Textdaten
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Autor: Paul Hartung
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Titel: Militärische Gebäude
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aus: Freiburg im Breisgau. Die Stadt und ihre Bauten, S. 585–588
Herausgeber: Badischer Architekten- und Ingenieur-Verband
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1898
Verlag: H. M. Poppes & Sohn
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Erscheinungsort: Freiburg
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Quelle: Commons
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Garnison-Bauten.


MILITÄRISCHE GEBÄUDE.
Von P. Hartung.


1. Verwaltungsgebäude. Das Commandantenhaus in der Kaiserstrasse No. 22, Ecke der Friedrichstrasse, gegenüber dem Siegesdenkmal von 1870–71, ist im Jahre 1828 erbaut war früher Eigenthum der Stadt und wurde 1872 vom Reichs-Militärfiscus erworben.

Es enthält im Erdgeschoss die Geschäftszimmer des Divisionscommandos, sowie die Küche und einige Nebenzimmer zu der Dienstwohnung des Divisionscommandeurs, welche das ganze Obergeschoss einnimmt.

Es ist ein zweigeschossiges Haus in einfacher antikisirender Bauweise ohne bemerkenswerthe Einzelheiten.

Im Hofe befindet sich ein Stall für 6 Pferde, hinter dem Hause ein gegen die Friedrichstrasse mit einem Eisengitter abgeschlossener Garten.

Der Peterhof in der Peterstrasse enthält im Erdgeschoss und einem Theil des Obergeschosses die Geschäftsräume des Bezirkscommandos und des Hauptmeldeamtes, im Obergeschoss die der Garnisonverwaltung und Dienstwohnungen für einen Kasernenwärter und den Backmeister der Garnisonbäckerei. Ein Theil der Erdgeschossräume an der Peterstrasse ist dem Proviantamt zur Lagerung von Verpflegungsgegenständen überlassen.

In dem an der Niemensstrasse gelegenen Flügel befindet sich der Raum für die Stamm-Mannschaften des Bezirkscommandos.

Die im Obergeschoss des Flügels an der Peterstrasse gelegene Kapelle der Aebte von St. Peter, eine Perle der deutschen Spätrenaissance, [586] ist bereits an anderer Stelle des vorliegenden Werkes eingehend gewürdigt worden (Vgl. oben S. 364 ff.)



[587] 2. Gebäude zur Unterbringung und Ausbildung der Truppen, sowie zur Lagerung von Kriegsbeständen. Die alte und neue Karlskaserne nehmen den ganzen umfangreichen Block zwischen der Kaiser-, Kasernenstrasse, dem Karlsplatz und der Strasse „Am Karlsplatz“ ein.

Die alte Karlskaserne mit der Hauptseite an der Kaiserstrasse wurde im Jahre 1776 von den breisgauischen Ständen erbaut. Erst nach den siegreichen Kämpfen des Erzherzogs Karl am Oberrhein im Jahre 1796 erhielt sie ihren jetzigen Namen. Ueber dem Haupteingangsthore befinden sich die Wappen der drei breisgauischen Stände zu einem Embleme zusammengefasst. An den Sandsteinpfeilern der Einfriedigung des Vorgartens sind Eisengusstafeln mit den Namen der 1870–71 Gefallenen des 5. bad. Inf.-Regmts. No. 113 angebracht. Im Erdgeschoss befinden sich die Räume der Offizierspeiseanstalt und die Hauptwache.

Die neue Karlskaserne mit der Hauptseite nach dem Karlsplatz wurde 1867 erbaut.

In dem zu gleicher Zeit aufgeführten Flügel an der Strasse „Am Karlsplatz“ zwischen alter und neuer Karlskaserne liegen im Erdgeschoss Mannschaftskochküchen und Badeanstalt, in den Obergeschossen Wohnungen für verheirathete Unteroffiziere.

Diese Gebäude umgeben einen Hof, dessen vierte Seite nach der Kasernenstrasse mit einer Mauer abgeschlossen ist.

Das Kasernement ist belegt mit sechs Compagnieen des 5. bad. Inf.-Regmts. No. 113. Die anderen sechs Compagnieen des Regiments sind untergebracht in der Erbgrossherzog Friedrich-Kaserne auf einem dem Reichsmilitärfiscus gehörigen Grundstücke zwischen der Sautierstrasse, dem Rennwege und der Bismarckstrasse. Das mit einem versetzbaren Eisengitter eingefriedigte Gelände an der Tennenbacherstrasse gehört der Stadtgemeinde und ist von dem Reiche als Uebungsplatz gemiethet.

Von den Gebäuden wurden zuerst im Jahre 1888 das Exercierhaus, dann 1889 der Fahrzeugschuppen mit Montirungskammern in den Obergeschossen, beide in Putzbau, aufgeführt.

Es folgte 1889 bis 1890 die Kaserne I für 2 Compagnieen, 1893 bis 1895 wurden die übrigen Gebäude, Kasernen II und III für je 2 Compagnieen, Wirthschaftsgebäude mit Mannschaftsküche, Waschküche, Marketenderei und Büchsenmacherei, letztere in einem Anbau, das Familienwohngebäude mit Wohnungen für den Kaserneninspector, Kasernenwärter und für 17 verheirathete Unteroffiziere das Montirungskammergebäude, Patronenhaus, Pferdeunterstand, die Mannschaftsabortgebäude [588] und die Arrestanstalt mit 28 Zellen, Arrestaufseher-Wohnung, Wache und Räumen für das Divisionsgericht erbaut.

Die Gebäude sind auf Sockeln von Vogesensandstein im Backsteinrohbau mit gelben Verblendsteinen sowie mit Gesimsen und Thüreinfassungen aus demselben Sandstein ausgeführt, die Dächer mit Doppelfalzziegeln gedeckt; nur Waffenkammer-, Montirungskammergebäude und Patronenhaus haben Holzcementdächer.

Von diesem Kasernement nordwestlich, eine kleine Viertelstunde weit, liegt der Exercierplatz für die Garnison, auf dessen nordwestlichem Theil am Mooswald die Schiessstände angelegt sind.

3. Das Garnison-Lazareth, in der Vorstadt Herdern gelegen, ist 1874–1876 erbaut und besteht aus dem Hauptgebäude mit Lagerstellen für 83 Kranke, Operationszimmer, Wohnung des wachthabenden Arztes, Aufnahmezimmer, Stube für die Krankenwärter, Küche, Desinfectionsraum, Baderäumen und sonstigen Nebenräumen, aus den Verwaltungsgebäuden mit den Geschäftszimmern, der Apotheke, Waschküche und den Wohnungen des Lazarethinspectors, des Civilkrankenwärters und des Hausdieners, endlich aus dem Leichenhaus mit dem Secirzimmer. Die Gebäude liegen in einem grossen Garten, in welchem zur Sommerzeit auch leichte Krankenbaracken Döcker’schen Systems aufgestellt werden.

Kasernen und Lazareth sind miteinander und mit der Feuermeldestelle im Bezirksamte durch Fernsprechleitung verbunden. Sämmtliche Garnisonanstalten sind an die städtische Hochdruckwasserleitung und Schwemmkanalisation angeschlossen, die Aborte mit Wasserspülung und den neuesten Einrichtungen versehen.

Die früher dem Militärfiscus gehörige Rempart- und die Burgkaserne sind nach der Vollendung der Erbgrossherzog-Friedrich-Kaserne 1895 in den Besitz der Stadt übergegangen.

Die Rempart-Kaserne wurde an Stelle des unter dem Namen „Fauler Pelz“ bekannten Häuserviertels, dicht bei der Bastion ‚Kaiserin‘, dem heutigen Alleegarten, im Jahre 1781 zunächst als Garnisonlazareth erbaut. Vom Jahre 1811 ab diente sie als Zuchthaus und fand erst seit 1868 auf wenige Jahrzehnte Verwendung als Kaserne.

Die Burgkaserne war ursprünglich kirchlichen Zwecken bestimmt. Im Jahre 1700 als Unterkunft für die regulirten Chorherren der mit der Abtei St. Märgen vereinigten Propstei Allerheiligen errichtet, wurde das Gebäude 1807 der neugebildeten protestantischen Gemeinde Freiburg überwiesen. Nach der Erbauung der Ludwigskirche haben die Räume lange Zeit fast unbenutzt gestanden. Erst im Jahre 1851 wurden sie zum Militärspital umgestaltet und endlich 1877 auf kurze Frist als Kaserne verwendet.