niedergelegt. Herausgeber sind jetzt Dr. G. Biermann und W. Hieke.

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In Berlin besteht seit dem Sommer 1891 ein V. für Bücherzeichenkde., Ex-libris-Verein. Vorsitzender ist F. Warnecke, Schriftführer Kanzleirath G. A. Seyler. Im Oct. erschien das 1. Heft der V.-Z.: Ex-libris, Z. f. Bücherzeichen, Bibl.-kde. u. Gelehrten-G. (Görlitz, Starke in Comm. 4°. à Hft. 16 p.). Neben einigen Zeichen der Anerkennung hat der Ex-libris-V. auch bereits nicht ganz unverdienten Spott über sich ergehen lassen müssen in einer feinen Satire, die G. Steinhausen in Ggw. 41, 141 veröffentlichte.     [J. Str.]

[34

Versammlungen im J. 1892: Verein für Reformations-G. zu Ostern in Hannover; der Hansische G.-V. Pfingsten in Braunschweig, die Anthropologen-Versammlung vom 5.–8. August in Ulm; die Görresgesellschaft um dieselbe Zeit in Breslau; der 11. internat. Congress für prähistor. Archäologie u. Anthropologie v. 13.–20. Aug. in Moskau (vgl. dazu den Artikel in der Beil. zur AZtg Nr. 54 und die Notiz über freundlichere Haltung anderer Kreise ebd. 74); der Gesammtverein d. Dt. G.- u. Alth.-Vereine Ende Aug. od. Anfang Sept. wahrscheinlich in Münster; die Comenius-Ges. (s. oben Nr. 19–21) etwa im October oder Anfang November in Berlin; der Amerikanisten-Congress vom 7–11. Oct. in dem Convent S. Maria de la Rabida in d. Prov. Huelva in Spanien (derselbe wird natürlich aus Anlass der Centenarfeier der Entdeckung Amerika’s besonders festlich werden; von damit zusammenhängenden Veranstaltungen erwähnen wir eine vom 12. Sept. bis 31. Dec. in Madrid stattfindende Ausstellung).

[35

Archive, Bibliotheken, Museen. In dieser Z. wurde schon zweimal des zerstreuten Archivs der Familie de la Gardie gedacht, aus dem vielleicht wichtige Materialien auch für Deutsche Gesch. zu gewinnen seien (s. 1, 172 f. u. 3, 265). Ein Zufall hat jetzt verloren gegangene Bestandtheile desselben an’s Licht gebracht, die freilich für die durch Höhlbaum in dieser Zeitschrift angeregte Frage nach dem Verbleib der Thurn’schen Papiere nichts auszutragen scheinen. In der Univ.- Bibl. zu Dorpat wurde nämlich durch den Cand. dipl. B. Cordt ein wichtiger Hss.-fund gemacht. Derselbe besteht aus 2 Theilen: 1) dem Rest des A. der alten Schwed. Univ. Dorpat (Senatsprotokolle aus d. 17. Jh. u. Rechnungsbücher); und 2) Papieren, die dem de la Gardie’schen Archive entstammen: etwa 600 Actenstücke, hauptsächl. Briefe [164] Gustav Adolph’s, Schwedischer Generäle u. Staatsmänner an Jacob de la Gardie und Correspondenzen des Gfn. Joh. Oxenstierna.

[36

In Berlin bildete sich eine Literaturarchiv-Gesellschaft, deren Zweck es ist, eine Sammelstätte für handschriftl. Denkmäler der Dt. Lit. in ihrem weitesten Umfange zu schaffen. Zu diesem Zwecke will sie die nachgelassenen Hss. u. Briefe Dt. Schriftsteller u. Gelehrter als Eigenthum erwerben oder doch als Deposita übernehmen, um sie ihrerseits der kgl. Bibliothek in Berlin in Verwahrung zu geben. Ferner beabsichtigt die Gesellschaft, auf kleinere Sammlungen dieses Inhalts aufmerksam zu machen und Verzeichnisse davon zu veröffentlichen. Näheres enthalten die Statuten, welche im Druck erschienen sind, und ein Circular, worin zum Beitritt aufgefordert wird (J.-beitrag 10 M.); Secretär der Ges., an den Angebote und Zuschriften zu richten sind, ist Dr. H. Meisner, kgl. Bibliothekar, in Berlin NW Philippstr. 6.

[37

Man wird der Ges. Erfolg wünschen dürfen, soweit sie die in ihr liegende Centralisirungs-Tendenz nicht übertreibt; denn in vielen Fällen wird man den literar. Nachlass eines Schriftstellers gleich dem archivalischen Niederschlag eigenartiger historischer Entwicklungen nicht ohne Schaden von dem heimischen Boden loslösen und in eine centralisirte Sammlung überführen. Daneben wäre noch zu berücksichtigen, dass wenigstens für einen grossen Theil der neueren Literaturgeschichte schon eine andere, in mancher Hinsicht vielleicht geeignetere, Centralstelle in dem Goethe-Archiv zu Weimar gegeben ist.

[37a

Karl Immermann’s Nachlass wurde von dem Biographen des Dichters R. Fellner im Einverständniss mit I.’s Tochter, Frau Geh.-Rath Geffcken, dem Goethe-Schiller-Archiv in Weimar überwiesen.

[38

Das Kreisarchiv in München, bisher im „alten Hof“ untergebracht, ist kürzlich in ein eigenes neuerrichtetes Gebäude an der Himbselstr. übergesiedelt. Die Benützungs- und Amtsräumlichkeiten befinden sich im Interesse der Feuersicherheit im Nebenhause.

[39

Bei der Zerstörung von Meiringen ist das dortige Archiv erhalten geblieben, wie unsere Erkundigungen, veranlasst durch eine unbeantwortet gebliebene Anfrage in der Schweizer. Rundschau (’91, IV, 242), ergeben haben.

[39a

In der SBWAk Bd. 121 Nr. 9 begann H. Schenkl mit der Veröffentlichung einer Bibliotheca patrum latinorum Britannica, die etwa 4000 Hss. Englischer Bibliotheken verzeichnen soll, allerdings, wie schon der Titel andeutet, nur wenig eigentlich Historisches. Eine genauere Notiz bringt das CBl f. Biblw. ’91, 516 f. – Eine ähnliche Publication ist für Spanische Bibliotheken, ebenfalls auf Veranlassung der Wiener Ak. von R. Beer zu erwarten. Der Verf. hat etwa 2000 Hss. in nahezu 80 Bibll. u. Archiven untersucht.

[40

Der Strassburger Priv.-doc. Dr. Ed. Thrämer hat die Hss. der Moskauer Bibliotheken u. Archive eingehender Untersuchung unterzogen und z. Th. katalogisirt. Die Ergebnisse seiner Forschung wird er in einer Publication, „Aus Moskauer Bibliotheken“, zusammenfassen, [165] deren wichtigster Theil die Beschreibung der von ihm im Moskauer Reichs-A. entdeckten Griech. u. Lat. Hss. zu werden verspricht.

[41

Italienische Archive und Bibliotheken. Dem Staatsarchiv zu Florenz ist durch Schenkung das sehr reichhaltige Familien-A. der Cerchi einverleibt worden.

[42

Es besteht Aussicht darauf, dass das Lateranensische Archiv der Dataria im Laufe des Jahres der Forschung zugänglich gemacht werden wird. Nach Beendigung der jetzigen Erweiterungsbauten hofft man die Codices aus dem Lateran in das Vaticanische Archiv überführen zu können.

[43

Die im Vatican neu eingerichtete Nachschlagebibliothek (über die wir ’91, 261 berichteten) wird voraussichtlich erst im Herbst geöffnet werden. Ein Erlass des Cardinalbibliothekars Capecelatro vom 5. Dec. 1891 enthielt die erfreuliche Mittheilung, dass diese Bibl. auch den Archivbenutzern bequem zugänglich sein werde.

[43a

Eine Statistik aller Italienischen Bibliotheken ist im Auftrage des Ministeriums von dem Präfecten der Laurenziana in Florenz, G. Biagi bearbeitet worden. Zwei Hefte davon sind schon mit der Gazetta ufficiale ausgegeben worden (mit Nr. 8 v. 12. Jan. u. Nr. 157 v. 7 Juni ’91). Der Verf. behält sich vor, das reichhaltige gesammelte Material später wissenschaftl. Zwecken u. eingehender Verwendung besser dienstbar zu machen. – Die Veröffentlichung der Hss.-Kataloge, besds. von Florenz, schreitet rüstig vor, s. unsere Bibliographie in Gruppe I, 2.

[44

Deutsche Museen. Das Germanische Museum in Nürnberg gab seinen 37. Jahresbericht aus, der die gedeihliche Weiterentwickelung der grossen Sammlungen bezeugt. Zur Deckung der Kosten der Sulkowski’schen Sammlung gewährte u. a. die Bair. Staatsregierung einen ausserord. Beitrag von 20 000 M. – Die Direction wünscht die Hilfe des Publicums besds. zur Beschaffung der jetzt so rasch verschwindenden Volkstrachten. – Ueber die Neubesetzung der Director-Stelle wird wohl die Pfingstconferenz des Verwaltungsausschusses entscheiden. Die Blättermeldung, dass Prof. M. Heyne in Göttingen berufen worden sei, bestätigt sich nicht.

[45

Im vorigen Jahrgang berichteten wir unter Nr. 143 von den Uebelständen, welche die jetzigen Raumverhältnisse im Bairischen Nationalmuseum zu München mit sich bringen. Der als nothwendig bezeichnete Neubau ist jetzt gesichert, nachdem eine Besichtigung d. Gebäudes durch Abgeordnete diese von der Unhaltbarkeit der gegenwärtigen Zustände überzeugte. – Auch in Darmstadt soll aus Staatsmitteln ein neues Museum erbaut werden.

[46

Der kürzlich verstorbene Elsäss. Alterthumsforscher Generalvicar Dr. Jos. Al. Straub hinterliess seiner Vaterstadt Strassburg eine reiche Sammlung meist ma. Denkmäler. Mit der Inventarisirung ist der Director des Kunstgewerbemuseums Prof. Dr. A. Schricker beschäftigt.

[47

Am 9. Dec., dem Geburtstage Winkelmann’s, wurde in Halle das archäolog. Museum, ein zur Univ. gehöriges Institut, eröffnet.

[48

[166] Eine Sammlung zur Geschichte der Münchener Kunst ist durch eine im Frühjahr 1889 von der Münch. Künstler-Genossenschaft eingesetzten Histor. Commission unter Vorsitz des Frh. v. Cederström angelegt worden. Sie wird jetzt von Zeit zu Zeit theilweise zugänglich gemacht werden, später aber im künftigen Künstlerhause untergebracht werden. Ihren Inhalt bilden der Regel nach nicht sowohl ausgeführte Kunstwerke als vielmehr Entwürfe, Skizzenbücher, ferner Briefe u. dgl.

[49

Denkmälerschutz. In der Sitzung des Preuss. Abgeordnetenhauses v. 15. März wurden bei der Etatsberathung gelegentlich des Postens für Bewachung u. Unterhaltung von Denkmälern und Alterthümern die von der Preuss. Regierung geplanten neuen Massnahmen kurz berührt. Man will eine Organisation wesentlich auf provinzialer Grundlage schaffen, ohne zu centralisiren. Der Staat soll indessen eine finanzielle Unterstützung gewähren. – Man vergleiche zu der Frage die Beschlüsse des Gesammtvereins, über die wir 1890 Nr. 236 berichteten, ferner die Anregung des Karlsruher Alth.-V. (’91, 393) u. die Vorschläge Geh.-R. Schaaffhausen’s (oben Nr. 28).

[50

Die Freiheit historischer Forschung. In Cassel hat sich kürzlich ein Process abgespielt, der wohl die Aufmerksamkeit der Fachgenossen beanspruchen darf; denn so fern der Anlass auch der strengwissenschaftlichen Arbeit liegen mag, es kamen dabei doch die Existenzbedingungen unbefangener historischer Forschung in Frage. In den „Hess. Blättern“ war ein Artikel „Deutsch und Preussisch“ erschienen, der eine sehr preussenfeindlich gefärbte Betrachtung über die Brandenburg.-Preuss. Geschichte von 1648 bis 1863 enthielt. Der Redacteur Hr. W. Hopf in Melsungen wurde deshalb wegen Majestätsbeleidigung und Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen angeklagt. Die Majestätsbeleidigung wurde darin gefunden, dass die Preussischen Monarchen, die Vorfahren des jetzigen Kaisers, beleidigt würden; die Staatseinrichtung des Preuss. Königthums sollte dadurch verächtlich gemacht sein, dass der Artikel erdichtete oder entstellte Thatsachen über die Vergangenheit des Preussischen Staates und den Charakter der Preussischen Politik behaupte. Das Landgericht lehnte die Eröffnung des Hauptverfahrens ab, das Oberlandesgericht aber verfügte dieselbe, obschon es sich um eine historische Betrachtung handelt, die nur bis zum Jahr 1863 reicht und den Kaiser oder die heutigen Staatseinrichtungen gar nicht, auch nicht mit versteckten Anspielungen, berührt. Das Gericht trat nun in eine Prüfung der Einzelheiten des Artikels ein und vernahm als Sachverständigen Prof. R. Koser in Bonn. Prof. Kos er bezeichnete einige Einzelangaben als unzutreffend und erklärte, in Bezug auf die Gesammtauffassung des Artikels und die Beleuchtung des Einzelnen auf dem entgegengesetzten Standpunkt zu stehen. Auf Grund der Beweisaufnahme und dieses Gutachtens beantragte der Staatsanwalt 4 Monate Gefängniss, der Vertheidiger Freisprechung. Das Gericht setzte die Verkündigung des Urtheils um mehrere Tage aus und entschied dann auf Freisprechung, hauptsächlich da die bona fides des Angeklagten nicht zu bezweifeln sei, da auch nicht wissentlich falsche Thatsachen behauptet seien und die Widerlegung einer falschen historischen [167] Auffassung nicht Sache des Strafrichters, sondern der wissenschaftlichen Erörterung sei. Die Staatsanwaltschaft hat Revision beim Reichsgericht eingelegt.

[51

Der Versuch, einer historischen Erörterung mit dem Strafgesetzbuch zu begegnen, ist also einstweilen missglückt; aber der Angriff ist von den Gerichten und der öffentlichen Meinung doch nicht so entschieden zurückgewiesen worden, dass eine Wiederholung, vielleicht mit besserem Erfolge, ausgeschlossen wäre und dass uns nicht die Verpflichtung obläge, an einem Orte, wo die Interessen historischer Forschung vertreten werden sollen, die Frage zur Sprache zu bringen. Auch auf die Gefahr hin, dass wir damit der Mehrzahl unserer Leser etwas sehr Ueberflüssiges zu thun scheinen! Man darf freilich die Bedeutung des Anlasses nicht übertreiben. Im Augenblick (das soll gern zugegeben werden) ist die Wahrscheinlichkeit einer ernsten Beeinträchtigung wissenschaftlicher Forschung sehr gering, und von uns Stubengelehrten, die wir mit unseren Editionen und anderen unverfänglichen Aufgaben beschäftigt sind, werden sich vollends gar viele für die Frage nicht erwärmen können, da es sich ja doch um einen „Zeitungsartikel“ und zwar um einen offenbar „agitatorisch“ gehaltenen Aufsatz, nicht um eine rein wissenschaftliche Leistung handelt. Die Bedeutung des Unterschiedes soll nicht bestritten werden, aber der Einwand trifft die Sache nicht; denn principiell bleibt die Frage dieselbe, solange der Zeitungsartikel sich darauf beschränkt, die Auffassung des Autors von historischen Dingen zu entwickeln. Die Frage an sich ist auch rein theoretisch von grossem Interesse

[51a

Wenn man die indirecte, historische Kritik staatlicher Einrichtungen mit dem Strafgesetz bedroht, so legt man der Geschichtswissenschaft gerade dort, wo sie sich mit lebendigen Interessen am nächsten berührt und der grössten Freiheit bedarf, die engsten Fesseln an, und wenn Bestimmungen, deren Zweck es ist, die bestehenden öffentlichen Institutionen vor Verunglimpfung im politischen Kampf zu schützen, erst einmal auf historische Betrachtungen angewendet werden, so kann das leicht zu den ungeheuerlichsten Consequenzen führen. Dieselben Kriterien wie auf jenen Artikel wären unter Umständen auch auf ein wissenschaftliches Buch anwendbar. Hat Treitschke’s Deutsche Geschichte nicht agitatorisch gewirkt? hat er nicht Vorfahren heute regierender Bundesfürsten beleidigt, nicht Staatseinrichtungen Deutscher Klein- und Mittelstaaten verächtlich gemacht? Und könnte man nicht manche protestantische historische Schrift wegen Beschimpfung der katholischen Kirche, manche katholische wegen Beschimpfung der protestantischen verklagen – von den historischen Publicationen atheistischer und kirchenfeindlicher Autoren, die auf das Motto ,écrasez l’infâme‘ gestimmt sind, ganz abgesehen? Es wäre auch in hohem Masse gefährlich, wenn man sich dabei beruhigen wollte, dass im Sinne des Gerichtsspruches die historische Auffassung freigegeben ist, während die „erdichteten oder entstellten Thatsachen“ das Kriterium der Strafbarkeit bilden würden; denn vielfach ist ja eben noch die Feststellung der Thatsachen die Aufgabe der Forschung, und in wissenschaftlichen Polemiken sieht gar oft der Eine Entstellungen und Erdichtungen, wo für den Andern sonnenklare Thatsächlichkeit besteht. [168] Das Bedenkliche dieser Unterscheidung wird man vielleicht am besten empfinden, wenn man sich in die Stellung des Sachverständigen versetzt, der als amtlicher Vertreter seiner Wissenschaft durch die Strafprocessordnung zur Abgabe eines Gutachtens verpflichtet ist. Vielleicht fühlt er sich in sehr scharfem Gegensatz zum Angeklagten und würde, zu einer literar. Kritik aufgefordert, dessen Arbeit auf’s schärfste verurtheilen, ihr auch Entstellung der Thatsachen nachweisen. Nun aber ist er in der peinlichen Lage, dass jede erheblichere Unrichtigkeit, die er pflichtgemäss nach seiner Ueberzeugung constatirt, eine ganz andere Bedeutung erhält und den Grund zu einer schweren Bestrafung abgeben kann. Nicht jedem wird es gelingen, dabei mit der Erfüllung seiner Pflicht die gewissenhafte und vorsichtige Zurückhaltung zu vereinigen, die sich in diesem Falle augenscheinlich Prof. Koser auferlegt hat.

[51b

Besonders bedenklich ist der Versuch, den Begriff der Majestätsbeleidigung auf solche historische Betrachtungen anzuwenden. Ist es doch Ende der 70er Jahre schon geglückt, das Vergehen der „indirecten Majestätsbeleidigung“ in die Rechtssprechung einzuführen, und sind dann doch in der That gar keine Grenzen mehr zu ziehen. Logischer Weise könnte man dann sehr wohl nicht nur verstorbene Mitglieder des Herrscherhauses, sondern auch andere historische Persönlichkeiten, Einrichtungen und Gesinnungen, die dem regierenden Monarchen anerkanntermassen sympathisch sind, unter den Schutz dieses Paragraphen stellen. Betont doch der Eröffnungsbeschluss gegen Hrn. Hopf in diesem Sinne, dass die angegriffenen Preuss. Könige „von Sr. Majestät hochgeschätzter Herrscher“ sind. Man wird allerdings, so scheint es uns, zugeben müssen (und das macht die Frage theoretisch besonders interessant), dass solche Consequenzen an sich durchaus nicht widersinnig sind. Wenn man dieselben im allgemeinen nicht zieht, so hat sich eben die Wissenschaft hier von der Handhabung der Gesetze Zugeständnisse erzwungen, die mit dem in der Gesetzgebung sonst noch fortwirkenden Geist vergangener Zeiten im Widerspruch stehen. Die Forderung der Freiheit wissenschaftlicher Forschung ist heute so mächtig, dass die Rechtsprechung sich ihr anbequemt. Wie das bei Erörterung nationalökonomischer und philosoph.-theologischer Fragen geschieht, so beansprucht es auch die Historie.

[51c

Unterrichtsreform in Preussen. Die neuen Lehrpläne und Lehraufgaben wurden im Märzheft des CBl f. die ges. Unterr.-Verwaltg. publicirt. Wir finden in den Lehrplänen für sämmtliche Schulen die Rubrik „Deutsch und Geschichtserzählungen“, statt wie bisher „Deutsch“ schlechthin. Dieser Unterrichtsgegenstand gewinnt in den unteren Classen einige Lehrstunden, die z. Th. bei „Geschichte u. Erdkde.“ wieder eingebracht werden. In Sexta sind für „Deutsch u. G.-erzählgn.“ 4, in Quinta u. Quarta je 3 Wochenstunden bestimmt, so dass der Unterricht im Deutschen auf dem Gymnasium im Ganzen 5 Stunden gewinnt; dafür fallen bei „G. u. Erdkde.“ im Ganzen 2 Wochenstunden weg. Bei den Realgymnasien ergibt sich während des ganzen 9jähr. Cursus eine Mehrung von 1 Wochenstunde bei ersteren und e. Minderung von 2 Wochenstunden bei letzteren Lehrgegenständen: Dt., G. u. Erdkde. haben demnach am Real-gymn. mit den „G.-erzählgn.“ 1 Wochenstunde weniger als vorher ohne diese Zuthat. [169] Hingegen beträgt bei den Oberrealschulen die Gesammtmehrung 2 Stunden (Dt. + 4, G. u. Erdkde. − 2).

[52

In den „Lehraufgaben“ ist zunächst von Wichtigkeit, dass die alte G. auch in den unteren Classen nicht, wie zu fürchten war, ganz zurückgedrängt ist. Bilden doch in Quinta die „Erzählgn. aus der sagenhaften Vor-G. der Griechen u. Römer“ den einzigen Gegenstand des G.- Unterrichts.

[53

Aus den „methodischen Bemerkungen“ zu den neuen Lehrplänen möchten wir folgenden Passus hervorheben:

„Besonders sicheren Tact und grosse Umsicht in der Auswahl und Behandlung des einschlägigen Stoffes erheischt die für Untersecunda und Oberprima geforderte Belehrung über wirthschaftl. u. gesellschaftl. Fragen in ihrem Verhältniss zur Gegenwart. Je mehr hiebei jede Tendenz vermieden, vielmehr der gesammte Unterricht von ethischem und geschtl. Geiste durchdrungen und gegenüber den socialen Forderungen er Jetztzeit auf die geschichtl. Entwicklung d. Verhältnisses der Stände untereinander und der Lage des arbeitenden Standes insbes. in objectiver Darstellung hingewiesen, der stetige Fortschritt zum Besseren und die Verderblichkeit aller gewaltsamen Versuche der Aenderung socialer Ordnungen aufgezeigt wird: um so eher wird bei dem gesunden Sinn unserer Jugend es gelingen, dieselbe zu einem Urtheil über das Verhängnissvolle gewisser socialer Bestrebungen der Gegenwart zu befähigen.
Indem an der Hand der G. die socialpolit. Massnahmen der Europäischen Culturstaaten in den beiden letzten Jhh. vor Augen geführt werden, ist der Uebergang zur Darstellung der Verdienste unseres Herrscherhauses auf diesem Gebiet bis in die neueste Zeit herab von selbst gegeben.
Selbstverständlich ist, dass solche Belehrungen in Untersecunda der Stufe entsprechend knapp und mehr thatsächlich, in Oberprima aber ausgedehnter und mehr pragmatisch zu behandeln sind.“

[54

Diese ein wenig geschraubten Bemerkungen scheinen uns ein Compromiss darzustellen zwischen dem von aussen wirkenden Anstoss zu einschneidenden Aenderungen und der Widerstandskraft einer noch lebendigen Tradition. Ueber die ursprünglich sehr deutlich auftretende Absicht, den Unterricht direct politisch verwerthen zu wollen, haben wir uns früher zur Genüge ausgesprochen (s. ’90, 262–8 u. ’91, 219–41). Diese Absicht hat sich offenbar erhebliche Milderungen gefallen lassen müssen: im Interesse der Schule hat man sich dessen erinnert, dass der G.-Unterricht jede Tendenz zu vermeiden, dass er, von geschichtlichem Geiste durchdrungen, objectiv darzustellen hat. Immerhin blickt der ursprüngliche Gedanke noch durch. Ob er von wesentlicher Bedeutung für den Inhalt des Unterrichts werden wird, hängt von den ausführenden Organen ab; denn es fragt sich, wie man im Einzelnen die Pragmatik auslegen soll; die methodischen Bemerkungen sind in diesem Punkte recht unklar. Bis auf weiteres aber wird man wohl annehmen dürfen, dass der Ansturm einer politisch tendenziösen Reform vorläufig abgeschlagen wurde, die Widerstandskraft des wissenschaftlichen Geistes aber unter dem Einfluss der Zeitereignisse gewachsen ist.

[55

Im Anschluss hieran verdient noch eine Notiz Erwähnung, die zur Zeit der letzten Versammlung der Reichsschulcommission (Mitte Sept. in München) durch die Blätter ging: „Wie man hört, beabsichtigt die Preuss. Regierung auf die directe Veranlassung des Kaisers in der Maturitätsprüfung [170] am Gymnasium die Geschichte und das Französische zu streichen. – – – Diese Frage hat die Reichsschulcommission nicht beschäftigt, da sie hierfür als nicht competent erachtet wurde“. Die Notiz ist ohne Widerspruch geblieben, aber es scheint, als sei die Absicht wenigstens vorläufig fallen gelassen worden. Sollte es Ernst damit werden, so müsste diese Reform die Kritik der Fachleute auf’s schärfste herausfordern. Es ist ja kaum eine Frage, dass das ganze Examenswesen sehr der Reformen und der Einschränkung bedarf. So lange aber ein Examen besteht, wird die Ausscheidung eines einzelnen Lehrgegenstandes zur Vernachlässigung desselben, mindestens seitens der Schüler, führen. Das Examen ist auch gerade in der Geschichte verhältnissmässig unbedenklich. Zwar kann schwerlich dabei constatirt werden, ob der Schüler von historischer Auffassungsweise und historischem Zusammenhange eine rechte Vorstellung hat, aber daneben ist doch ein Gerippe historischer Daten unentbehrlich. Werden nur die Forderungen hier auf das Nothwendige beschränkt, so ist die Aneignung des Stoffes ohne Ueberlastung des Gedächtnisses sehr leicht möglich, die Prüfung aber eine verhältnissmässig leichte und zuverlässige. – Es scheint uns, dass dem Gedanken eine missverstandene Vorliebe für die „Culturgeschichte“ zu Grunde liegt, die man im Examen nicht so leicht abfragen kann und für die man die festen Daten der politischen Geschichte glaubt entbehren zu können: Es würde die Gefahr naheliegen, dass der Unterricht dann vor lauter unbestimmten Allgemeinheiten u. lauter Pragmatismus den festen Boden des Thatsächlichen unter den Füssen verlöre. Gerade im Interesse einer verständigen Ausbildung der culturgeschichtlichen Seite des Unterrichts, mit der gewiss die ganze jüngere Generation auf das lebhafteste sympathisirt, wäre es zu bedauern, wenn man durch solche Fehler wie die Beseitigung des Examens und übertriebene Missachtung der „Jahreszahlen“ den Gegnern jeglicher Neuerung in die Hände arbeitete.

[56

Archäologische Feriencurse. (s. ’91, 221 f.) finden in diesen Osterferien ausser in Berlin (20.–28. Apr.) und Trier auch in München (19.–24. Apr.) und in Dresden (19.–23. Apr.) statt; die in München (für 16 Baierische Gymnasiallehrer) leiten Geh.-Rath H. v. Brunn u. Prof. A. Flasch aus Erlangen; die in Dresden Geh. Hofrath J. Overbeck, Prof. G. Treu, Prof. Th. Schreiber u. Dr. P. Hermann.

[57

Ein Grundriss der Welt-G. u. der Quellenkunde für Historiker, Lehrer, Examinanden und andere Gebildete ist soeben von Dr. Karl Walcker, Docent der Staatswiss. an der Univ. Leipzig, veröffentlicht worden (Karlsruhe, Macklot. 10 M.). Auf 304, spatiös gedruckten Seiten unternimmt es der Verf. das auf dem Titelblatt gegebene Versprechen einzulösen. Was zunächst die Quellenkunde anlangt, so will er keineswegs „ein vollständiges Verzeichniss aller besseren Schriften“ geben, aber nach welchem Princip er ausgewählt hat, bleibt unklar und, was er bietet, schrumpft bei näherer Betrachtung auf die allgemein üblichen Citate zusammen. Kurze krit. Bemerkungen über die aufgeführten Bücher bilden nicht einmal die Regel. Nur eines wird etwas ausführlicher behandelt: „Zum Gebrauche für Gymnasiallehrer“, sagt W. in seiner Vorrede, [171] die u. a. auch Mittheilungen über seinen Bildungsgang enthält, „habe ich auf S. 291 ein ziemlich ausführliches Verzeichniss der wichtigsten falschen Angaben des G. Weber’schen Lehrbuchs der Welt-G. gegeben“. – Wie in der Quellenkunde so beschränkt sich der Autor auch in der Darstellung darauf, „eine passende Auswahl“ unter den „interessanten Thatsachen“ zu treffen; vor allem will er „solche Thatsachen anführen, welche für die G. der verschiedenen Seiten des Volkslebens besds. wichtig und charakteristisch sind“. In der Einleitung (pag. 1 f.) legt Walcker – dessen frühere, nationalökon. Schriften übrigens nicht ungünstig beurtheilt worden sind – seine Ansichten über objective G.-Schreibung dar. Diese sind dilettantisch und erklären einigermassen die Eigenheiten des Buches selbst. Es ist eine Compilation, nicht immer nach den besten Autoritäten, mit beständigen Hinweisen auf die Gegenwart und massenhaften Tiraden über die verschiedenartigsten actuellen Fragen, vor allen Philippiken gegen den Ultramontanismus und Lobpreisungen des Protestantismus u. der – meist damit im Zusammenhang genannten – modernen Cultur. Das 5. Buch, betitelt „Die Bilanz u. die Entwicklungsgesetze der Welt-G.“ (p. 261–73), bringt Bemerkungen über das moderne Völkerrecht, die Zukunft des Katholicismus, die constitutionelle Monarchie, Handelskammerberichte, Pressfreiheit, Duellgebote, kurzum de omnibus rebus et de quibusdam aliis. In einem Excurs „Zur socialpolit. Entwicklungs-G. seit 1889“ klärt d. Verf. seine Leser u. a. darüber auf, dass der seit dem Erfurter Parteitage d. Socialdemokratie bestehende Unterschied zwischen den sog. Alten und den sogen. Jungen sich „nicht nothwendig auf das Lebensalter“ beziehe. Das ganze Werk ist eigentlich nicht ein historisches, sondern ein politisches und für diejenigen am allerwenigsten geeignet, für die es laut Titel bestimmt sein soll. – Geradezu schrecklich ist oft die Schreibweise des Autors. Ein Beispiel diene statt vieler zum Beleg: „1809 unternahm Staps, ein Jüngling aus der Gegend von Naumburg, einen erfolglosen Attentatsversuch gegen Napoleon, der 1809 seine kinderlose Ehe mit Josephinen trennen liess und Marie Luise, eine Tochter Franz’s I., 1810 heirathete, die ihm 1811 einen Sohn gebar, der anfangs König von Rom, später, seit 1817 Herzog von Reichstadt betitelt wurde, 1832 in Schönbrunn bei Wien starb“. – Die mitgetheilten Proben werden genügen, um den Fachmann vor diesem neuesten „Grundriss der Welt-G." zu warnen. Vermuthlich aber wird er gleich uns es doch erstaunlich finden, dass ein solches Buch von einem Docenten einer Deutschen Hochschule dem wissenschaftlich gebildeten Publicum einer verwandten Disciplin angeboten wird.     [J. Str.]

[58

Bibliographisches. Als 8. Beiheft zum CBl f. Biblw. erschien bei Harrassowitz in Leipzig ein Supplementband zu Hain’s Repertorium bibliographicum, bearb. v. K. Burger (427 p. 16 M.). In zweckentsprechender u., wie es scheint, durchaus zuverlässiger Weise sind hierin 4 Register hergestellt, welche die Benützung des Hauptwerkes ausserordentlich erleichtern, nämlich 1) Index typographorum saec. 15. cum serie librorum ab iis impressorum; 2) Libri cum nota anni sine indicio [172] loci et typographi; 3) Libri indicio anni loci et typographi destituti; u. 4) Index urbium cum serie typographorum et librorum.

[59

Von der Bibliotheca Belgica, deren Inhalt in Bd. IV unserer Zeitschrift pag 388 f. von sachkundiger Feder in Kürze geschildert wurde, sind 1891 die Lfgn. 104–107 erschienen: sie enthalten den Index topogr. und die Titel der ersten 17 Bde.

[60

Die gesammte in Baskischer Sprache erschienene Literatur versucht Jul. Vinson, Prof. am Pariser Oriental. Seminar, in seinem Essai d’une bibliogr. de la langue basque zu verzeichnen (Paris Maisonneuve. xlviij 479 p. 30 fr.). Das Werk ist jedenfalls eine wissenschaftlich werthvolle Arbeit. Die Büchertitel sind von bibliograph. Bemerkungen begleitet; Einleitung u. Register machen den Stoff dem Benutzer zugänglicher und ein Anhang bringt Facsímiles von Büchertiteln. Die Vollständigkeit können wir natürlich nicht controlliren.

[61

In Spanien erscheint unter der Redaction von Frentaura u. Ossorio ein Diccionario biograf. internacional del siglo 19 (Bd. I: A–D. Madrid, Murillo. 918 p.).

[62

W. S. Karcov und M. N. Mazaev geben in ihrem Versuch eines Wörterbuchs der Pseudonyme Russischer Schriftsteller: Opyt slovarja psevdonimov russkich pisatelej (Petersburg 1891) ein sehr werthvolles Nachschlagewerk, das mehr als 4000 Namen besonders aus der neueren Russischen Literatur enthält.

[63

Hilfswissenschaftliche Handbücher. M. Prou’s neueste Publication (Manuel de paléographie: recueil de fac-similés d’écritures – vgl. Bibliogr. ’91, 4076) ist eine ausgezeichnete Ergänzung zu seinem schon in Bd. III (’90, Nr. 132) näher besprochenen Handbuch: auf 12 graphischen Tafeln gibt er dem Lernenden eine Anzahl von Beispielen zur Einübung der dort gelehrten paläographischen Theorie. Der hier gebotene Uebungsstoff dürfte, dank der geschickten Auswahl in den reproducirten Originalen, für den Anfang völlig ausreichend sein. Der Schüler lernt auf den wenigen Tafeln die wichtigsten Schriften kennen; gleich das erste Stück a. d. J. 1114 ist in 3 verschiedenen Schriftarten geschrieben, 5 Tafeln bieten je 2 Reproductionen. Die Transscriptionen sind mit kurzen orientirenden Nachrichten über Art und Herkunft des entsprechenden Schriftstücks versehen. Besonders angenehm für den Unterricht ist gegenüber so vielen andern paläogr. Hilfsmitteln die grosse Handlichkeit des Formats.     [J. Str.]

[64

Das Handbuch von Scott and Davey, A guide to the collector of hist. documents, literary mss. and autogr. letters etc. (Lond., Davey. xvj 218 p. u. 153 Tafeln) wendet sich in erster Linie an Sammler und Liebhaber und bringt desshalb vor allem Vorschriften, die es ermöglichen sollen, sich vor Fälschungen zu schützen. Dabei fällt natürlich auch für den wissenschaftl. Benutzer manches ab, und besonders werden ihm die Tafeln dienen können: Facsimiles v. Richard. II. bis auf Edw. Young, Wasserzeichen aus d. 14.–17. Jahrh., etc.; verbunden ist damit sogar eine Art Cursus d. Paläographie. Freilich ist alles fast ganz [173] auf Britannica beschränkt. Die finanziellen Mittel des Publicums, an das sich die Autoren zunächst wenden, gestatteten dem Verleger eine selbst für Engl. Verhältnisse besonders schöne Ausstattung.

[65

Das Erscheinen einer neuen Bearbeitung des chronologischen Handbuchs von H. Grotefend unter dem Titel Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit haben wir schon in Bd. IV, 223 (Nachrr. ’90, 185) angekündigt. Der 1. Band liegt nun vor in der Stärke von etwa 22 Bogen in 4° (vgl. Bibliogr Nr. 4085). Derselbe enthält, wie wir schon mittheilen konnten, das Glossar und die systemat. Tafeln sammt den 35 Osterkalendern u. einer Tabelle der Jahreskennzeichen. Für den 2. Band sind das Heiligenverzeichniss, Regententafeln der Kaiser u. Päpste, eine Tafel der Finsternisse und die Diöcesan- u. Ordenskalender reservirt. Zu bedauern ist, dass die systematische Einleitung ganz weggefallen ist und der Studirende sich nun die Einführung in das System aus dem Glossar zusammensuchen muss. Die Brauchbarkeit des Buches beim Studium besds. für den Selbstunterricht wird dadurch entschieden beeinträchtigt, während doch der praktische Vortheil einer alphabetischen Anordnung für Nachschlagezwecke auch durch kurze Hinweise des Glossars auf den systemat. Theil zu erreichen gewesen wäre. Andererseits wünscht man sich nun mit dem Glossar auch schon das Heiligenverzeichniss vereinigt, um wirklich alles in einem einzigen Alphabet beisammen zu haben. Man ist dafür jetzt auf den 2. Band angewiesen, dessen Hauptbestandtheil, die Diöcesankalender, man für den Handgebrauch sehr wohl würde entbehren können. Damit wären unsere Bedenken gegen die Disposition des Stoffes erledigt, und wir können im übrigen um so rückhaltloser die grosse Fülle des Gebotenen und die grossen Verbesserungen gegenüber der 1. Auflage anerkennen. Der Hauptzuwachs steckt im Glossar, das unter manchem Schlagworte eine sichere Fülle von Detailangaben bringt. Der Verfasser hat dafür im Verlauf der Jahre unverdrossen ein grosses Material selbst durchgearbeitet und sorgfältig die Beiträge benutzt, die ihm von Fachgenossen zuflössen. Es war dem Referenten eine freudige Ueberraschung, hier halb vergessene alte Bekannte wieder anzutreffen, und so wird es manchem Benutzer gegangen sein. – Aber auch die Tafeln sind bedeutend erweitert worden. Neu hinzugekommen sind besondere Tafeln über Sonnencyclus, Concurrenten, Mondalter der Monatsersten, Lunarbuchstaben, Jüdische u. Muhamedanische Zeitrechnung; die Tafeln über Epakten etc. u. der immerwährende Kalender sind durch Berücksichtigung der Epakten neuen Stils erweitert, die frühere Zusammenstellung von Goldner Zahl, Indiction, Concurrenten u. Epakten v. 800–1500 ist mit der Ostertafel von 500–2000 vereinigt und beide sind, noch durch zahlreiche andere Angaben vermehrt, zu einer umfangreichen Tabelle der Jahreskennzeichen v. J. 300 bis 2000 angewachsen. Wesentlich verbessert ist der Revolutionskalender, und auch die 35 Kalender sind mit Heiligentagen u. Sonntagsbezeichnungen reichlicher ausgestattet. Ueber die im Titel begrenzte Aufgabe greift das Buch, wie man sieht, mit dem Muhamed. u. dem Jüd. Kalender noch hinaus. Hoffentlich folgt recht bald der 2. Band, da der erste für sich allein doch unter einer Unvollständigkeit leidet, die man an einem Handbuch besonders schmerzlich empfindet. Ist [174] das Werk erst vollendet, so wird gewiss keine andere Nation ein gleich treffliches Nachschlagewerk für chronolog. Fragen aufzuweisen haben.

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Das Genealog. Handbuch bürgerlicher Familien, dessen 1. Bd. 1889 bei Mahler in Charlottenburg erschien (s. Bibliogr. ’89, 4431), ist nach längeren Verhandlungen ein Unternehmen des V. Herold in Berlin geworden. Eine Commission desselben, nur aus bürgerl. Mitgliedern bestehend, übt sowohl die Redaction als das Verlagsrecht aus, und hat aus eigenen Mitteln den Fortgang finanziell gesichert.

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P.-B. Gheusi (Norb. Lorédan), Le blason héraldique (vgl. Bibliogr. Nr. 4129). Im Plan des ganzen Buches lag es, die für den strengen Heraldiker willkürlich erscheinenden Veränderungen seit der Renaissancezeit unbesprochen zu lassen. Mit dem Namen „Armorial“ bezeichnet der Autor ein Register von c. 750 Figuren mit erläuterndem Text; dadurch wird nicht allein das Auffinden des richtigen Wappens zu einem gegebenen Namen, sondern auch das Auffinden eines gesuchten Namens zu einem bekannten Wappen ermöglicht. Noch weiter gehenden Ansprüchen können die anderen ausgezeichneten Indices genügen. Das Werk lässt sich daher dem Forscher empfehlen, obwohl es sich, wie schon die Ausstattung bezeugt, zunächst an den Liebhaber wendet. Frankreich gegenüber sind freilich alle andern Länder mehr als zu kurz gekommen. Es wäre vielleicht besser gewesen, sie gänzlich auszuschliessen als sie so lückenhaft zu behandeln. Um nur eines anzuführen: selbst von den souveränen Dt. Fürstengeschlechtern vermissen wir die Mehrzahl, noch schlechter ist der jetzt landsässige Dt. Adel weggekommen.     [J. Str.]

[68

Aus dem Gebiet der Hilfswissenschaften verzeichnet unsere Bibliographie im letzten Heft des vorigen Jahrganges eine verhältnissmässig beträchtliche Anzahl von Handbüchern, auf die wir z. Th. wohl noch zurückkommen werden. Für Paläographie vgl. dort Nrr. 4073 bis 78: ein Werk über alte Spanische Schrift, ein Schwed. u. ein Französ. Buch über Schriften der Neuzeit, und ausser Prou’s oben erwähnter Publication noch ein allgemeines Lehrbuch (zugleich der Diplomatik) von Reusens, sowie ein Werk über Miniaturen von Molinier. – Dass die Kaiserurkunden in Abbildungen zum Abschluss kamen, sei auch hier nochmals erwähnt. – Für Chronologie ist neben Grotefend zu erwähnen das speciellere Werk von Lechner (Bibliogr. Nr. 4086), für Numismatik ausser dem vielfach als recht brauchbar gelobten Lehrbuch von Dannenberg und dem uns ferner liegenden leichteren Handbuch von Ambrosoli auch der Anfang eines grösseren Werks von Engel u. Serrure (s. Bibliogr. Nr. 4106–8). – Endlich sind auch für Heraldik einige derartige Titel zu verzeichnen: knappe Leitfäden von Warnecke (schon in 5. Aufl.) und von Keller, sowie neben dem oben besprochenen Französ. Handbuch von Gheusi noch ein üppig ausgestattetes Englisches Werk von Woodward u. Burnett (s. Bibliogr. Nr. 4125–29).

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Zeitschriften. In der Redaction des Histor. Jahrbuchs ist Dr. A. Meister, bisher in Rom, an die Stelle von Dr. J. Weiss (jetzt fürstl. [175] Archivar in Wallerstein) getreten. – Dr. J. Hansen übernahm an Stelle Prof. Höhlbaum’s die Herausgabe der Mittheilungen aus dem Stadt-A. von Köln und trat an Stelle Prof. Lamprecht’s in die Redaction der Westdeutschen Zeitschrift ein. Mitherausgeber der Zeitschrift für Kirchen-G. (neben Brieger) ist seit kurzem Priv.-Doc. Dr. B. Bess in Marburg. – Dr. O. Harnack ist aus der Red. d. Preuss. Jahrbücher ausgeschieden u. nach Rom übergesiedelt.

[70

Im Verlage von Buchner in Bamberg erscheint von 1892 an eine neue Zeitschrift unter dem Titel: Studien zur Cultur- u. Lit.-Geschichte Altbayerns hrsg. von Prof. Dr. K. v. Reinhardstöttner; alljährlich anfangs Oct. wird ein etwa 30 Bogen starker Band ausgegeben werden. – Der Herausgeber dieser Z. ist aus der Redaction des Jahrbuchs für Münchner Geschichte ausgeschieden.

[71

In Vorbereitung befindet sich ein Organ f. Byzantin. Studien: Byzantinische Zeitschrift, hrsg. von K. Krumbacher (Leipzig, Teubner, jährlich 4 Hefte zu je 9–10 Bogen; à Jg. 20 M.). Es ist beabsichtigt, jedes Heft in 3 Abthh. zu gliedern, von welchen die erste selbstständige Artikel, die zweite eingehende krit. Besprechungen, die dritte eine vollständige, von kurzen orientirenden Notizen begleitete Bibliographie enthalten soll. In der Regel sollen nur Artikel in Deutscher oder Französischer Sprache zugelassen werden. Die Münch. Akademie gedenkt dieses Unternehmen finanziell zu unterstützen.

[72

Die Deutsche Literaturzeitung war Anfang 1892 aus dem Verlage von Spemann in den von Rosenbaum u. Hart übergegangen und wurde bis Ende März von R. Löwenfeld in Berlin redigirt; seit diesem Zeitpunkte erscheint sie bei Walther u. Apolant unter der Redaction von Dr. P. Hinneberg. – Die Redaction des Literar. Centralblatts wurde nach dem Tode seines Begründers Prof. Fr. Zarncke im vorigen Herbst von dessen Sohn, Prof. Ed. Zarncke, übernommen. – Herausgeber des Ausland ist seit dem 1. Jan. Prof S. Günther in München (an Stelle von Dr. K. von den Steinen). – Erwähnt sei noch, dass Unsere Zeit, zuletzt herausgegeben von F. Bienemann mit dem Schluss ihres 35. Jg. eingegangen ist und dass die Redaction der Blätter f. liter. Unterhaltung von Dr. Bienemann auf Dr. K. Heinemann übergegangen ist.

[73

Die Redaction der Revue historique gab im Febr. 1892 ein Register über das Quinquennium 1886–90 aus (176 p.); dasselbe gleicht in der Anlage vollkommen den vorhergegangenen. – Auch zu den Comptes rendus der Acad. des sciences morales et politiques erschien ein Register, das bis Bd. 130 (Jg. 1888) reicht. Paris, Picard. 5 fr.

[74
Literatur zur ausserdeutschen Geschichte.

Italien. Die Abtheilungen Allgemeines, Neueste Zeit, Bildungs-, Literatur- und Kunstgeschichte s. im letzten Heft des vorigen Jahrgangs. Das Verlagsjahr 1891 wurde ausgelassen.

Piemont und Savoyen. a) Bd. II–III von Manno’s Bibliografie storica degli stati della monarchia di Savoia führten wir in Bibliogr. ’91, 3991 auf. Als Separatabdruck aus dem 4. Bande (pag. 263–313) [176] liegt uns vor die Bibliografia di Chambéry. Torino, Paravia. 55 p. – b) Carutti, Storia della monarchia piemont. durante la revoluzione franc. Torino, Roux. – c) D. Orsi, Il teatro in dialetto piemontese: primi passi (marzo 1859–62). Milano, Civelli. 93 p. 2 L. – d) G. Paris, Les chants populaires du Piémont (Sep. a. Journ. d. sav. 1889.) Paris, Bouillon. 4°. 39 p. – e) Le Laudi de Piemonte, raccolte e publ. da F. Gabotto e D. Orsi. I (Scelta d. curiosità etc. d. s. 13–17) Bologna, dall’ Acqua, xx 124 p. 4 L. 50. – f) G. Filippi, Il matrimonio di Bona di Savoia con Gal. Mar. Sforza 30 p. [ohne Verlagsort]. – g) [J. Malaguzzi], La battaglia di S. Quintino e le relazioni fra la r. casa di Savoia e Piemonte e la casa d’Este sec. i docc. d. arch. di stato in Modena. Modena, Soliani. 4°. xxij 108 p. – h) G. Manfroni, Nuovi docc. intorno alla legaz. d. card. Aldobrandini in Francia (1600–1) tratti d. arch. Vatic. (A. della soc. rom. d. stor. patr. 13, 102–50) – i) St. Davari, Fed. Gonzaga e la famiglia Paleologa d. Monferrato 1515–38. Genova, Sordo-Muti. 107 p. – k) C. Cipolla, Di Rozone vescovo d’Asti e di alcuni docc. ined. che lo riguardono. (Sep. a. Mem. d. acc. di Torino, Bd. 42.) Torino, Clausen. 4°. 44 p. – l) G. Claretta, Gli Alfieri e il vesc. d’Asti Baldr. Malabaila 1349–54. (Atti d. acc. di Torino 26, disp. 14–15) – m) Wir berichtigen noch, dass Cais de Pierlas (Nachrr. ’90, Nr. 200 l.) nicht bei Bocca in Turin erschien. Gedruckt ist das Buch in Genua, Sordo-Muti. – Vgl. Bibliographie ’90, 4223; 24. ’91, 539. 675. 738. 1104. 1448; 91. 1800. 2045. 2259; 79 e. 2522. 3986 h; 87–91 u. die Verweisungen hinter ’91, 3994.

[75

Ligurien. a) C. Desimoni, Ai reg. di lett. pontif. riguard. la Liguria [649–1187]. (Atti d. soc. Lig. 19, 463–85.) – b) Annali genovesi di Caffaro e dei suoi continuatori, s. Bibliogr. Nr. 315. – c) B. Veroggio, Genova ed i bombardimenti da mare. Genova, Sordo-Muti. 256 p. – d) L. Staffetti, La congiura d. Fiesco e la corte di Toscana; docc. ined. (Sep. a. Atti d. soc. lig. 23, fasc. 2). Genova, Sordo-Muti. 4°. 72 p. – e) G. Filippi, Una contesa tra Genova e Savona n. s. 15. (Giorn. lig. 17, 337–68; auch sep.). – f) Ag. Bruno, Gli antichi archivi[WS 1] d. comune di Savona. Savona, Bertolotto. 87 p. 3 L. – g) Ott. Varaldo, Serie d. podestà di Savona su docc. degli arch. d. Savona e di Genova, 1529–1606. Savona, Bertolotto. 41 p. – Vgl. Bibliogr. ’91, 503–5. 736. 1579. 1626. 2279 e; n.

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G. Caro, Die Verfassung Genua’s zur Zeit d. Podestat’s (1190–1257). – Strassburger Diss. 1891. 169 p. Gerade für Genua ist das Material für eine Verf.-Gesch. der hier behandelten Zeit reichlicher vorhanden und bequemer zugänglich, als für andere Städte. Die Urkk. liegen in sorgsamen Editionen vor und an chronistischem Material fehlt es nicht. Unter solchen Umständen hängt die Bewältigung der Aufgabe von dem Masse an Fleiss, Umsicht und Erfahrung ab, über welches der Forschende verfügt. An ersterem hat es dem Verf., einem Schüler Bresslau’s, gewiss nicht gefehlt; auszusetzen aber haben wir, dass auf die inneren Verhältnisse der Stadt und des Gebietes ein zu einseitiges Gewicht gelegt, die Rückwirkung der äusseren Verwickelungen dagegen nicht ganz genügend berücksichtigt ist. Weit mehr noch als gegen die Grafen von [177] Lavagna (p. 12) richtete sich die Befestigung von Porto Venere gegen das stets feindliche Pisa. Erst p. 17 wird diese Bedeutung Porto Venere’s flüchtig gestreift und erst zum J. 1172 werden die Kämpfe mit Pisa erwähnt, während doch schon viele Jahrzehnte vorher das Ringen mit jener Stadt um den vorwaltenden Einfluss auf Sardinien und Corsica den Hauptinhalt der Politik Genua’s bildete. – Zur eigentlichen Verf.-Gesch. wäre eine Auffassung des Ausdrucks „illi qui brevia habent“ (p. 35) richtig zu stellen. Als solche werden nämlich zugleich die Wahlmänner für die Podestà-Wahl bezeichnet. Dies bedeutet, dass jene Wahlherren die brevia, die Formulare der vom Podestà zu leistenden Eidschwüre aufbewahren, nicht, wie Verf. meint, dass sie unter dem Eid stehen, die Wahl rechtlich zu vollziehen. – In dem, den Finanzen gewidmeten Capitel hätten die Einnahmequellen klarer und eingehender dargelegt sein können, wozu das Material im lib. jurium in Urkk. der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts reichlicher vorhanden ist als es benutzt wurde. Die Einnahmen aus Vermiethung von Wechselbänken, die in Genua früher begegnet als irgendwo sonst, findet sich z. B. nicht erwähnt. – Trotz dieser kleinen Ausstellungen ist die Arbeit als eine recht verdienstliche anzuerkennen.     R. D–n.

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Lombardei (mit Mantua). a) G. Vidari, Frammenti cronistor. dell’ agro ticinese. Vol. I–III. 2. ed. Pavia, Fusi xvj 541; 411; 419 p. à 3. L. – b) Acta eccles. Mediolanensis ab ejus initio usque ad nostram aetatem publ. da A. Ratti, fasc. 1–20. Milano, Ferraris. 4°. col. 1–1598. – c) G. Rosa, Tradizioni e costumi lombardi. Bergamo, Cattaneo. 107 p. – d) A. Butti, J fattori d. republ. Ambrosiana 1447–49. Vercelli, dell’ Erra. 40 p. – e) Bentii Alexandrini de Mediol. civitate opuscul. ex chronico ejusdem excerpt. [ed.] L. A. Ferrai (Bull. d. istit. stor. it. 9, 15–36). – f) A. Schwarz, Mailands Bedeutung als Handelsstadt. Progr. Köln I. II. 4°. 33 p. m. 2 Ktn.; 53 p. – g) V. Forcella, Iscrizioni etc. di Milano, (s. ’89, 155 i u. ’90, 201 c). V: Porta nuova; append. 450 p. 22 L. – VI–VIII: Cimiteri. xiij 339; 541; 461 p. 16; 26; 25 L. – h) A. Luzio e R. Renier, Delle relazioni di Isab. d’Este Gonzaga con Lod. e Beatr. Sforza (A. stor. lomb. 7, 74 ff.; 346–99). – i) F. Lodi, Sommario d. stor. di Voghera fino al 1814. Voghera, Gatti. 303 p. 3 L. – k) A. S. Cavagna, L’agro vogherese, memor. sparse di stor. patr. II–III. Casorate Primo, Rossi. 703; 30; 575; 30 p. – l) P. Saglio, Notizie stor. di Broni dai primi tempi ai tempi nostri. 2 Bde. Broni, Borghi 1890. 265; 388 p. 2 u. 3 L. – m) Mit I, 9–10 u. II, 5–9, (10 Taf. à disp. 2 L. 50) ist : V. Barelli, Monumenti comaschi abgeschlossen. – n) H. v. Schullern zu Schrattenhofen, Genealogie u. G. d. Fam. Calini in Brescia (Jb. d. Ges. Adler XIX/XX, 69–78). – o) A. Valentini, I Mss. d. collez. Di Rosa. Brescia, Apollonio. 4°. 61 p. – pq) L. Zerbi, I fortilizi di Monza prima d. a. 1325 (A. stor. lomb. 8, 796–840) –, La signora di Monza n. stor. etc. (Sep. a. A. stor. lomb.) Milano, Prato. 85 p. Vgl. Bibliogr. ’90, 2785. 2810; 14; 61; 62. ’91, 411; 30; 46; 56; 57. 732. 1185; 86. 1545; 85 c. 2279 k; o. 2323 d; 49 c. 2985 c. 3954 u. die Verweisungen nach ’91, 3994.

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[178] Venetien. a) Ueber eine glücklich wieder vereinigte Hs. v. Statuti delle arti in Venezia s. Ateneo veneto 14, 796. – b) E. Bertanza e V. Lazzarini, Il dialetto veneziano fino alla morte di Dante. Venezia, Compositori. xiv 88 p. – c) E. Lentz, Das Verhältniss Venedigs zu Byzanz nach d. Fall d. Exarchats bis z. Ausg. d. 9. Jhrh. I. Diss. Berlin, Mayer. 68 p. 1 L. – d) F. Miari, Il nuovo patriziato ven. dopo la serrata d. magg. cons. e le guerre di Candia e di Morea. Venezia, Visentini. 1891. 8°. 94 p. – e) S. Rumor, Bibliografia d. città e prov. di Vicenza I. Vicenza, S. Giuseppe. x 712 p. 6 L. – f) P. de Nolhac e A. Solerti, Il viaggio in Italia di Enrico III. re di Francia e le feste a Venezia, Ferrara, Mantova e Torino. Torino, Roux. 343 p. 5 L. – g) It. Raulich, La caduta dei Carraresi, sign. di Padova etc. Padova, Drucker. 136 p. – Vgl. Bibliogr. ’90, 2815. 4225–29. ’91, 436. 2297 p; t. 2322 k. 2489 e. 2524. 3112 w. 3914. 3986 b–f; i; k. 3992; 94 u. die Verweisungen hinter ’91, 3994.

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Emilia (Parma, Modena, Romagna). a) R. di Soragna, Sopra la nobiltà decurionale parmigiana [Urkk. v. 1607]. (Boll. uff. d. consulta arald. 1, 54–7.) – bd) F. Ceretti, Il conte Lodov. II. Pico; memorie. (Sep. a. Atti e mem. etc. per Modena VI.) 54 p. – Eleonora di Paolo d. Conte Gio. Franc. II. Pico contessa di Roddi (Atti e mem. etc. 5, 289–334) – Delle chiese, dei conventi etc. della Mirandola (s. ’90, 201 p.) II. (Schl.) 240 p. – e) P. Fabre, Sur un ms. nouveau du chron. Ricobaldo de Ferrare. (CR 19, 378–84.) – f) A. L. Gandini, Saggio d. usi etc. d. corte di Ferrara al tempo di Nicolò III. (Atti e mem. etc. di Romagna 9, fasc. 3). – g) I discorsi di A. Romei, preceduti da uno studio di A. Solerti su Ferrara e la corte estense n. seconda metà d. sec. 16. Città di Castello, Lapi. cxxxj 286. p. 7 L. – h) L. Olivi, Del matrim. d. Nicolò III. d’Este con Gigliola figlia d. F. Nov. da Carrara (Atti e mem. etc. Modenesi 5, 335–76). - i) L. Balduzzi, L’istrumento finale etc. pel passagio di Ferrara etc. alla Chiesa 1598 (Atti e mem. etc. di Romagna 9, 80–110) – k) A. Gaudenzi, Gli statuti d. società d’armi d. popolo di Bologna (Bull. d. ist. stor. it. 8, 7–74) – l) C. Malagola, L’archivio governat. d. republica di S. Marino riordinato e descritto. Bologna, Fava. 1891. 344 p.– Vgl. Bibliogr. ’90, 2818. 3290. ’91, 1585 c. 2270 n. 2970. 3986 a.

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Toscana etc. a) P. A. Bigazzi, Firenze e contorni; manuale bibliogr. e biogr. d. princip. opere e scritture sulla stor. etc. d. città (s. Nachrr. Nr. 289 f.) fasc. 1. Firenze, Ciardelli. 1892. p. 1–32. 1 L. 50. – b) V. Piskorsky, Frančesko Ferruči i ego vremja etc. [Franc. Ferrucci u. s. Zeit. Darstellg. d. letzten Kampfes d. Stadt Florenz um ihre pol. Freiheit 1527–30] Kiew, Kušnerew; x 192 p. – c) Le consulte d. republ. fiorentina, publ. da A. Gherardi (s. ’89, 60 e; 156 a. 233 a.) fasc. 13–19. p. 481–527 u. 1–232. à 4 L. – d) L. A. Ferrai, Lorenzino de’ Medici e la società cortigiana d. cinquecento (Bibl. scient.-letter.) Milano, Hoepli. xvj 485 p. 5 L. – e) C. Paoli, Un registro d. Balía di Siena n. Bibl. Palat. di Firenze. Firenze, Cellini 1891. 8°. 16 p. (Sep. a. A. stor. It. VIII). – f) C. Paoli, I „Monti“ o fazioni n. republ. di Siena. (N. Antol. 34, 401–22). – g) L. Zdekauer, De ordinamentis populi Pistoiensis [179] saec. 13 (s. ’90, 202 l). Florentia, Cellini. 4°. 80 p. – h) P. del Giudice, Sugli statuti di Pistoia publ. da L. Zdekauer (Rendiconti del r. ist. lomb. 24, fasc. 5). – i) L. Zdekauer, Riordinamento d. pergamene nell’ arch. d. comune di Pistoia (A. stor. ital. 7, 381–85). – k) Angekündigt wird von demselben die Publication v. Statuti più antichi d. comune di Siena – zunächst des Constituto, das bald nach der Schlacht bei Montaperti redigirt wurde. – l) Statuti et ordini di Monte Castello, contado di Pisa, publ. da G. Kirner. Bologna, dall’Acqua. lxxxiij 136 p. 7 L. – m) Canti popolari Pisani, racc. e annotati da A. Giannini. Pisa, tip. Galileiana. 100 p. – n) Lettere ined. di P. de Paoli, ed. G. Livi (s. ’90, 202 p.) II: Lettere varie (A. stor. it. 6, 267–306). – Vgl. Bibliogr. ’90, 2848; 51; 63. 2921. ’91, 75. 392. 526. 607; 10. 729. 1105. 1539. 1606; 7; 58; 59. 2046. 3717 e.

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Aus den Schätzen des Capitel-Archivs von Arezzo, zu welchem bekanntlich auch der sehr bedeutsame Bestand der Abtei S. Flora e Lucilla gehört, sollen demnächst die wichtigsten Urkunden im Zusammenhange publicirt werden. Das meiste daraus ist allerdings bereits an vielen Stellen zerstreut (so bei Muratori, Ughelli, Fiorentini-Mansi, Rena-Camici u. a.) gedruckt, doch bleibt manches wesentliche noch der künftigen Veröffentlichung vorbehalten. Dieselbe wird im Auftrage der Florentiner Deput. di storia p. durch Ub. Pasqui in Arezzo erfolgen. Die Arbeit ist bereits druckfertig, doch durfte noch einige Zeit bis zur Veröffentlichung verstreichen, weil die der ältesten Florentiner Municipalurkunden, bearb. von Santini, noch vorangehen soll. Letztere Arbeit ist übrigens schon seit Jahren im Druck fertig gestellt.     R. D.

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Kirchenstaat (Marken Umbrien u. Rom). a) Cronache d. città di Perugia, ed. da A. Fabretti. III: 1503–79. Torino, Selbstv. 1890. xij 218 p. – b) A. Fabretti, Sulla condizione d. Ebrei in Perugia, sec. 13–17; docc. Torino, Selbstv. 91 p. – c) F. Ermini, Storia d. città di Foligno I [bis z. 8. Jh.]. Foligno, Artigianelli. 160 p. 1 L. 25. – d) L. Fumi, Orvieto; note stor. e biogr. Castello, Lapi. 229 p. – e) Statuti e regesti d. opera di S. Maria d’Orvieto; racc. e pubbl. da L. Fumi. (Beil. zu Bd. 11 u. 12 der Studi e doc. di stor. e diritto; zugleich in Bibl. stor.-giurid.) 1; 160 p. 18 fol. – f) L. Duchesne, Les régions de Rome au MA. (Mélanges d’archl. et d’hist. 10, 126–49; 225–50). – g) F. Gregorovius, G. d. Stadt Rom etc. 4. Aufl. Bd. IV. – h) Familiae ad Romanam nobilit. redintegratae vel admissae post editam constitutionem [1846 beginnend, mitg. aus e. selten geword. Druck v. 1843]. (Boll. uffic. d. consulta arald. 1, 58–78). – i) F. Cerasoli, Censimento d. popolazione di Roma d. anno 1600–1739. (Studi e docc. di stor. e dir. 12, 173–99.) – k) O. Tommasini, Preparazione d. Codex dipl. urbis Romae; relaz. (Bull. d. ist. stor. 9, 7–14.) – l) D. Gnoli, Un giudizio di lesa romanità sotto Leone X., aggiuntevi le orazioni di C. Mellini e di C. Longolio. Roma, tip. d. Cam. d. deput. 8°. v 165 p. – m) C. Rodocanachi, Le St-Siège et les juifs, s. Bibliogr. ’91, 2991. – n) E. Celani, La venuta di Borso d’Este in Roma l’a. 1471. (Sep. a. A. d. soc. rom. XIII) Roma, Forzani. 92 p. – o) G. Tomassetti, [180] Della Campagna romana, cont. (A. d. soc. rom. di stor. patr. 14, 87–125.). – p) W. Sombart, La Campagna romana, etc. trad. di F. C. Jacobi. Torino, Loescher. 212 p. 4 L. – q) F. Passeri, Lo statuto di Campagnano d. sec. 13. (A. d. soc. rom. d. stor. patr. 14, 5–85). – r) R. Ambrosi de Magistris, Storia di Anagni. I. Anagni, Appollini. 1889 [factisch ’91]. xvij 373 p. mit Illustr. – Vgl. Bibliogr. ’90, 2820; 65. 2938; 59. 3050. 3500. 3782. ’91, 71. 179. 232; 34; 39. 412. 1364. 1434. 1629; 67. 2264; 75. Zur G. d. Papstthums s. Bibliogr. Gruppe IV, 3 u. die Verweisungen dort.

[83

Unter-Italien: Kgr. Neapel. a) G. Pansa, Bibliografia stor. degli Abruzzi; terzo supplem. a. bibliot. stor.-tipogr. d. Abruzzi di C. M. Riccio. Lanciano, Carabba. 403 p. 8 L. – b) N. Faraglia, Saggio di corografia abruzzese (A. stor. nap. 16, 140–56 etc.; 717–42). – c) V. de Bartholomaeis, Ricerche abruzzesi (Bull. d. ist. stor. it. 8, 75–173). – d) A. Perella, L’antico Sannio e l’attuale prov. di Molise. I. Isernia, De Matteis. 639 p. 5 L. – e) Bindi’s Monumenti d. Abruzzi wurden von Winkelmann in GGA 91, 41–47 recensirt, u. zwar günstiger als bei uns Bd. 3, p. 419. – f) G. Pansa e P. Piccirilli, Elenco cronol. d. pergamene etc. pert. all’ arch. d. pia casa di Sulmona. Lanciano, Carabba xxij 175 p. 10 L. – g) G. d. B., Istoria del regno di Napoli d. 1040–1458 (A. stor. nap. 16, 174–200 etc.; 773–831). – h) C. Conte, La civiltà di Napoli, testificata con monum. etc. I. Napoli, Giannini. 1890. 492 p. – i) L. Amabile, Il tumulto napol. d. a. 1510. contro la S. Inquis. (Atti d. acc. Pontaniana 19, 9–53). – k) L. Conforti, Repubblica napol. e l’anarchia regia (1799). Avellino, Pergola. xi 289 p. 4 L. – l) M. Rossi, Nuova luce resultante dai veri fatti avven. in Napoli pochi anni prima del 1799: Firenze, Barbèra. 400 p. 8 L. – m) Codex dipl. Cajetanus ed. cura monachorum S. Bened. II. Monte Cassino, Selbstv. 4°. 480 p. 5 Abb. – n) C. Turletti, Storia di Savigliano (s. Nachrr. ’89, 232 h) III. fasc. 17–25; p. 465–720; 928–960. – o) D. Spanò Bolani, Storia di Reggio di Calabria II. Reggio, Angelo. xxxij 471 u. 253 p. – p) P. Batiffol, La chronique de Taverna et les fausses décrétales de Catanzaro, à propos du registre de Calixte II. (RQH 51, 235–44). – q) G. Palmieri, Lettere alla duchessa di Bari. (Spicil. Vat. 1, 15–32; 290–329; 493–530.) - Vgl. Bibliogr. ’90, 2817. 3729. 4097 a. ’91, 243. 311. 421. 1537; 38. 2258; 60; 61; 70 k.

[84

Sicilien. a) E. A. Freeman, The history of Sicily from the earliest times. I–III. Oxford, Clarendon Press. xxxvj 609; xx 583; xxxv 750 p. à 21 sh. [Diese 3 Bde. ausschliesslich Alterthum]. – b) L. Fulci, Sulle decime, con rig. spec. a Sicilia, Messina, Saya e A. 440 p. 8 L. – c) I. Carini, Aneddoti sicil. 3. serie. (A. stor. sicil. 15, 111–39.) – d) A. Heskel, Die Historia Sicula des Anonymus Vatic. u. d. Gaufredus Malaterra; Beitrag z. Qn.kunde f. d. G. Unterital. u. Sicil. im 11. Jahrh. Kieler Diss. 98 p. – e) Vinc. Cordova, Le origini d. città di Aidone e il suo statuto. Roma, Forzani. 186 p. – f) A. Sansone, Gli avvenimenti del 1837 in Sicilia. Palermo, Statuto. 1890. xi 402 p. 8 L. – VgL Bibliogr. ’90, 3113. ’91, 400. 1469. 2270 o.

[85

[181] Preisaufgaben und Stipendien. Die Rubenow-Stiftung konnte dem einzigen Bearbeiter der 1886 gestellten histor. Aufgabe (s. ’89, 64) den Preis nicht ertheilen. Für die rechtshistor. Aufgabe war überhaupt keine Bewerbung eingegangen. Die jetzt gestellten Aufgaben (die erste ist eine Wiederholung der nicht gelösten) sind nun folgende: 1. Geschichte d. öffentl. Meinung in Preussen u. spec. in Berlin 1795–1806; 2. Die Entwicklg. des Dt. Kirchenstaatsrechts im 16. Jh.; 3. Krit. Untersuchung der G.-werke des Thomas Kantzow und auf Grund derselben Herstellung einer krit. Textausgabe der beiden Hochdt. Bearbeitgn. der Pommer’schen Chronik; 4. Entwicklg. der Landwirthsch. in Preussen nach der Bauernbefreiung. Einsendungstermin: 1. März 1896. Für die 3 ersten Aufgaben sind je 2000, für die vierte 1000 M. ausgeworfen. Nähere Bestimmungen enthält das diesbezügliche Ausschreiben von Rector u. Senat der Univ. Greifswald (abgedruckt z. B. CBl ’92, 133 f.).

[86

Die Oberlausitzische Gesellschaft verlieh Dr. R. Jecht den Preis für Lösung d. Aufgabe üb. G. Emrich, u. wiederholt die Preisausschreibung für die beste Bearbeitung des Themas: die geistl. Brüderschaften d. Oberlausitz. Termin: Ende Jan. 1894; Preis 300 M.

[86a

Die Münchner Akademie hat dem Priv.-doc. Dr. K. Krumbacher den Zographos-Preis verliehen für die Lösung der 1889 gestellten Aufgabe (Herausgabe des Byzant. Meloden Romanos, mit krit. Einleitung) und gleichzeitig die neue Preisaufgabe „Textkrit. Ausgabe der Chronik von Morea“ zur Bewerbung um diesen Preis (2000 M.) ausgeschrieben. Termin: 31. Dec. 1894.

[87

Die philos. Facultät der Univ. Göttingen ertheilte dem Studirenden Fr. Thimme aus Schmedenstedt einstimmig den 1. Preis der Benekestiftung für die Lösung der 1889 gestellten Preisaufgabe „Die inneren Zustände Hannovers 1806–1813“.

[87a

Aus der Albrechtstiftung in Leipzig haben u. a. Verleihungen erhalten die Prof. Brieger u. Busch, sowie Priv.-doc. Gess.

[87b

Die Akademie zu Stockholm verlieh dem Prof. G. Storm in Christiania für die Abhandlung „Studier over Vinlandsreiserne“ den Loubat’schen Preis v. 3500 Kr.

[88

Personalien. Akademien. Die Ges. der Wissenschaften zu Göttingen erwählte zu ausw. Mitgliedern ihrer philos.-hist. Cl. die Professoren L. Duchesne, Mitglied des Instituts, in Paris und Max Müller in Oxford.

[89

Universitäten. Geh. R. v. Holst hat sich entschlossen, besds. mit Rücksicht auf seine Amerikan. Studien einen Ruf nach Chicago anzunehmen und wird im Herbst d. J. dauernd dorthin übersiedeln. Ernannt wurden: der a.o. Professor der Geschichte in Innsbruck, Kaltenbrunner, zum o. Prof. daselbst, der Privatdocent R. von Scala ebendort zum a.o. Prof. für alte G., der Staatsarchivar Dr. P. Schweizer in Zürich zum a.o. Prof. f. Paläographie u. Diplomatik daselbst. Der Priv.-Doc. Dr. H. Simonsfeld in München erhielt einen Lehrauftrag für die histor. Vorlesungen an der Akademie der Künste; bisher hatte Prof. F. Stieve diese Vorlesungen gehalten.

[90

[182] Prof. K. Maurer in München erhielt den Titel eines Geh. Raths. – In den Ruhestand trat Geh. R. Prof. W. Roscher in Leipzig. – G. Cohn, ord. Hon.-Prof. in Heidelberg, wurde als ord. Prof. nach Zürich berufen. – Zum a.o. Prof. f. Kirchenrecht in Czernowitz wurde Priv.-Doc. Dr. L. Wahrmund ernannt. – Der ord. Prof. G. Henrici in Marburg wurde als Nachfolger Zahn’s als Prof. d. K.-G. nach Leipzig berufen, der a.o. Prof. H. v. Schubert in Strassburg als ord. Prof. d. K.-G. nach Kiel, der a.o. Prof. O. Brenner in München als ord. Prof. f. Dt. Philologie nach Würzburg. Der a.o. Prof. K. Burdach in Halle wurde zum ord. Prof. d. Germ. Philologie daselbst ernannt; desgl. der a.o. Prof. Bernh. Seuffert zum ord. Prof. d. Dt. Sprache u. Lit. in Graz. Prof. Brandl in Göttingen hat einen Ruf nach Strassburg als Nachfolger ten Brink’s angenommen; an seine Stelle wurde der a.o. Prof. S. Morsbach aus Bonn berufen. Auch Prof. A. Stimming in Kiel nahm einen Ruf nach Göttingen (als Nachfolger Gaspary’s) an, nachdem er einen solchen nach Breslau ausgeschlagen; ebenso folgt Prof. F. Blass in Kiel zum 1. Oct. einem Rufe als Prof. der class. Philologie nach Halle und der Romanist Prof. Körting in Münster einem solchen nach Kiel. Dagegen haben Prof. Th. Nöldeke in Strassburg und Prof. J. Wellhausen in Marburg eine Berufung nach Göttingen (an Lagarde’s Stelle) abgelehnt. Priv.-Doc. Dr. C. Appel in Königsberg, der in letzter Zeit das Fach d. Roman. Sprachen in Breslau vertrat, wurde zum a.o. Prof. dort ernannt; ebenso Priv.-Doc. Dr. E. Köppel zum a.o. Prof. f. Engl. Philologie in München; die für dieses Fach neugegründete a.o. Professur in Münster wurde dem Priv.-Doc. Dr. E. Einenkel übertragen; dem Priv.-Doc. Dr. K. A. Wiedemann in Bonn ein Extraordinariat f. Aegyptologie; Prof. Dehio wurde für Kunst-G. an Janitscheks Stelle von Königsberg nach Strassburg berufen, der a.o. Prof. F. Wickhoff zum Ordinarius für Kunst-G. in Wien ernannt; ebenso der Priv.-Doc. Dr. Jos. Strzygowski zum a.o. Prof. f. neuere Kunst-G. in Graz.

[91

J. A. Froude wurde Nachfolger des verstorb. Freeman f. neuere G. in Oxford. – Zum Prof. d. Französ. Lit. u. G. an der École polytechn. in Paris wurde George Duruy ernannt. Am Collège de France ist durch Decret vom 30. Jan. ein neuer Lehrstuhl für allg. G. der Wissenschaften geschaffen und dieser Hrn. P. Laffitte anvertraut worden. – Prof. G. Brandes in Kopenhagen hat einen Ruf als Prof. d. Skandinav. Literatur nach Chicago erhalten. Es ist noch nicht entschieden, ob er annehmen wird.

[92

Es habilitirten sich in Strassburg Dr. E. Sackur, bisher in Berlin Mitarbeiter d. Mon. Germ., für mittlere und neuere G.; in Berlin Dr. M. Semrau für Kunst-G. – Lic. H. G. Voigt für Kirchen-G., Dr. M. Dessoir für Philosophie, Dr. O. Fleischer für Musik-G. und Dr. F. Kopp für class. Philologie; in Würzburg Dr. A. Schmid für Kunst-G., in Leipzig Dr. H. Hirt für Germanistik; in Bonn Dr. A. Philippson für Geographie; in Budapest Dr. V. Kuzsinssky, Hilfscustos am Ungar. Nat.-mus. f. Röm. Cultur-G.

[93

Archive, Bibliotheken, Museen, Institute. In den Ruhestand trat Geh. Hofrath Prof. L. Krehl, erster Oberbibliothekar d. Univ.-Bibl. [183] in Leipzig. Seine Geschäfte übernahm vorläufig der 2. Oberbibl. Hofrath Dr. J. H. Förstemann. Der Senatssecretär Dr. P. Hasse in Lübeck ist als Nachfolger von Dr. C. Wehrmann, welcher in Ruhestand trat, zum Staatsarchivar ernannt. Versetzt wurde der Archivar 2. Cl. Dr. C. Panzer in Königsberg in gleicher Eigenschaft nach Wiesbaden, ebenso A.-Assistent Dr. G. Liebe von Koblenz nach Magdeburg. Dr. W. Erben, bisher Mitarbeiter der Mon. Germ., wurde zum Custos am k. u. k. Heeresmuseum in Wien ernannt. Dr. E. Burmeister ist als Volontär bei d. kgl. Gemäldegallerie zu Berlin eingetreten. Beim Römischen Histor. Institut der Görresgesellschaft trat Dr. L. Schmitz an die Stelle Dr. Meisters (s. oben Nr. 76).

[94

Schulen. Der Director der städt. Oberrealschule zu Magdeburg, Prof. Dr. Fr. Junge, ist zum Director des städt. Realgymn. daselbst ernannt, Oberl. Dr. W. Tobien am Realgymn. zu Schwelm zum Director dieser Anstalt befördert worden. Versetzt wurde Dr. W. Richter, Oberlehrer am Realgymn. am Zwinger in Breslau, als Rector an die dortige I. evang. höh. Bürgerschule.

[95

Jubiläen. Geh.-Rath Prof. H. v. Brunn in München feierte am 23. Jan. seinen 70. Geburtstag; die Univ. Dorpat ernannte ihn zu ihrem Ehrenmitgliede. – Der Russ. Staatsrath und Livländ. Rechtshistoriker Fr. G. von Bunge feierte am 12. März 1892 in Wiesbaden seinen 90. Geburtstag.

[96

Todesfälle. Deutschland mit Oesterreich und Schweiz. Es starb am 12. Jan. in Sondershausen der Pfarrer emer. u. Landesarchivar Fr. Apfelstedt, 80 J. alt. Das Feld seiner Thätigkeit war die Schwarzburgische Haus- u. Familien-G., seine letzte Schrift hierüber s. Bibliogr. ’90, 2456 a. – Am 25. Jan. 1892 in Olgenstadt bei Magdeburg Pastor Karl Ottm. Ferd. Becker, 52 J. alt, Verfasser mehrerer die christl. Archaeologie betreffender Schriften. – Am 1. März in Magdeburg, 64 J. alt L. Clericus, Verf. v. Arbeiten aus d. Gebiet der provinzialen Familien-G. (Puttkamer) und Heraldik (v. Magdeburg). – Am 18. März in Berlin der soeben erst von Breslau nach Göttingen berufene Romanist und Lit.-Historiker Prof. Ad. Gaspary. Sein Hauptwerk ist die mit grosser und allgemeiner Anerkennung aufgenommene G. d. Ital. Literatur, von der 2 Bände vollendet sind (1885 u. 88). Eine neuerdings erschienene Ital. Uebers. derselben hatten wir erst im letzten Hefte aufzuführen. Voran ging im J. 1878 sein Buch üb. die Sicil. Dichterschule d. 13. Jh. – Am 12. Jan. in Wängi (Thurgau), 64 J. alt, Dekan H. J. Heim, früher Pfarrer in Gais, 25 J. lang Redacteur der Appenzellischen Jbb.; aus der grossen Zahl s. Schrr. ist hervorzuheben „Dr. Titus Tobler, e. Appenzell. Lebensbild“ (1879). – Am 20. Febr. in Heidelberg, 75 J. alt, Prof. H. Kopp, der Historiker der chem. Wissenschaften; sein bedeutendstes Werk ist die 4bändige G. d. Chemie. – Am 16. April der Germanist Prof. Matth. von Lexer dem wir weiter unten noch einige Worte widmen.

[97

Am 1. März in München der Reichsarchivdirector a. D. Fr. v. Löher, 73 J. alt. Wenn wir von seinen poetischen Werken und Reiseschilderungen [184] absehen, haben wir als seine hauptsächlichsten Schriften aufzuzählen: Fürsten u. Städte z. Zeit der Hohenstaufen (1846), G. u. Zustände der Deutschen in Amerika (1849), Jacobaea v. Baiern u. ihre Zeit (2 Bde. Nördlingen 1862 u. 69, wissenschaftlich vielleicht sein wichtigstes Werk), Der Kampf um Paderborn 1597–1604 (1874), Beitrr. z. G. u. Völkerkde. (1885–86), Archivlehre (1890), ausserdem zahlreiche akad. Abhandlgn. u. Aufsätze in Zeitschr., von denen wir einige Abhandlungen zur G. Heinrichs I. (1857 u. 1858), sowie eine über K. Sigmund u. Hzg. Philipp von Burgund noch namhaft machen. In seiner letzten Zeit war L. mit der Abfassung und Herausgabe einer Cultur-G. der Deutschen im MA. beschäftigt; er war auch der Gründer der Archv. Z. und gab deren erste 13 Bde. (1876–88) heraus. – Sein Lebensweg hatte ihn gar seltsam nach Amerikanischen Wanderjahren in das politische Getriebe der 1848er Revolution, dann nach kurzen Anfängen einer akad. Laufbahn in die nächste Nähe des Baierischen Königs Maximilian geführt. Ursprünglich Jurist, dann Reiseschriftsteller und Culturhistoriker, war er so bald nach K. Maximilians Tod zu der Stellung des Reichsarchiv-Directors gelangt. Ende 1888 trat er von diesem Posten zurück.

[98

Am 8. Jan. in Kiel im 65. Lebens-J. der Prof. der Theologie Cons.- Rath Dr. W. Möller, Verf. einer G. d. Kosmologie in d. Griech. Kirche, einer Osianderbiographie u. neuerdings eines Lehrbuchs d. K.-G., das in zwei Bänden bis zum Schlusse des MA. gelangt ist (s. Bibliogr. ’90, 1805 u. ’91, 3011). – Am 7. Febr. in Ravensburg Prof. W. Müller, früher am Gymn. in Tübingen, 71 J. alt, bekannt durch seine seit 1868 alljährlich erscheinende G. d. Gegenwart und seine populären Darstellungen, bsds. aus der neuesten Deutschen Geschichte. Von ihm stammt auch die 1886 vollendete Neubearbeitung der Becker’schen Welt.-G. u. eine Deutsche Geschichte (1880). – Am 20. März in Alsbach bei Zwingenberg in Hessen der Schriftsteller Ernst Pasqué, 71 J. alt, Verfasser mehrerer Schriften zur Theatergeschichte, wie G. d. Musik u. d. Theaters am Hof zu Darmstadt 1559–1710 (1850–54), Frankfurter Musik- u. Theater-G. (1852), Goethe’s Theaterleitg. in Weimar (1863). – Am 20. Febr. in Passau, 84 J. alt, Domprobst Dr. K. von Schrödl; er gab „Ausgew. Briefe d. hl. Catharina v. Siena“ (1833–35) heraus und schrieb: Das 1. Jh. d. Engl. Kirche (1840); Passavia sacra; G. d. Bisth. Passau bis z. Säkularisation (1879, Nachtr. 1888). – Am 29. Jan. in Strassburg, 50 J. alt, der Prof. d. Engl. Philologie Bernh. ten Brink. Seine Specialstudien galten der älteren Engl. Lit.-G., u. a. Chaucer u. Beowulf, und auch sein classisches Hauptwerk, die G. d. Engl. Lit., von der 1877 der 1. Bd., 1889 die 1. Hälfte des 2. erschien, ist nun über das 15. Jahrh. kaum hinausgelangt. Ten Brink war Mitherausgeber der Quellen u. Forschgn. z. Sprach- u. Cultur-G. d. Germ. Völker.

[99

Am 28. März in München der Prof. u. Univ.-Oberbibliothekar Paul von Roth, 71 J. alt. Schon über ein Menschenalter liegen seine bahnbrechenden verf.-geschtl. Arbeiten hinter uns: Ueb. die Entstehung der Lex Bajuvariorum (1848), G. d. Beneficialwesens (1850), Feudalität u. Unterthanenverband (1863). Aber vieles in ihnen hat sich seine Geltung bewahrt wie am ersten Tage. Mit Rudorff u. a. begründete er (1861) die [185] Z. f. Rechts-G. Später wandte er sich privatrechtl. Studien zu und betheiligte sich an der Ausarbeitung des bürgerl. Gesetzbuches. Roth war in Nürnberg geboren, hatte sich in München 1848 habilitirt, war dann schon 1850 als Extraordinarius nach Marburg, 1853 auf s. G. d. Beneficialwesens hin als Ordinarius nach Rostock berufen; von dort ging er 1858 nach Kiel, 1868 nach München.

[100

England, Holland und Scandinavien. Anfang April in Newcastle, 86 J. alt, der Archäologe J. C. Bruce; s. Lebensaufgabe war die Erforschung des Röm. Grenzwalls in Britannien, den er in vielen Aufsätzen u. in seinem Hauptwerk „The Roman Wall“ (1851, 3. Aufl. 1867) behandelte. – Am 10. Apr. in Christiania, 78 J. alt, der Prof. d. Theol. C. P. Caspari, ein geborener Deutscher; von s. Werken liegen uns näher „Quellen z. G. des Taufsymbols“ (1866–69, 1875, 1879), „Kirchenhistor. Anekdota“ (1883) u. die in Bibliogr. ’91, 2130 erwähnte Ausgabe von Quellen zur älteren Kirchengeschichte.

[101

Am 16. März in Alicante, E. A. Freeman, Prof. in Oxford, 69 J. alt. Von den Engl. Historikern der Ggw. war Freeman, der glänzende Essayist, in Dtld. wohl der bekannteste. Er begann als Kunsthistoriker („A hist. of architecture“ 1849, „Essay on window tracery“ 1851); Spuren dieser Studien zeigen auch noch spätere Schriften von ihm, so „Hist. of the cathedral church of Wells“ (1870), „Histor. and architect. sketches“ (1876), „Sketches from the subject and neighbouring land of Venice“ (1881). Mit „The hist. and conquest of the Saracens“ (1856) betrat er das Gebiet der Sicilian. G. Damit berührte sich dann auch das Thema seines berühmten Hauptwerkes „Hist. of the Norman conquest“ (1867–76), welches ihn dann auf die ältere Engl. G. führte („Old Engl. hist.“ 1869, „Growth of the Engl. constitution“ 1872). Die Werke aus den beiden letzten Decennien s. Lebens tragen einen mehr universalhistor. oder g.-philosoph. Charakter, betrachten wohl auch Verhh. der Ggw. von allg.-histor. Gesichtspuncten aus. Hievon seien angeführt: „The unity of history“ (1872), „The Ottoman power in Europe, its nature, its growth, and its decline“ (1877), „Lectures to American audience“ (1883), „Methods of histor. study“ (1886), „Four Oxford lectures“ (1888; s. DZG 4, 147). – Seine Aufsätze sind z. Th. gesammelt in seinen „Historical Essays“ (4 Bde. 1872–92). Sein letztes Werk, von dem ihn der Tod abrief, kehrt zu einer alten Neigung zurück: er begann eine gross angelegte Sicil. Geschichte, deren erste Bände wir weiter oben aufzuführen hatten.

[102

Am 19. Febr. in London 46 J. alt, Ch. Alan Fyffe, Politiker und Schriftsteller, Vicepräs. der Royal Histor. Society u. Verf. von „Hist. of Greece“ (1875), „Hist. of modern Europe“ (Bd. I: 1880, II: 1886, III: 1890). – Am 15. Febr. in Lund 66 J. alt Prof. Dr. Th. Wisén, Herausgeber des Altisländ. Homilinbók (Lund 1872), der Carmina Norrœna (Lund 1886 u. 1889), Verf. e. Biographie v. C. J. Schlyter (1890) und anderer Werke. – Am 8. Jan. in Wychen der Geograph u. Historiker P. H. Witkamp, 76 J. alt; s. Hauptwerke sind: Gedenkbœk van Neerland’s 50jarig grondwettig volksbestaan (Dordrecht 1865), Geschiedenis der Zeventien Nederlanden (Amsterdam 1871–80), Aardrykskundig Woordenbœk van Nederland (Tiel 1871–85), Provinc. Atlas van Nederland (’s Hage 1886).

[103

[186] Frankreich und Italien. Am 24. Jan. in Paris der Nat.-Oekonom H. Baudrillart, 70 J. alt. Von seinen zahlreichen Schriften liegt uns am nächsten die Hist. du luxe (4 Bände 1878–80); zu seinen nat.-ökon. Werken gehört ein Manuel d’écon. politique (1857. 5. Aufl. 1885). – Im Januar in Rom der Politiker u. Historiker Em. Broglio im 78. Lebensj.; er schrieb erst, nachdem er sich aus dem polit. Leben zurückgezogen, ein historisches Werk, nämlich e. Biographie Friedrichs des Gr.; die 2 ersten Bände erschienen unter d. Tit. „Vita di Federico II, rè di Prussia, detto il Grande“ 1874 u. 76, die 2 letzten, „Il regno di Federico II di[WS 2] Prussia“, 1879 u. 80. – Am 3. Jan. in Paris 43 J. alt, Ad. de Chalvet de Rochemonteix, Mitgl. der Soc. franç. d’archl., Verf. localhistor. Werke wie e. G. der Abtei v. Feniers (1882). – Am 8. März im 73. Lebensj., G. B. di Crollalanza, Prof. in Pisa, Herausgeber des Giorn. arald.-geneal.-dipl.; von s. Werken sind hervorzuheben: Origine e gesta di Giov. d’Arco (1859), Storia milit. di Francia dell’ antico e medio evo (3 Bde. 1861), Dizionario stor. blasonico delle famiglie nobili e notabili ital. (s. Bibliogr. ’89, 4433 u. ’90, 4395). – Am 12. Jan. in Paris, 74 J. alt, der Dichter G. Le Brisoys Desnoiresterres, welcher sich auch mit der Cultur-G. des 18. Jh. beschäftigte und u. a. schrieb: Voltaire et la société franç. au 18. siècle (7 Bde. 1867–75), La musique franç. au 18. siècle (1872), Iconographie voltairienne (1879). – Am 5. März in Paris der Akademiker Viceadmiral J. P. E. Jurien de la Graviėre; seine histor. Schrr. betreffen die G. d. Seewesens: La marine d’autrefois; Les guerres maritimes de la révol. et de l’empire; Les marins du 15. et du 16. siècle; La marine des anciens et les campagnes d’Alexandre. – Am 2. Jan. in Lüttich, 69 J. alt, Emile de Laveleye, Prof. an d. dortigen Universität. Als angesehener Nat.-Oekonom u. Politiker, daneben auch als Historiker u. Lit.-Historiker entfaltete er eine ausserordentl. literar. Thätigkeit. Wir führen auf: Hist. de la langue et de la litt. provençale (1880), Hist. des rois francs (1848), Études hist. et crit. sur la liberté du commerce internat. (1858), La Saga des Nibelungen dans les Eddas et dans le nord scandinave (1886), De la propriété et de ses formes primitives (1874; 4. Aufl. s Bibliogr. ’91, 2159), Le socialisme contemporain (1881; 4. Aufl. s. Bibl. ’89, 3425). – Am 12. Febr. in Paris der frühere Prof. am Collège de France u. Archivdirector Alfr. Maury, kurz vor Vollendg. s. 75. Lebens-J.; das Gebiet seiner Studien war die Religions-G. und er schrieb ausser zahllosen Recensionen u. Z.-Aufsätzen: Essai sur les légendes pieuses du MA. (1843); Les fées du MA. (1855); Hist. des forêts de la Gaule et de l’anc. France (1850); La magie et l’astrologie dans l’antiquité et au MA. (3. Aufl. 1863); Hist. des religions de la Grèce antique (1857–63) etc.

[104

Griechenland, Russland. Anfang Dec. 1891 Dmitry Lebedev, Custos d. Hss. u. d. Altdrucke d. öffentl. Bibl. in Moskau, auch als Archäologe verdient – Am 2. Jan. in Warschau, 51 J. alt, Prof. Jos. Perwolf (Ossip Pervoljv); seine Forschungen galten d. Slav. Sprachen u. der G. d. Slav. Völker. – Am 11. Dec. in Charkow, 58 J. alt, Prof. Al. Potebnja, bedeutender Slav. Sprachforscher u. fruchtbarer Lit.-historiker. – Am 29. Jan. in Athen, 82 J. alt, der Dichter u. Staatsmann Al. R. Rangabé, früher Griech. Gesandter in Berlin, sehr verdient als eifriger Vermittler [187] zwischen westeuropäischer, besds. auch Deutscher, u. Griech. Literatur. Seine eignen wissenschaftl. Studien galten vornehmlich der Archäologie; ausserdem aber erschien von ihm eine G. d. Neugriech. Lit., zuerst 1877 in Französ., dann in Deutscher Sprache. – Am 21. März in Petersburg, im 55. Lebensj., der Historiker Mich. Semevskij, Redacteur der Zeitschrift Russk. Starina.

[105

Matthias von Lexer, Prof. der Deutschen Philologie an der Univ. München, ist im Alter von 61 Jahren am 16. April in Nürnberg ganz unerwartet verschieden. L. stand durch seine Arbeiten den Historikern, welche sich mit Deutscher Geschichte des späteren Mittelalters beschäftigen, besonders nahe. Nach Jahren des Studiums und der Schulthätigkeit begann er seine wissenschaftl. Laufbahn im J. 1860 in Nürnberg mit der sprachlichen Bearbeitung der Nürnberger u. Augsburger Chroniken für die Ausgabe der Münchener Commission. Daneben gab er 1862 Endres Tucher’s Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg heraus und 20 Jahre später (1882–86) für die Münchener Akademie die Baier. Chronik Aventin’s. Weit wichtiger noch als diese Editionen sind uns seine lexikograph. Arbeiten. Im Mittelpunkt derselben steht sein Mittelhochdeutsches Handwörterbuch (3 Bde. 1872–78), ein unentbehrlicher Rathgeber für jeden Deutschen Historiker der sich mit dem 13., 14. u. 15. Jahrh. beschäftigt. Vorausgegangen war diesem Werk ein Wörterbuch seines Kärntischen Heimathsdialektes (1862); es folgte ein Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch (1879), das in 3. sehr erweiterter Auflage (1885) ein wahres kleines Juwel für den Handgebrauch ist. Seit 1880 arbeitete L. auch an dem Grimm’schen Wörterbuch mit. Er übernahm dafür zunächt den 7. Bd. (N–Q) und führte ihn verhältnissmassig rasch (1889) zum Abschluss, dann wandte er sich dem 11. Bande (T) zu, wo er beim Worte Todestag stehen blieb. Vor kurzem erst war L. dem Rufe nach München gefolgt. Lange Jahre hindurch hatte er in Würzburg gelehrt. Von Freiburg aus, wo er 1863 Extraordinarius, 1866 Ordinarius geworden war, hatte man ihn dorthin gezogen, und verschiedene Berufungen nach auswärts lehnte er dann ab. Seit 1878 war er Mitglied der Münchener Akademie. Auch dem Obersten Schulrath f. Baiern gehörte er an, und wir hatten erst vor einem Jahre Gelegenheit der Verdienste zu gedenken, die er sich dort um die Förderung des Geschichtsstudiums erworben.

[106




Für die nicht gezeichneten Nachrichten ist auch in diesem Jahrgang der Herausgeber allein verantwortlich. Bei Sammlung und Sichtung des Materials unterstützt denselben besonders Dr. Striedinger. Die Bearbeitung der Literaturnotizen besorgt in der Regel Dr. Sommerfeldt, für die diesmaligen Italienischen lieh Dr. Kaufmann in Rom seine Hülfe.



[188]
Antiquarische Kataloge.
Nach Mittheilungen von W. Koch in Königsberg.

Max Anheisser, Stuttgart. Kat. 54. Geschichte etc. Englands. 955 Nrn.

J. Baer, Frankfurt a. M. Kat. 290: Architektur, Sculptur u. Kunstgewerbe. (Bibl. v. A. Springer. II.) Nr. 1939–4122. – Anzeiger 420. G. u. Lit. d. Renaissance (z. Th. a. Bibl. Springer’s). Nr. 2009–2603.

Ludwig Bamberg, Greifswald. Kat. 95. Geschichte nebst Hilfswissenschaften. 1563 Nrn.

Richard Bertling, Dresden. No. 18. Kultur- und Sittengeschichte. 1241 Nrn.

A. Bielefeld, Karlsruhe. Kat. No. 161. Genealogie u. Heraldik etc. Städtegesch. 1139 Nrn. – No. 164. Auswahl bedeutenderer Werke. 1461 Nrn.

F. A. Brockhaus, Leipzig. Kat. 113. Staatswissenschaften. 1713 Nrn.

Adolf Burow, Gotha. No. XXVI. Sachsen und Thüringen. 463 Nrn.

Otto Harrassowitz, Leipzig. Kat. 177. Geschichte u. Geographie[WS 3] des neueren Griechenlands. Byzant. Reich u. Osmanenherrschaft. 483 Nrn.

Alb. Cohn, Berlin. Kat. Nr. 200: Seltene u. werthv. Bücher aus allen Gebieten [ziemlich viel Gesch.]. 1891 Nrn.

Hugo Helbing, München. Kat. 14. Städteansichten, Pläne, Histor. Flugblätter. 2138 Nrn.

Karl W. Hirsemann, Leipzig. Kat. 88. Russland. 1270 Nrn.

U. Hoepli, Milano. Kat. No. 77. Geschichte. 1483 Nrn.

S. Kende, Wien. No. 10. Autographen und historische Urkunden Oesterr., Ung. und Deutscher Adelsfamilien etc. 1086 Nrn.

List & Francke, Leipzig. Kat. No. 238. Storia e lett. italiana.

Ad. Mampe, Berlin. Kat. XXXI. Gesch. 2980 Nrn.

M. Nijhoff, Haag. Catalogue d’un choix de pièces historiques curieuses et rares[WS 4] des XV. XVI. et XVIIe. siècle. 35 pages.

J. Scheible, Stuttgart. Kat. 228. Kultur- und Sittengeschichte. II. Abtheilung. 1324 Nrn.

R. Seligsberg, Bayreuth. Kat. 216. Geschichte und deren Hilfswissenschaften. Bayer. Landes- und Ortsgeschichte. 2510 Nrn.

Josef Seyberth, München. Kat. XI. Geschichte, Geographie, Reisebeschreibungen. 489 Nrn.

Simmel, Leipzig. Kat. Nr. 146. Semitica, Hamitica. 2477 Nrn.

M. Spirgatis, Leipzig. Nr. 4. Handschrr., Incunabeln, Univ.-G., Bibliogr. etc. 595 Nrn. – Nr. 5. Romanica. 727 Nrn.

Stoll & Bader, Freiburg i/B. Kat. Nr. 72. Rechtswissenschaft, Th. III: Kirchenrecht etc. [auch Kirchen-G.] 737 Nrn.

Schweizerisches Antiquariat Unflad & von Maack, Zürich. No. 156. Neueste Erwerbungen von Helvetica. 1874 Nrn.

K. Th. Völcker, Frankfurt a/M. Kat. Nr. 185. Kriegsgesch., Genealogie 1156 Nrn. – 186. Ornament-Stiche u. -Werke. 468 Nrn.

Osw. Weigel, Leipzig. N. T. Kat. No. 55. Länder-, Völker-, Naturkunde u. Gesch v. Asien, Africa, Australien u. Amerika. 1531 Nrn.




[376] Eine Versammlung Deutscher Historiker soll vom 27.–29. September dieses Jahres in München abgehalten werden. Der von vierzig Fachgenossen unterzeichnete Aufruf liegt diesem Heft unserer Zeitschrift bei; wir begnügen uns desshalb, hier das Wichtigste daraus kurz hervorzuheben. Im Vordergrunde der Erörterungen werden die Unterrichtsfragen stehen, die jetzt so weite Kreise beschäftigen, ohne dass bisher die Vertreter der Wissenschaft Gelegenheit gehabt hätten, ihre Stellung zu denselben wirksam zum Ausdruck zu bringen. Daneben aber sollen auch andere Angelegenheiten verhandelt werden. Ein ausführliches Programm wird bis zum 1. September erscheinen. Anmeldungen, Vorschläge und Anfragen sind an Prof. F. Stieve, München, Hessstrasse 3 a, zu richten.

[107

Es sei gestattet, diesen thatsächlichen Mittheilungen noch einige Bemerkungen hinzuzufügen, die aber, wie gleich im voraus betont sein mag, nur die ganz privaten Meinungen des Herausgebers enthalten und nicht etwa die Ansichten der Einberufer wiederzugeben beanspruchen, also weder diese noch die Sache selbst compromittiren können. – Es wird sich nicht leugnen lassen, dass unser öffentliches Leben eher an einem Ueberfluss als an einem Mangel derartiger Fachversammlungen leidet, und aufrichtige Besucher solcher Congresse gestehen, dass meist die Förderung der Fachinteressen durch die Vorträge und Debatten eine recht geringe ist, dass vielmehr der gesellige Verkehr die Hauptsache bildet und nur der Vortheil der persönlichen Berührung unter den Fachgenossen diesen Veranstaltungen ihre Berechtigung gibt. Dieser Charakterzug tritt hervor und verschärft sich, wenn die Bestrebungen, denen eine solche Vereinigung dienen soll, sich gleichsam im Zustande der Sättigung befinden, oder wenn die Entwicklung auf dem fraglichen Gebiete eine ruhig fortschreitende ist, ohne einschneidende Neuerungen, nur gefördert durch ruhiges Arbeiten wesentlich in den alten Geleisen. Dann liegt kaum ein Bedürfniss vor, sich auf anderem als literarischem Wege zu verständigen oder gar auf die öffentliche Meinung einzuwirken.

[108

Unter anderen Umständen aber können solche Versammlungen sehr grosse Bedeutung gewinnen. Welche Impulse sind nicht von der Frankfurter Germanistenversammlung ausgegangen, welche Bedeutung beanspruchten die ersten volkswirthschaftlichen Congresse und die Versammlungen des Vereins für Socialpolitik, welchen Einfluss haben nicht auf das geistige [377] Leben der letzten 50 Jahre die Naturforscherversammlungen geübt. Man deute es nicht zu kriegerisch, wenn wir sagen: solche Versammlungen sind ein Kampfmittel, eine vortreffliche Angriffswaffe für neue Richtungen, die sich durchsetzen wollen, gleich dienlich aber auch zur Abwehr, wenn es gilt, bedrohte Interessen zu behaupten. Sie sind das wirksamste Mittel, die Kräfte zu sammeln, die Verständigung unter denen, die in ihrer Grundrichtung übereinstimmen, zu fördern, und Propaganda in der öffentlichen Meinung zu machen. Ihre eigentliche Berechtigung also haben solche Versammlungen, wenn Fragen die das vitale Interesse der Gesammtheit berühren, aufgerührt sind, oder wenn das Bedürfniss besteht, Gährungsprocesse, die alle angehen, zu klären.

[109

In solcher Lage aber ist, scheint mir, heute die Deutsche Geschichtswissenschaft. Mit einer Kraft, die nicht unterschätzt werden darf, pocht die Forderung, mehr als bisher dem Leben und nicht der Schule zu dienen, an ihre Pforten. In drohender Haltung naht sich ihr zugleich von anderer Seite das Verlangen, politischen Interessen zu dienen. Für den Leser dieser Zeitschrift bedarf es nicht erst der näheren Ausführungen darüber, dass es geboten ist, nach zwei Seiten Front zu machen. Allerdings sind die Dinge so seltsam verschoben, dass das dringendere Interesse jetzt, wenigstens für Norddeutsche Verhältnisse, in der Abwehr liegt. Gar mancher, den die naturgemäße Fortentwicklung unserer Wissenschaft und der Zeitverhältnisse auf die Seite der Reformer führen müsste, sieht sich in schroffe Opposition gedrängt gegen alles, was auch nur entfernt Bestrebungen fördern könnte, die der Ruin aller Historie sind.

[110

Es ist eigentlich nur verwunderlich, dass nicht längst eine solche Versammlung stattgefunden hat. Vor einem Menschenalter wären unter ähnlichen Verhältnissen die Deutschen Historiker wahrscheinlich ganz anders in Bewegung gerathen. Ist der Gemeingeist, ist der Muth, Farbe zu bekennen, heute schwächer geworden? Weitverbreitet ist die resignirte Auffassung: was geht es uns an, und was können wir im Grossen ausrichten? Seien wir still, begnügen uns damit, möglichst unscheinbar, jeder an seiner Stelle, soweit es geht, passiven Widerstand zu leisten und lassen den Sturm so über uns fortbrausen. Und doch geht es uns alle gar sehr an, wie Geschichte gelehrt wird, ob etwa nicht nur aus Unverständniss, sondern bewusst und absichtlich für Geschichte ausgegeben wird, was nicht Geschichte ist. Ein wichtiges Interesse der geistigen Entwicklung unserer Nation ist hier in unsere Hand gegeben, und wir dürfen uns nicht damit beruhigen, dass manche Pläne nicht ganz ernst zu nehmen sind und durch Ausgestaltungsversuche am sichersten ad absurdum geführt werden. Inzwischen kann Unheil genug geschehen, und Hand in Hand mit gewissen allgemein gehaltenen, offenbar lebensunfähigen Ideen geht eine sehr reale Einwirkung auf die Einzelheiten des Unterrichts, auf die in dieser Zeitschrift gelegentlich hingewiesen ist. Die gelehrte Welt sollte diese Minirarbeit an der Basis der nationalen Bildung nicht zu gering schätzen.

[111

Wenn die Versammlung nun dazu Stellung nehmen soll, so handelt es sich offenbar um eine Grenzregulirung zwischen Geschichtswissenschaft und Politik, aber nicht entfernt um politische, sondern um wissenschaftliche [378] Fragen; es soll nicht Politik getrieben, sondern nur das Verhältniss des Unterrichts zu den Anforderungen des öffentlichen Lebens festgestellt, die unberechtigte Einmischung politischer Tendenzen zurückgewiesen werden.

[112

Die Aufgabe der Versammlung dürfte auch nicht etwa sein, Lehrpläne aufzustellen oder überhaupt als eine Fachversammlung von Geschichtslehrern für den Schulunterricht zu fungiren. Sie wird in erster Linie vielmehr die Forderungen zu formuliren haben, die die Geschichtswissenschaft an den Unterricht zu stellen hat. Dazu sollen und können mit den Schulmännern die Universitätslehrer und auch die jeder Lehrthätigkeit fernstehenden Forscher zusammenwirken. Die Anpassung an diese Forderungen im Einzelnen bleibe den praktischen Schulmännern allein überlassen. Mögen die Männer der Wissenschaft incompetent sein, den Unterricht im Einzelnen zu regeln, so sind sie doch gewiss competent, Kriterien aufzustellen, an denen jede Lehrweise muss gemessen werden können. So stellt der Arzt gewisse hygienische Forderungen an das Schulgebäude, ohne Architekt zu sein, und doch hat der Architekt sie als Normen zu achten. Nicht ausgeschlossen ist ja, dass auch für das Technische schon allgemeine Grundsätze ausgesprochen und unvorgreifliche Rathschläge ertheilt werden. Immerhin wird das Nebensache und die möglichst deutliche principielle Stellungnahme die Hauptsache sein.

[113

Für lebendige und moderne Geschichte, gegen todtes antiquarisches und chronologisches Gedächtnisswesen, zugleich aber für unbefangene, herzhaft unbefangene Geschichte gegen alle tendenziöse Ausbeutung, für objective Auffassung im Sinne aller grossen Historiker, gegen die subjectiven Anforderungen des kaiserl. Erlasses: das würde etwa unsere Devise sein. Ob auch die der Versammlung? Es sind diess wohlgemerkt alles nur unsere eigenen Anschauungen, die auf die Berufung der Versammlung durchaus keinen Einfluss geübt haben, und die, wie wir uns nicht verhehlen, von vielen Unterzeichnern des Aufrufs nicht getheilt werden dürften. – Einerlei aber, wie man darüber auch denkt und welches Ergebniss man den Verhandlungen auch wünscht, diese Dinge verlangen eine öffentliche Discussion und die Betheiligung an dem einmal geplanten Unternehmen ist geboten; denn jeder Einzelne ist schliesslich mitverantwortlich.

[114

Diese ein wenig kampflustig angehauchten Gedanken, in denen absichtlich das Actuelle der schwebenden Fragen einseitig hervorgehoben ist, werden gewiss nicht den Charakter der Versammlung im Ganzen bestimmen. Schon die Unterrichtsfragen werden ja nicht allein von diesem einen Gegensatz beherrscht, und ausserdem sind noch genug andere gemeinsame Angelegenheiten vorhanden, welche zu friedlicher Erörterung einladen. Hoffentlich wird auch sogleich jenes andere Interesse zu seinem Recht kommen, das, wie wir oben bemerkten, bei den gleichsam senil gewordenen Wanderversammlungen schliesslich fast alleinherrschend wird: die persönliche Berührung zwischen den Vertretern des Faches. Wiederholen sich solche Zusammenkünfte nicht zu häufig, so bleibt auch dieser Gesichtspunkt in seinem vollen Recht; und hier gilt er gewiss ungeschmälert, da es sich um die erste Veranstaltung dieser Art handelt. Wünschen [379] wir also dem ersten Deutschen Historikertage zahlreichen Besuch und volles Gelingen!

[115

Zu der Notiz, betitelt „Die Freiheit historischer Forschung“ (s. Heft 1 Nr. 51) ist jetzt nachzutragen, dass in dem Processe gegen den Redacteur W. Hopf die Revisionsklage der Staatsanwaltschaft gegen das freisprechende Erkenntniss abgewiesen wurde.

[115a

Versammlungen. Die Generalversammlung des Gesammtvereins der Dt. G.- u. Alth.-Vereine findet nun endgiltig in Münster und zwar vom 5.–7. Sept. statt. Dem vorbereitenden Ortsausschuss unter dem Vorsitz des Domcapitulars Tibus gehören auch die Vertreter der Geschichte an der Akademie u. der Vorstand des Staatsarchivs an. – Der 23. Anthropologencongress in Ulm beginnt um einige Tage früher als im vorigen Heft (Nr. 35) berichtet, nämlich bereits am 1. August; Geschäftsführer ist Apotheker Dr. G. Leube. – Anfang Juni wurden auch die Einladungen zu einem vom 5.–12. September in London stattfindenden Orientalistencongress versandt; Vorsitzender wird Max Müller sein. Es erscheint fraglich, ob dies endlich eine Erledigung des vielbesprochenen Streitfalls bedeutet.

[116

Monumenta Germaniae historica. Die 18. Plenarversammlung der Centraldirection wurde vom 4.–6. April in Berlin abgehalten. Von den Mitgliedern hatten sich entschuldigt Prof. v. Hegel in Erlangen u. Hofr. v. Sickel in Rom. Die elf übrigen – von denen Prof. Scheffer-Boichorst zum ersten Male an den Verhandlungen theilnahm – waren erschienen. – Vollendet wurden im Laufe des Jahres 1891–92 in der Abth. Scriptores: 1) Dt. Chroniken III, 1 in 4°; 2) Annales Altah. majores, ed. II, und 3) Annales Fuldenses, beide in 8°; ferner in der Abth. Epistolae: 4) Gregorii papae registrum I, 2; endlich 5) von dem Neuen Archiv Bd. XVII. – Unter der Presse befinden sich 1 Folioband, 15 Quartbände, 2 Octavbände (z. Th. nur durch den Setzerausstand zurückgehalten).

[117

In der Abth. der Auctores antiquissimi wird die Ausgabe des Claudianus von Prof. Th. Birt in einigen Monaten erscheinen. – Von Cassiodor’s Variae fehlen nur die Indices, die Dr. L. Traube hauptsächlich übernommen hat; ihr Druck soll im Sommer beginnen. – Von den Chronica minora ist die 2. Hälfte des 1. Bandes, die u. a. Prosper enthält, fast im Drucke vollendet, und der mit Hydatius zu eröffnende 2. Bd. soll soeben der Presse übergeben werden. Ob dieser den ganzen Rest des Materials erschöpfen kann, bleibt vorbehalten.

[118

In der Abth. Scriptores [Quartserie] hat Archivar Br. Krusch seine Vorarbeiten für die Merowingischen Heiligenleben weitergeführt und abermals 28 Hss. ausgebeutet, von denen 15 aus Frankreich stammen; etwa 12 andere benutzte O. Holder-Egger auf seiner Italienischen Reise für ihn. Ausserdem erwiesen sich in dankenswerthester Weise das Oesterr. Institut in Rom und der Bollandist A. Poncelet in Löwen für Vergleichungen gefällig. Von der grössten Wichtigkeit für die Vervollständigung des Materials verspricht eine 3monatliche Reise nach Frankreich zu werden, welche Krusch im April anzutreten gedenkt. Es [380] handelt sich um die Herstellung der alten Merow. Texte im Gegensatze zu den Ueberarbeitungen des 9.–11. Jahrhunderts, und nach einigen glücklichen Funden der neueren Zeit, wie die der ältesten Vitae Desiderii, Gaugerici, Iohannis Reomensis, Leudegarii, Launomari, ist gegründete Aussicht zu noch weiteren Erfolgen auf diesem Wege vorhanden. Während der Benutzung der Hss. ist auch an die Ausarbeitung der Texte bereits hier und da Hand gelegt worden.

[119

Von den Schriften zum Investiturstreite steht der Druck des 2. Bandes nach Vollendung der von Prof. F. Thaner in Graz herausgegebenen Werke Bernold’s jetzt in dem liber de unitate ecclesiae conservanda. Das Ms. ist, vorzüglich unter steter Mitwirkung des Dr. E. Sackur, z. Z. Priv.-Doc. in Strassburg, so weit vorbereitet, dass der Satz ununterbrochen fortschreiten kann. Während dieser Band die Zeit Heinrichs V. erschöpfen dürfte, bleibt die Kirchenspaltung unter Friedrich I. nebst etwaigen Nachtrr. für einen 3. Bd. aufgespart, dem Dr. Sackur gleichfalls seine Kräfte widmet.

[120

In dem 1. Bd. der Deutschen Chroniken hat die von Prof. E. Schröder in Marburg bearbeitete Kaiserchronik, deren Vollendung seit 5 Jahren erwartet wird, durch Schuld des Bearbeiters noch immer nicht ausgegeben werden können. Der Druck des Annoliedes von Prof. J. Rödiger soll sich unmittelbar daran anschliessen. Prof. Ph. Strauch hofft, seiner Ausgabe von Enikel’s Weltchronik das Fürstenbuch gegen Ende des Jahres folgen zu lassen. An der Oesterr. Reimchronik ist fortgedruckt worden, sodass nach Abschluss des Registers nur noch Glossar und Einleitung fehlen, welche ebenfalls schon weit vorgerückt sind.

[121

In der von Prof. O. Holder-Egger geleiteten Folioserie der Scriptores, welche nur noch darauf beschränkt ist, die Staufische Zeit zum Abschluss zu bringen, stellte sich die Nothwendigkeit heraus, den schon weit im Drucke fortgeschrittenen 29. Bd. zur Vermeidung zu grossen Umfanges zu theilen und die Nachträge zu den früheren Bänden für einen 30. Band aufzusparen. Hierdurch wird es möglich sein, den ersteren in wenigen Monaten erscheinen zu lassen. Eine Reise des Herausgebers nach Italien vom März bis Oct. 1891 hat besonders für die grossen Ital. Chroniken des 13. Jh. reiche Früchte getragen, nebenbei auch den Leges und Epistolae mannigfachen Nutzen gewährt. Mit dem Drucke jener soll schon vor der Vollendung des 30. Bandes vorgegangen werden, nachdem der Herausgeber durch eine Reise nach Wien sein Material noch weiter vervollständigt haben wird. Als Mitarbeiter bei dieser Abth. wird vom 1. Mai an Dr. J. R. Dieterich, bisher Hilfsarbeiter am Germ. Nationalmuseum, statt des Dr. Sackur eintreten.

[122

In der Reihe der Handausgaben beendigte E. v. Oefele den 2. verbesserten Abdruck der Annales Altahenses, denen das von W. Meyer entdeckte Bruchstück Regensb. Annalen angehängt wurde. Von F. Kurze in Stralsund erschien die bereits von Waitz beabsichtigte völlig neue Ausg. der sog. Annales Fuldenses. Derselbe ist jetzt mit den Vorbereitungen zu einer Bearbeitung der längst vergriffenen Ann. Einhardi (mit Einschluss der sog. Ann. Laurissens. maj.) beschäftigt. Prof. Holder-Egger wird [381] an die Stelle der im 18. Band der Scriptores ganz ungenügend abgedruckten Annales Mediolan. major. eine kritisch gesichtete Handausgabe der Gesta Federici imp. in Lombardia nebst einigen Anhängen setzen, die demnächst erscheinen kann, auch für einen kritisch berichtigten Abdruck der Annalen Lambert’s von Hersfeld nebst seinen übrigen Schriften hat derselbe umfassende Vorstudien gemacht. Durch alle diese mit vollständigem und verbessertem Apparate versehenen Handausgaben wird der Wiederabdruck der vergriffenen Bände eine wirksame Erleichterung erfahren.

[123

In der Abth. der Leges ist der Druck der von Prof. L. v. Salis besorgten Ausgabe der Leges Burgundionum seinem Abschluss nahe, während der der Handausgabe der Lex Visigothorum von K. Zeumer soeben begonnen hat. Für die Fortführung dieser Arbeiten wird eine erneute Benutzung der Pariser Hss. und damit zugleich eine Reise nach Paris in diesem Herbste nothwendig werden. Das 2. Heft des II. Capitularien-Bandes von Dr. V. Krause befindet sich unter der Presse und ist durch eine Abhandlung im NA. über die Triburer Synode vorbereitet worden. Als einer der erfreulichsten Fortschritte darf es bezeichnet werden, dass von den Constitutiones regum et imperatorum, den deutschen Kaiser- und Reichsgesetzen seit Konrad I., Prof. L. Weiland in Göttingen den 1. Bd., der bis 1291 ungefähr reichen wird, im Ms. nahezu vollendet und der Druckerei übergeben hat. Für die Fortsetzung wird sich derselbe des Dr. J. Schwalm als Mitarbeiters bedienen. Dr. R. Hübner setzt seine Regesten der Gerichtsurkunden als Vorarbeit für eine künftige Ausgabe weiter fort. Von der ältesten Redaction der Consuetudines feudorum wird Prof. L. Lehmann in Rostock eine Handausgabe veranstalten.

[124

Der Druck der Synoden des Merow. ZA., die unter Leitung des Hofraths F. Maassen Dr. B. Bretholz in Wien bearbeitet hat, geht seinem Ende entgegen und wird in 1 mässigen Bande die Reihe zum Abschluss führen. Vorbehalten bleibt die Ausgabe der Karolingischen Synoden, eine schon lange schmerzlich empfundene Lücke. – Besonders wünschenswerth wäre neben den Synoden und Briefen dieser Zeit eine Zusammenfassung von Staatsschriften, die, obgleich sie von grosser geschichtl. Bedeutung sind, in den Rahmen keiner von beiden Abthh. recht passen wollen, wie der libri Carolini, der auf politische oder kirchenpolit. Fragen bezüglichen Werke Agobard’s, Hraban’s, Hinkmar’s, der Schriften des Bischofs Jonas v. Orléans, der Fürstenspiegel u. s. w.

[125

In der Abth. Diplomata hatte Hofr. v. Sickel bei seiner Uebersiedelung nach Rom die Ausgabe der Urkk. Otto’s III. grossentheils den Händen des Dr. K. Uhlirz übergeben, der von Dr. W. Erben als Mitarbeiter unterstützt wurde. Eine schwere Erkrankung des Ersteren, die auch jetzt noch keineswegs beseitigt ist, und die Anstellung des Letzteren als Conservator am k. u. k. Heeresmuseum haben der Arbeit unverhoffte Hemmungen bereitet. Dennoch wurde dieselbe von Dr. Erben nach Kräften gefördert und im nächsten Sommer gedenkt v. Sickel persönlich die letzte Hand daran zu legen.

[126

Indem hiermit der Zeitraum von 911 bis 1002 seinen Abschluss erreicht, bereitet sich nach zwei Seiten hin eine Fortsetzung vor. Prof. [382] H. Bresslau hat für die Regierung Heinrichs II. den grössten Theil der Dt. und Schweizerischen Archive bereits durchforscht, er gedenkt in diesem Jahre, auf einen Mitarbeiter gestützt, mit den Oesterr., Niederländischen u. Ital. fortzufahren. Ebenso wie diese Unterabth. nunmehr mit reicheren Mitteln ausgestattet werden konnte, ist es endlich möglich geworden, an die Urkk. der Karolinger Hand anzulegen, und Prof. E. Mühlbacher ist mit ihrer Herausgabe beauftragt worden, die voraussichtlich eine ganze Reihe von Jahren in Anspruch nehmen wird.

[127

In der Abth. Epistolae ist durch Dr. L. M. Hartmann in Wien in dem 1. Bande auf dem von Ewald gelegten Grunde das Registrum Gregorii in seiner ersten, 7 Bücher umfassenden Hälfte erledigt worden. Der Druck des 2. Bandes wird sofort beginnen und nebst der 2. Hälfte Einleitung und Register für das Ganze nachtragen. In dem 3. Bande sind dem Codex Carolinus noch weitere 22 grösstentheils aus Italien stammende Briefe angehängt worden. Das von Dr. W. Gundlach, der aus der Reihe der Mitarbeiter ausgeschieden ist, begonnene Register wird durch Dr. K. Rodenberg in nächster Zeit vollendet werden. Für den 4., mit den Briefen Alcuin’s zu eröffnenden Band sind die Vorarbeiten soweit fortgeschritten, dass der Beginn des Druckes im nächsten Herbst zu gewärtigen ist. Der Druck des 3. u. letzten Bandes der Regesta pontificum selecta saec. XIII. wurde durch längere Beurlaubung des Dr. Rodenberg unterbrochen, wird aber unzweifelhaft noch in diesem Rechnungsjahre abschliessen.

[128

[Antiquitates.] Die von Dr. S. Herzberg-Fränkel in Wien bearbeiteten Salzburger Todtenbücher, vorläufig die letzte Publication dieser Art, sind in ihrem Texte fertig gedruckt, aber die überaus mühsamen Register erfordern noch eine längere Arbeitszeit. – Von dem 3. Bande der Karoling. Dichter, die Dr. Traube in München jetzt allein fortsetzt, befindet sich ein 2. Heft unter der Presse, welches die Carmina Centulensia, Agius, Bertharius, Heirich v. St. Germain u. einige kleinere Stücke enthalten soll.

[129

Die Redaction des Neuen Archivs ist von Prof. Bresslau bis zum 17. Bande fortgeführt worden. Es wäre dringend zu wünschen, dass die Abnehmer der Monumenta Germaniae noch mehr als bisher die nothwendige Zugehörigkeit dieser Zeitschrift zu der Quellensammlung anerkennen wollten.

[130

Einzelne Vergleichungen oder Abschriften wurden besorgt von den Herren Astegiano in Cremona, Tschiedel und Kaufmann in Rom, Gf. Soranzo in Venedig, A. Molinier in Paris, Jeayes u. Sommer in London, Herzberg-Fränkel, Mich. Mayr u. Tangl in Wien. Handschriften wurden aus vielen auswärtigen Bibll. zur Benutzung eingesendet: neben den Dt. Bibl.-vorständen werden in dem Berichte besds. hervorgehoben die Herren Delisle in Paris, Sinker in Cambridge, Ouverleaux in Brüssel, Prof. v. Härtel in Wien. – Schliesslich stellt der Bericht, nachdem jetzt die lange ersehnte Erhöhung der Mittel erfolgt ist (vgl. dazu im vorigen Heft Nr. 1–17), für die nächsten Jahre eine noch regsamere Thätigkeit in Aussicht.

[131

[383] Berliner Akademie. Nach den in der Sitzung vom 28. Jan. erstatteten Berichten wurden die sämmtlichen von uns früher (’91, 1–4) aufgezählten Unternehmungen im J. 1891 weiter gefördert. An der Polit. Correspondenz Friedrich’s d. Gr. arbeiten unter der Leitung von Prof. A. Naudé Dr. K. Treusch v. Buttlar und ein neu eingetretener Hilfsarbeiter, Dr. O. Herrmann. Von Bd. 18 erschien der 2. Halbband. Von auswärtigen Archiven wurden dazu benutzt das Kriegs-A. in Wien, Record Office in London, das Staats-A. in Stuttgart und die Archive in Gotha und Zerbst. Auch Bd. 3 der Staatsschriften, bearb. von Dr. O. Krauske, erschien.

[132

Von den Acta Borussica wird Bd. 1 der 1. Abth. erst im Laufe des J. 1892 in Druck gegeben werden; der Bearbeiter, Dr. O. Krauske, besuchte die Archive in Magdeburg und im Anhaltischen, um dort hauptsächlich die Verwaltung von Magdeburg, die Conflicte der Centralverwaltung mit den altständ. Parteien unter Friedrich Wilhelm I., und den Einfluss Leopold’s v. Dessau näher zu untersuchen. – Der Druck der von Dr. O. Hintze bearbeiteten ersten 3 Bände der 2. Abth. (Seidenindustrie) war so weit vorgeschritten, dass sich das baldige Erscheinen erwarten liess. – Dr. W. Naudé’s Bearbeitung der Preussischen Getreidehandelspolitik rückt regelmässig vorwärts; er besuchte die Archive zu Stettin, Magdeburg, Königsberg, Posen, Breslau. Die Periode von 1786–1806, zu der umfangreicher Stoff vorliegt, soll als Ergänzung der Fridericianischen Zeit einbezogen werden; Dr. Naudé hofft aber doch im Laufe dieses Jahres mit dem Drucke beginnen zu können. – Ueber Preussisches Berg-, Hütten- und Salinenwesen im 18. Jahrh. arbeitet seit 1. Oct. 1891 Bergassessor Knops und zwar vorläufig an einem Bande über Bergrechtsreform; für weitere Bände machte Prof. G. Schmoller Vorarbeiten in den Archiven von Berlin, Dresden und Wien.

[133

Der Bericht über das Historische Institut in Rom wurde bis zur öffentlichen Sitzung im Juni verschoben. Wir werden denselben im nächsten Hefte bringen.

Savigny-Stiftung. Oberl. Dr. G. Knod hat die Arbeiten für den Supplementband der Acta nationis Germanicae univ. Bononiensis durch neue archv. Studien gefördert und auch für Schwaben, Baiern, Schlesien und Westfalen abgeschlossen. – Für die krit. Ausgabe der Libri feudorum untersuchte Prof. K. Zeumer 14 Hss. in Venedig, Rom und Lucca, Prof. C. Lehmann einige Codices zu Wien, Leipzig, Paris und Stockholm, sowie Hss. der Oberital. Bibliotheken – so dass nur noch der vierte oder fünfte Theil aller nachweisbaren Hss. zu untersuchen bleibt. Prof. Lehmann hat einstweilen seine Ansichten über die Entstehung der Libri feudorum in einer eigenen Abhandlung [s. Bibliogr. Nr. 292] dargelegt.– Die Arbeiten für das Wörterbuch der class. Rechtswissenschaft sind durch O. Gradenwitz, B. Kübler u. E. Th. Schulze soweit gefördert worden, dass der Beginn der Drucklegung für April in Aussicht gestellt werden konnte.

[134

[384] Ueber das Istituto Austriaco di studii storici in Rom ist ein längerer Bericht Hofrath v. Sickel’s in den MIÖG 13, 367–76 zum Abdruck gelangt, der sich im wesentlichen auf das Studienjahr 1890–91 erstreckt und einige Angaben über frühere Jahre, für die kein eigentlicher Jahresbericht erschienen ist, nachträgt. Die Arbeiten des letzten Winters sind noch nicht berücksichtigt.

[135

Zunächst werden Mittheilungen über die besonderen Studien der einzelnen Stipendisten gemacht. Prof. M. Friedwagner beschäftigte sich besonders mit Vorarbeiten für seine bald zu erwartende Ausgabe des Artus-Romans von Raoul de Houdenc „Merangis de Portlesguez“, Dr. A. Wahrmund mit Nachträgen für seine Studien über das Exclusivrecht bei Papstwahlen (vgl. Bibliogr. ’91, 1696 und neuerdings AKKR 67, 3–36; HJb 12, 784–91) und mit Materialien zur G. d. kanon. Civilprocesses, Dr. H. Schlitter mit der Reise Pius’ VI. nach Wien 1782, über die u. a. ein Tagebuch vorhanden ist, das mit ergänzendem Material die Grundlage für eine Publication über den damaligen Verkehr zwischen Joseph II. und der Curie bilden wird, Dr. M. Tangl mit der seit längerer Zeit vom Institut verfolgten Aufgabe, das päpstliche Kanzleiwesen zu untersuchen. Einer von ihm schon veröffentlichten Abhandlung über das Taxwesen (s. Bibliogr. Nr. 472) soll eine Sammlung der Urkunden zur G. d. Kanzlei von Johann XXII. bis Alexander VI. folgen. Prof. E. Werunsky sammelte weiteres Material zur G. Karl’s IV. – Dr. A. Starzer widmete seine Zeit ausschliesslich der gemeinsamen Arbeit. – Die Stipendisten des letzten Jahres, von denen im Bericht noch nicht die Rede ist, s. bei uns im vorletzten Heft ’91, Nachrr. 477.

[136

Als Thema der gemeinsamen Arbeit, an der sich die genannten Stipendisten ausser Prof. Werunsky sämmtlich betheiligten, war, wie früher erwähnt, die Bearbeitung der Nuntiaturberichte und verwandter Materialien aus Maximilian’s II. Zeit, 1564–76, in’s Auge gefasst. Vgl. bei uns Nachrr. ’91, 8 (Bd. 5 p. 212). Dabei stiess man, wie wir l. c. schon andeuteten, auf die Concurrenz des Kgl. Preuss. Instituts, das die Nuntiaturberichte von 1533–85 in einer zusammenhängenden Serie publiciren wollte. Nach langen und schwierigen Verhandlungen ist kurz vor Beginn des neuen Arbeitsjahres eine Einigung erfolgt, wonach aus der Publication d. Nuntiaturberichte v. 1533–85 das Istituto Austriaco die 2. Abth., die Pontificate Pius IV. u. Pius V., 1560–72, übernimmt, mit der ausdrücklichen Verpflichtung, auch die Reichsangelegenheiten in vollem Umfange zu berücksichtigen. Die Gemeinsamkeit der Arbeiten soll durch Gleichheit der Titel und der äusseren Gestalt der Ausgaben bekundet werden. In der inneren Einrichtung seiner Edition, Auswahl der zu druckenden Stücke, völligem oder theilweisem Abdrucke derselben, Behandlung der Texte, Inhalt der Einleitungen und Anmerkungen u. s. w., verfährt jedes der beiden Institute vollkommen selbständig. Die beiden Institute werden bei ihren Arbeiten sich gegenseitig bestens unterstützen.

[137

Im vorigen Jahre, als diese Einigung noch nicht erzielt war, wurden die Arbeiten, um nicht hinter den Rivalen, die zwei Arbeitsjahre voraus hatten, zu weit zurückzubleiben, und um möglichst bald einen 1. Band fertig zu stellen, auf die erste Zeit Maximilian’s, 1564–72, concentrirt, auch [385] wurde ein gewisser Theil, von dem man annahm, dass er vom Preussischen Institut in erster Linie berücksichtigt werden würde, z. B. der Augsburger Reichstag v. 1566, bei Seite gelassen. Mit Besserung der Aussichten auf eine Verständigung wurde dann die Arbeitsmethode geändert, jetzt nach Abschluss des Abkommens mit dem Preussischen Institut ist die Zeit von 1564–72 zur zweiten Hälfte geworden, so dass die Forschung zunächst auf die Jahre 1560–64 zurückgreifen musste, und die Ausfüllung der für 1564–72 gebliebenen Lücken zurückgestellt wurde.

[138

Das Material, welches in der Nunziatura di Germania für die Jahre 1564–72 enthalten ist, wurde nämlich während des Studienjahrs 1890/91 vollständig ausgebeutet, dasselbe zeigt aber grosse und empfindliche Lücken. Es gelang nun wohl, Einzelnes zur Ergänzung im Archiv selbst, auf der Vatic. Bibl. und in anderen Sammlungen zu finden, aber es ist bisher nicht gelungen, den fehlenden ganzen Jahrgängen von Berichten auf die Spur zu kommen. Um so nöthiger war es, ergänzendes Material anderer Art, polit. Correspondenzen etc. aus den Lettere de’ Principi, den Varia politicorum und den Brevenbänden herauszuziehen. Und weiterhin wurden nach Schluss des Vatican. Archivs ergänzende Arbeiten vorgenommen, um dort, wo uns das von der Curie oder ihren Beamten stammende Material ganz abgeht oder zu lückenhaft ist, Aufzeichnungen zu Rathe zu ziehen, welche am kaiserlichen Hofe entstanden sind oder für diesen bestimmt waren. Ausser den in Wien, Innsbruck und Prag vorhandenen Archivalien kam die in München verwahrte Correspondenz des kaiserl. Orators Grafen Arco in Betracht. Diese wurde durch die Gefälligkeit des Grafen K. v. Arco nach Wien gesandt und dort durch Dr. Starzer benutzt.

[139

Der Bericht zählt schliesslich noch die Mitglieder des Istituto in den Jahren 1885–90 auf und berührt das Verhältniss zu den Polnischen und Böhmischen Forschern. Die Polnischen Arbeiten waren ursprünglich ein Privatunternehmen, und die unter Prof. S. Smolka entsandten Historiker schlossen sich dem Istituto Austriaco an; im J. 1887 hat der Landtag des Kgr. Galizien Mittel für Fortsetzung der Forschungen bewilligt, und die oberste Leitung der Krakauer Akademie übertragen. Seitdem ist das Verhältniss zum Institut stillschweigend gelöst. Vgl. den letzten Bericht d. Krakauer Ak. ’91, 217. Dagegen gehören die seit 1887 vom Böhmischen Landesausschuss auf Vorschlag einer besonderen Commission entsandten Stipendisten dem Institut als ausserord. Mitglieder an. (Vgl. die Personalien ’91, 7 u. 477.) Im Vatic. Archive beuteten dieselben die Register bis zum Beginn des 15. Jahrh. aus. Weitaus grösseren Erfolg haben die Forschungen zur G. d. 16. u. 17. Jahrh., namentlich im Archiv der Propaganda gehabt. Nebenbei ist in den Archiven zu Florenz und Mantua Material zur G. d. 30j. Krieges gesammelt worden.

[140

Ein Ungarisches Historisches Institut wird jetzt in Rom von Bischof Fraknói aus eigenen Mitteln gegründet. Unter seiner Leitung ist in den letzten Jahren schon viel in Rom für Ungarische Geschichte gesammelt worden, wovon 8 Quartbände der „Monumenta Hungariae Vaticana“, deren Veröffentlichung durch die Munificenz des Ungar. Prälaten ermöglicht [386] ist, Zeugniss ablegen. Jetzt nun wird den jungen Forschern, die mit Stipendien der Regierung u. des Kirchenfürsten ausgerüstet nach Rom kommen, von ihm ein festes Domicil mit den Annehmlichkeiten einer Bibliothek und des näheren Anschlusses an eine Gemeinschaft geboten. Bischof Fraknói hat in dem neuen Villenviertel auf dem Gebiete der ehemaligen Villa Patrizi fuori Porta Pia einen Baugrund angekauft und ist der Bau des Instituts Anfang Juni in Angriff genommen worden.

[141

Aus dem Bericht über die Arbeiten des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft in dem Arbeitsjahr 1890/91, den das leitende Comité in HJb 13, 410–14 erstattet, ergeben sich nachfolgende Ergänzungen zu den auf der letzten Generalversammlung gemachten und von uns auszugsweise abgedruckten Mittheilungen. Prof. L. Pastor besuchte im Oct. 1890 Gemona [nicht Cremona, wie irrthümlich ’91 Nr. 377] wegen des dortigen Archivs des Grafen Ferd. Groppler. In Rom erledigte Dr. A. Meister einen grossen Theil der Acten der Kölner Nuntiatur, J. Schlecht entdeckte in der Bibl. Chigi die Chiffern und dechiffrirte Briefe der Familie Argenti. Man hofft, die Sammlung der Dt. Nuntiaturberr. aus der Zeit Sixtus’ V. im J. 1892 im wesentlichen zum Abschluss bringen zu können. Schlecht setzte auch seine Studien über den Frater Andreas archiep. Craynensis fort. Nach Schluss des Vatican. Archivs beschäftigte sich Dr. Meister auf dem Staats-A. in Rom mit den Annaten des Bisthums Strassburg bis 1517 und in den Bibll. Casanatensis und Corsiniana mit dem päpstl. Nuntienwesen, namentl. den Dt. Nuntiaturen. Ebenfalls auf dem Staats-A. bearbeitete Dr. K. Hayn den 1. Bd. der Mandata Martin’s V. für eine Edition, welche die Reise dieses Papstes vom Konstanzer Concil nach Rom behandeln soll. Den Abschluss der Studien, welche Hayn in den Cameralacten besds. über das Elemosinawesen machte, erwartete man für den Winter 1891/92. Msgr. J. P. Kirsch ist jetzt beschäftigt, Einleitung und Anmerkungen zu seiner Edition der Collectoren-Berichte zu schreiben. Ausserdem liess er das Copiren der Register über die zu Avignon eingegangenen Obligationen Deutscher Pfründeninhaber fortsetzen.

[142

Am 28. Jan. constituirte sich in Wien die „Leo-Gesellschaft zur Pflege der christl. Wissenschaft in Oesterreich“; sie soll für Oesterreich dasselbe werden, was die Görres-Ges. für Deutschland ist. Die histor. Section hat sich im allgem. die Aufgabe gestellt, die vaterländ. G. zu pflegen, die Gründung und Entwicklung der kirchlichen Institutionen Oesterreichs zu studiren, ferner „die Irrthümer u. G.-fälschungen zu widerlegen, welche sich auf Oesterreich u. seine kathol. Dynastie beziehen“.

[143

Historische Commission für Geschichte der Juden in Deutschland. Die Plenarversammlungen wurden wegen der Uebersiedelung des Vorsitzenden Prof. H. Bresslau nach Strassburg vom Herbste ins Frühjahr verlegt. Demgemäss fand die 6. Plenarvers. am 3. Apr. 1891, die 7. am 7. April 1892 in Berlin statt. Der 2. Bd. der Quellen zur G. der Juden in Dtld., enthaltend die von Dr. A. Neubauer in Oxford u. Dr. M. Stern in Kiel herausgegebenen, von Dr. S. Bär in Biebrich übersetzten Berichte über die Judenverfolgungen während der Kreuzzüge, war im Druck vollendet. [387] Die Vollendung des 3. Bandes, einer Ausgabe historischer Gedichte, hat durch den Tod des Bearbeiters, Dr. J. Egers in Berlin, eine Verzögerung erfahren. Zwar hat Dr. Bär die Fertigstellung übernommen, doch werden die Arbeiten, da eine Erweiterung der Abgrenzung des Stoffes möglich und nützlich ist, noch einige Zeit beanspruchen. Mit der Bearbeitung des Mainz-Nürnberger Memorbuches, das in den 4. Bd. kommen soll, ist Dr. S. Saalfeld in Mainz eifrig beschäftigt. Von der Bearbeitung des 5. Bandes, der Responsen der Dt. Rabbiner des MA., sind Text u. Uebersetzung durch Dr. Joel Müller in Berlin fertiggestellt; sie lagen der Commission im Ms. vor. Während der Herausgeber mit der Abfassung der Einleitung und einiger anderer Beigaben beschäftigt ist, wird das Ms. in Bezug auf s. histor. Gehalt einer Revision unterzogen werden. Der Druck des besds. für die Wirthschafts-G. wichtigen Werks wird voraussichtlich im Laufe des Jahres beginnen; es sind dafür 2 Bände in Aussicht genommen.

[144

Die Regesten zur G. der Juden in Dtld. sind bis zum J. 1273, mit welchem sie abschliessen, von Dr. J. Aronius – der zeitweilig durch Dr. A. Dresdner unterstützt wurde – im Ms. vollendet. Der Druck des 5. Heftes, welches den Schlusstheil enthält, konnte beginnen; ein 6. und letztes Heft wird die Einleitg., die Register, die Nachträge, Berichtiggn. u. dgl. enthalten.

[145

Von der Zeitschrift für G. der Juden in Dtld. unter der Redaction von Prof. L. Geiger in Berlin war das 4. Heft des V. Bandes unter der Presse. Eine Fortführung derselben ist zunächst nicht in Aussicht genommen. Die Arbeiten zur Ausführung des Programms der Commission gehen ihrem Ende entgegen, die ihr zur Verfügung stehenden Geldmittel und Arbeitskräfte gestatten eine Erweiterung dieses Programms nicht.

[146

Der Verein für Reformationsgeschichte hielt programmentsprechend am 19. u. 20. April in Hannover seine dritte Generalversammlung, auf der Prof. P. Tschackert über die Aufgabe der Reformations-G. in der Gegenwart, ferner Abt F. Uhlhorn über A. Corvinus sprach. Die Mitgliederzahl betrug während des letzten Trienniums ohne grössere Schwankungen 6–7000. Der bisherige Vorstand (Vorsitzender: Köstlin – Halle; Schriftführer: Jacobs – Wernigerode) wurde wiedergewählt. Ueber die seit unserem letzten Bericht (’89, 179) erschienenen V.-Schriften ist Bibliogr. ’90, 3744 u. ’91, 4162 zu vergleichen. Für 1891/92 soll demnächst eine Arbeit des Frh. v. Wintzigerode-Knorr über Reformation u. Gegenref. auf dem Eichsfelde, sowie der obengenannte Vortrag Uhlhorn’s über Corvinus ausgegeben werden; für 1892/93 befindet sich zunächst eine Schrift von P. Drews über Petrus Canisius im Druck. W. Walther ist vom Vorstande aufgefordert, seinen früheren Arbeiten über Luther im Römischen Gericht jetzt auch noch abschliessend das Capitel „Luther und die Ehe“ hinzuzufügen. Manuscripte von Arbeiten für die grösseren V.-Schriften sind wie bisher an Prof. G. Kawerau in Kiel, solche für die volksthüml. Schrr. an Director O. Nasemann in Halle einzusenden.

[147

Ueber die Goethe-Gesellschaft, die im J. 1885 mit dem Sitz in Weimar gegründet wurde, haben wir bisher keine Mittheilung gebracht. [388] Die Ziele der Ges. und die Art ihrer Thätigkeit dürfen wir aber wohl als bekannt voraussetzen. Die diesjährige Generalversammlung fand am 1. Juni statt. Da der 1. Vorsitzende, Reichsgerichtspräsident v. Simson, verhindert war, führte Geh. Hofr. Ruland den Vorsitz. Ihren 1. Vicepräsidenten hat die Ges. in Geh.-R. Loeper durch den Tod verloren. An seine Stelle trat der bisherige 2. Vicepräsident Ruland. Die Festrede hielt Geh.-R. Helmholtz über Goethe’s Vorahnungen kommender naturwiss. Erkenntnisse. Der uns vorliegende 7. Jahresbericht schliesst mit dem 31. Dec. 1891 ab. Damals zählte die Ges. 2960 Mitglieder, um 28 weniger als im Vorjahre – eine Minderung, die sich aus der Umgestaltung der English Goethe Society erklärt. Das Vermögen der Ges. betrug in Werthpapieren ca. 38 500 M., der Cassenbestand in baar ca. 9000 M.

[148

Der JB erwähnt, dass der geschäftsführende Ausschuss für die würdige Erhaltung von Grabstätten und Denkmälern aus Goethe’s Zeit Sorge trug und zählt dann die bedeutenden Erwerbungen und Schenkungen auf, durch welche die Bibliothek der Ges. und das Goethe-Nat.-Museum, besonders aber das Goethe- und Schiller-Archiv erweitert wurden: in erster Linie die Acten des Weimar’schen Hoftheaters aus Goethe’s Zeit; dann zahlreiche einzelne Schenkungen und den Ankauf des Nachlasses von O. Ludwig. Seit Anfang dieses Jahres sind hinzugekommen ausser dem schon (in Nr. 38) erwähnten Immermann’schen Nachlasse ähnliche Erwerbungen aus den Nachlässen von Möricke, Bechstein, Hebbel u. Rückert, ferner die Vermehrung der Goethe-Handschriften durch 97 Briefe Goethe’s an Lotte, ein Depositum aus dem Besitz der Familie Kestner. Die Direction des Archivs liegt seit 1887 in den Händen Prof. B. Suphan’s, das Museum ist Geh. Hofrath C. Ruland unterstellt.

[149

Von dem Goethe-Jahrbuch, dem Organ der Ges. (s. Bibliogr. ’91, 2573) wurde zuletzt der 13. Band ausgegeben. Von den daneben erscheinenden „Schriften der Goethe-Ges.“ wurde der 6. Band, der die Theaterleitung Goethe’s behandelt, durch den Setzerausstand verzögert. Auch der Druck mehrerer Bände der Goethe-Ausgabe, die von der Ges. als ihre Hauptaufgabe betrachtet wird, gerieth ebendesshalb ins Stocken. Zunächst werden Abth. I, Bd. 11, Abth. II, Bd. 7, Abth. IV, Bd. 10 fertiggestellt. Weiter wird man darauf bedacht sein, die Reihe der poet. Bände bis 14 vollständig zu machen mit Bd. 12 (Singspiele) u. 13 (Paläophron u. Neoterpe, Vorspiel 1807, Was wir bringen u. f.); von Prosawerken sind in Aussicht genommen die Wahlverwandtschaften (Bd. 20), demnächst die Tag- u. Jahreshefte (Bd. 35 ff.); in der II. Abth. (Naturwiss. Schrr.), sowie in der IV. (Briefe) werden die Anschlussbände gefördert.

[150

Hansischer Geschichtsverein. Die 21. Jahresversammlung ist in Braunschweig am 7. und 8. Juni gehalten worden; die nächste soll in Stralsund stattfinden. Noch vor Ablauf des Sommers wird der 7. Bd. der II. Abth. der Hanserecesse, bearb. von Prof. G. v. d. Ropp, im Druck beendet und hiermit die ganze II. Abth. (1431–1476) abgeschlossen sein. – Prof. D. Schäfer ist mit der Vorbereitung des 5. Bandes der III. Abth. (1477–1530) beschäftigt.

[151

[389] Die Inventare Hansischer Urkk. u. Acten des 16. u. 17. Jh. aus den grösseren Archiven ehemaliger Hansestädte, unter Oberleitung von Prof. K. Höhlbaum, nehmen rüstigen Fortgang. Als Bd. I ist das Kölner Inventar bis zum Schluss des 16. Jh., von Dr. H. Keussen vorbereitet, im Lauf des J. 1893 zu erwarten. Das Braunschweiger Inventar, von Dr. H. Mack in Angriff genommen, ist ins 17. Jh. hinein weit vorgerückt; das Danziger, von Dr. E. Remus bearbeitet, wird in wenigen Monaten bis zum J. 1596 abgeschlossen sein.

[152

Von der Fortsetzung des Urkundenbuchs (von 1361 ab), die gleichfalls unter Höhlbaum’s Oberleitung steht, hofft Dr. Fr. Bruns in Jahresfrist das Ms. des 1. Bds. vorlegen zu können; für die 2. Fortsetzung (1401–50) hat Dr. K. Kunze reiches Material aus Rheinischen, Westfäl., Niedersächs. Archiven zusammengetragen, welches indess noch der Vermehrung aus anderen Archiven des In- u. des Auslandes bedarf, ehe an die Redaction geschritten werden kann. Neuerdings erweitert der HansGV seine Arbeiten dadurch, dass er eine 3. Fortsetzung des Urkk.-buchs, von 1451–1500, in Angriff nehmen lässt; zu diesem Zweck tritt Dr. Walther Stein, welcher die Verwaltungsacten der St. Köln im Auftrag der Ges. f. Rhein. G.-kde. herausgibt, in die Dienste des Vereins. Er siedelt, wie Dr. Bruns u. Dr. Kunze, nach Giessen über.

[153

Den 7. Bd. der Hans. Geschichtsquellen wird Prof. L. Hänselmann’s Ausgabe des Braunschweiger Zollbuchs von 1503 bilden; sie wird voraussichtlich noch vor Schluss des Jahres dem Druck übergeben werden. Ein Termin für das Erscheinen des folgenden Bandes, für den Prof. W. Stieda das Rechnungsbuch der Lübecker Novgorodfahrer bearbeitet, kann noch nicht angegeben werden. Diesen Veröffentlichungen wird sich eine Zusammenstellg. der Acten und Berichte anschliessen, die sich auf die Hans. Gesandtschaftsreise nach Moskau i. J. 1603 beziehen; mit ihrer Bearbeitung ist Oberl. Dr. O. Blümcke in Stettin beschäftigt. – Von den Hans. Geschichtsblättern wurde im letzten Jahre ein weiteres Heft, der Jg. 1890/91, ausgegeben.

[154

Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde. Die 11. J.-versammlung wurde am 5. März in Köln abgehalten. Das Vermögen der Ges. beträgt jetzt mehr als 76,000 M. Eine Vorstandssitzung im Nov. vor. J. bestätigte Landgerichtsdir. A. Ratjen u. Prof. H. Lörsch in den Aemtern als Vorsitzender bezw. als Schriftführer, die sie bis dahin nur provisorisch innegehabt hatten, und wählte Prof. R. Koser zum stellvertr. Schriftführer; am 5. März übertrug der Vorstand dem Stadtarchivar Dr. J. Hansen das Amt eines stellvertr. Vorsitzenden. – Seit der 10. J.-versammlung wurde ausgegeben: Die Matrikel der Univ. Köln, B. I (1389–1466), hrsg. v. H. Keussen unter Mitwirkg. v. W. Schmitz. Die Commission für die Denkmälerstatistik der Rheinprovinz veröffentlichte 1. Die Kunstdenkm. des Kreises Kempen u. 2. Die Kunstdenkm. des Kreises Geldern – beide bearb. von P. Clemen (s. Bibliogr. ’91, 3264). Ueber die sonstigen wissenschaftl. Unternehmungen besagt der JB das Folgende.

[155

[390] Zur Gesammtgeschichte der Rheinprovinz. Für die älteren Urkk. der Rheinlande durchforschte Prof. C. Menzel die grösstenteils aus dem Nachlass von F. J. Bodmann stammende Urkk.-sammlung der Univ.-Bibl. zu Heidelberg; ausserdem benützte er Bibll. u. Archive in Mainz, Nürnberg, Bamberg, Köln u. Koblenz. Der Druck wird voraussichtlich im nächsten Jahre beginnen können. – Ebenso sind die von Geh. Rath H. Lörsch geleiteten Arbeiten für die Rhein. Weistümer soweit gefördert, dass Bd. 1 wohl in kurzer Zeit in Druck kommen wird. – Die Ausgabe der Rhein. Urbare wurde von Prof. K. Lamprecht fortgeführt trotz mancher Störungen, wie seiner Uebersiedelung nach Leipzig, des Ausscheidens des einen Hilfsarbeiters, Dr. Bartel, und der durch Krankheit nothwendig gewordenen Beurlaubung des andern, Dr. Bahrdt. Für Ersteren trat Dr. B. Hilliger in Leipzig als Hilfsarbeiter ein. Bearbeitet wurden von Dr. Bartel die Acten des Klosters Altenberg, von Dr. Bahrdt die von Gerresheim und – zum Theil – die von Werden; Dr. Hilliger hat mit der Bearbeitung speciell der Kölner Urbarialien begonnen; nahezu fertiggestellt sind die Abthh. S. Pantaleon u. S. Cäcilien einschliessl. des Klosters Weiher.

[156

Der Plan für die 2 ersten Lfgn. des geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz wurde auf Veranlassung des Vorsitzenden des Provinzialausschusses, Frh. v. Solemacher, erweitert. Die 1. Lfg. (von C. Schulteis) soll ausser der Franz. Zeit auf einem 2. Blatte die Anfänge der Preuss. Verwaltung, die Bildung der beiden Provinzen Jülich-Kleve-Berg u. Grosshzgth. Niederrhein, deren Umgestaltung zur heutigen Rheinprovinz, sowie alle seither eingetretenen Veränderungen darstellen. Der Stich beider Karten (im Massstabe 1 : 500 000) ist ebenso wie der Druck des erklärenden Textes weit vorgeschritten, so dass das Erscheinen dieser Lfg. nahe bevorsteht. Die Karte der Rheinprov. im J. 1789, welche in Lfg. 2 enthalten sein soll, wird von Dr. W. Fabricius im Massstab 1 : 80 000 entworfen und sollte ursprünglich auf den Massstab 1 : 240 000 reducirt und in 4 Blättern ausgegeben werden; da sich dieser Massstab als zu klein erwies, so hat die Provincialverwaltung die Mittel gewährt, um das Jahr 1789 auf doppelt so vielen Blättern und im Massstab 1 : 160 000 darzustellen. Der Stich soll im lauf. Jahr beginnen, die Veröffentlichung im nächsten erfolgen. – Die Commission für Denkmälerstatistik lässt durch P. Clemen in diesem J. die Bearbeitung der Kreise Mörs u. Kleve ediren, womit der 1. Bd. abschliesst. Für Bd. 2 (Essen, Duisburg, Mülheim a. R., Rees) sind alle Vorarbeiten erledigt. Weitere Kreise werden im Frühjahr in Angriff genommen, und zwar zunächst Düsseldorf, Mettmann, Elberfeld, Barmen, Solingen, Lennep (für Bd. 3), späterhin Krefeld, Gladbach, Neuss, Grevenboich (für Bd. 4).

[157

Quellenpublicationen für grössere Territorien. Prof. G. v. Below’s vorbereitende Untersuchungen zu der unter der Leitung von Prof. M. Ritter stehenden Ausgabe der Jülich-Bergischen Landtagsacten wurden (in der ZBergGV) weiter veröffentlicht (s. Bibliogr. Nr. 438). Im übrigen wurde nach Sammlung des Materials für den 1. Bd. die Einrichtung der Ausgabe festgestellt und eine Probe derselben durch [391] Redaction eines ersten, allerdings noch kleinen Abschnittes gegeben. Prof. v. Below glaubt, dass bis zum Ablauf des J. 1892 das Ms. des 1. Bandes druckfertig sein wird. Derselbe soll neben der Einleitung das halbe Jh. vom Beginn des Geldrischen Erbfolgekriegs bis 1589 oder, wenn irgend möglich, bis 1591 umfassen. Ein 2. Bd. hätte dann die Zeit des Jülicher Erbfolgekrieges bis 1614 zu behandeln. – Die Bearbeitung der II. Abth. der Jülich-Berg. Landtagsacten durch Geh.-R. W. Harless befindet sich in langsam fortschreitender Vorbereitung.

[158

Für den älteren Theil der erzbischöfl.-Kölnischen Regesten hat Prof. C. Menzel nach Sammlung der Urkk. und Briefe die übrigen quellenmässigen Nachrichten zu sammeln und zu sichten begonnen; in den von ihm im Frühjahr und Herbst bereisten Bibll. u. Archiven fand er wieder etliche noch ungedruckte erzbischöfl. Urkk. aus dem 13. Jh. Zur Bearbeitung des folgenden Theiles von 1099–1304 trat am 1. April Dr. R. Knipping ein. Er unterzog die Urkk.-lit. einer systemat. Durchsicht. Zugleich setzte er die Sammlung der chronikal. Nachrichten und die Untersuchungen über das erzbischöfl. Urkk.- u. Kanzleiwesen und die Chronologie fort. Dr. Knipping wird auch während seiner Verwendung in dem Stadtarchiv zu Köln bei der Bearbeitung der Regesten thätig bleiben. Das Ms. des 1. Regestenbandes (von den ältesten Zeiten an) wird voraussichtlich noch 1892 vorgelegt werden können.

[159

Zur Geschichte der Stadt Köln. Der Druck des 2. Bandes der Kölner Schreinsurkunden hat begonnen; bis auf wenige Abschnitte hat Dr. R. Höniger das Werk und die Register abgeschlossen. Auf Wunsch der Redactionscomm. wird er den 2. Th. des alten Stadtbuches, der von 1197–1215 reicht, hinzufügen. – Prof. C. Höhlbaum hat sich veranlasst gesehen, die Bearbeitung des Erläuterungsbandes zum Buche Weinsberg niederzulegen. Er hat seine umfangreiche Sammlung von Abschriften zur G. Kölns im 16. Jh. dem Vorstande zur Verfügung gestellt. Es steht zu hoffen, dass sich in nicht ferner Zeit ein Bearbeiter für diesen Stoff finden wird, der eine grosse selbständige Bedeutung für sich in Anspruch nimmt. – Prof. Höhlbaum legte auch die Leitung der Ausgabe der Zunfturkunden der Stadt Köln nieder, weil sich die schon im vorigen Berichte [DZG ’91, 110] hervorgehobenen Schwierigkeiten nicht beseitigen liessen.

[160

Nachdem nunmehr der 1. Bd. der älteren Matrikeln der Univ. Köln erschienen ist, hat Dr. H. Keussen die Bearbeitung des 2. Bandes (1466–1559) in Angriff genommen. – Die 2. Aufl. der Nachrichten von dem Leben und den Werken Kölnischer Künstler von J. J. Merlo wird von Dr. Ed. Firmenich-Richartz für die Ausgabe vorbereitet. Neben ihm hat Dr. Keussen die Durchsicht der archv. Belege im histor. Archiv der Stadt Köln übernommen; für die Monogrammisten hat Dir.-Assistent Dr. M. Lehrs in Dresden seinen Beistand zur Verfügung gestellt. Eine Anzahl Biographien musste neu redigirt und mancher Artikel ganz gestrichen werden, da keine Beziehung zu Köln zu entdecken war. Wohl schon im Laufe des Jahres wird das Werk zum Drucke gelangen.

[161

[392] Neu begonnen ist die Ausgabe der Acten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln im 14. u. 15. Jh.; sie war der Gesellschaft von Dr. Walther Stein angeboten und von Prof. Höhlbaum befürwortet worden. Unter des Letzteren Leitung wurde der 1. Band fertiggestellt, der jetzt druckreif vorliegt. Er umfasst in der I. Abth. die Eidbücher u. die dazu gehörenden Theile der Statuten von 1407 und die sonstigen auf die Rechtsverfassung, die Rathsgerichtsbarkeit u. s. w. bezüglichen Acten, in der II. Abth. die Ordnungen des Schöffengerichts und der übrigen städt. Gerichte, Rechtsaufzeichnungen verschiedener Art, sowie die Statuten von 1437 (zusammen etwa 350 Nrr.). Der 2. Bd., welcher die Acten der städt. Verwaltung enthalten soll, wird binnen kurzem fertiggestellt werden.

[162

Zur Geschichte der Stadt Aachen. Für die Aachener Stadtrechnungen sind die Vorarbeiten, soweit dies dem Geh.-R. C. H. Lörsch und dem Stadtarchivar R. Pick in Aachen möglich gewesen, fortgesetzt worden.

[163

Auswärtige Gesellschaften. Aus den Kreisen vorwiegend kirchlich gesinnter Männer, die die Société bibliographique und die kath. Gelehrtencongresse (s. ’91, 122) ins Leben gerufen haben, ist eine Neugründung hervorgegangen, die Société d’histoire contemporaine. Diese betreibt, wie ihr Name besagt, lediglich die G. der Neuzeit, und zwar in den Grenzen von der grossen Revolution bis zum Ende des 2. Kaiserreichs. Die 1. Publication der Ges. ist erschienen, sie betitelt sich: Correspondance du marquis et de la marquise de Raigecourt avec le marquis et la marquise de Bombelles pendant l’émigration publ. par M. de la Rocheterie. In Vorbereitung befindet sich eine Ausgabe von Mémoires de M. Moulin sur la chouannerie normande, ferner Documentensammlungen zur G. des 18. Fructidor (von V. Pierre) und zur G. der Hinrichtung Ludwig’s XVI. (von G. de Beaucourt), endlich die Publication der Briefe Marie Antoinette’s (von M. de la Rocheterie u. G. de Beaucourt). Die neue Ges. will, wie man sieht, in ihren Qn.-publicationen die kirchliche und die legitimistische Richtung mehr als bisher geschah, zu Worte kommen lassen – ein Unternehmen, das man im Interesse der Wissenschaft nur freudig begrüssen kann, wenn diese Tendenz die einzelnen Publicationen nicht in unzulässiger Weise beeinflusst.

[164

Die Herausgeber der R. ital. di numismatica, F. u. E. Gnecchi, haben mit Erfolg die Gründung einer Società italiana di numismatica angeregt. Sitz der neuen Ges. ist Mailand, Secretär u. Bibliothekar Prof. C. Luppi. Sie gibt eigene Atti heraus und hat bereits ein Preisausschreiben erlassen, dessen Thema lautet: Illustrazione di una o più zecche ital., o anche solo di un periodo di una zecca maggiore (Preis 500 L.; Termin: 30. Apr. 1893). Das Verhältniss zur R. it. di numism. ist so geregelt, dass die Atti dort publicirt werden und die Abonnenten der Rivista einen geringeren Beitrag (15 statt 20 L.) bezahlen.

[165

Die historisch-philologische Gesellschaft in Odessa, welche im J. 1888 von den Professoren der betr. Facultät begründet wurde, hat [393] zum Zweck die Verbreitung der in ihre Sphäre einschlagenden Kenntnisse. Eine besd. Abth. ist für die Byzantinischen Studien gebildet; diese Abtheilung ist jetzt im Begriff, die 1. Lfg. ihrer Arbeiten herauszugeben.

[166

Provinzialvereine u. Provinzialzeitschriften. Der Verein für Geschichte Dresdens lässt seit Anfang 1892 neben seinen „Mittheilungen“ ein mehr populäres Organ unter dem Titel „Dresdener Geschichtsblätter“ erscheinen (Herausgeber: Rathsarchivar Dr. O. Richter. Jährl. 3–4 Nrr. je 1 oder 2 Bogen stark. 3 M. für Nichtmitgl.). Der V. schickt der 1. Nr. dieser G.-Blätter eine kurze Uebersicht über seine bisherige Thätigkeit voraus. Gegründet im Sommer 1869, hat der VGDresden eine ortsgeschichtl. Sammlung angelegt, die den Grundstock des neuen Stadtmuseums [vgl. ’90, 278] bildet. Die „Mittheilungen“, von denen 10 Hefte vorliegen, sind für umfangreichere wissenschaftl. Untersuchungen zur Orts-G. bestimmt. Ausserdem wurden vom V. auch 2 Bilderwerke „Dresdens Festungswerke i. J. 1811“ u. „Dresdner Strassenansichten v. J. 1678“ edirt.

[167

Die Redaction von Birlinger’s Alemannia übernahm nach dem Tode des ersten Herausgebers Universitätsbibliothekar Dr. Fr. Pfaff in Freiburg i. B.; den Untertitel „Z. f. Sprache, Lit. u. Volkskde. des Elsasses, Oberrheins u. Schwabens“ änderte er ab in „Z. f. Sprache, Kunst u. Alth. besds. der Alemannisch-Schwäb. Gebiete“. Der neue Herausgeber gewährt der Darstellung mehr Raum und bringt auch volksthümlich gehaltene Aufsätze.

[168

An Stelle seiner kurzen Berichte lässt der HVOberbaiern seit Mai 1892 eine Monatsschrift unter der Redaction von Gymn.-lehrer J. Fink erscheinen, welche ausser den SB noch kleinere Mittheilungen über Ausgrabungen, Alterthümer u. dgl. bringt. – Der HVOberpfalz gab soeben ein 574 Seiten starkes [Orts- und Personen-] Register über die ersten 40 Bände seiner Verhandlungen (Jg. 1832–86) aus.

[169

Das „Bayerland“ (s. ’90, 60 b) wird neuerdings von einem Curatorium unterstützt, das sich u. a. auch die Erhöhung des künstlerischen u. literarischen Werthes der Zeitschrift zur Aufgabe macht.

[169a

Neugegründet ist eine illustr. Zeitschrift zur Pflege der Czech. Volkskunde: Český Lid, redig. von L. Niederle u. Č. Zíbrt; Heft 1 erschien im Oct. 1891. (Prag, Šimáček. à Jg. 4 fl.) – Unter dem Titel Knihovna Českého Lidu geben die Redacteure dieser neuen Czech. Z. Ergänzungshefte dazu heraus, die denselben Zwecken dienen.

[170

Zeitschriften. Allgemeine Geschichte, Rechts- und Kirchengeschichte. Zum Archivio storico italiano existiren schon seit 1874 bezw. 1877 zwei Indices, die bis zum Schluss der 3. Serie (Bd. 26) reichen; Ende 1891 erschien nun ein „Indice tripartito della 4. serie“ (1878–87), der nach dem Muster der vorhergehenden angelegt ist.

[171

Bei F. Ballerini in Rom (gedruckt in der Tipogr. Vaticana) erschien Ende Mai das 1. Heft einer Zweimonatschrift Il Muratori, die dazu bestimmt ist, allerhand kleine Quellenstücke aus Ital. Archiven besds. zur Ital. Geschichte zu sammeln. Die Zeitschrift trägt ungefähr den Charakter des Spicilegio Vaticano, der über den 1. Band nicht scheint hinaus kommen zu [394] sollen. Mitarbeiter sind, wie dort, in erster Linie Js. Carini von der Vatic. Bibl. und Greg. Palmieri vom Vatic. Archiv. Jedes Heft soll 48 Seiten stark sein, ein Register soll den Jg. beschliessen; Abonnementspreis à Jg. 10 L.

[171a

Seit diesem Frühjahr erscheint unter dem Namen Yale Review eine Vierteljahrsschr. für G. u. Staatswiss, hrsg. von den Docenten der Yale University in New Haven (Conn. U. S. A.), nämlich den Proff. G. P. Fisher, G. B. Adams, H. W. Farnam, A. T. Hadley und dem „Lecturer“ Dr. J. C. Schwab; der Letztgenannte führt die Redaction. Die Z. tritt an die Stelle der New Englander and Yale Review.

[172

Bei der Römischen Quartalsschrift ist Prof. H. Finke als Redacteur eingetreten u. hat speciell die Kirchen-G. übernommen, während Msgr. A. de Waal die Leitung des archäolog. Theiles verbleibt.

[173

Ein neugegründetes Annuaire d’histoire ecclésiastique bringt Referate über den Inhalt wissenschaftlicher Zeitschriften, soweit sich derselbe auf Kirchen-G. bezieht (Paris, Comité d’hist. ecclés.). Wie aus den uns vorliegenden „Instructions aux collaborateurs“ hervorgeht, wird damit versucht, den schwierigeren Theil einer Bibliographie der allg. K.-G. herzustellen. Zeitlich sind die Grenzen so gezogen, dass die G. des Volkes Israel und die G. der Gegenwart seit 1846 (Wahl Pius’ IX.) nicht mehr in das Gebiet der Berichterstattung fallen. Die Fortsetzung für die späteren Jahre scheint davon abzuhängen, ob das Unternehmen sich durchführbar erweist und mit dem 1. Bericht (über 1891) Erfolge erzielt werden.

[174

Literaturgeschichte etc. Von der ’91, 279 erwähnten Neugründung, den Jahresberichten für neuere Deutsche Literaturgeschichte, versandte die Verlagshandlung ein Probeheft, indem sie zugleich das Erscheinen des 1. Jg. (1890) für den „Spätsommer 1892“ versprach. Daraus bringt das Probeheft im ganzen 20 bereits fertiggestellte Seiten, deren Inhalt 4 verschiedenen Gruppen entnommen ist. In den Aeusserlichkeiten fällt neben dem vornehm grossen Format (Lex. 8°) vor allem auf – was die Herausgeber auch in ihrer Ankündigung betonen –, dass engster Anschluss an Jastrow’s JBG gesucht und gefunden wurde. Die bibliograph. Angaben könnten ebensogut dort wie hier stehen. Der Text hingegen ist ausführlicher, da Raummangel – vorläufig wenigstens – nicht so sehr „zur Beschränkung nöthigt“. Die Disposition des Stoffes ist folgende. An der Spitze steht ein allgem. Theil mit den Unterabthh. Lit.-G., Poetik, Schrift- u. Buchwesen, Cultur-G., Unterrichtswesen, G. d. Dt. Philologie. Dann folgen die chronologisch gesonderten Theile, nämlich II: Von der Mitte des 15. bis zum Anfang des 17. Jh. – die Wahl des Ausgangspunktes ist für Historiker, die sich mit dem späteren Mittelalter beschäftigen, besds. bemerkenswerth! –, III: bis zur Mitte des 18. Jh., und IV: bis zur Gegenwart. Innerhalb dieser Theile werden einzelne Gruppen zunächst nach Literaturgattungen gebildet durch Allgemeines, Lyrik, Epos, Drama, Didaktik; dazu kommen aber in II. u. IV. noch eine ganze Anzahl Abschnitte, die durch die histor. Entwicklung bedingt und besonders hervortretenden literar. Richtungen und Individualitäten gewidmet sind. Goethe tritt sogar mit 6 Untergruppen auf. Als Referenten haben die noch jugendlichen Herausgeber [395] mit viel Glück und Geschick fast durchweg die bewährtesten Kenner der einzelnen Gebiete gewonnen.

[175

Ende 1892 wird unter der Redaction von A. Chuquet eine Revue de la littérature française ins Leben treten; sie soll der Französ. Lit.-G., vorwiegend der seit dem 15. Jh., gewidmet sein und monatlich einmal erscheinen.

[176

Eingegangen sind im Frühjahr 1891 das Oesterr. Literarische Centralblatt (die Fortsetzung des Wiener lit. Hdw. für die kath. Welt) im Beginn seines 8. Jg.; ferner, ungefähr gleichzeitig, die Amsterdamsche Jaarboekje voor geschiedenis en letteren, wovon 4 Theile erschienen sind.

[177

Geographie. Die von P. Vidal de la Blache u. M. Dubois neu gegründete Zeitschrift Annales de géographie bringt hie und da auch histor. Artikel, so in Bd. 1 einen Aufsatz von H. Froidevaux über „une mission géograph. et milit. à la Guyane en 1762“ (Preis: 1 Jg. zu 4 Heften u. ca. 28 Bogen 15 Fr.).

[178

Von Handbüchern erwähnen wir dieses Mal nur, indem wir die Besprechung anderer Publicationen zurückstellen, die Fortsetzung des zuerst ’91, 131 angezeigten Buches von Langlois u. Stein, Archives de l’hist. de France (fasc. II. Paris, Picard. p. 305–608). Dieser neue Fascikel führt das Verzeichniss der Französ. Archive zu Ende, ein dritter und letzter, der sich nach Angabe der Verlagshandlung unter der Presse befindet, soll in einem 2. u. 3. Theile die auswärtigen Archive und die Ms.-Sammlungen auf Bibliotheken, soweit dieselben für die G. Frankreichs in Betracht kommen, umfassen. Der Umfang des Werkes ist also erheblich über die ursprüngliche Erwartung der Bearbeiter hinausgewachsen. Der Benutzer wird jedenfalls damit zufrieden sein können, dass man nicht eine gewaltsame Einschränkung versucht hat, was nur mit Aufopferung nützlicher Informationen möglich gewesen wäre. Auf die noch ausstehenden besonders schwierigen Schlusstheile des Buches sind wir natürlich sehr gespannt.

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Literatur zur ausserdeutschen Geschichte.
Bearbeitet von G. Sommerfeldt.
(Die nachstehenden Werke gehören im allgemeinen in die JJ. 1891 u. 1892.)

Alterthum bis zum Ende der Römischen Weltherrschaft. Allgemeines. a) Berichte über Lit. zur alten G. von P. Girard u. S. Reinach s. RH 45, 62–83 u. 324–45. – Ueber Urgeschichte d. Menschengeschlechts referirte R. Scheppig in JBG Bd. 11–12 für 1888–89, M. Hörnes in JBG 13 für 1890. – b) P. Kumskoi, Alte G. in Auszügen aus d. Qn.-schrr. Th. I. [Russ.] Tiflis. 1890. 305 p. 6 M. – c) Strehl’s Handbuch der alten G. zeigten wir Bd. VI p. 410 an. – d) Aus der Zahl der für den Schulgebrauch bestimmten Leitfäden sei hervorgehoben A. Zeehe, Lehrbuch d. G. des Alth.’s. Laibach, Kleinmayr & B. 331 p. 1 fl. 50. [Dasselbe berücksichtigt stark auch die oriental. Völker und die spätrömische Zeit; übersichtlicher [396] Gestaltung des Stoffes, auch in der Druckanlage, wendet der Verfasser besondere Sorgfalt zu.] – e) Von Iwan Müller’s Handbuch d. class. Alth.-wissenschaft liegen Halbbd. 15–16 vor (vgl. ’90, Nr. 297 o u. Bibliogr. ’91, 3222), ferner erschien Bd. I, Halbbd. 1 des Werkes in 2. Aufl. – f) Von dem Dictionnaire des antiquités grecques et rom. von Daremberg, Saglio etc. (s. ’90, Nr. 70 e) erschienen Hft. 14–16: Don.-Eup. p. 377–856. – g) W. Smith, W. Wayte and G. E. Marindin, A dictionary of Greek and Roman antiquities. 3 ed. T. I. Lond., Murray. 1056 p. 31 sh. 6 d. – h) W. H. Roscher’s Ausführl. Lexikon d. Griech. u. Röm. Mythologie steht in Bd. II (Lfg. 18–19: Sp. 1–320).

[180

a) Inscriptiones antiquae orae septentrionalis Ponti Euxini Graecae et Latinae, ed. M. B. Latychev. II: Inscriptiones regni Bosporani. Petersburg, Akad. 4°. lvj 351 p. 30 M. – b) J. H. Middleton, The engraved gems of class. times, with a catalogue of the gems in the Fitz-William museum. Lond., Cambridge Warehouse. 209 p. 12 sh. 6 d. – c) Griechische und Römische Porträts, nach Auswahl v. H. Brunn u. P. Arndt hrsg. v. F. Bruckmann. Lfg. 1. München, Verl.-Anst. für Kunst u. Wiss. Gr.-fol. 10 Taf. m. 3 Bl. Text. 20 M. – d) E. Lübeck, Das Seewesen d. Griechen u. Römer. (s. ’90, Nr. 292 f.) Th. II. Hamb., Herold. 4°. 48 p. m. Abb. 3 M. – e) F. v. Andrian, Der Höhencultus Asiat. u. Europ. Völker. Wien, Konegen. xxxiv 385 p. 10 M. – f) A. Fick, Wortschatz d. Grundsprache d. Arischen u. d. Westeurop. Spracheinheit. (Fick, Vergl. Wörterbuch d. Indogerm. Sprachen. 4. Aufl. I.) Gött., Vandenhoeck & R. xxxviij 580 p. 14 M.– g) H. Steinthal, G. d. Sprachwissenschaft bei d. Griechen u. Römern. 2. Aufl. II. Schluss. Berl., Dümmler. xij 368 p. 8 M. – h) F. Stadelmann, Erziehg. u. Unterricht bei d. Griechen u. Römern. Triest, Schimpff. 217 p. 3 M. 50. – i) J. Berendes, Die Pharmacie bei d. alten Culturvölkern; hist.-krit. Studien, I. Halle, Tausch & G. xv 308 p. 9 M.

[181

Orient. Allgem., Aegypten. a) Berichte von Ed. Meyer, G. Rösch, W. Lotz, F. v. Spiegel s. JBG Bd. 11–13. – b) Band II u. II der kleinen Schriften A. v. Gutschmid’s, hrsg. v. F. Rühl (s. ’90, Nr. 70 c) erschienen. 794; 676 p. 24 u. 20 M. Sie sind betitelt: „Zur G. u. Lit. d. Semitischen Volkes u. zur ältesten K.-G.“; ferner „Schriften zur G. u. Lit. der nichtsemitischen Völker v. Asien“. – c) A. H. Sayce, Records of the past. New series. Vol. V. Lond., Bagster. 190 p. 4 sh. 6 d. – d) S. Trovanelli, Le civiltà e le legislazioni dell’ antico Oriente in rapporto alla famiglia. I: Egitto e Caldea. Bologna, Zanichelli. 448 p. 8 L. – e) Monumenta papyracea Aegyptiaca bibl. Vaticanae, praeside A. Capecelatro, rec. H. Marucchi. Rom, Vaticana. ix 137 p. – f) H. Joachim, Papyros Ebers: Das älteste Buch üb. Heilkde.; aus d. Aegypt. übers. Berl., Reimer. 1890. xx 214 p. 4 M. – g) H. Brugsch, Thesaurus inscriptionum Aegyptiacarum. Abth. V–VI: Histor.-biograph. Inschrr. Altägypt. Denkmäler. – Bautexte u. Inschrr. verschied. Inhalts Altägypt. Denkmäler. Lpz., Hinrichs. xxij; xvj p. u. p. 851–1578. 100 u. 90 M. – h) K. Piehl, Inscriptions hiéroglyphiques, rec. en Égypte. 2. série. II. Commentaire. Lpz., Hinrichs. 4°. 101 p. 24 M. – i) J. Lieblein, Hieroglyph. Namen-Wörterbuch, geneal. u. alphab. geordnet; nach den Aegypt. Denkmälern hrsg. Lfg. 3–4. [397] Lpz., Hinrichs. p. 557–1156. 30 u. 18 M. – k) A. Wiedemann, G. v. Alt-Aegypten. (Reiche d. alten Welt I.) Calw u. Stuttg., Vereinsbuchh. 320 p. 3 M. – l) G. Maspero, La carrière administr. de 2 hauts fonctionnaires égyptiens vers la fin de la 3. dynastie et les 4 noms officiels des rois d’Égypte. (Maspero, Études–égyptiennes II, 2). Paris, Maisonneuve. p. 113–288. – m) Strauss u. Torney, Der Altägypt. Götterglaube. (s. ’89, 1341) II: Entstehg. u. G. Heidelberg, Winter. 404 p. 10 M. – n) H. Brugsch, Religion u. Mythol. d. alten Aegypter; nach d. Denkmäl. bearb. 2. Ausg. Lpz., Hinrichs. xxvj 772 p. 16 M. 50.

[182

Der oben erwähnte Französische Gelehrte G. Maspero verfasste 1890 ein ansprechendes, in gutem Sinne populäres Werkchen „Lectures historiques“ (Paris, Hachette. xiv 403 p. 5 fr.). Dasselbe liegt in Dt. Uebersetzg. von D. Birnbaum vor (Lpz., Teubner. 1891. xij 401 p. 5 M.). Wegen der liebevollen Rücksicht, mit der Verf. versucht, der Jugend, in weiterem Sinne auch dem gebildeten Laien, Orientalische Art und Lebensweise nahezuführen, dürfte der Schrift weitere Verbreitung zu wünschen sein. Die dargestellten Zustände gehen Aegypten besds. zur Zeit Ramses’ II. und Assyrien zur Zeit Assurbanipal’s an.

[183

Orient. Assyrien u. Babylonien. a) Keilinschriftliche Bibliothek, hrsg. v. E. Schrader (s. ’89, Nr. 134 b u. ’90, Nr. 71 f). II, 2. 147 p. 6 M. [III, 1 erscheint später]. – b) H. Winckler, Altbabylon. Keilschrifttexte, z. Gebrauche bei Vorlesgn. Lpz., Pfeiffer. fol. 40 p. 10 M. – c) Assyriolog. Bibliothek, hrsg. v. Delitzsch u. Haupt (s. ’90, Nr. 293 g). Bd. III, Abth. 2: P. Haupt, Das Babylon. Nimrodepos etc. – Bd. VIII: C. F. Lehmann, Inschriftl. Material üb. Samaššumukin v. Babylon, 668–648 v. Chr. p. 1–150 u. xiv 173; 118 p. 18 u. 40 M. – d) Strassmaier, Babylon. Texte (s. ’90, Nr. 71 g u. 293 h). Hft. 6 B u. Hft. 10: Inscriptions of Evil-Merodach, Neriglissas, Laborosoarchod. – Inschrr. v. Darius. Hft. 1: bis z. 8. J. d. Regierg. Lpz., Pfeiffer. 31 u. 94 p.; 160 p. à 12 M. – e) F. E. Peiser, Babylon. Verträge d. Berl. Museums, in Autogr., Transscr. u. Uebers.; mit jurist. Excurs v. J. Kohler. Berl, Peiser. xlix 351 u. 56 p. 28 M. – f) H. Winckler, G. Babyloniens u. Assyriens (Völker u. Staaten d. alten Orients I.) Lpz., Pfeiffer. xij 354 p. 10 M. – g) F. Kaulen, Assyrien u. Babylonien nach d. neuesten Entdeckgn. 4. Aufl. Freib., Herder. xij 286 p. 4 M. – h) F. Mürdter, G. Babyloniens u. Assyriens, 2. Aufl. v. F. Delitzsch. (Reiche d. alten Welt II.) Calw u. Stuttg., Vereinsbuchh. 264 p. 3 M. – i) A. Aurès, Traité de métrologie assyrienne. Paris, Bouillon. 98 p. 6 M. – k) A. Jeremias, Izdubar-Nimrod; e. Altbabylon. Heldensage, nach d. Keilschriftfragmenten dargest. Lpz., Teubner. 73 p. 2 M. 80. – l) F. Jeremias, Tyrus bis z. Zeit Nebukadnezar’s, m. besd. Berücks. d. keilschriftl. Qn. Diss. Lpz., Teubner. 48 p. 1 M. 20. – m) J. Kohler u. F. E. Peiser, Aus d. Babylon. Rechtsleben I. u. II. Lpz., Pfeiffer. 36; 80 p. 2 u. 5 M.

[184

Orient. Andere vorderasiatische Völker, besds. Juden. a) Corpus inscriptionum Semiticarum (s. ’90, Nr. 71 e). Pars I: Inscrr. Phoeniciae, T. II, 1. und Pars II: Inscrr. Himyariticae et Sabaeae T. I, 2. p. 1–112 u. p. 103–74. – b) Renan, Hist. du peuple d’Israel. III, s. Bibliogr. ’91, [398] 2988. – c) Grätz, G. d. Juden. IX, s. Bibliogr. ’91, 2989. – d) A. Kuenen, Schetsen uit de gesch. v. Israël. 2 Thle. Nijmwegen, Thieme. xij 368 p. 2 fl. 40. – e) C. Cavagnaro, Gli Ebrei in Egitto. Disp. 1–4. Genova, Sambolino. p. 1–256. à 1 L. – f) W. M. Taylor, Moses the lawgiver. Lond., Burnet. 424 p. 5 sh. – g) E. Albers, Die Quellenberichte in Josua I–XII; Beitr. z. Qn.-kritik d. Hexateuchs. Bonn, Paul. 1890. 150 p. 8 M. – h) F. Montet, Le deutéronome et la question de l’hexateuque. Paris. 610 p. 12 M. – i) G. Schumann, Die Wellhausen’sche Pentateuchtheorie in ihren Grundzügen dargestellt u. auf ihre Haltbarkeit geprüft. Karlsr., Reiff. 93 p. 1 M. 20.

[185

a) H. Bonk, De Davide, Israelitarum rege. I: Quaestiones in fontes habitae. Königsb. Diss. Lpz., Fock. 78 p. 2 M. – b) Meignan, Salomon; son règne, ses écrits. Paris, Lecoffre. xij 583 p. – c) B. D. Eerdmans, Melekdienst en vereering v. hemellichamen in Israël’s Assyrische periode. Diss. Leiden. xij 156 p. 3 M. 10. – d) K. Marti, Der Prophet Sacharja, d. Zeitgen. Serubbabels. Freib., Mohr. 124 p. 3 M. – ef) A. v. Hoonacker, Néhémie et Esdras. – Zorobabel et le second temple. (Muséon 9, 317–401. 10, 72–96, 232–397.) – g) G. Rawlinson, Ezra and Nehemiah; their lives and times. (Men of the bible.) Lond., Nisbet. x 182 p. 2 sh. 6 d. – h) H. Bois, Essai sur les origines de la philosophie judéo-alexandrine. Thèse. Toulouse, Chauvin. 112 p. – i) A. Schlatter, Jason v. Kyrene; e. Beitr. zu s. Wiederherstellg. Festschr. München, Beck. 4°. 55 p. 3 M. [Jason schrieb in Griech. Sprache, 2. Jh. v. Chr.; Fragmente liegen vor im 2. Makkabäerbuche u. bei Josephus]. – k) P. Wendland, Neu entdeckte Fragmente Philo’s. Berl, Reimer. xj 152 p. 5 M. – Vgl. Bibliogr. ’91, 2322 w. 2824–27; 34; 39 b. 2955; 58; 87. 3997 b. 4027 a; 84 b.

[186

Griechenland. Allgemeines u. Quellen. a) Literatur zur Griech. G. a. d. JJ. 1888–90, v. S. Bruck, s. JBG Bd. 11–13. – b) P. Gardner, New chapters in Greek history. Lond., Murray. 460 p. 15 sh. – c) J. P. Mahaffy, Problems in Greek history. Lond., Macmillan. 264 p. 7 sh. 6 d. – d) A. Pierson, Geestelijke vooronders. II: Hellas. Th. 2: De historiographie. Haarlem, Willink. p. 129–296. 1 fl. 60. – e) In zahlreichen Untersuchungen ist während der beiden letzten Jahre über die Ἀθηναίων Πολιτεία gehandelt worden. Ueber den Fund selbst und die ihm anfänglich allgemein zu Theil gewordene Werthschätzung gab unsere Zeitschrift in Bd. 5, 164 vorläufige Nachricht. Seitdem hat sich die Kritik mit dem Inhalt der Schrift auseinandergesetzt, und es ist auch in Deutschland, besonders von F. Rühl u. F. Cauer, bestritten worden, dass dieselbe dem Aristoteles zuzuschreiben sei, woran von den meisten Forschern, bis jetzt wenigstens, festgehalten wird. Da das nächste Heft der Zeitschrift einen Aufsatz über den Gegenstand bringen wird, sehen wir davon ab, auf diese Literatur hier näher einzugehen.

[187

a) F. Atenstädt, De Hecataei Milesii fragmentis, quae ad Hispaniam et Galliam pertinent. (Lpz. Studien z. class. Philol. XIV, 1.) Lpz., Hirzel. 171 p. 5 M. – 91 p. Lpz. Diss. – b) Thucydidis historiarum libri 6–8; rec. C. Hude. Lpz., Brockhaus. 219 p. 5 M. – c) L. Herbst, Zu Thukydides; Erklärgn. u. Wiederherstellgn. Lpz., Teubner. 1892. 124 p. 2 M. 80. – d) M. Büdinger, Poesie u. Urk. bei Thukydides. II. (Denkschrr. [399] d. Wien. Akad.) Wien, Tempsky. 4°. 80 p. 4 M. 20. – e) A. Bauer, Ansichten d. Thukydides üb. Kriegführg. (Philologus 50, 401–29.) – f) M. Clar, De Agesilao vere Xenophonteo. Progr. Aachen. 4°. 18 p. – g) Aristophanis comoediae ed. F. H. M. Blaydes. X: Equites. Halle, Waisenhaus. xx 526 p. 9 M. – h) R. v. Scala, Isokrates u. d. Geschichtsschreibg. (Verhlgn. d. 41. Versammlg. Dt. Philologen p. 102–21.) – i) A. Martin, L’edition de Polybe d’Is. Casaubon. (Mélanges d’archl. et d’hist. 10, 1–43). – k) Diodori bibl. historica, ed. Bekker, rec. F. Vogel. Vol. II. Lpz., Teubner. lxv 461 p. 3 M. 60. – l) F. L. Schönle, Diodorstudien. Diss. Berl., Speyer u. P. 91 p. 1 M. 50. – m) W. Stern, Diodor u. Theopompos. Progr. Durlach. 4°. 25 p. – n) J. A. Heikel, Beitrr. z. Erklärg. v. Plutarch’s Biographie d. Perikles, Helsingfors. (Berl., Mayer u. M.) 4°. 18 p. 1 M. 20.

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a) Th. W. Allen, Notes on Greek mss. in Italian libraries [am ausführlichsten über d. Hss. in Modena, Bologna u. Rom]. Lond., Nutt. 1890. xij 62p. – b) U. Wilcken, Tafeln z. ält. Griech. Paläographie nach Orig. d. Berl. kgl. Mus. Lpz., Giesecke & D. 4°. 20 Taf. m. 14 p. Text. 10 M. – c) Ch. Cucuel, Eléments de paléogr. grecque d’apr. la „Griech. Palaeographie“ de V. Gardthausen. Paris, Klincksieck. 223 p. 3 fr. 50. – d) A. Mommsen, Ueber d. Zeit d. Olympien. Lpz., Teubner. 102 p. 2 M. 80.

[189

Griechenland. Bearbeitungen. a) H. D. Müller, Histor.-mytholog. Untersuchgn. I–II; Pelasger u. Hellenen; Die Sage vom Trojan. Kriege u. d. Homer. Dichtg. Gött., Vandenhoeck & R. 134 p. 3 M. – b) S. Wide, Bemerkgn. zu d. Spartan. Lykurgoslegende (Skandinavisches A. 1, 90–130). – c) B. Niese, Die ältere G. Messeniens (Hermes 26, 1–32). – d) E. Abbott, A hist. of Greece. II: 500–445 v. Chr. Lond., Longmans. 530 p. 10 sh. 6 d. – ef) H. Welzhofer, Zur G. d. Perserkriege. I-IV: Der Kriegszug d. Mardonius, 492. – Die angebl. Rüstgn. d. Dareios u. Xerxes geg. Griechenland. (Fleckeisen’s Jbb. 143, 145–59. 145, 145–66.) – Der Kriegszug d. Datis u. d. Schlacht bei Marathon. (Hist. Taschenbuch 11, 77–119.) – g) H. Landwehr, Der Process d. Pausanias (Philologus 49, 493–506). – h) J. Schvarcz, Die Demokratie v. Athen (Schvarcz, Demokratie I). N. Ausg. Lpz., Friedrich. lxix 749 p. 12 M. – i) E. Abbott, Pericles and the golden age of Athens (Heroes of the nations). Lond,, Putnam. xvj 380 p. 5 sh. – k) U. Grifoni, Aspasia. Roma, Perino. 4°. 248 p. 4 L.

[190

a) U. Pedroli, I tributi degli alleati d’Atene. (G. Beloch, Studi di storia antica 1, 100–207.) – b) W. Judeich, Kleinasiat. Studien; Untersuchgn. z. Griech.-Pers. G. d. 4. Jh. v. Chr. Marb., Elwert. xij 370 p. 9 M. – 44 p. Marburger Habil.-schr. 1889. – c) O. Krug, Qn.-untersuchg. z. G. d. jüng. Dionys. Rostocker Diss. 62 p. – d) A. Bougot, Rivalité d’Eschine et Demosthène. Paris, Bouillon. 200 p. – ef) U. Köhler, Zur G. d. Amphilochischen Krieges. (Hermes 26, 43–50.) – Ueb. d. Verh. Alexander’s d. Gr. zu s. Vater Philipp. (SBBAk ’92, 497–514.) – g) W. Tomaschek, Topographische Erläutergn. d. Küstenfahrt Nearch’s vom Indus bis z. Euphrat. (SBWAk Bd. 121.) Wien, Tempsky. 88 p. – h) O. Jäger, Alexander d. Gr. als Regent. (PJbb 70, 68–105.) – i) A. Bauer, Der Todestag Alexander’s d. Gr. (Z. f. Oesterr. Gymn. 42, 1–13.)

[191

[400] Die Studie G. Oberziner’s „Alcibiade e la mutilazione delle erme; contributo alla storia della democrazia ateniese“ (Genova, Donath. 1891. 125 p. 4 L.) ist fast zur Hälfte Ausführungen zur Religions- und Sittengeschichte der Zeit gewidmet, doch erhalten wir auch ein lebendiges Bild von dem politischen Treiben in Athen im letzten Drittel des 5. Jahrhunderts. Die hier beim Einzelnen wie bei der Gesammtheit der Bürger allmählich eintretende Zügellosigkeit der Ansprüche und die damit verbundene Zerfahrenheit des öffentlichen Lebens hängt zusammen mit der Entartung von Staatseinrichtungen, die ursprünglich ganz auf die Wohlfahrt der Bürgerschaft berechnet waren: Von dem Bildungsgange des Alkibiades gibt Oberziner eine klare Schilderung, ohne jedoch viel Neues zu bieten. Dies ist auch bezüglich des Hermokopidenprocesses selbst der Fall. Die Persönlichkeiten der an jenem sensationellen Ereigniss Betheiligten werden uns vorgeführt, auf Einzelheiten des eigentlichen Processverfahrens aber geht der Verfasser kaum irgendwo tiefer ein. Das Buch schliesst mit einem Ausblick auf das Ende der Sicilischen Expedition, die Einnahme Athens durch Lysander und den Tod des Alkibiades.

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Griechenland. Inschriften, Ausgrabungen etc., Rechtsleben, Ortsgeschichte. a) Vom Corpus inscrr. Graecarum erschien ein neuer Bd.: Inscriptiones Siciliae et Italiae, additis Galliae, Hispaniae, Britanniae, Germaniae inscriptionibus, ed. G. Kaibel. Berl., Reimer. fol. xij 36 u. 778 p. 9 M. – b) Vom Corpus inscrr. Atticarum (vgl. ’89, Nr. 135 a) liegt Bd. IV vor. Berl., Reimer. fol. p. 132–206. 7 M. Er enthält Supplementa zu Pars 1 der Sammlg. – c) Th. Preger sammelte Inscriptiones Graecae metricae ex scriptoribus praeter anthologiam. Lpz., Teubner. xxvj 251 p. 8 M. – d) H. Schliemann, Bericht üb. d. Ausgrabgn. in Troja im J. 1890; m. Vorw. v. Sophie Schliemann. Lpz., Brockh. 60 p. m. Abb. 2 M. 50. – e) C. Schuchhardt, Schliemann’s Ausgrabgn. in Troja, Tiryns, Mykenä etc. im Lichte d. heutigen Wissensch. dargest. Lpz., Brockhaus. xij 405 p. 8 M. – f) E. Curtius u. F. Adler, Olympia: Ergebnisse der vom Dt. Reich veranstalteten Ausgrabgn. Bd. II, 1 u. Bd. IV: Baudenkmäler v. Olympia. – Bronzen u. kleinere Funde. Berl., Asher. fol. 113 p. m. 72 Taf.; xij 220 p. m. 71 Taf, 250 u. 300 M. – g) S. Reinach, Chroniques d’Orient; docc. sur les fouilles et découv. dans l’Orient hellénique, 1883–90. Paris, Didot. xvj 787 p. 15 fr. – h) Die Attischen Grabreliefs, hrsg. v. A. Conze (s. ’90, Nr. 295 i). Lfg. 2. p. 17–40 m. 25 Taf.. 60 M. – i) F. Imhoof-Blumer, Griech. Münzen; neue Beitrr. u. Untersuchgn. (AbhhMAk 18, Abth. 3). Münch., Franz. 1890. p. 525–798 m.14 Taf.

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a) E. Szanto, Das Griechische Bürgerrecht. Freib., Mohr. 165 p. 4 M. – b) M. S. Kutorga, O prawiteljstwennoj dějateljnosti athinskich graždan i o ponjatijach drewnich Ellinow o službě. [Ueb. die Staatsthätigkeit d. Athen. Bürger u. üb. die Vorstellgn. der alten Griechen von dem Dienste.] (Z. d. Russ. Unterrichtsminist. ’91, 343–92.) – c) Fustel de Coulanges, Recherches sur le droit de propriété chez les Grecs. (F. d. C., Nouvelles recherches etc. p. 1–144.) – d) P. Paris, Elatée, la ville, le temple d’Athéna Cranaïca. (Bibl. des écoles franç. d’Athène et de Rome. Fasc. 60.) Paris, Thorin. xj 325 p. et 15 pl. 14 fr. – e) R. Pappritz, Thurii, s. Entstehg. u. s. Entwicklg. bis z. Sicil. Expedition. Berl., Gärtner. 70 p. 1 M. 80. [401]f) E. A. Freeman, Hist. of Sicily from the earliest times [bis Ende d. Sicil. Expedition d. Athener]. I–III. Oxford, Clarendon Press. xxxv 609; xx 583; 750 p. 66 sh. – Vgl. Bibliogr. ’91, 1848. 1997. 4071.

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E. Curtius, Die Stadt-G. v. Athen; mit e. Uebersicht der Schrift-Qn. z. Topographie Athens, v. A. Milchhöfer. Berl, Weidmann. 1891. Lex.-8°. cxxiv 339 p. m. 7 Ktn. u. 32 Abb. 12 M. – Das Werk sollte ursprünglich durch eine „topographische Darstellung in örtlichem Zusammenhang“ ergänzt werden, die indess ins Unbestimmte verschoben ist. Auch das Vorliegende jedoch, eine „Baugeschichte“ Athens, ist „ein Ganzes“, die Frucht 50j. liebevoller Arbeit eines echten Philhellenen, aus reicher Anschauung und Erfahrung am Orte selbst erwachsen, für welche die Aufräumung der Akropolis abgewartet und verwerthet ist, der unvorhergesehene Fund der Ἀθηναίων πολιτεία wenigstens nachträglich S. CXXI und, irre ich nicht, von Bogen 14 an. – Nachdem 1. „die Stadtlage“ mit der am Verf. bekannten Kunst gezeichnet ist, wie das Weitere unterstützt durch 7 Kartenblätter von Kaupert’s Meisterhand und (im Ganzen 32) Textabbildungen, führen uns sieben Abschnitte von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart: 2. bis Solon, construirend, 3. die Tyrannis, 4. Themistokles–Kimon, 5. Perikles–Lykurgos, 6. die Hellenistische Zeit, 7. die Römische, mit gebührender Hervorhebung Hadrian’s und vertrauensvoller, stark mit mündlicher Ueberlieferung rechnender Beurtheilung des Pausanias, 8. endlich die Zeit nach Pausanias, auslaufend in die Arbeit unserer Tage. – Zu bewundern ist die Kunst, mit welcher die zahllosen, mehr oder weniger losgebrochenen Stückchen literar. und monumentaler Ueberlieferung wiederzusammengefügt sind, und jedem ein Platz gegeben ist, manchmal natürlich etwas künstlich und durch gewagte Zeitvermuthung. Dass eigene lang gehegte und vertretene Ansichten, wohl auch wo sie unrichtig sind, festgehalten werden (z. B. Pnyx, Kranaerstadt, Pelargikon, Phoenikerthum, Agonaltempel, Eridanos u.s. w.) ist menschlich, und dass Verf. die Zeugnisse öfters in eigenthümlicher, nicht jedem zugänglicher Weise verwerthet (zwei Beispiele statt vieler s. S. 54: I, 32 und S. 117: LXVI, 52), das ist nicht neu. Aus der mehr seherischen als kritischen Natur des Verf. entspringt auch der panegyrische, aber aus warmem Herzen und echter Begeisterung quellende Ton. – Eine werthvolle Beigabe sind die Schriftquellen zur Topographie, deren Auflösung in zehn alphabetisch geordnete Verzeichnisse: A Boden, B Götter u. s. w. ja wohl nothwendig war und ohne Zweifel praktische Vortheile bietet, aber – man vergleiche die Jahn Michaelissche Arx – doch auch den Nachtheil hat, Zusammengehöriges auseinanderzureissen, wie z. B. das auf das Erechtheion Bezügliche an c. 20 verschiedenen Stellen steht.     [P.]

[195

Griechenland. Bildung: Religion, Philosophie, Sprache, Literatur u. Kunst. a) G. Görres, Studien z. Griech. Mythologie. 2. Folge. (Berl. Studien f. class. Philol. XII, 1.) Berl., Calvary. 283 p. 9 M. – b) O. Wulff, Zur Theseussage; archl. Untersuchgn. u. mytholog. Beitrr. Dorpater Diss. Dorpat, Karow. 204 p. 5 M. – c) Ed. Zeller’s Philosophie d. Griechen in ihrer geschtl. Entwicklg. erscheint in 5. Aufl. Bd. I. 2 Thle. Lpz., Reisland. xv 1164 p. 13 u. 12 M. – d) St. Pawlicki, Hist. filozofii Greckiej od Talesa do śmierci Arystofanesa. [G. d. Griech. Philosophie von Thales bis [402] zum Tode d. Aristophanes.] I. Krakau, Akad. 1890. 431 p. – e) J. Burnet, Early Greek philosophy. Lond., Black. 370 p. 10 sh. 6 d. – f) O. Apelt, Beitrr. z. G. d. Griech. Philosophie. Lpz., Teubner. xiv 401 p. 10 M. – g) A. Schmekel, Die Philosophie d. mittleren Stoa in ihrem geschichtlichen Zusammenhange. Berl., Weidmann. 483 p. 14 M. – h) A. E. Chaignet, Hist. de la psychologie des Grecs. II–III. Paris, Hachette. 534; 492 p. à 7 fr. 50.

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a) O. Hoffmann, Die Griech. Dialekte in ihrem hist. Zusammenhange. I: Der Südachäische Dialekt. Gött., Vandenhoeck & R. xvj 344 p. 8 M. – b) W. Christ’s G. d. Griech. Lit. (s. ’89, Nr. 135 k) liegt in 3. Aufl. vor. Münch., Beck. xij 769 p. 13 M. 50. – c) A. u. M. Croiset, Hist. de la littér. grecque. III: Période attique. Paris, Thorin. 681 p. – d) J. P. Mahaffy, A hist. of classical Greek literature. Vol. I. 2 Thle. 3. ed. Lond., Macmillan. 570 p. à 4 sh. 6 d. – e) F. Susemihl, G. d. Griech. Lit. in d. Alexandrinerzeit. I–II. Lpz., Teubner. xiv 907; xvj 771 p. 16 u. 14 M.– f) F. Blass, Die Attische Beredsamkeit. II: Isokrates u. Isaios. 2. Aufl. Lpz., Teubner. 587 p. 14 M. – g) A. Couat, Aristophane et l’ancienne comédie attique. Paris, Oudin. 396 p. – h) H. Welzhofer, Sophokles’ Antigone; e. Beitr. z. G. u. Beurthlg. d. antiken Dramas. Berl., Seehagen. 60 p. 1 M. [Will mehr als es bisher geschah, den engen Zusammenhang betont wissen, in dem das Griech. Drama, an das man den Massstab neuerer Aesthetik nicht legen dürfe, zum Volksleben und zu Cultusgebräuchen stand.] – i) M. Collignon, Hist. de la sculpture grecque. T. I. Paris. 4°. m. 11 pl. u. 278 grav. 30 fr. – k) E. Wilisch, Die Altkorinthische Thonindustrie. (Seemann’s Beitrr. z. Kunst-G. XV.) Lpz., Seemann. 176 p. m. 8 Taf. 6 M.

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Römisches Reich. Allgemeines u. Quellen. a) Literatur zur Röm. G. a. d. JJ. 1888–90, v. H. Schiller u. L. Hüter, s. JBG Bd. 11–13. – b) J. J. Doesburg, Geschiedenis der Romeinen v. d. stichting v. Rome tot kaizer Diocletianus. Amsterd., Boon. xij 606 p. m. 100 Abb. 4 fl. 50. – c) R. Cagnat, Chronologie de l’empire romain. Paris, Klincksieck. lix 685 p. – d) P. Ardašev, Perepiska Cicerona, kak istočnik dlja istorii Julija Cezarja etc. [Der Briefwechsel Cicero’s als Quelle für die G. Jul. Cäsar’s etc.] Moskau. 1890. 468; 34 p. 2 Rbl. – e) Merguet, Lexikon d. Schrr. M. T. Cicero’s. II: Philos. Schrr. Hft. 10: inquam–loquor. Jena, Fischer. p. 321–480. – f) C. Sallusti Crispi Historiarum reliquiae; ed. B. Maurenbrecher. Fasc. 1: Prolegomena. Lpz., Teubner. 83 p. 2 M. – g) P. Bellezza, Dei fonti e dell’ autorità storica d. C. C. Sallustio. Diss. Milano, Cooperativa. 182 p. 2 L. 50. – h) H. Stadler, Die Qn. d. Plinius im 19. Buche d. Naturalis historia. Progr. Neuburg. 104 p. – i) Dionysi Halicarnasensis antiquitat. Romanarum quae supers. ed. C. Jacoby. III. Lpz., Teubner. 400 p. 3 M. – k) J. Vahlen, Beitrr. z. Berichtigg. d. 5. Decade d. Livius. (SBBAk ’91, 1013–33.) – l) A. Luchs, De Sig. Gelenii codice Liviano Spirensi commentatio. Erlangen, Bläsing. 1890. 4°. 17 p. 80 Pf. – m) F. Fügner, Lexicon Livianum. Fasc. 1–2. Lpz., Teubner. Sp. 1–224 à 2 M. 40. – n) J. W. Beck, Observationes criticae et palaeogr. ad Flori epitomam de T. Livio. Berl., Calvary. 4°. [403] 28 xxxviij p. 3 M. 20. – o) F. Faust, De Vellei Paterculi rerum script. fide. Giessener Diss. 68 p.

[198

a) M. Dubois, Examen de la géographie de Strabon. Paris, Colin. xxvj 390 p. – b) Sili Italici Punica ed. L. Bauer (s. ’90, Nr.296 d). Vol. II: libr. 11–17. Lpz., Teubner. ix 252 p. 2 M. 40. – c) W. Schwarze, Quibus fontibus Plutarchus in vita L. Aem. Paulli usus sit. Lpz. Diss. 83 p. – d) Plutarch, Lives of the Gracchi, with introd. etc. by E. Underhill. Lond., Clarendon Press. 4 sh. 6. d. – e) C. H. Hinz, Zur Beurtheilg. Appian’s u. Plutarch’s in d. Darstellg. d. Ereignisse von d. Ermordung Cäsar’s bis z. Tode des M. Brutus, Jenenser Diss. Ottensen, Christiansen. 79 p. 1 M.60. – f) Ausgaben Taciteischer Werke, die Dtld. angehen, ferner qn.-kritische Schrr. etc. betr. Tacitus s. in Bibliogr. Gruppe II, 2. – g) A. Gerber u. A. Greef, Lexicon Taciteum. Fasc. 9. Lpz., Teubner. p. 929–1040. 3 M. 60. – h) Fl. Josephi opera, ed. B. Niese (s. ’90, Nr. 74 k u. 296 g). III: Antiquitat. Judaicarum lib. 11–15. lxvij 409 p. 18 M. – i) B. Niese, Josephi epitomae adhuc ineditae pars IV. Geleg.-schr. Marburg. 4°. 40 p. – k) E. Klebs, Die Scriptores hist. Augustae. (Rhein. Museum 47, 1–52.) – l) E. Wölfflin, Die Scriptores hist. Augustae. I. (SBMAk ’91, 465–538.) Sep. München, Franz. 74 p. – m) C. de Boor, Röm. Kaiser-G. in Byantin. Fassg. I: Der Anonymus post Dionem. (Byzantinische Z. 1, 13–33.) – n) U. Ph. Boissevin, Zonaras’ Quelle f. d. Röm. Kaiser-G. v. Nerva bis Severus Alexander. (Hermes 26, 440–52.)

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Römisches Reich. Bearbeitungen d. republikan. Zeit. a) C. P. Burger, 60 JJ. aus d. älteren G. Roms, 418–358; hist.-krit. Forschgn., veröff. durch d. kgl. Ak. in Amsterdam. (Sep. a. Letterkd. Verhh. d. kgl. Akad.) Amsterdam, Müller. 4°. 244 p. m. 3 Ktn. 6 M. – b) Ch. Hülsen u. P. Lindner, Die Alliaschlacht; e. topogr. Studie. Rom, Loescher. 1890. 33 p. 2 M. 40. – c) Hennebert, Hist. d’Annibal. T. III (Schluss). Paris. Didot. 437 p. – d) G. Bossi, La guerra di Annibale in Italia. Roma. 216 p. 6 M.– e) W. Soltau, Zur Chronologie d. Hispan. Feldzüge 212–206 v. Chr. (Hermes 26, 408–39.) – f) M. Jumperz, Der Römisch-Karthagische Krieg in Spanien, 211–206. Lpz. Diss. Berl., Weber. 37 p. 1 M. – g) P. R. v. Bieńkowski, Krit. Studien üb. Chronologie u. G. d. Sertorianischen Krieges. (Wiener Studien 13, 129–58 u. 210–30.) – h) F. Aly, Cicero; s. Leben u. s. Schrr. Berl., Gärtner. 194 p. 3 M. 60. – i) O. Schulthess, Process d. C. Rabirius v. J. 63 v. Chr. Frauenfeld, Huber. 4°. 78 p. 2 M. – k) G. Stocchi, Aulo Gabinio e i suoi processi. Torino, Loescher. 569 p. 5 L. – l) F. Cramer, Cäsar u. s. Zeit bis z. Beginn d. Gall. Krieges. Progr. Mühlheim. 4°. 32 p. – m) W. W. Fowler, Jul. Caesar and the foundation of the Roman imperial system (Heroes of the nations). Lond., Putnam. xx 389 p. 5 sh. – n) H. Klövekorn, De proscriptionibus anno a. Chr. 43 a M. Antonio, M. Aemilio Lepido, C. Julio Caesare Octaviano factis. Diss. Königsb., Koch. 129 p. 2 M.

[200

Römisches Reich. Bearbeitungen der Kaiserzeit. V. Gardthausen begann eine breit angelegte Monographie: „Augustus und seine Zeit“ zu schreiben. Bisher liegt etwa die Hälfte (1 ½) Bände) vor, nämlich Band I des darstellenden Theiles und Halbband I der Quellenbelege (Lpz., Teubner. [404] 1891. 481; 276 p. 10 u. 6 M.). Behandelt wird hier in sachkundiger Weise – darin stimmen alle Beurtheiler überein – ein Thema, das mannigfache Schwierigkeiten in sich birgt. Eine Uebergangsperiode in des Wortes eigentlichem Sinne stellt sich uns in dem „Zeitalter des Augustus“ dar. Das Hineinwachsen in die neuen Zustände des Verfassungs- und Verwaltungslebens konnte nur allmählich vor sich gehen, ein Verdienst des Augustus – oder, wie Gardthausen ihn in diesen Abschnitten des Buches noch nennt, des Cäsar – ist es, hier das Richtige getroffen zu haben. Die Frage freilich, ob zur Zeit des Augustus die Republik wirklich unrettbar verloren gewesen, ob das Kaiserthum schon damals zur geschichtlichen Nothwendigkeit geworden war, verdient ernstliche Erwägung. Wir möchten mit Gardthausen – gegen den Recensenten des Lit. CBl. ’91, Sp. 1821 ff. – uns dahin entscheiden, dass das Cäsarenthum in Rom zur Zeit des Augustus sich nicht mehr vermeiden liess. Die Eroberung Siciliens, das Entstehen der Provinzialverwaltungen in allen Theilen des rasch wachsenden Reiches, die Errichtung stehender Heere, das Veteranenthum, diese Ursachen waren es neben andern, die schon vor dem Auftreten des Augustus einen für die Republik ungünstigen Stand der Dinge herbeigeführt hatten. Dahingestellt mag bleiben, wieweit Gardthausen mit seiner vielleicht allzu günstigen Charakterisirung Cicero’s Recht hat. Auch auf die Art, wie Gardthausen im allgemeinen handelnde Personen und Ereignisse schildert, kann nicht eingegangen werden. Es genüge nochmals darauf zu verweisen, dass die Arbeit, soviel bisher vorliegt, im Punkte der Quellenbeherrschung, der Durchdringung des Stoffes, in anschaulicher Wiedergabe der als richtig erkannten Thatsachen das leistet, was sie bezweckt. Möge sie dem Forscher der Augusteischen Zeit den wirksamen Führer und Berather bilden, dessen derselbe bisher entbehrte. Ausser im Lit. CBl. wurde Gardthausen’s Werk in den MHL 20, 7–11 und mehrfach in den philol. Fachorganen angezeigt, so von E. Ritterling in der Berliner philol. Wschr. 12, 496–502.

[201

a) W. Ihne, Zur Ehrenrettg. des K. Tiberius; aus d. Engl. v. W. Schott. Strassb., Trübner. 200 p. 3 M. 50. – b) J. Bernoulli, Römische Jkonographie. I: Die Bildnisse d. Römischen Kaiser u. ihrer Angehörigen. II: Von Galba bis Commodus. Stuttg., Union. xij 266 p. m. 69 Taf. 24 M. – c) E. Beurlier, Le culte impérial, son hist. et son organisation dep. Auguste jusqu’à Justinien. Thèse. Paris, Plon. 365 p. 7 fr. 50. – d) R. Cagnat, L’armée romaine au siège de Jérusalem. (Sep. a. R. des études juives T. 22.) Paris, Durlacher. 31 p. – e) M. Dreger, Peregrinus Proteus; e. Leben aus d. Zeit Hadrian’s. Wien, Lesk & Sch. 126 p. – f) B. Brockamp, Quaestiones histor. atque chronol. ad vitam resque gestas imp. Marci Aurelii pertinentes. Münsterer Diss. 79 p. – g) G. Hassebrauk, Kaiser Septimius Severus (s. ’90, Nr. 296 z). II. Progr. Holzminden. 4°. 34 p. – h) J. Belser, Zur Diokletianischen Christenverfolgg. Progr. Tübingen. 4°. 107 p. – i) O. Seeck, Die Anfänge Konstantin’s d. Gr. (DZG 7, 41–107; 189–281.) – k) E. A. Stückelberg, Der Konstantinische Patriciat; e. Beitr. z. späteren Kaiserzeit. Züricher Diss. Basel, Georg. 131 p. 3 fr. – Vgl. Bibliogr. ’91, 137–58. 2099. 2100. 2950 o; r. 3787 c.

[202

[405] Römisches Reich. Inschriften etc., Rechts- und Verfassungsleben. a) Corpus inscriptionum Latinarum (s. ’90, Nr. 74 n). Vol. II, suppl. I: Inscrr. Hispaniae Latin. ed. E. Hübner. III tab. – Vol. III, suppl. II: Inscrr. Orientis et Illyrici Latin. edd. Th. Mommsen, O. Hirschfeld, A. Domaszewski. – Vol. VIII, suppl. I: Inscrr. Africae proconsul. Latin. edd. R. Cagnat et J. Schmidt, comment. instr. J. Schmidt. – Vol. XV, pars I: Inscrr. Urbis Romae Latinae. Instrumentum domesticum, ed. H. Dressel. fol. p. lxj–cv u. 781–1224; 1373–1667; 114–1666; 1–489. 54 M.; 29 M.; 52 M.; 55 M. – b) M. Ihm, Additamenta ad corporis inscrr. Latinarum. Vol. IX–X. (Ephemeris epigraphica VIII, 1.) Berl., Reimer. 221 p. 7 M. – c) J. P. Waltzing, Le recueil gén. des inscrr.[WS 5] latines (Corpus inscrr. Latinarum) et l’épigr. latine depuis 50 ans. Louvain, Peters. 1892. 156 p. 5 fr. – d) C. Jullian, Inscriptions romaines de Bordeaux. T. II. (Archives municipales de Bordeaux.) Bord., Gounouilhon. 1890. 4°. 715 p. u. 15 pl. – e) Von der Französ. Uebersetzg. des Marquardt-Mommsen’schen Handbuches (s. ’89, 138 d u. ’90, 297 a) erschienen neu Bd. II u. VII (Droit public, par P. F. Girard); Bd. IX (Organisation de l’empire romain, par P. L. Lucas); Bd. XI (Organisation militaire, par Brissaud). 411; x 516; 607; 419 p. – f) E. De Ruggiero, Dizionario epigr. di antichità romane. Fasc. 19–22: Aquae Herculis – Arvales. Roma, Pasqualucci. p. 577–704. à fasc. 1 L. 50.

[203

a) Mor. Voigt, Röm. Rechts-G. I. Lpz., Liebeskind. xij 844 p. 27 M. – b) E. Petit, Traité élément. de droit romain, conten. le développement histor. etc. de la législation romaine dep. l’origine de Rome. Paris, Rousseau. 730 p. 10 fr. – c) E. Cuq, Les institutions juridiques des Romains dans leurs rapports avec l’état social etc. Paris, Plon & M. xxxv 768 p. 10 fr. – d) G. Bry, Principes de droit romain dans leur développement historique. Paris, Larose et F. 802 p. 6 fr. – e) Th. Mommsen, Iudicium legitimum. (SavZ 12, Rom. Abth. 267–84.) – f) E. Klebs, Stimmenzahl u. Abstimmungsordng. d. Servianischen Verf. (Ebd. 181–244.) – g) A. Pernice, Labeo: Röm. Privatrecht im 1. Jh. d. Kaiserzeit. III, 1. Halle, Niemeyer. 309 p. 8 M. – h) J. Schvarcz, Die Röm. Massenherrschaft. I (Schvarcz, Die Demokratie. II, 1). Lpz., Friedrich. lxxxviij; xxv p. u. p. 1–144. 7 M. [reicht von 494 v. Chr. bis 81 v. Chr.]. – i) L. Mitteis, Reichsrecht u. Volksrecht in d. östl. Provinzen d. Röm. Kaiserreichs, m. Beitrr. z. Kenntniss d. Griech. Rechte u. d. Spätröm. Rechtsentwicklg. Lpz., Teubner. xiv 561 p. 14 M. – k) B. Heisterbergk, Provincia. (Philologus 49, 629–44.) – l) O. Hirschfeld, Die Sicherheitspolizei im Römischen Kaiserreich. (SBBAk ’91, 845–77.) – m) M. Weber, Die Römische Agrar-G. in ihrer Bedeutg. f. d. Staats- u. Privatrecht. Stuttg., Enke. 284 p. m. 2 Taf. 8 M.

[204

Eine schwierige Aufgabe hatte E. Herzog in seinem Buche „Geschichte und System der Römischen Staatsverfassung“, das jetzt vollendet vorliegt (Bd. II, Abth. 2. Lpz., Teubner. 1891. p. 603–1031. 8 M. – Bd. II, Abth. 1 ersch. 1887), zu lösen unternommen. Es kam darauf an, eine weitschichtige Literatur, die bisher erst einmal – in Mommsen’s Staatsrecht – einheitlich zusammengefasst war, zu verwerthen und ein ausgedehntes, zum [406] Theil entlegenes und wegen seiner Sprödigkeit schwer zu bewältigendes Quellenmaterial weiteren Kreisen zugänglich zu machen. Dass Verf. seinen Gegenstand in richtiger Weise behandelte, hat die Kritik schon beim Erscheinen der früheren Theile des Werkes ausgesprochen. Eine fast bedingungslose Zustimmung findet auch diese Schlussabtheilung. Wir verweisen auf die eingehende Besprechung W. Liebenam’s in der Wschr. für class. Philol. 9, 561–7; 595–601; 620–22, und auf die Anzeige H. Schiller’s in der Berliner philol. Wschr. 12, 757–60. An beiden Stellen wird Klarheit der Darstellung, Uebersichtlichkeit der Anordnung, geschickte Verwerthung der Specialforschung und energisches Erfassen der Probleme rühmend hervorgehoben. Dass Herzog auch scharf die Linie bezeichnet, bis zu der unsere Kenntniss reicht, den „Ausdruck apodiktischer Gewissheit“ meidet, wo Hypothese dazu dienen muss, Lücken in unserem bei aller Reichhaltigkeit doch ungleichen Material auszufüllen, wird von dem Benutzer besonders dankbar empfunden werden. Auf den Inhalt hier einzugehen, würde zu weit führen, bemerkt sei nur, dass Band II die Kaiserzeit von der Dictatur Cäsar’s bis zum Regierungsantritt Diocletian’s behandelt. Die vorliegende Abtheilung enthält „System und Verfassung der Kaiserzeit“, und zwar wird zunächst „das Patriciat“ als solches einer Betrachtung unterzogen, von pag. 810 ab werden „die republikanischen Magistrate und der Senat unter dem Principat“ behandelt. – Ein abweichendes Urtheil über Herzog’s Buch versuchte J. Jung in der N. philol. Rs. ’92, 202 zu begründen.

[205

Römisches Reich. Literatur und Kunst. a) C. Pauli, Altital. Forschgn. III: Die Veneter u. ihre Schriftdenkmäler. Lpz., Barth. xiv 456 p. m. 9 Taf. 40 M. – b) S. Bugge, Etruskisch u. Armenisch; sprachvergl. Forschgn. I. Univ.-Progr. Christiania, Aschehoug. xviij 171 p. 2 Kr. 50. – c) Von Teuffel’s Röm. Lit.-G. (s. ’90, Nr. 75 i u. 297 n) liegt eine Engl. Uebersetzg. vor von G. C. W. Warr. 2 Bde. Lond., Bell. 574; 612 p. à 15 sh. – d) M. Zöller, Grundriss d. G. d. Röm. Lit. Münster, Schöningh. xij 343 p. 3 M. 60. – e) E. Nageotte, Hist. de la litt. latine dep. ses origines jusqu’au 6. siècle de notre ère. 4. éd. Paris, Garnier. 559 p. – f) O. Ribbeck’s G. d. Röm. Dichtg. (s. ’90, Nr. 75 h) liegt mit Bd. III (378 p. 9 M.) vollendet vor. Es begann eine Franz. Uebersetzung des Werkes zu erscheinen, v. E. Droz. Paris, Leroux. 440 p. 7 fr. 50; ins Ungarische wird es übersetzt von G. Csiky. Budapest. 447 p. – g) W. Y. Sellar, The Roman poets of the Augustan age: Horace und the elegiac poets. Lond., Clarendon. xlvj 362 p. 14 sh. – h) F. Nencini, De Terentio ejusque fontibus. Turin, Löscher. xij 172 p. 4 M. 80. – i) W. Helbig, Führer durch d. öffentl. Sammlgn. class. Althh. in Rom. I–II. Lpz., Baedeker. xij 548; 443 p. 12 M. – k) Th. Seemann, Die Kunst d. Etrusker nach d. Forschgn. unserer heutigen Wissensch. als Suppl. z. allgem. Kunst-G. Dresden, Hoffmann. 1890. 76 p. m. 26 Taf. 6 M. – l) M. Kowalczyk, Architektura w starozytnym Rzmyie. I: Od najdawniejszych czasów do 14. roku [Die Architektur im alten Rom. I: Von den ält. Zeiten bis z. 14. Jh.]. Lemberg. xx 98 p. 4 M. 50. – m) J. Lessing u. A. Mau, Wand- und Deckenschmuck e. Römischen Hauses a. d. Zeit d. Augustus; hrsg. v. k. Dt. archl. Inst. Berl., Reimer. Gr. fol. 16 Taf. m. 14 p. Text. 40 M. – n) Depinti murali di [407] Pompei, illustr. da E. Cerillo. Napoli, d’Amelio. fol. xij 20 p. m. 20 Taf. 200 L.

[206

Römisches Reich. Territorial- u. Provincial-G. a) L. Augé de Lassus, Le Forum. Paris, Hachette. 291 p. 2 fr. 25. – b) F. Furchheim, Bibliogr. di Pompei, Ercolano e Stabia. 2 ed. Neapel, Furchheim. xxxij 119 p. 5 M. – c) S. Gsell, Fouilles dans la nécropole de Vulci. (École franç. de Rome. Paris, Thorin. 4°. 576 p. m. 24 Taf. – d) M. Lacava, Topografia e storia di Metaponto. Napoli, Morano. 4°. 396 p. m. 21 Taf. 10 L. – e) K. v. Hauser, Alte G. Kärntens: Römerzeit. (Carinthia 81, 173–8.) – f) F. Kanitz, Röm. Studien in Serbien: Der Donau-Grenzwall, d. Strassennetz, d. Städte, Castelle etc. zur Römerzeit im Kgr. Serbien. (Sep. a. Denkschrr. d. Akad. d. Wiss.) Wien, Temsky. 4°. 158 p. 12 M.– g) Freeman, Hist. of Sicily s. oben Nr. 194 f. – h) R. Cagnat, L’armée romaine d’Afrique et l’occupation milit. de l’Afrique sous les empereurs[WS 6]. Paris, Leroux. 4°. xxiv 813 p. – l) A. C. Pallu de Lessert, Vicaires et comtes d’Afrique (de Dioclétien à l’invasion vandale). (Sep. a. Mém. de la soc. archl. de Constantine, Vol. 26.) Paris, Picard. 185 p. – k) E. Cat, Essai sur la province romaine de Maurétanie césarienne. Paris, Leroux. xvj 3l4 p. – Vgl. Bibliogr. ’91, 37. 2097. 3192 d; e. 4070 a; d. 4105 b.

[207

Christenthum. Neutestamentliche Zeitgeschichte. a) K. v. Hase, G. Jesu; nach akad. Vorlesgn. 2. Aufl. (Hase, Werke. Bd. IV). Lpz., Breitkopf & H. xviij 774 p. 10 M. – b) V. Du Breuil, La légende du Messie; précis historique. Paris, Vanier. 1890. 395 p. 5 fr. – c) Didon, Jésus-Christ. 2. Vol. Paris, Plon. lxxxviij 483; 469 p. 16 fr. – Dt. Uebersetzg. v. C. M. Schneider. 2 Bde. Regensb., Manz. xxviij 671; 535p. 12 M. – d) M. J. Ollivier, La passion; essai historique. Paris, Lethiellieux. xxiv 5l2 p. 9 fr. – e) Ch. Gore, The incarnation of the son of god. Lond., Murray. xij 276 p. – f) H. Laible, Jesus Christus im Thalmud. (Schrr. des Institutum Judaicum Nr. 10.) Berl., Reuther. 96; 20 p. – g) H. Kellner, Die patristische Tradition in Betr. des Geburts-J. Christi. (ZKTh 15, 518–33.) – h) E. Solger, Das Urevangelium; Studien z. Entwicklgs.-G. d. christl. Lehre u. Kirche. Jena, Mauke. 1890. 129 p. 3 M. 60. – i) G. J. P. J. Bolland, Het Johannesevangelie in zijnen oorsprung onderzocht; e prove v. kritisch-histor. studie etc. ’s-Hage, Nijhoff. 184 p. 1 fl. 50. – k) F. Spitta, Die Apostel-G.; ihre Qn. u. deren geschtl. Werth. Halle, Waisenhaus. xj 380 p. 8 M. – l) R. A. Lipsius, Die apokryphen Apostelgeschichten u. Apostellegenden; e. Beitr. z. altchristl. Lit.-G. Erg.hft. Braunschw., Schwetschke. 1890. 262 p. 8 M. – m) J. M. Minasi, La dottrina del signore pei 12 apostoli bandita alle genti etc. Versione, note e commentario. Roma, Befani. liv 389 p. 12 fr. – n) E. Jacquier, La didaché ou la doctrine des 12 apôtres. Thèse. Genève, Georg. 271 p. 5 fr. – o) E. Le Camus, L’oeuvre des apôtres. Paris, Letouzey & A. xlviij 368 p. 6 fr.– p) C. Weizsäcker, Das apostol. Zeitalter d. christl. Kirche. 2. Aufl. Lfg. 1. Freib., Mohr. 192 p. 4 M. – q) P. Bottalla, Storia della vita e della dottrina del grande apostolo Paolo. Torino. 336 p. 3 M. – r) L. Cl. Fillion, Atlas géograph. de la bible d’apr. les docc. anciens etc. Paris, Delhoume & B. 1890. 4°. 58 p.u. 18 pl. 20 fr.

[208

[408] Christenthum. Patristisches Zeitalter bis c. Anfang des 4. Jahrhunderts. a) Patristisch-biographisch woordenboek op de eerste zes eeuwen d. christelijke kerk. II: M–Z. Utrecht. 1221 p. 26 M. 25. – b) J. Fessler, Institutiones patrologiae, ed. Jungmann. II, 1. Innsbr., Rauch. 447 p. 3 M. 60. – c) G. Schmitt, Die Apologie d. ersten 3 Jhh. in hist.-systemat. Darstellg. Preisschr. Würzburg. 1890. 138 p. – d) The Apology of Aristides [aus d. Syrischen], ed. and transl. by J. R. Harris. Lond., Clay. 150 p. – e) J. Langen, Die Clemensromane; ihre Entstehg. u. ihre Tendenzen. Gotha, Perthes. 1890. 167 p. 3 M. 50. – f) E. Bratke, Das neu entdeckte 4te Buch d. Daniel-Commentars des Hippolytus, hrsg. nach d. Orig.-text d. Entdeckers Gorgiades. Bonn, Cohen. x 50 p. 1 M.80. – gh) J. Wilpert, Ein Cyklus christologischer Gemälde [Mitte des 3. Jh.] aus d. Katakombe der hll. Petrus u. Marcellinus. Freib., Herder. fol. 58 p. 9 Taf. 8 M. – Die gottgeweihten Jungfrauen in d. ersten Jhh. d. Kirche. Freib., Herder. 106 p. mit Abb. 18 M. – i) O. v. Gebhardt u. A. Harnack, Texte u. Untersuchgn. z. G. d. altchristl. Lit. (s. ’90, Nr. 298 p.) IV, 2: Athenagorae libellus pro christianis, rec. E. Schwatz. – VII, 1: B. Weiss, Johannes-Apokalypse; textkrit. Untersuchgn. etc. – VII, 2: A. Harnack, Ueb. d. gnostische Buch Pistis-Sophia etc. – VIII, 4: A. Harnack, Die Griech. Uebersetzg. d. Apologeticus Tertullian’s; Medicinisches aus d. ält. K.-G. xxxij 143; 225; 144; 152 p. 3 M. 60; 7 M.; 4 M.50; 5 M. – k) G. Rauch, Der Einfluss d. stoischen Philosophie auf d. Lehrbildg. Tertullian’s. Hallenser Diss. 1890. 60 p. – l) K. Götz, G. d. Cyprianischen Lit. bis z. Zeit d. ersten erhaltenen Hss. Basel, Reich. ix 129 p. 3 fr. – m) H. G. Voigt, Eine verschollene Urk. d. antimontanistischen Kampfes; d. Berr. d. Epiphanius üb. d. Kataphryger u. Quintilianer. Lpz., Richter. 351 p. 8 M. – no) S. Brandt, Ueb. d. dualistischen Zusätze u. d. Kaiserreden bei Lactantius, nebst Untersuchg. üb. d. Leben d. L. u. über s. Prosaschrr. – Ueb. d. Entstehgs.-zeit d. Prosaschrr. des L. u. des Buches de mortibus persecutorum. (SBWAk Bd. 118–120 u. 125.) Wien, Tempsky. 66; 70; 42 p. u. 138 p. – p) G. N. Bonwetsch, Methodius v. Olympus. I: Schriften. Lpz., Deichert. xlviij 408 p. 13 M. – q) Corpus glossariorum Latinorum, a G. Löwe inchoatum, auspiciis soc. litterarum reg. Saxonicae compos. G. Götz. III: Hermeneumata pseudodositheana etc. Lpz., Teubner. xxxvj 659 p. 2 M.

[209

Christenthum. Patristisches Zeitalter seit c. Anfang des 4. Jahrhunderts. a) Gregorius’ v. Nazianz Schutzrede u. Chrysostomus’ 6 Bücher vom Priesterthum, hrsg. v. G. Wohlenberg (Bibl. theol. Classiker. XXIX.). Gotha, Perthes. 1890. 260 p. 2 M. 40. – b) A. Puech, Un réformateur de la société chrét. au 4. siècle: St.-Jean Chrysostôme et les moeurs de son temps. Paris, Hachette. 334 p. 7 fr. 50. – c) Ph. Schaff, St.-Chrysostom and St.-Augustin. Lond., Nisbet. 158 p. 3 sh. – d) A. Röhrich, Essai sur St.-Jérome exégète. Genfer Diss. 113 p. – e) M. Treppner, Das Patriarchat v. Antiochien von s. Entstehen bis zum Ephesianum, 431; e. hist.-geogr. Studie. Mainz, Kirchheim. xij 252 p. 4 M.– f) J. B. v. Loenen, Antiochia in de geschied. v. het christendom. Leidener Diss. 110 p. – g) P. Rohrbach, Die Alexandrinischen Patriarchen als Grossmacht in d. [409] kirchenpolit. Entwicklg. d. Orients. Berliner Diss. 31 p. – h) H. Usener, Der hl. Theodosius; Schrr. des Theodorus u. Kyrillos. Lpz., Teubner. xxiv 210 p. 4 M. – i) Narratio de miraculo a Michaele archangelo Choni, patrato, ed. M. Bonnet. Paris, Hachette. xlvj 36 p. – k) R. Hanow, De Juliano Toletano. Jenenser Diss. Lpz., Fock. 63 p. 1 M. 20. – l) Georg d. Araberbischof’s Gedichte u. Briefe [lebte 686–724], aus d. Syrischen übers. v. V. Ryssel. Lpz., Hirzel. xix 240 p. – m) Platonov, Der Patriarch Photios [Russ.]. Moskau. 4°. 146 p. – Vgl. zur christlichen Urzeit u. zum patristischen Zeitalter auch unsere Bibliogr. in Gruppe II, 2 (besds. Abth. Kirchliches); ferner ebd. ’91, Nr. 3017; 20; 23; 25; 31; 38; 47; 58; 68. ’92, Nr. 17 c. 55 a. 216–21.

[210

Preisausschreiben u. Stipendien. Die Jablonowski’sche Gesellschaft stellt neue Preisaufgaben, und zwar für 1894: Darstellung der Entwicklg. des Gewerbfleisses in Polen seit dem Aufhören der Poln. Selbständigkeit; für 1895: Darstellung des Griech. Genossenschafts- u. Vereinswesens (Wiederholung der Aufgabe v. 1891). Am 30. Nov. 1893 fällig ist die Arbeit über die Einführg. der Dt. Sprache in Urkunden.

[211

Erinnert sei zugleich an die Preisausschreiben der Wedekind-Stiftung: Ausgabe des Eberh. Windecke und G. des Herzogth. Schwaben (zum 14. März 1895); an das der Beneke-Stiftung: G. d. Dt. kaiserl. Kanzleisprache bis auf Maximilian (zum 31. Aug. 1893); an die der Mevissen-Stiftung aus der Rheinischen, speciell Kölnischen Geschichte (s. ’91, 463), und endlich an die der Rubenow-Stiftung, die wir erst im letzten Hefte brachten.

[211a

Das Engelmann-Stipendium (2400 M.) wurde zum zweitenmale an Dr. J. Bernays aus Hamburg verliehen, der auf einer archv. Forschungsreise in Spanien begriffen ist.

[212

Die Verwaltung der Wedekind-Stiftung hat dem Prof. F. v. Thudichum zu Tübingen den Betrag von 1000 M. zur Verfügung gestellt zum Druck von vier histor. Grundkarten über die Wetterau nördl. v. Frankfurt a. M., im Massstab v. 1 : 100 000. (Zur Sache vgl. unseren Bericht über die letzte Versammlung des Gesammtvereins ’91, 373–4. Wir denken auf die Frage zurückzukommen.)

[212a

Seitens der Académie française wurden die Werke nachgenannter Historiker preisgekrönt: G. Cavaignac, La formation de la Prusse contemporaine (Concours Thiers, 2000 fr.), de Courcy, L’Espagne après la paix d’Utrecht, s. Bibliogr. ’91, 2480 (Concours Thiers, 1000 fr.), Ch. Ravaisson-Mollien, Les mss. de Léonard de Vinci, s. ’91, Nr. 462 a (Prix Bordin), F. Buisson, Sébastien Castellion (Prix Guérin, 1500 fr.), A. Ricard, Mémoires du card. Maury, s. Bibliogr. ’91, 2610 (Prix Guérin, 1000 fr.), F. Picavet, Les Idéologues (Prix Guérin, 500 fr.).

[213

F. Funck-Brentano löste die Preisaufgabe der Société des études historiques durch eine Schrift über die Lettres de cachet dans la généralité de Paris.

[214

Das R. Istituto lombardo setzt einen Preis von 5000 L. auf eine Biographie des Leonardo da Vinci mit einer Ausgabe seines Metodo [400] sperimentale und einem Plane zur Ausgabe seiner sämmtlichen Schriften; Termin: 1. Mai 1896. – Ueber das Preisausschreiben der Soc. ital. di numism. s. oben Nr. 165.

[215

Personalien. Akademien etc. Die Wiener Akademie wählte zu wirkl. Mitgliedern Prof. A. Beer in Wien u. Prof. A. Luschin v. Ebengreuth in Graz, zum corresp. Mitglied Prof. J. Kelle in Prag; die Ges. d. Wiss. in Göttingen zu ord. Mitgliedern die Proff. K. Dilthey, A. v. Kluckhohn u. Wilh. Meyer; die Ac. française E. Lavisse zum Mitglied an Stelle Jurien de la Gravière’s; die Ac. des inscr. desgl. Th. Homolle, Director d. École d’Athènes, an Stelle Maury’s, ferner zum corresp. Mitgliede Prof. O. Hirschfeld in Berlin. – Zu Mitgliedern des Comité des traveaux historiques et scientifiques wurden ernannt A. Bruel, J. Havet u. G. Saige.

[216

Universitäten. Die durch v. Below’s Berufung nach Münster erledigte ord. Professur für G. in Königsberg ist dem ao. Prof. G. Erler in Leipzig übertragen worden. – Für allg. G. wurde Priv.-doc. B. Dembińsky in Lemberg, für Oesterr. G. Priv.-doc. L. Finkel ebendort zum ao. Prof. ernannt. – Für Osteuropäische G. wurde in Berlin eine Professur errichtet und dem Staatsarchivar Dr. Th. Schiemann (früherem Rathsarchivar in Reval) übertragen. – Für alte u. Oriental. G. wurde Priv.-doc. Th. Friedrich in Innsbruck zum ao. Prof. ernannt.

[217

Eine neu errichtete ao. Professur für Geographie wurde in München Priv.-doc. E. Oberhummer übertragen; für dasselbe Fach wurde Él. Reclus zum ord. Prof. in Brüssel ernannt.

[218

Für Privatrecht erhielt Prof. Eug. Huber in Halle einen Ruf nach Bern. – Für Nationalökonomie wurde Prof. K. Bücher vom Polytechnikum in Karlsruhe als ord. Prof. an die Univ. Leipzig, als sein Nachfolger der ao. Prof. H. Herkner in Freiburg nach Karlsruhe berufen, Prof. hon. W. Lotz in München zum ao. Prof. ernannt.

[219

Der Kirchenhistoriker Priv.-doc. Joh. Ficker in Halle wurde als ao. Prof. nach Strassburg berufen. – Richtig zu stellen ist die Notiz ’91, 474 dahin, dass Prof. K. J. Schröer, schon seit Jahren ao. Prof., zum ord. Prof. ernannt worden ist. – Infolge der Gleichstellung der Professoren an den Bair. Lyceen mit den Univ.-professoren wurde u. a. der Lycealprof. M. Daisenberger in Dillingen zum ord. Prof. befördert. – Zum Prof. des Kirchenrechts an der bischöfl. Lehranstalt in Paderborn wurde Domvicar Dr. J. Freisen in Erfurt ernannt.

[220

Für neuere Dt. Sprache u. Lit. wurde ao. Prof. B. Litzmann in Jena zum ord. Prof. in Bonn ernannt, Dr. Alb. Köster in Hamburg auf einen in Marburg neu errichteten Lehrstuhl berufen, Priv.-doc. Dr. E. Elster in Leipzig zum ao. Prof. ernannt. – Für German. Philologie wurde Priv.-doc. F. Kauffmann in Marburg als ao. Prof. nach Halle berufen u. Priv.-doc. W. Golther in München beauftragt, im Sommersemester die in Folge von Lexer’s Tod ausfallenden Vorlesungen zu halten. – Für Roman. Philologie wurde Priv.-doc. H. Andresen zum ao. Prof. in Göttingen ernannt. – Der ord. Prof. d. class. Philologie A. Schöne in Königsberg wurde nach Kiel versetzt. – Für Mittel- u. Neugriech. Philologie wurde in München eine ao. Professur [411] errichtet u. dem Priv.-doc. u. bisherigen Gymn.-lehrer K. Krumbacher übertragen. – Der ao. Prof. der Slav. Philologie Al. Brückner in Berlin wurde zum Ordinarius ernannt. – Prof. J. Wellhausen in Marburg hat die Professur für Oriental. Philologie in Göttingen nachträglich doch angenommen (vgl. unsere erste Notiz Nr. 91). – Zum ordentl. Professor für Aegyptiologie wurde der ao. Prof. A. Erman, Dir. d. Aegypt. Abth. der kgl. Museen in Berlin, zum ord. Prof. der Semit. Sprachen der ao. Prof. F. Hommel in München befördert, als ao. Prof. d. Oriental. Philologie der Priv.-doc. P. Jensen in Strassburg nach Marburg berufen.

[221

Der Kunsthistoriker Priv.-doc. H. Brockhaus in Leipzig wurde zum ao. Prof. ernannt.

[222

Es habilitirte sich Dr. K. Breysig aus Erfurt für G. in Berlin, Dr. L. Huberti aus Würzburg für Dt. Recht u. Rechts-G. in Leipzig, Dr. C. Drescher für Dt. Literatur in Münster, Dr. G. Jacob für Oriental. Sprachen in Greifswald, Dr. Max Schmid am Polytechnikum in Berlin für ma. Kunst-G.

[223

Bibliotheken. Zum Custos der Hof- u. Staatsbibliothek in München wurde der 1. Secretär, Priv.-doc. H. Simonsfeld, zum Secretär derselben Bibl. der Assistent Dr. A. Sandberger, zum 2. Custos an der Reg.-Bibl. in Schwerin der Volontär Dr. W. Voss, ferner zum Oberbibliothekar der Univ. München der Staatsbibl.-Secretär Dr. H. Schnorr v. Carolsfeld, zum Bibliothekar der techn. Hochschule daselbst der Priv.-doc. L. Muggenthaler ernannt. – Als Hilfsarbeiter traten ein: bei der kgl. Bibliothek in Berlin Dr. G. Marquardt, bisher an der Univ.-bibl. in Königsberg, bei der Univ.-bibl. zu Halle Dr. A. Hackradt, bei der Univ.-bibl. in Jena Dr. F. Redlich, bei der Univ.-bibl. in Berlin Dr. B. Wenzel, Dr. G. Sapper (bisher an der Univ.-bibl. in Marburg), Dr. Fr. Milkau (bisher an der Univ.-bibl. in Königsberg). Hingegen schied in Berlin der Hilfsarbeiter L. Gregorovius wieder aus.

[224

An der öffentl. Bibl. der Univ. Basel haben sich nachfolgende Personalveränderungen vollzogen: Der 3. Bibliothekar Dr. K. Chr. Bernoulli wurde zum Oberbibliothekar u. Assistent Dr. G. Binz zum 3. Bibliothekar, Dr. J. Bernoulli zum Assistenten ernannt. – An der Bibliothèque nationale in Paris wurde E. Laloy zum Sous-bibliothécaire in der Abth. der Druckschriften ernannt, ferner P. Guilhiermoz zum bibliothécaire honoraire.

[225

Archive. Zum 1. Archivar in Hannover wurde Dr. G. Irmer, bisher 2. Archivar, ernannt, Archivassistent Dr. H. Forst wurde zum Archivar in Osnabrück ernannt, Dr. Ant. Müller aus Wertheim trat als Praktikant beim Staats-A. in München ein.

[226

Museen. Der Verwaltungsausschuss des German. Nat.-Museums in Nürnberg veranlasste Geh.-R. A. v. Essenwein auf Grund seines Vertrages, sein Rücktrittsgesuch, das der Localausschuss vorläufig genehmigt hatte, zurückzuziehen bis zur definitiven Regelung der Gehaltsverhältnisse (vgl. ’91, 264). – Zum Conservator am Nat.-Museum in München wurde d. Priv.-doc. an d. techn. Hochschule G. v. Bezold, zum Bibliothekar u. Secretär derselben Anstalt Dr. G. Hager, bisher schon provisorisch in dieser Stellung thätig, ernannt, ferner zum Bibl.-Assistenten am Kunstgewerbemus. in Berlin [412] Dr. Fr. Back, zum Conservator d. Alterthümer des Reg.-Bez. Kassel Dr. L. Bickell in Marburg.

[227

Schulen. Zum Kreisschulinspector wurde ernannt Dr. Jul. Voigt, ord. Lehrer am kgl. Gymnasium in Danzig, zum Director des Gymn. zu Osnabrück der Oberl. am Gymn. zu Zerbst Dr. Fr. Knoke, zum Director des städt. Gymn. zu Prüm der Rector des dortigen Progymn. Dr. J. Asbach, zum Director der Realschule in Stolberg i. S. der Oberl. C. H. Löscher daselbst. – Den Professortitel erhielten die Oberl. Dr. A. Pannenborg in Göttingen, Fr. Zelle an d. 4. höh. Bürgerschule in Berlin, Dr. R. Hanncke in Köslin, Dr. Ign. Blasel in M.-Gladbach. – Der Titel eines Schulraths wurde dem Sem.-Dir. Dr. F. Volkmer zu Habelschwerdt verliehen. – Versetzt wurde Gymn.-Prof. F. T. Wimmer in Freising nach Regensburg.

[228

Vermischtes. In den Ruhestand trat der früher als Historiker auch schriftstellerisch thätige Preuss. Gesandte an der Röm. Curie K. v. Schlözer. – Geh.-R. Prof. L. Friedländer in Königsberg stellt wegen seines vorgerückten Alters seine Vorlesungen ein. – Geh.-Rath W. Wattenbach in Berlin feierte am 20. Juli sein 50jähr. Doctorjubiläum, Prof. W. Maurenbrecher in Leipzig am 30. Juli sein 25jähr. Docentenjubiläum. – Zum Ehrendoctor ernannte die Universität Edinburg Prof. Th. Nöldeke in Strassburg.

[229

Todesfälle. Deutschland mit Oesterreich und Schweiz. – Am 18. April in Wiesbaden, 73 J. alt, der Dichter Fr. Bodenstedt, hier zu erwähnen als Herausgeber des z. Th. histor. Sammelwerkes „Russische Fragmente“ u. als Verf. der Schriften „Einführung des Christenthums in Armenien“ (1850), „Shakespeare’s Vorläufer und Zeitgenossen“ (1858–60), „Vom Hofe Elisabeth’s u. Jakob’s“ (1871), endlich wegen seines Memoirenwerks „Erinnerungen“ (1888–90). – Am 7. Juli, wie wir während der Drucklegung dieser Nachrichten erfahren, Prof. Busson in Graz. Wir werden auf seine Wirksamkeit noch zurückzukommen haben. – Am 12. Juni in Halle der bekannte Philosoph Prof. Ed. Erdmann einen Tag vor Vollendung seines 87. Lebensjahres; von seinen Werken kommen für uns zunächst in Betracht: Versuche einer wissenschaftlichen Darstellung der G. der neueren Philosophie (1834–53), Ueber Schelling (1857), Grundriss der G. d. Philosophie (3. Aufl. 1878). Einen Nachruf auf ihn veröffentlichte die AZtg Nr. 168.

[230

Am 11. Mai in München, 76 Jahre alt, der Benedictinerpater P. Gams, bekannt durch sein verbreitetes und z. Z. noch unentbehrliches Nachschlagebuch „Series episcoporum ecclesiae catholicae“ (mit 2 Suppl. 1873–86), auch Verf. anderer kirchenhistorischer Schriften (G. d. Kirche Jesu Christi im 19. Jh., 1854–56) und Herausg. der 3. Aufl. der Kirchen-G. von J. A. Möhler, dessen Biograph er gleichzeitig (1866) wurde. – Am 6. Mai in Berlin, 74 Jahre alt, der berühmte Chemiker A. W. Hofmann, der sich auch um die G. seiner Wissenschaft vielfach verdient gemacht hat, so durch Herausgabe der Correspondenz Liebig’s und Wöhler’s und durch zahlreiche Biographien (z. Th. gesammelt in den 3 Bdn. „Zur Erinnerung an vorangegangene [413] Freunde“). – Am 8. Mai in Berlin die Schriftstellerin Helene v. Hülsen, geb. Gräfin Häseler, die sich auch auf histor. Gebiete versucht hat mit den Erinnerungen an ihren Gatten „Unter 2 Königen“ (Bibliogr. ’89, 2677) u. der Schrift „Unter Friedrich d. Gr.“ (’91, 985). – Am 27. Juni in Leipzig der ao. Prof. der Volkswirthschaftslehre, Dr. N. Jacobi, 83 J. alt. Vor mehr als einem Menschenalter war derselbe auf dem Gebiet der Wirthschafts-G. schriftstellerisch thätig. Er schrieb: De rebus rusticis veterum Germanorum (1833), Forschungen über das Agrarwesen des Osterlandes (1845), Slaven- u. Teutschthum in cultur- und agrarhistor. Studien zur Anschauung gebracht (1856). – Am 2. Juni in Eutin der Gymn.-prof. Dr. W. Knorr im 65. Lebensj.; ausser lit.-histor. Arbeiten über Reinecke Fuchs publicirte er zwei Programme über „Familiennamen des Fürstenthums Lübeck“ (1876 und 82).

[231

Am 28. Mai in Rostock Gymn.-dir. Dr. K. E. H. Krause im 70. Lebensj.; er war erste Autorität auf dem Gebiete Mecklenb. Territorial-G., mit der sich seine histor. Schriften und Aufsätze zumeist beschäftigen; die ADB und die JBG verlieren an ihm einen eifrigen Mitarbeiter. – Am 9. Juni in Berlin Dr. W. Langhans, 59 J. alt; er schrieb: Musik-G. in 12 Vorlesgn. (2. Aufl. 1879), G. d. Musik des 17., 18. u. 19. Jh. (1882–4). – Am 27. Jan. in Jena der Universitätsbibliothekar Dr. J. E. A. Martin, 69 J. alt; lange Zeit Redacteur der ZVThüring G., gab er ausser kleinen Beitrr. zur Thüringischen, speciell Jenaischen G. das Urkundenbuch der St. Jena heraus; Bd. 1 hiervon (1182–1405) erschien 1888, von Bd. 2 hinterliess er etwa 30 Bogen in fertigem Zustande. – Am 27. Juni in Stuttgart der Vorstand der kgl. Althh.-Sammlung Prof. Ludw. Mayer; die prähistor. und Röm. Zeit des heutigen Württemberg war sein eigentliches Arbeitsfeld, auf dem seine Hauptleistung der „Beschreibende Katalog der kgl. Staatssammlung; Abth. I: Reihengräberfunde“ (1883) gewesen ist.

[232

Am 17. Mai in Gotha der Geograph Dr. Th. Menke, 73 J. alt, hauptsächlich bekannt und um unsere Wissenschaft hochverdient als Neubearbeiter der Spruner’schen histor. Kartenwerke (Atlas antiquus, 1865; Handatlas f. G. d. MA. etc., 1870); auch Herausgeber eines Bibelatlas (1868). Sein besonderes Interesse war der Geographie der alten Deutschen Gaue zugewandt. – Am 1. Febr. in Zürich, 65 J. alt, A. v. Orelli, Prof. an der jurist. Facultät; theilweise historisch sind von s. Schriften die folgenden: Studien über den gerichtlichen Eid (1858), G. der Kirchengemeinde St. Peter in Zürich (1871), Rechtsschulen und Rechtslit. in der Schweiz vom Ende des MA. bis zur Gründung der Universitäten Zürich und Bern (Festschrift 1879), Grundriss zu den Vorlesgn. über Schweiz. Rechts-G. (1884). – Am 17. Apr. in München, 69 J. alt, Reg.-R. Hartw. Peetz; er schrieb: Christian Markgraf v. Baireuth (1859); Culturhistor. Einblicke in die Alpenwirthschaft des Kiemgaus (1869); Die Kiemseeklöster, eine Wirthschaftscharakteristik aus Archiv u. Leben (1879), Volkswissenschaftl. Studien (1880); s. auch Bibliogr. ’91, 1026 a. – Am 1. Mai in Detmold der Geh. Justizrath O. Preuss, früher Bibliothekar der Landesbibl., fast 76 J. alt; er schrieb: „Die baulichen Althh. des Lippischen Landes“ (1873), „Die Lippischen Familiennamen mit Berücksichtigg. der Ortsnamen“ (2. Aufl. 1887) und [414] viele kleinere Beitrr. zur Orts-G.; mit A. Falkmann zusammen edirte er „Lippische Regesten“ (1860–68).

[233

Die geschichtsforschenden Kreise der Prov. Sachsen, die in der dortigen Commission ihren Mittelpunkt finden, haben im letzten Halbjahr zwei schwere Verluste zu beklagen gehabt. – Am 2. Jan. starb der Director des Domgymn. in Halberstadt, Dr. G. Schmidt, 61 J. alt; er gab 1857 Hermann’s Vorlesgn. über antike Cultur-G. heraus und war dann auf dem Gebiete Sächsischer Provinzial-G. eifrig thätig. Seine Hauptleistung ist die Edition des Urkundenbuchs des Hochstifts Halberstadt (4 Bände 1883–89). Die Frucht eines zweimal. Aufenthalts in Rom, wohin sich S. im Auftrage d. Hist. Comm. begab, liegt in den Päpstl. Urkunden u. Regesten, 1295–1378, vor (2 Bde. 1886 u. 89). Kleinere Aufsätze von ihm s. in den Prov.-Zeitschriften. Daneben beschäftigten ihn seit Jahren Vorarbeiten für eine Edition des Eberh. Windecke. – Am 16. Juni starb in Kiel im 46. Lebensj. der ord. Prof. d. G., Dr. W. Schum. Erst vor wenigen Jahren nach Kiel berufen, hat Sch. mit dem grössten Theil seiner Lebenswirksamkeit der Provinz Sachsen angehört. In Erfurt geboren, hat er in Halle, zuerst als Priv.-Doc. und dann als Extraordinarius Jahre lang gelehrt und der Hist. Commiss. 15 J. hindurch, seit deren Begründung bis z. J. 1889, seine Thätigkeit als Schriftführer gewidmet. Seine eigenen Arbeiten wurzelten wenigstens z. Th. in diesem heimischen Boden; daneben waren besds. das 12. Jh. und die Hilfswissenschaften, die paläograph.-diplomat. Fächer das Feld seiner Studien. Er schrieb u. a.: Die Jbb. des Sanct-Albans Klosters zu Mainz (1872), Die Politik Papst Paschalis’ II. gegen Heinrich V. i. J. 1112 (1877), Card. Albrecht v. Mainz u. die Erfurter K.-Ref., 1514–33 (1878), Exempla codicum Amplonianorum Erfurtensium (1882), Beschreibung der Amplonian. Hss.-Sammlung zu Erfurt (1887); in den Monum. Germ. SS. XIV gab er 1883 die Gesta archiep. Magdeb. heraus; Aufsätze von ihm finden sich in zahlreichen Zeitschriften, namentlich im NA und in den Forschungen; Mitarbeiter der JBG für die frühere Stauferzeit war Schum schon seit dem 2. Jg. dieses Unternehmens.

[234

Am 6. Juni in Münster, 68 J. alt, der Prof. der Theologie J. Schwane; sein Lebenswerk bildete eine Dogmen-G., die er in 4, in sich abgeschlossenen Theilen von der vornicäischen bis zur neueren Zeit herabführte (1862, 1866–69, 1882, 1889). – Am 1. Febr. in Regensburg, 46 J. alt, Gymn.-Prof. Dr. F. X. Seidl, Dichter u. Lit.-historiker, der ausser kleineren hist. Aufsätzen ein Buch über „Dt. Fürsten als Dichter u. Schriftsteller“ (1875; 2. Aufl. 1883) und eine Biographie „André Chénier“ (1883) verfasst hat. – Am 11. Mai in Leipzig, 68 J. alt, der Oberstlieut. z. D. M. v. Süssmilch, gen. Hörnig, Militärschriftsteller, hier zu erwähnen als Herausgeber eines „Hist.-geogr. Atlas von Sachsen u. Thüringen“ (1860–63) und Verf. d. „G. des 2. Sächs. Husarenreg.“ (1882). – Am 23. Apr. in Jauer der Gymn.-dir. Prof. Dr. R. Volkmann, 60 J. alt; Verf. von Arbeiten zur Griech. Lit.-G. auf philolog. Grundlage und einer Biographie „Gottfr. Bernhardy“ (1887). – Am 26. April in Pöpelwitz bei Breslau H. Weingarten, vormals Prof. d. K.-G. an der ev.-theol. Facultät in Breslau, 58 J. alt; von seinen Schrr. sind hier zu erwähnen: Independentismus u. Quäkerthum [415] (1861), Pascal als Apologet d. Christenthums (1863), Die Revolutionskirchen Englands (1868), Der Ursprung des Mönchthums (1877), Zeittafeln zur K.-G. (2. Aufl. 1874).

[235

Skandinavien, England, Nordamerika. Am 12. Mai in Stockholm, 85 J. alt, der Historiker P. O. Bäckström, Verf. von meist populären G.-darstellungen, wie „De Europeiska staternas politiska historia, 1815–66“ (1867); „Öfversikt af de Europ. staternas hist. under de sista 20 åren“ (1883), „Svenska flottans historia“ (1884). – Im Febr. J. E. Price, der Verf. des auch in DZG (4, 198) erwähnten „Histor. account of the Guildhall“ (1886). – Am 12. Jan. in Dublin der Bischof Dr. W. Reeves, 75 J. alt; seine bedeutende Kenntniss der Irischen Paläographie verwerthete er zur Edition ma. G.-Quellen (St. Adamnan’s Life of St. Columba, The acts of archbishop Cotton, Book of Armagh); auch schrieb er „The ecclesiastical antiquities of Down Connor and Dromore“. – Am 22. Febr. in New-York, 67 J. alt, der K.-historiker J. G. Shea; als seine Hauptwerke sind zu bezeichnen „A hist. of the catholic missions among the Indian tribes, 1529–1854“ (1855; Dt. v. J. Roth 1863) und „A hist. of the catholic church in the United States“ (2 vol.; 1886–88).

[236

Frankreich (mit Französ. Schweiz) und Italien. Am 23. März in Nimes, 71 J. alt, Jul. Bonnet, Secretär der Soc. d’hist. du protestantisme français, Herausgeber der „Lettres de Jean Calvin“ (2 Bde. 1854) u. Verfasser von Beitrr. zur Biogr. Calvin’s, wie überhaupt von Darstellungen zur G. besds. der Französ. Reformation, z. Th. auch in mehr populärer Form. – Am 9. März in Hyères (Südfrankr.) hochbetagt der Schweiz. Archäologe G. K. v. Bonstetten v. Rougemont; seine wichtigsten Publicationen sind: Notices sur les tombelles d’Anet (1849), Not. sur les armes et chariots de guerre découverts à Tiefenau près de Berne (1852), Essais sur les dolmens (1865), Recueil d’antiquités suisses (1855–67), Cartes archl. du Canton de Vaud (1874), de Berne (1876), de Fribourg (1878). Schon bei Lebzeiten schenkte er s. kostbare archl. Sammlung der Stadt Bern. – Am 3. März in Pavia Cam. Brambilla, 83 J. alt, Numismatiker u. Besitzer einer bedeutenden Münzsammlung, die er dem Museo civico pavese vermachte. Sein Hauptwerk „Monete di Pavia“ erschien, nach vielen, seit 1865 veröffentlichten Vorarbeiten, i. J. 1883. Neben diesen numism. giebt es auch archl. Arbeiten von ihm, welche der Nekrolog im A. stor. lomb. 9, 238–44 aufzählt. Vgl. auch Bibliogr. ’89, 2018. – Am 14. April in Venedig der Schweiz. Consul V. Ceresole, 62 J. alt; er schrieb u. a.: Lausanne u. der Canton Wallis (1860), La république de Venise et les Suisses (1864); sein Hauptverdienst beruht in Editionen, unter denen „Les dépêches de J.-B. Padavino“ (Qn. z. Schweizer G. Bd. II) hervorragen. – Am 25. März in Bordeaux, 84 J. alt, Jules Delpit, verdienter Localhistoriker (Origines de l’imprimerie en Guyenne, 1869; Catalogue des mss. de la bibl. municip. de Bordeaux, 1881). – Am 7. Mai in Clamart, 59 J. alt, M. de Lescure. Seine histor. Arbeiten gelten meist der Französ. Cultur-G. im 18. Jh. u. während der Revol., darunter: La vraie Marie Antoinette (1858), Les maitresses du régent (1860), Marie Ant. (1865), Rivarol et la soc. franç. pend. la révol. (1883), Etude sur Beaumarchais (1885). Ausserdem gab er verschiedene Memoirenwerke [416] aus den letzten Jahrhh. und die Briefe Ludwig’s XVI. (1866) heraus. Endlich sind noch Biographien Lord Byron’s (1867) u. Heinrich’s IV. (1872) zu nennen. – Am 12. Jan. in Paris, 81 J. alt, der bekannte Anthropologe Arm. de Quatrefages de Bréau; von seinen Werken kommen für uns hauptsächlich in Betracht seine Darwin-Biographie, seine „Souvenirs“ (1864) u. sein letztes Buch „Hist. générale des races humaines“. – Am 18. Febr. in Genf der Abbé A. Sanguinetti, Verf. vieler Zeitschriftenaufsätze localhistorischen Inhalts, sowie einer Vita di Crist. Colombo (1846). – Am 1. Febr. in Paris P. C. de Witt, 35 J. alt; sein Hauptbuch betitelt sich: Une invasion prussienne en Hollande, 1787 (1886).

[237

Ungarn und Slavische Länder. Am 15. Apr. in Budapest, 56 J. alt, Dr. J. Budenz, Prof. f. Altaische vergleichende Sprachwissenschaft, von Geburt ein Deutscher; sein Hauptwerk ist das vergleichende Wörterbuch der Ugrischen Sprachen (Pest, 1873–81). – Am 5. Juni in der Nähe von Wyborg in Finland der Geh.-Rath K. Ordin, der Verf. einer vom national-Russ. Standpunkt aus geschriebenen Darstellung der Eroberung Finlands: Pokorenije Finlandij (1889). – Am 3. Jan. (n. St.) in Moskau Prof. Nil Popov, Director des Archivs im Justizministerium, 58 J. alt; 1869 machte er sich bekannt durch das 2bändige Werk „Rossija i Serbija“ 1806–56; verdienstvoll war seine Herausgabe der Docc. zur G. Peter’s des Grossen.

[238




Antiquarische Kataloge.
Nach Mittheilungen von W. Koch in Königsberg.

Th. Ackermann, München. Kat. 323: Französ. G. 721 Nrr. – 326: G. von Spanien u. Portugal. 103 Nrr.

Revaler Antiquariat, Reval. Russica & Baltica. 505 Nrr.

J. Baer, Frankfurt a. M. Kat. 291: Staatsrecht, Politik. 1315 Nrr.

R. Bertling, Dresden. Kat. 19: Genealogie u. Heraldik. 194 Nrr.

Th. Bertling, Danzig. Kat. 87: Prussica. 1000 Nrr.

A. Bielefeld, Karlsruhe. Kat. 165: Jesuitica. 907 Nrr.

F. A. Brockhaus, Leipzig. Kat. 119: Histor. Flugbll. 1161 Nrr.

A. Buchholz, München. Anz. XXVI. 513 Nrr. (z. Th. Gesch.)

G. Fock, Leipzig. Kat. 66–67: Bibl. Germanica: Verzeichn. v. 7026 Werken betr. Germ. Philol. etc. 201 p. 80 Pf.

H. Fränkel, Berlin. Verzeichn. 2: Völkerrecht etc. 1327 Nrr.

A. Geering, Basel. Kat. 227: Staatswissensch. u. Nationalökon. 1919 Nrr.

R. Hachfeld, Potsdam. Kat. 84: Schönwiss. Lit., Gesch. 1913 Nrr.

G. Harding, London. Kat. 23: Vermischtes, meist Gesch. 1413 Nrr.

J. J. Heckenhauer, Tübingen. Kat. 126: Lit.- u. Kunst-G. 1171 Nrr.

Hertz & Güssenguth, Berlin. Kat. 5: G. u. Hilfswiss. 591 Nrr.

J. Hess, Ellwangen. Kat. 35: Tirol u. Vorarlberg. 514 Nrr.

K. W. Hiersemann, Leipzig. Kat 95: Portugal. 1416 Nrr. – 97: Americana. 711 Nrr. – 100: Süd-Amerika. 787 Nrr. - 104: Spanien. 741 Nrr.

G. Johnston, Edinburgh. Kat 47–48: Curious books etc. 696 u. 288 Nrr.

Th. Kampffmeyer, Berlin. Verz. 332: Militärw. u. Kriegs-G. 56 p.

W. Koch, Königsberg. Kat. 61: Allg. Welt-G. etc. 1342 Nrr. – 64: G. d. MA. u. der Neuzeit II: Dtld. 1884 Nrr.

K. F. Köhler, Berlin. Kat. 24: Philosophie, Cultur-G., Folkloristik. 693 Nrr. – 513: Slavica. 1831 Nrr.

P. Lehmann, Berlin. Kat. 71: Allg. u. Dt. G. 2675 Nrr.



Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: archivî
  2. Vorlage: die
  3. Vorlage: Geopraphie
  4. Vorlage: culieuses et cares
  5. Vorlage: incrr.
  6. Vorlage: empereus