Was alles auf einen Quadratzoll geht

Textdaten
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Autor: Dr. –dt.
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Titel: Was alles auf einen Quadratzoll geht
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 8, S. 259
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger G. m. b. H. in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[259] Was alles auf einen Quadratzoll geht. Schon in vergangenen Jahrhunderten hat es Kleinkünstler gegeben, deren Streben danach ging, auf eine möglichst kleine Fläche möglichst viel zu schreiben oder zu zeichnen. So befindet sich im Grünen Gewölbe zu Dresden ein Kirschkern, auf dessen Oberfläche mehr als hundert Zeichnungen, meist Männerköpfe, so gut eingeritzt sind, daß man sie mit Hilfe eines Vergrößerungsglases ausgezeichnet zu erkennen vermag. Verfertiger dieses Stückes, das August dem Starken überreicht wurde, war ein einfacher Drechslerlehrling.

Nach Erfindung der Postkarte war namentlich diese Gegenstand der Bestrebungen von Schreibkünstlern. So hat einer derselben auf eine einzige Postkarte Schillers „Lied von der Glocke“ und „Taucher“ geschrieben, ein anderer hat diese Leistung durch Hinzufügung des „Handschuhs“ noch übertroffen. Wie unendlich weit bleiben aber alle diese Leistungen der menschlichen Handarbeit gegen die der Feinmechanik zurück. Vor kurzem berichtete Prof. Hörmann von der Technischen Hochschule in Berlin, daß in England eine Schreibmaschine konstruiert worden sei, mit der man imstande ist, auf eine Glasplatte von der Größe eines englischen Quadratzolles die ganze englische Bibel nicht nur einmal, sondern 22 mal so niederzuschreiben, daß die Schrift mit Hilfe eines guten Mikroskops leicht lesbar ist. Die Sache klingt unglaublich, namentlich wenn man bedenkt, daß die ganze englische Bibel etwa 31/2 Millionen Buchstaben enthält, aber dennoch verhält sie sich so, wie folgende genaue Ueberlegung und Rechnung zeigt. Schon vor Jahren war es mit Hilfe der Präcisionsmechanik möglich, die Länge eines Millimeters in tausend Teile zu teilen. Mit solchen, auf Glas eingeritzten Maßstäben mißt man unter dem Mikroskop u. a. die Größe der Bakterien, deren Länge und Breite häufig ja noch weniger als 1/1000 mm beträgt. Heute vermag man ihn sogar in 2000 Teile und darüber einzuteilen. Bleiben wir jedoch bei der Tausend-Teilung stehen! Mit derselben ist man imstande, ein Quadrat, dessen Seiten je 1 mm lang sind, in 1000 mal 1000, d. h. 1 Million kleine Quadrate zu zerlegen. Ein englischer Zoll ist nun etwa 25 mm lang, ein Quadratzoll also 25 X 25 = 625 Quadratmillimeter groß. Diese 625 Quadratmillimeter, nach der Tausend-Teilung geteilt, enthalten also die Summe von 625 Millionen kleiner Quadrate. Greift man nun schon ziemlich hoch und nimmt sogar an, daß ein einziger Buchstabe den Raum von 8 solchen kleinen Quadraten beansprucht, also gewiß nicht zu wenig, so kommen auf 1 Quadratmillimeter nicht weniger als 125 000 Buchstaben, und auf einen Quadratzoll 625 mal 125000 = 78125000 Buchstaben. Da nun die englische Bibel, wie schon bemerkt, aus 31/2 Millionen Buchstaben besteht, so würde man sie thatsächlich sogar etwas über 22 mal auf die Fläche eines Quadratzolls zu schreiben imstande sein, denn 31/2 mal 22 ist erst 77; es bleiben also von den 625 Quadratmillimetern sogar noch 9 unbeschrieben. Dr. –dt.