Merkwürdige Kriegsmaschinen als Vorläufer des Velocipeds

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Titel: Merkwürdige Kriegsmaschinen als Vorläufer des Velocipeds
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 27, S. 468
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1889
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[468] Merkwürdige Kriegsmaschinen als Vorläufer des Velocipeds. In einem Manuskript des Nürnberger Patriciers Berthold Holzschuher vom Jahre 1558 im Germanischen Nationalmuseum findet sich die Zeichnung eines durch Kurbelbewegung getriebenen Wagens, der nach des Verfassers Meinung mit massivem Blockwerke umgeben und mit Artillerie besetzt und so mitten in ein feindliches Heer getrieben werden konnte. Acht Personen sollten den Wagen in Bewegung setzen, etwa ebenso viel mußte er als Besatzung mitnehmen. Holzschuher versprach sich von dieser und anderen Erfindungen ganz außerordentliche Erfolge; er hielt dieselben jedoch streng geheim, und daher mag es kommen, daß die Kriegsgeschichte nichts von den gewaltigen Thaten des „Basilisken“, wie er den Kriegswagen nannte, meldet. Ein nicht durch Menschen oder Thiere gezogener Kriegswagen findet sich aber schon in der um 1470 erschienenen Ausgabe des Vegetius abgebildet, nur sollte der Wind als Triebkraft dienen. Die auf den beiden Seiten befindlichen kleinen Windflügel werden aber kaum ausgereicht haben, den Wagen von der Stelle zu bringen.

Ein Schwarzkunstblatt des Augsburger Kupferstechers Gabriel Bodenehr liefert den Beweis, daß noch zur Zeit des Siebenjährigen Krieges der Gedanke Berthold Holzschuhers die Geister beschäftigte. Das Blatt zeigt einen vierrädrigen Wagen, auf dem eine Lafette mit einem großen Geschützrohr sich befindet und welcher durch die einfache Umdrehung einer Kurbel mit der Hand in Bewegung gesetzt wird. Natürlich hatte ein solches Fahrzeug keinerlei praktischen Werth. Sollte ja eines gebaut worden sein, so werden die Versuche, dasselbe in Bewegung zu setzen, ebenso kläglich ausgefallen sein wie die eines belgischen in Rom im 17. Jahrhundert lebenden Malers, der ein ohne Pferde zu treibendes hölzernes Kastell erfunden haben wollte, das 100 Mann fassen und mit Artillerie besetzt werden konnte. Er wurde ausgelacht, da er den leeren Kasten auf ebenstem Boden nur mit allergrößter Anstrengung einige Schritte vorwärts bringen konnte, was den guten Mann aber nicht hinderte, nach Malta zu reisen und seine Erfindung den Malteser Rittern gegen möglichst viel Geld zur Verwendung gegen die Türken anzubieten.

Man sieht, daß der Gedanke, im Kriege Fuhrwerke zu verwenden, die nicht durch Menschen oder Thiere gezogen, sondern in anderer Weise fortbewegt werden, ein sehr alter ist. Erst die vielen Verbesserungen dieser Art von Fahrzeugen in der Neuzeit, die für den Sport und doch auch für mancherlei praktische Zwecke ein brauchbares Geräth schufen, vermochten es, diese Kriegsmaschinen von der Theorie in die Praxis überzuführen – allerdings in anderer Gestalt, als sich es die Alten vorgestellt hatten, als Velociped.