Mit der Uhr in der Hand (Kraus)

Textdaten
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Autor: Karl Kraus
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Titel: Mit der Uhr in der Hand
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aus: Ausgewählte Gedichte, S. 56
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1920
Verlag: Verlag der Schriften von Karl Kraus (Kurt Wolff)
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scan auf Commons
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Mit der Uhr in der Hand
Berlin, 22. September 1916: Eines unserer Unterseeboote hat am 17. September im Mittelmeer einen vollbesetzten feindlichen Truppentransportdampfer versenkt. Das Schiff sank innerhalb 43 Sekunden.


Dies ist das Aug in Aug der Technik mit dem Tod.
Will Tapferkeit noch Anteil an der Macht?
Hier läuft die Uhr ab, aller Tag wird Nacht.
Du mutiger Schlachtengott, errett uns aus der Not!

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Nicht dir, der du da dumpf aus der Maschine kamst,

ein Opfer war es, sondern der Maschine!
Hier stand mit unbewegter Siegermiene
ein stolzer Apparat, dem du die Seele nahmst.

Dort ist ein Mörser. Ihm entrinnt der arme Mann,

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der ihn erfand. Er schützt sich in dem Graben.

Weil Zwerge Riesen überwältigt haben,
seht her, die Uhr die Zeit zum Stehen bringen kann!

Geht schlafen, überschlaft’s. Gebt Gnade euch und Ruh.
Sonst sitzt euch einst ein Krüppel im Büro,

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drückt auf den Taster, hebt das Agio,

denn grad flog London in die Luft, wie geht das zu!

Wie viel war’s an der Zeit, als jenes jetzt geschah?
Schlecht sieht das Aug, das giftige Gase beizen.
Doch hört das Ohr, die Uhr schlug eben dreizehn.

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Unsichtig Wetter kommt, der Untergang ist nah.


Entwickelt es sich so mit kunterbunten Scherzen —
behüte Gott den Gott, daß er es lese!
Der Fortschritt geht auf Zinsfuß und Prothese,
das Uhrwerk in der Hand, die Glorie im Herzen.