Nachricht von dem Ahornwasser

Textdaten
<<< >>>
Autor: Anonym
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Nachricht von dem Ahornwasser
Untertitel:
aus: Journal von und für Franken, Band 6, S. 620–623
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Raw
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld, Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


|
VIII.
Nachricht von dem Ahornwasser.[1]
Es ist bekannt, daß in Amerika und besonders in Canada sehr viel, ja fast aller Zucker, der daselbst verbraucht wird, und dieses ist nicht wenig, aus dem sehr angenehmen Wasser, welches im Frühjahr aus dem Ahornbaum fließt, gemacht wird; aber nicht so bekannt ist es in unserm Teutschland, daß dieses Wasser auch sehr heilsam ist. Die Erfahrung hat mir, absonderlich in Canada, gelehrt, daß es den dicken zähen Schleim in allen Theilen unsers Leibes auflöst und ihn zum Ab- und Aussondern geschickt macht; es dampft die hitzige Galle und versüßt alle Schärfe in unserm Geblüt, und ist also die| beste sogenannte Geblütsreinigung; es stillt alle krampfhafte Zufälle und convulsivische Bewegungen; es lindert alle Schmerzen; dämpft alle widernatürliche Hitze und allzuheftige Bewegung unsers Geblüts; befördert und erleichtert vornämlich den Urin und Brustauswurf; es feuchtet an und hebt die Trockenheit; es ist auch ein gutes Nahrungsmittel für die Abgezehrte u. s. w. Und dieses geschieht alles auf die gelindeste Art und ohne die geringste Gefahr; auch die schwächsten Personen, alte und junge, können es gebrauchen, entweder als eine Frühlingscur zur Vorbauung, oder zur Heilung vieler schon gegenwärtiger Krankheiten.

 Von diesem Ahornwasser werden täglich 1 oder 2 Maas frisch oder überschlagen als ordentliches Getränk genommen. Es hält sich zwar etliche Tage gut, doch ist es besser, wenn es bald getrunken wird.

 Es wird in den Ahornbaum 2 Schuh hoch vom Boden eine Scharte eingehauen, diese schadet dem Baum nichts, woraus vom Anfang des Märzmonats innerhalb 4 bis 5 Wochen 15 bis 20 Maas helles süsses Wasser in das untergesetzte Gefäß lauft, nachdem die Witterung ist.

|  Wenn mit diesem Wasser Thee oder Caffee gemacht oder der Wein damit vermischt wird, so sind diese Getränke viel angenehmer, als mit gemeinem Wasser. Bleibt das Wasser eine gewisse Zeit in einiger Wärme stehen, so wird es zu einem leisen, doch angenehmen Weine; aus diesem kann ein Branntewein gebrennt, oder ein Essig, wenn der Wein länger und wärmer erhalten wird, gemacht werden. Wird dieses Wasser bis zur Honigdicke eingesotten, so hat man den besten Syrup; wird es mit dem Capillärkanus, Frauenhaar, übergebrüht, durchgeseiht und eingesotten, so bekommt man den ehehin so beliebten ächten Capillärsyrup. Der in den Apotheken befindliche ist, seitdem Frankreich Canada nicht mehr besitzt, nur nachgemacht. Wird dieses Ahornwasser bis zur Trockene eingesotten oder abgeraucht, so hat man reichlich den in Canada gebräuchlichen sogenannten wilden Zucker, Sucre sauvage.
.
 Welch ein bisher unbenutzter Reichthum in dem Ahornbaum Teutschlands! Aber warum wird dieser Zucker nicht auch in Teutschland gemacht? Daß er nicht so schön weiß ist, als unser raffinirter, wird wohl die Ursache seyn, warum er nicht so bey uns geliebt wird; er ist aber doch viel gesünder, weil er ohne allen| Zusatz bereitet wird. Ja ich glaube, daß er durch das gewöhnliche Raffiniren eben so weiß kann gemacht werden. Daß in der Botanik 3 Arten des Ahorns, wovon eine Zucker-Ahorn genennt wird, aufgezeichnet werden, darf niemand irre machen. Auch im heurigen Frühjahr habe ich so wohl von dem Ahorn mit weisser, als von dem mit brauner Rinde dieses süße Wasser häufig erhalten; und in Canada habe ich gesehen, daß unter diesen Bäumen kein Unterschied gemacht wird; daselbst macht fast jeder Landmann jährlich etliche Centner: so leicht ist diese Kunst.



  1. Von einem Fränkischen Arzt, der einige Jahre lang in Nordamerika sich aufhielt. d. E.