Mutterliebe (Die Gartenlaube 1898/8)
[259] Mutterliebe. (Zu dem Bilde S. 237.) Der rohe Kampf ums Dasein, der in der Tierwelt unaufhörlich wütet, zeitigt auch Thaten selbstloser Aufopferung, die das menschliche Herz tief zu rühren vermögen. Die Eltern- und vor allem die Mutterliebe ist es, welche viele
[260] Tiere sozusagen zu Helden macht, wo es gilt, die eigene wehrlose Brut gegen räuberische Ueberfälle zu verteidigen. Mutterliebe kommt auch in dem Kampfe zur Geltung, den das stimmungsvolle Bild von Ludwig Beckmann uns vorführt. Der herrschsüchtige Schwan ist wohl ein kräftiger Vogel, der sich zu wehren versteht, immerhin ist aber auf festem Lande der Fuchs ein ihm überlegener Gegner. Und doch setzt sich die Schwanenmutter tapfer zur Wehr und achtet nicht auf die Gefahr, die ihr droht, da sie ihre Küchlein beschützen will. Aug’ in Auge stehen sich die Feinde gegenüber und der drohende kräftige, zum Stoß bereite Schnabel hält Meister Reineke in gebührender Entfernung. Sicher wird es der bedrohten Familie gelingen, die Flut zu erreichen; in das tiefe Gewässer wird ihr der Fuchs nicht gern folgen wollen und am Ufer das Nachsehen haben. *