Textdaten
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Autor: Gottfried August Bürger
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Titel: Minnesold
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aus: Gedichte, S. 106–108
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Entstehungsdatum: 1773
Erscheinungsdatum: 1778
Verlag: Johann Christian Dieterich
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Erscheinungsort: Göttingen
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Quelle: Commons
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Minnesold.
Im Frühjahr 1773.


     Wem der Minnedienst gelinget,
O, wie hoch wird der belohnt!
Keinen bessern Lohn erringet,
Wer dem grösten Kaiser frohnt.

5
Denn mit Szepter, Kron’ und Gold,

Frohnt er selbst um Minnesold.

     Was sind Gold und Edelsteine?
Was des Mogols Perlenpracht?
Minnesold ist doch alleine,

10
Was auch reich die Herzen macht.

Perlen, Edelstein und Gold
Näm’ ich nicht für Minnesold.

     Minnesold läst Amt und Ehren,
Goldnen Sporn und Ritterschlag,

15
Lässet ohne Neid entberen,

Was der Kaiser geben mag.
Ehre lacht nicht halb so hold,
Als der Minne Freudensold.

     Nimmer, nimmermehr hienieden

20
Fänd’ ich süsseren Genies.

Süsseres ist nur beschieden
Seligen im Paradies.
Süs ist, was die Biene zolt;
Süsser dennoch Minnesold.

25
     Minnesold ist aller Freuden,

Aller Freuden Fünftelsaft;
Minnesold hat aller Leiden,
Aller Leiden Heilungskraft.
Was der Balsamstaud’ entrollt,

30
Heilet nicht, wie Minnesold.

     Minnesold lehrt frei verachten
Aller Färlichkeiten Not,
Flammen, Wasserfluten, Schlachten,
Lehrt verschmähen jeden Tod.

35
Stürb’ ich nicht für Ehr’ und Gold,

Stürb’ ich doch für Minnesold.

     Auszuspenden alle Habe,
Zu verbluten mit Gedult,
Wär’ ein Schärflein Armengabe,

40
Für der Minne Dank und Huld.

Den Verlust von Gut und Blut
Macht der Sold der Minne gut.

     O, so wil ich immer harren,
Immerdar, mit stetem Mut;

45
Im Dezemberfrost erstarren,

Schmachten in des Heumonds Glut.
Denn das alles lohnt der Sold,
Den getreue Minne zolt.