Textdaten
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Autor: Hzn.
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Titel: Musicirende Fische
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 184
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1857
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[184] Musicirende Fische. Wer eine neue Art von Musikanten kennen lernen will, noch dazu solche, von deren Ton- und Stimmlosigkeit man bisher die festeste Ueberzeugung hatte, der mache einen kleinen Abstecher nach Ostindien. Dort hört man in der Nähe von Salsette und der Insel Siuri bei Sonnenuntergang wirklich musikalische Töne, von denen man auf den ersten Augenblick glaubt, daß sie von einer entfernten durch den Wind herübergetragenen Musik herrühren. Allein ein aufmerksames Ohr wird nur auf kurze Zeit in dem Wahne bleiben, es seien die aushaltenden Töne einer wohlklingenden Glocke oder die letzten Accorde auf einer Aeolsharfe. Denn von allen Seiten läßt sich der langgezogene Ton gleichmäßig, wenn auch gleichsam durch große Entfernung gedämpft, vernehmen; deutlicher, wenn man das Ohr auf den Boden des Schiffs oder an die Oberfläche des Meeres legt. Doch sieht man auf dieser weit und breit nichts, was die Veranlassung zu jenen Tönen sein könnte; es müssen also wohl die Musikanten, da sie sich nicht über dem Wasser befinden, unter demselben stecken. Und so ist es. Die Bewohner jener Inseln bezeichnen einen an Größe und Gestalt unserm Barsch ähnlichen Fisch als den Urheber der angenehmen Musik. Dieser soll sich in ungeheurer Menge in jenem Theil des Meeres aufhalten, vielleicht deshalb, weil dasselbe dort schlammig und seicht ist, daher auch von Schiffen und größeren Meerfischen, namentlich Wasserpiraten, nicht beunruhigt wird. Gelingt es die lebendig gefangenen Exemplare dieser Fischart zu erhalten, so dürfen wir bei sorgfältiger Beobachtung vielleicht merkwürdigen Aufschlüssen entgegen sehen. Wer aber die Möglichkeit solcher Fischleistungen überhaupt bezweifelt, der sehe sich nur in der Natur um: wie vielen lebenden Wesen, selbst unter den Menschen wohl nicht wenigen, ist den größten Theil des Jahres hindurch die Stimme versagt oder scheint mindestens versagt zu sein, bis mit dem neuen Frühling die neue Liebe auch neues Leben hervorruft. Sollte nicht die Macht der Liebe den selbst im größten Schmerze stummen Fisch beredt machen können, und wenn auch nicht alle, so doch die eine oder andere Art?

Daß die angestellten oder noch anzustellenden Versuche zu einem bestimmten Ergebniß führen mögen, ist um so mehr zu wünschen, als von anderer Seite angestellte Forschungen zwar die fragliche Musik bestätigen, aber ein andres Thier als Musikanten nennen. Darnach ist es nicht unser Fisch, sondern der mit langen Füßen und Fühlhörnern versehene Insasse einer in Unzahl auf dem Meeresgrunde liegenden, spiralförmigen, einschaligen Muschel. Dieses Thierchen giebt den eigenthümlichen musikalischen Ton bei Nacht stark und deutlich an. Wie viel zarte Musik aber in diesem Tone, der oft wiederholt wird, liegen muß, geht daraus hervor, daß auch diese Beobachter ihn mit dem Klange einer Harfen- oder Guitarrensaite, oder mit dem kurzen Anschlag eines Accordions vergleichen.
Hzn.