Miscellaneen (Journal von und für Franken, Band 3, 5)

Textdaten
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Autor: Diverse
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Titel: Miscellaneen
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aus: Journal von und für Franken, Band 3, S. 639–644
Herausgeber: Johann Caspar Bundschuh, Johann Christian Siebenkees
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1791
Verlag: Raw
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Erscheinungsort: Nürnberg
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Quelle: UB Bielefeld, Commons
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VII.
Miscellaneen.


1.
Auszug eines Schreibens vom 26 Sept.

Bey meiner gestrigen Durchreise durch Anspach hatte ich Gelegenheit, im Stillen Zeuge eines frohen Festes zu seyn. König Friedrich Wilhelms von Preußen Geburtstag gab Gelegenheit dazu. Mittags nach 12 Uhr versammelten sich die meisten Honoratioren, sowohl vom Militär- als Civilstande, im Gasthof zum goldenen Stern, durch ein Circulare von dem Besitzer dieses Gasthofs dazu eingeladen; eine ansehnliche Tafel erwartete sie, wo jeder um einen billigen Preis auf das beste bewirthet wurde. Trompeten und Pauken schallten in den Wohlklang zusammengestossener Gläser, und der Pocal gieng waidlich herum.

Abends schloß ein Maskenball im Fürstlichen Redutensaal die ganze Feyerlichkeit, welcher jedoch nicht sehr zahlreich besucht wurde; man sagt, die Anspacher wären nicht sehr für dergleichen Vergnügungen, wozu die bisherige Entfernung, in der sich die verschiedenen Stände einander hielten, und einige ehemahls daraus entstandene Unannehmlichkeiten, welche eine Spannung verursachten, das meiste beygetragen haben sollen. Wann wird doch einmahl der Teutsche von jenen verjährten Vorurtheilen, daß Rang und Geburt den Menschen besser oder schlechter machen, zurückkommen! Mich dünkt, von oben herab müßte zur Verbannung solcher Thorheiten der gedeihliche Anfang gemacht werden.

| Der K. Pr. Kriegs-Minister und Fürstl. Anspach. dirigirende Minister von Hardenberg befindet sich noch in Bayreut und soll daselbst diesen Tag gleichfalls mit einer glänzenden Fete gefeyert haben. Allgemeine Liebe aller Stände für diesen Menschenfreund ist der Stoff jedes Gesprächs; auch soll dieser vorurtheilfreye Mann, welcher nur das wahre Verdienst in jedem Gewande schätzt, unter andern nützlichen Bemühungen, wirklich schon Hand angelegt haben, die Macht des lächerlichen Rangstolzes durch sein eigenes Betragen zu entkräften.


2.
Aus dem Wirzburgischen, den 29 Octob.
Wie ersprieslich die Vertheilung der Gemeinheiten sey, beweist folgende Thatsache. – Unter die Gemeindsgüter des Wirzburgischen Orts Wipfeld gehört der ungefähr 10 Minuten weit vom Ort entfernte auf dem Mainfluß liegende große Wöhrd, welcher sich auf 42 Morgen erstreckt, dabey aber so hoch liegt, daß der Fluß beym Austreten eher die nächsten Getraidfluren übersteigt, als er denselben überschwemmt. Bisher bestand er meist aus etwas Weinbergsland, Dornen und Disteln: das dazwischen wachsende Gras wurde jährlich unter 122 Gemeindsrechte zu Wipfeld vertheilt, und mußte um Johannis in bestimmten 2 bis 3 Tagen heimgeführt werben. Ein Bürger bekam, wenns glücklich ging, jährlich einen Centner Heu auf seinen Theil. Grummet gabs wenig, oder keines: es wurde| manchmahl vom Vieh abgeweidet. Das Weinbergsland wurde jährlich abgeschnitten und in Büscheln zu 122 Theilen verloset, und jeder bekam höchstens 21/2 Büschel. Im Durchschnitt betrug also der jährliche Genuß auf einen Theil etwann einen Gulden Rheinisch; also ertrugen 42 Morgen, jährlich 122 fl. Rh. und auf einen Morgen kam 2 fl. 543/4 Kr.
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Endlich ist durch einen Gemeindschluß ausgemacht worden, daß das Feld auf 12 Jahre soll ausgetheilt werden, um Dornen und Disteln auszurotten, und den sandigen, mit Leimen vermischten und von Fettung verwilderten Boden nach seiner Qualität zu benutzen, und das zu genießen, was jeder auf seinem Antheil bauen werde. Jeder Bürger erhielt auf seinen Antheil einen Viertelmorgen 155/6 Ruthen. Jetzt sah man, mit welchem Eifer jeder sein Stück bearbeitete, Dornen und Disteln ausgrub, die meisten es zu Wiesen anlegten, und andere mit noch bessern Nutzen Erdäpfel darauf bauten. Die letztern haben an dem Kräutich so viel Viehfutter bekommen, als man sonst an Heu erhielt. Mancher hat aber noch 15–18 Säcke Erdäpfel erhalten. Man schlage den Sack zu vier Wirzburger Metzen auf 30 Kreuzer an, und setze im Durchschnitt fürs Jahr 12 Säcke, so beträgt die jährliche Benützung 6 fl. statt daß sie sonst 1 fl. betrug. Statt des jährlichen Ertrags von 122 fl. kann also künftig jährlich der große Wöhrd zu 732 fl. benützt werden; und der Morgen, der| sonst 2 fl. 543/4 Kr. trug, erträgt jetzt 17 fl. 21/2 Kr. – Gehet hin, die ihr in ähnlichem Fall seyd, und thut desgleichen!


3.
D. 7 Aug. dieses Jahrs feyerte das Collegiat-Stift zu Haug in der Fürstl. Residenz-Stadt Wirzburg das erste Jahrhundert von der Einweihung seiner neuen Stifts-Kirche[1] auf eine Art die den Herzen den Vorsteher gewiß vorzüglich Ehre macht. Ohne allen äusserlichen Prunk und Kostenaufwand brachte an diesem festlichen Tage der gesammte Stifts-Klerus nebst der ganzen Pfarr-Gemeinde dem Allerhöchsten ihr schuldiges Dankopfer und Gebet. Das Geld, welches zu Pracht und Gastereyen verwendet worden wäre, soll zur Erbauung eines neuen Schulhauses und zu besserer Bezahlung des Lehrers| verwendet werden. Gott segne den Erfinder dieses klugen Einfalls!


4.

Am 22 Octob. starb zu Erlangen am Schlagfluß der Senior der dortigen Universität, Herr D. Heinrich Friedrich Delius, des H. R. Reichs Edler, Präsident der kais. Akademie der Naturforscher, Fürstlich Brandenburgischer geheimer Hofrath, und erster Professor der Medicin, in seinem 72sten Lebensjahre. Unter seinen manchfaltigen Verdiensten bemerken wir hier vornämlich die von ihm herausgegebenen Fränkischen Sammlungen in 8 Bänden, in welchen mancher gute Beytrag zur Fränkischen Naturgeschichte, Ökonomie und Statistik mitgetheilt worden, so wie er auch in einigen akademischen Disputationen und andern kleinen Schriften die natürliche Beschaffenheit Frankens erläutert hat.


5.

Der Herr Herzog von Sachsen Hildburghausen hat dem Herrn Amtmann Heinrich Christian Jakobi zu Sonnenfeld das Prädicat eines fürstl. Raths beyzulgen geruhet.


6.

Herr Hospitalprediger und Professor Waldau in Nürnberg ist den 7 Sept. zum Prediger bey St. Egydien und Inspector des dortigen Gymnasiums erwählt worden.


7.

Der als Dichter bekannte Herr Registrator Zehelein in Bayreut hat von seinem Fürsten das Kastenamt zu Neustadt am Culm erhalten.


8.
Am 24 Sept. starb Herr Georg Ernst Weber, Nürnbergischer Pfarrer zu Burgfarrenbach, im 56sten Jahre seines Alters. Er hat sich als| theologischen Schriftsteller bekannt gemacht, wie man aus Meusels gel. Teutschl. sehen kann.


9.

Am 9 Octob. starb zu Bayreut Herr Johann Gottlieb Riedel, hochfürstl. Brandenburgischer Bauinspector, im 69sten Jahre seines Lebens. Er war nicht nur ein geschickter Architekt, sondern auch Mahler und Kupferstecher. s. Meusels teutsches Künstlerlex. 2. Th.



  1. Die alte Kirche des Collegiat-Stifts zu Haug ist seit der Stiftung im Jahr Christi 1002 vor den Mauern der Stadt Wirzburg gestanden. Erst im Jahr 1657 wurde die Stifts-Kirche und Pfarr-Kirche nebst dem Schulhause, vielen andern Gebäuden und Chorherrn-Höfen niedergerissen; weil die Stadt erweitert und mehr bevestiget werden sollte. Man schonte dabey des Raumes so sehr, daß man auch nicht Platz hatte, nur ein kleines steinernes Denkmahl zur Erinnerung ihres alten Standorts aufzurichten. Im Jahr 1670 den 26 April hat Johann Philipp von Schönborn, Bischoff zu Wirzburg und Kurfürst zu Mainz den ersten Stein zu dieser neuen Stiftskirche gelegt. Unter den glücklichen Regierungen der Fürstbischöffe Johann Hartmann von Rosenbach, Peter Philipp von Dernbach, Conrad von Werdenau und Johann Gottfried von Guttenberg wurde die Stifts-Kirche ganz aufgebauet. Den 5ten Aug. 1691 hat Joh. Gottfried dieses Meisterstück Deutscher Baukunst mit vieler Pracht eingeweihet.